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Nr. 827. -. —Daum r^t-i^o R^" ^ v, s, 32 M.. r EeMm^WMrstM^rUiMerS^Usth^nB'WUM^:M'^lpsia Leipzig, Freitag den 29, September 1918, 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Der Verein der Buchhändler zu Leipzig. Bekanntmachung. Laut Beschluß der außerordentlichen Hauptversammlung vom 29, August 1916 ist die Gewährung einer Rabatts an die Privatkundschaft vom 1, Oktober 1916 an nicht mehr statthaft. An seiner Stelle kann ein kaufmännischer Skonto von 2"/„ bei Barverkäusen von 20 ^ an und bei Ausgleich der Vierteljahrsrechnung 30 Tage nach deren Empfang gewährt werden. Ein Neudruck der Verkaufsbestlmmungen liegt dem Vor stande des Börsenvereins zur Genehmigung vor und wird in den nächsten Tagen den Mitgliedern zugehen, Leipzig, den 28, September 1916, Der Vorstand des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Richard Linnemann, Max Weg, Vorsitzender, Schriftführer. „Eine wichtige vaterländische Aufgabe." In der »Täglichen Rundschau« vom 11, Aug, 1916 fordert Richard Hahn in einer längeren Abhandlung unter dem obigen Titel die Herausgabe von Volksschriften über Zeitfragen des öffentlichen Lebens, namentlich über den Weltkrieg. Er schreibt: »Zahllos sind dic Schriften, die zurzeit über die infolge des gegenwärtigen Weltkrieges entstandenen schwierigen politischen, völkerrechtlichen, volkswirtschaftlichen und sonstigen Fragen erschie nen sind. Zwei Erfordernisse erfüllen sic m, E, nicht: 1, Die große Menge unseres Volkes in gemeinverständlicher Weise über diese Fragen genügend anfzuklären, 2, Dic lügnerischen Angriffe unserer Gegner durch dic Verbrei tung der Übersetzungen solcher Volksschriften im neutralen und feindlichen Auslande sowie in den Gefangenenlagern abzuwehren,« Er versteht darunter: Schilderung der Ursachen des Krieges, Klarstellung der Gründe, aus denen die einzelnen Völker in den Kampf gezogen sind, (Manche wissen das wohl selbst nicht, beispielsweise Rumänien, Portugal, Italien, Was soll da klar gestellt werden?) Weiter Besprechung der bedeutendsten den Krieg betreffenden politischen, völkerrechtlichen und volkswirt schaftlichen Vorgänge und Fragen, Abwehr der Feindesvcrlcnm- dungen, Darstellungen der Geschichte der von uns besetzten oder sonst vom Kriege berührten Staaten, von Land und Leuten und deren militärischer und wirtschaftlicher Bedeutung, Abgesehen davon, daß die große Menge des Volkes für der artige Flugschriften sehr schwer zu haben ist, trifft man jetzt allerorten aus die Auffassung, daß man über den Krieg gerade genug liest und froh ist, in den Mußestunden dic Gedanken durch Unterhaltung mit Büchern auf fernerliegende, friedliche Gebiete abzulenken. Auch fehlt es an Literatur der erwähnten Art keineswegs, und die Lücke, die hier anscheinend vielfach entdeckt wird, ist nicht eine Lücke der Literatur, sondern in den Litcratur- kenntnissen der betreffenden Schreiber, Die Z. E, G, beispielsweise gibt eine Reihe von Flugschriften über Ernährung, Kochrezepte, Wirtschaften mit den jetzt zur Ver fügung stehenden Lebensmitteln usw, kostenlos heraus, die Amts blättern usw. beigelegt werden. Ob aber hiermit die Erfolge, die man beabsichtigt, auch erzielt werden, steht dahin. Wie es schon an und für sich unmöglich ist, es jedem recht zu machen, so ist es ganz besonders schwer auf volkswirtschaftlichen Gebieten, An die große Menge des Volkes wenden sich diese Flugschriften, Ich habe mehrfach mit Hausfrauen, dic in ihren Mitteln be schränkt sind, über diese Flugschriften gesprochen, konnte aber nur in ganz vereinzelten Fällen einiges Interesse dafür finden, da bei- spielsweise Rezepte mitenthalten sind, die der Wenigerbemittclte nicht aussllhren kann. Infolgedessen ist man gegen das Unter nehmen mißtrauisch und steht den weiter erscheinenden Schriften von vornherein ziemlich gleichgültig gegenüber. Wieviel mehr wird diese Gleichgültigkeit zutage treten bei Flugschriften, die dic oben angegebenen Aufgaben erfüllen sollen, da gerade auf politischem Gebiete jeder seine Meinung für sich hat und einer Be einflussung irgend welcher Art aus dem Wege geht! Die vorhandene Literatur genügt vollkommen; wer Inter esse für die einzelnen Fragen über den Rahmen seiner Tages zeitung hinaus hat, weih sich die Literatur zu verschaffen, ver fehlt würde es sein, derartige Flugschriften der großen Menge aufzudrängen. Daß den lügnerischen Angriffen unserer Gegner die Spitze geboten werden mutz, ist eine notwendige Maßnahme, mit der man sich schon seit Kriegsausbruch befaßt. Der oben unter »2« vorgeschlagene Weg dürfte aber gleichfalls von vornherein als verfehlt zu betrachten sein. Es würde eine Schraube ohne Ende werden, denn auf eine deutsche Propaganda im Auslande würde eine solche der Entente-Mächte in stärkerem Matze erfolgen, die unsererseits dann wieder überboten werden müßte. Die Haupt macht ist und bleibt die Tagespresse, und einen Einfluß auf die Volksstimmung im Auslande würde man nur durch eine ent sprechend mächtige Presse ausüben können. Die Wahrheit dringt von allein durch, und wie soll die Verbreitung der Flugschriften geschehen, nachdem wir von allem abgeschnitten sind? Ein Blick auf dic Stellungen der Heere, unsere V-Booterfolge, die Zeppeline und vor allem U-Deutschland verkünden die trotz aller feindlichen Versuche nicht wegzulcugncnden Tatsachen in hervorragendster Weise, Weiter schreibt Hahn: »ES ist nun eine Schattenseite unseres deutschen Bildungs- Nutzens, daß die Höhergebildeic», wenn sie schreiben und sprechen, sich regelmäßig nur au die Gleichgcbilbeten wenden und schließlich selbst da, wo sic es wollen, nicht mehr imstande sind, sür die sonstigen Volkskreisc verständlich zu sein. Dazu kommt, daß die zahlreichen Kricgsschrlsten unserer Professoren und Politiker regelmäßig zu lang und zu teuer sind,« Er erwähnt dabei, daß bemerkenswerte Versuche, in einer Schriftenreihe die wichtigsten Zeitfragen für die weiten Volks kreise zu behandeln, vorliegcn, z, B, in den Kriegsschriften des »Kaiser-Wilhelm-Dank«, den »Schützengraben-Büchern für das deutsche Volk« und im »Wegweiser für das werktätige Volk«, Er führt zwei Stellen aus den angegebenen Schriften an, die allerdings für die weiten Kreise des Volkes unverständlich sind. Es ist jedoch völlig verkehrt, wie Richard Hahn es tut, von diesen beiden Stellen aus auf die ganzen Sammlungen zu schließen. Alle diese Sammlungen näher zu kennen, ist für einen einzelnen bei der Reichhaltigkeit und dem Umfange, den sie jetzt