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Redaktioneller Teil. ^ 146, 27. Juni 1916. habe. Es sei aber unter den gegenwärtigen schweren Verhältnissen ganz unmöglich, dem Publikum weiter einen Nachlaß von den von den Verlegern festgesetzten Ladenpreisen zu gewähren. Der Antrag des Vorstandes auf Abschaffung des Kundenrabatts ohne Ausnahme fand daher einstimmige Annahme. Die neuen Verkaufsbestimmungen wer den am 1. Juli 1916 in Kraft treten. Beschränkungen im Postvcrkchr. — Im Verkehr mit der Buko wina ist bis ans weiteres der Paketverkehr ganz, der übrige Post verkehr für die Gegend nördlich der Linie Jswor—Szypot—Camerale —Setetin—Hadikfalva—Scherboutz eingestellt. — Da zurzeit keine Möglichkeit für einen gesicherten Postaustausch mit Griechenland besteht, muß bis auf weiteres der gesamte Postverkehr von Deutschland nach Griechenland eingestellt werden. Die bisher nach den von feindlichen Mächten nicht besetzten Gebieten Griechenlands noch zu gelassenen Sendungen (gewöhnliche Briefe, Postkarten nnd politische Zeitungen), die in letzter Zeit cingeliefert worden sind oder noch eingeliefert werden, sind den Absendern mit dem Vermerk »Keine Bcforderungsgelcgenheit« zurückzugeben. Eine Kalender-Reform am 1. Januar 1917 schlägt in einer kleinen Flugschrift Herrn. Rese (Hameln) vor, der sich bekanntlich auch um die Einführung der Sommerzeit verdient gemacht hat. Die Vorschläge werden von einer großen Anzahl führender Persönlichkeiten aus dem ganzen Reiche unterstützt. Das Jahr soll für die Folge vier Quartale von je 91 Tagen erhalten und es soll jedesnral der erste Monat im Quartal 31 Tage haben und der 365. Tag im Jahre, Silvester, ans einen Sonntag fallen, dem am 1. Januar wiederum ein Sonntag folgt, während erst der 2. Januar ein Montag wird. Dann fällt jeder 1. des Quartals auf einen Sonntag und alle Tage im Jahre liegen auf einen bestimmten Wochentag für alle Zeiten fest. Sodann fällt der 24. De zember, der heilige Abend, stets auf einen Sonntag und niemals mehr in die Mitte der Woche. Ter Schalttag wäre zweckmäßig alle vier Jahre genau in die Mitte des Jahres zu legen, und zwar als Werktag, der aber keinen Wochentagsnamen erhielte, sondern einfach Schalttag hieße, so daß der nachfolgende Tag dem vorhergehenden in der Reihen folge folgt. Tann wäre nur noch Ostern festzulcgen. Nach dieser Rich tung wird vorgeschlagcn Palmarum auf den 1. April und Ostern auf den 8. April zu legen; dann fallen Himmelfahrt und Pfingsten auf den 16., bzw. 26. Mai, also in die schönste Blütezeit. Das Jahr 1917 eignet sich zur Einführung dieser Reform deshalb so besonders gut, weil der 31. Dezember 1916 auf einen Sonntag fällt und das darauf folgende Ostern, wie oben vorgeschlagen, auf den 8. April. Aus einem englischen Gefangcncn-Lagcr. — Der Direktor einer Berliner Bibliothek übersandte der Redaktion folgenden Brief eines deutschen Buchhändlers, Mitglieds des Börsenvereins, der in London eine weltbekannte Antiguariatsfirma besitzt, znm Abdruck. Der Brief datiert vom 12. April 1916 aus Jslington Camp, London, erreichte den Empfänger aber erst in diesen Tagen. Er hat folgenden Wortlaut: »Sehr geehrter Herr Direktor! Ich erinnere mich noch leb haft der freundlichen Teilnahme, die mir bei meinem kurzen Besuch in Berlin von Ihnen zu teil wurde, sowie der angenehmen Verbindung durch mein Geschäft. Sie mögen deshalb wohl einen sympathischen Anteil an meinem Geschick nehmen. Ich bin schon seit 3. Dezember Kriegsgefangener, und da mein Gehilfe aus Düs seldorf schon seit Juni interniert ist, und meine englischen Angestell ten sich dem Kriegsdienste gestellt haben, ist mein Geschäft nur noch durch meine Frau, die nie etwas von Geschäften verstanden hat, nnd noch durch einen fremden Herrn vertreten. Wenn ich daran zurückdenke, mit welchem Fleiß und mit welcher Liebe zu meinem interessanten Beruf ich mein Geschäft verwaltet und mir auch über die ganze Welt einen kleinen Namen gemacht habe, so wird es mir recht wehe ums Herz. Ich hoffe jedoch nach dem langen und ernsten Kriege meiner Pflicht nach wie vor genügen zu können. Wir haben ja alse zu leiden, doch glaube ich, nach dem, was ich erfahren habe, daß eine Säuberung notwendig war und daß sie trotz aller Trübungen uns zu einem idealeren Leben führen wird. Ich hoffe, daß Sic von Entbehrungen und bösen Erfahrnngen verschont ge blieben sind. Mit bester Empfehlung und Wünschen . . . « In Österreich verboten. — Das »Amtsblatt zur Wiener Zeitung« Nr. 141 v. 21. Juni enthält eine 171 Nummern umfassende Liste von Druckschriften, deren Verbreitung durch eine Verfügung (vom 13. Juni 1916) des Statthalters im Erzherzogtume Österreich unter Verantwort!. Red. i. V.: Richard « lberti. — Verlag: Der Börsen Druck: Ramm L Seeman n. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der 832 der Enns verboten worden ist. Diese Liste umfaßt als Nr. 1—135 genau die im Börsenblatt Nr. 80 vom Berliner Polizeipräsidium ver öffentlichten Titel von verbotenen Büchern und außerdem noch als Nr. 136—171 folgende Schriften: 136. John Wilson. Aus dem Ge heimbuche des berühmtesten amerikanischen Detektivs. Dresdner Romanverlag. — 137. Der König der Pariser Apachen, genannt der Katakombenfürst. H. St. Lehmann, Berlin. — 138. Kriegsfreiwillige. Erlebnisse eines Primaners. Verlagöhaus für Volkslitevatur und Kunst in Berlin. — 139. Von deutscher Treue. Verlagshaus für Volkslitcratur und Kunst in Berlin. — 140. Amüsant. Josef Fischer in Wien. — 141. Bildung ins Volk. C. W. Stern in Wien. — 142. Die Blendlaterne. Kriminalistische Rundschau. Rosa Hölzer in Wien. — 143. Detektivbibliothek. CH. Hölzer in Wien. — 144. Durch alle Welt. Josef Fischer in Wien. — 145. Ein Blick durchs Schlüsselloch. Josef Fischer in Wien. — 146. Das Feigenblatt. Walter Rubinstein in Wien. — 147. Feine Havanna. Josef Fischer in Wien. — 148. Fischers Interessante Bibliothek. Josef Fischer in Wien. — 149. Fischers Hcrrenbibliothek. Josef Fischer in Wien. — 150. Fischers Jugend bibliothek. Josef Fischer in Wien. — 151. Fischers Nomanbibliothck. Josef Fischer in Wien. — 152. Geheimnisvolle Bibliothek. Josef Rubinstein in Wien. — 153. Holzers Wiener Nomanbibliothck. CH. Hölzer in Wien. — 154. Indiskrete Liebesgeschichten. CH. Hölzer in Wien. — 155. Intime Geschichten. CH. Hölzer in Wien. — 156. Jugendpost. Josef Fischer in Wien. — 157. Die Jugendwelt. Heinrich Schellbach in Wien. — 158. Klambts Moderne Bibliothek. Philipp Fruchter in Wien. — 159. Kleine amüsante Bibliothek. CH. Hölzer in Wien. — 160. Der Kriminalkommissär. Josef Fischer in Wien. — 161. Kriminalprozesse aller Zeiten. Josef Fischer in Wien. — 162. Der lustige Wiener. Jakob Podpecan in Wien. — 163. Neue Detektiv-Zeitung. Josef Fischer in Wien. — 164. Neue Kriminal bibliothek. CH. Hölzer in Wien. — 165. Der Romanleser. Josef Fischer in Wien. — 166. Die versiegelte Bibliothek. CH. Hölzer in Wien. — 167. Was man nicht laut erzählt. Josef Fischer in Wien. — 168. Webers Moderne Bibliothek. Josef Fischer in Wien. — 169. Der Weltdetektiv. Dresdner Nomanverlag. — 170. Wild-West Bi bliothek. CH. Hölzer in Wien. — 171. Wochenchronik. Rosa Hölzer in Wien. PersoimlnaAichten. Heinrich Hansjakob f. — Ter bekannte Volksschriftsteller und Stadtpfarrer Ör. Heinrich Hansjakob ist am 23. Juni im Alter von 79 Jahren in seiner Vaterstadt Haslach im Schwarzwald gestorben. Er war katholischer Priester und als solcher bis vor ganz kurzer Zeit noch an der Stadtkirche in Frciburg i. Br. tätig. Aber wie er schon früh, im Jahre 1867, schriftstellerisch hervortrat, so nahm er auch leiden schaftlichen Anteil am politischen Leben seiner engeren Heimat; vor übergehend war er von 1865 an einige Jahre Vorsteher der Realschule in Waldshut; in dieser Zeit ist er wegen seiner politischen Tätigkeit zweimal mit Festungshaft bestraft worden (vgl. seine Bücher »Auf der Festung« und »Im Gefängnisse«), 1869 wurde er sogar seines Dienstes enthoben. Er ging dann als Pfarrer nach Hagenau, 1884 nach Frei burg i.Br. und war mehrfach badischer Landtagsabgeordneter. Hansjakob war ein Volksschriftsteller im besten Sinne des Wortes; er hat zwar seinen großen Kollegen Peter Rosegger nicht ganz erreicht, ist diesem aber in mehr als einer Beziehung sehr ähnlich. Wie jener schilderte er besonders gern eigene Jugenderlebnisse, und diese autobiographischen Schriften sind wohl auch das beste von ihm, haben auch seinen Namen über die Grenzen seiner badischen Heimat hinaus bekannt gemacht. Hier seien davon rühmend genannt das reizende Buch »Aus meiner Jugendzeit« (1880) und die vielgerühmten »Erinnerungen einer alten Schwarzwäldcrin« (1898). Eine gemütliche Mischung von Volkstüm lichkeit und reiner Menschlichkeit kennzeichnet seine schriftstellerische Art. Seine Volkserzählungen »Wilde Kirschen«, »Dürre Blätter«, »Schneeballen«, »Der Vogt auf Mühlstein« fanden außerordentlichen Anklang; seine besten Arbeiten aber sind die kleineren, genremäßigen Erzählungen aus dem Schwarzwald, etwa die Bücher: »Im Paradies«, »Waldleute«, »Sonnige Tage«, »Bauernblut«, »Erzbanern«. Auch in der historischen Erzählung hat Hansjakob sich im »Leutnant von Hasle« und dem »Steinernen Mann von Haslc« versucht. Beide Er zählungen spielen auf dem Boden seiner Vaterstadt, sind reich an hübschen episodischen Schilderungen, aber an die Dorfgeschichten reichen sie nicht heran. Öfters hat Heinrich Hansjakob selbst die Über fülle seiner Jahr für Jahr erscheinenden Erzählungen in Answahl- bändcn gesichtet (»Ansgcwählte Erzählungen«, Volksausgabe iu fünf Bänden), zweimal auch »Ausgewählte Schriften« erscheinen lassen (1895 und 1910, 8 bzw. 10 Bde.). verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhans. Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchhändlerhauS).