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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 53, 5. März 1914. HoroloßiuM Nsvolioitis. — 'Oraelslu-, cis spirlluatLdus »scensivoidliZ. — Os vits st bsuskioio 8Slvst 46«8u Oristi. Drei undatierte bei U. Zell in Köln gedruckte kleine Bücher: F 59.— <>.« 1180.-). Kstliaw, ckoü.: Os8eieuiu8 msckieiuas. VsuscliZ: 9ob. L 6rsq. cks Ors^oriia 1495. 2^. ^ 61.— ( 1220.—); ein Buch, das seiner Jllustratwuen halber besonders geschätzt wird. Lalsuciarluni. VsnsckiA: Oielor, Oö8lsin L katckolt 1476. 4". ^ 30.— <--« 600.—). ?si6L cks Vulsneia: ll'raetatlw 8upsr ckuckasog. — 8xpositions8 oantieoruw ksrialium sie. Valsneia 1485. 2°. sb 50.— l000.-). I1ocksriou8 2amorsn8i8: Lpseulum lluwanss vitas ... so kraoyoi8. Oyoo: Ouiil. Os kc>^ 1477. 2". 102.— 2040.—). — Lpsvuluw kumaoas vitas. s'1oulou8s: 4ob. Oarix, es. 1480 s 2". F 32.— (--« 640.—). Ubsläso, Opsrs. Utoäsns: O. llockolico 1498. 4". 37.10 (^ 750.—). Va1tueiu8, II.: Os rs militari. Vsrooa: ckob. cks Versoa 1472. 2°. F 205.— (^ 4100.—). -ü Soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, wird der Monat März durch eine ziemliche Anzahl von Versteigerungen ausgefüllt werden, für die das Kunstantiquariat fast allein den Stoff liefert. Den Anfang macht am 5. und 6. März die Galerie Helbing in München mit »Handzeichnungen und Aquarellen moderner Meister«, die in den Nachlässen der Münchener Künstler Julius Adam (Katzenstudien), A. von Baur, Chr. Roth und Josef Walter enthalten waren, zusammen 719 Nummern, über die ein hübsch illustrierter Katalog mit einer Einleitung von Adolf Alt unterrichtet. — Vom 9. bis zum 14. März folgen bei Hollstein L Puppel in Berlin zwei Auktionen von Kunstblättern, zuerst »Kupferstiche, Radie rungen, Holzschnitte, Farbendrucke, Schabkunstblätter des 16. bis 19. Jahrhunderts«, darunter »ein fast vollständiges Werk von Daniel Chodowiecki«; an den beiden letzten Tagen »Farbige Ansichten, Bildnisse, historische Darstellungen von Österreich (Sammlung Dasch-Teplitz)«. — Dann kommen in Leipzig vom 16. bis zum 21. März zwei Kunstauktionen zu gleicher Zeit an die Reihe, die eine bei C. G. Boerner. die andere bei Oswald Weigel. Vielleicht wird sich der eine oder andere fragen, ob solch Zusammentreffen denn unbedingt notwendig war, aber wir wollen nicht nach Gründen dafür suchen, sondern uns mit der bloßen Konstatierung der Tat sache begnügen. — Die Boeruersche Auktion hat es mit der schon seit langer Zeit rühmlichst bekannten Hamburger Samm lung Arnold Otto Meyer zu tun, die in ihren Anfängen bis in das 18. Jahrhundert zurückgeht und köstliche Schätze an Handzeichnungen deutscher Künstler besonders des 19. Jahr hunderts in sich birgt. Ihr sind drei prächtige Kataloge gewidmet, die durch ein Vorwort von G. I. Kern ein geleitet werden, das die Sammlung trefflich charakterisiert. Wenn es darin am Schlüsse heißt: »Der vorliegende Katalog bietet mit seiner ausführlichen Beschreibung der einzelnen Werke dem Kunstfreund und Forscher Wohl auch fernerhin eine bequeme Handhabe, im Interesse der deutschen Kunst aber wäre es zu wünschen, daß wenigstens die wichtigeren Blätter der Sammlung für die Zukunft dem Spiel des Zufalls entzogen würden-, so können wir diesen Ausdruck des Wun sches wohl zu dem der sicheren Erwartung erweitern; denn die öffentlichen Museen und Sammlungen Deutschlands, die Hamburger darunter wohl nicht in letzter Linie, werden es sich nicht nehmen lassen, bei dieser Gelegenheit mit den pri vaten Liebhabern kräftig zu konkurrieren. Wie wenden uns nun zu den einzelnen Katalogen. Der erste, dessen Inhalt vom 16. bis zum 18 März dem Hammer verfällt, trägt den Namen Moritz von Schwind an der Spitze, der ein Freund des am 12. März 1913 mit 88 Jahren aus dem Leben geschiedenen Sammlers war. Um ihn gruppieren sich die übrigen bekannten und berühmten Künstler des 19. Jahrhunderts, wie Ludwig Richter, Julius Schnorr von Carolsfeld, Steinle, Philipp Veit, Cornelius, Overbeck, Fr. Preller, Anselm Feuerbach, Franz-Dreber u. viele andere. 870 Nummern, in sorgfältiger Weise beschrieben, kommen zum Ausruf und werden — ein köstlicher Reichtum des in großem Quartformat erschienenen Verzeichnisses — durch 58 schwarze 354 und 5 farbige Tafeln und durch ein dunles Deckelbild vor trefflich illustriert. — Schwind, der einst selbst an Arnold Otto Meyer geschrieben hatte: »Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß in unserer Zeit das Wichtigere und Gedanken reichere mehr in Handzeichnungen festgelegt ist als in Bildern«, ist mit rund zweihundert Blättern und vier Öl bildern vertreten, von denen das -Käthchen von Heilbronu.. (1826) und die Farbenskizze der »Elbe« (1862) bunt repro duziert sind, während seine schönsten Zeichnungen auf 15 der schwarzen Tafeln wiedergegeben werden. Farbig finden sich noch von Anselm Feuerbach »Das Begräbnis des Hofnarren«, von Joseph Anton Koch »Diana und Aktäon«, von Ludwig Richter das liebreizende Aquarell »Kinderreigen« und von Eduard von Steinle ein entzückendes Bild »Der St. Johannis tag in Köln«, das mit dem Sockelbilde im Treppenhaus des Walraff-Richartz - Museums in Köln den gleichen Stofs hat. Die Legende, die ihm zugrunde liegt und in einem Briefe des Petrarca überliefert ist, kennen wir wohl am besten aus Jacob Grimms Rede auf Schiller, in deren Eingang er sagt: »Als Petrarca vor schon fünfhundert Jahren von Frankreich aus zu Köln . . . unseren Boden betrat, zog ihn ein Schau spiel an, wie es seine Augen nirgendwo erblickt hatten. Es war Johannisabend, er sah Scharen des Volkes wallen an des Rheines Ufer, zierlich gekleidete, mit Kräutern gegürtete Frauen ihre Weißen Arme aufstreifen und zum Strome tretend unter Gesängen oder leise gemurmelten Sprüchen diese Kräuter in die Flut werfen. Auf sein Befragen erfuhr dann der fremde Gast, es sei ein althergebrachter Brauch, den man alljährlich wiederhole, auch in künftigen Zeiten nicht unterlassen dürfe. Dem Volksglauben gelte für wahr, daß mit den eingeworfenen, rheinabfließenden Kräutern alles Unheil des nächsten Jahres weggeschwemmt werde«. Auf dem Bilde sehen wir den lorbeergekrönten Dichter, wie er dies Schauspiel betrachtet, das in flächenhafter Malweise in den delikatesten Farbentönen wiedergegeben wird. Es ist die Eigenart der ganzen Sammlung, daß sie nur ästhetisch Schönes, Anmutiges, Liebliches, dabei aber doch nur Kräftiges und Gesundes bietet und sich von dem Süßen und Verzärtelten ebenso fern hält, wie von dem Häßlichen und Krankhaften. Aus den vielen köstlichen Handzeichnungen einzelne hervor heben zu wollen, wäre ein vergebliches Beginnen, man müßte sie eine nach der andern nennen und beschreiben. Das geht aber Wohl nicht gut an. Am 19. und 20. März kommen »Alte Meister des 15. bis 18. Jahrhunderts« zur Versteigerung (546 Nrn). Die Samm lung Meyer ist hier durch Blätter aus anderem Besitz ver vollständigt worden. An erster Stelle steht eine umfangreiche Sammlung von Handzeichnungen Anton Grafss, der Blätter von Altdorfer, Burgkmair (ein Reiterdildnis Kaiser Maximilians), Chodowiecki, Joh. Heinr. Füßli, Salomon Geßner, Ostade, Rembrandt, Ruysdael, Schongauer, Solis, Terborch, Tiepolo und vielen anderen folgen. Der Katalog ist ebenso hübsch aus gestattet, mit buntem Titelbild und 38 Lichtdrucktafeln geschmückt. Im dritten Katalog schließlich, der für die Versteigerung am 21. März zur Vorbereitung dient, sind ungefähr dieselben Künstler wie im ersten enthalten, diesmal aber mit Holzschnitt- Probedrucken ihrer Werke, mit Radierungen, Lithographien usw., zunächst natürlich wieder Moritz von Schwind; dann Chodo wiecki. Grass, Menzel, Pocci, Rethel, Richter, G. F. Schmidt, Schnorr von Carolsfeld, Steinle usw. Das Verzeichnis umfaßt 572 Nummern und ist im Text niedlich illustriert. Die zwei Kataloge von Oswald Weigel umfassen in ähnlicher Einteilung, der eine (Versteigerung am 16. bis 18. März) Ölgemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, der andere (19. bis 21. März) Kunstblätter und dann auch noch Kunst bücher. In ihnen sind jeweilig die Nachlässe zweier diametral entgegengesetzten Künstlernaturen enthalten, erstens die Samm lung des Prof. Alexander Eduard Weichberger, eines Thüringer Landschaftsmalers alter, solider Schule, aus dessen Bildern »das deutsche Gemüt und das rein deutsche Empfinden in der Liebe zur Natur und zu den deutschen Wäldern spricht«, wie es im Vorwort heißt, und dann das