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Nr. 19 (R. 46>. Leipzig, Mittwoch den 22. März 1922. 89. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Aufruf! Die 4 2 - zeilige Bibel Gutenbergs, dieses wunderbare Werl des Erfinders der Buchdruckerkunst, das bisher den größten Stolz des Deutschen Buchmuseums zu Leipzig gebildet hat und wegen seiner außerordentlichen Seltenheit zu den größten Kostbarkeiten deutschen Besitzes gehört, ist in Gefahr, nach dem Auslände verkauft zu werden. Die riesenhafte Steigerung der persönliche» und sachlichen Ausgaben macht cs unmöglich, das Deutsche Buchmuscum wciterzuführcn, sodaß mit dem Verkauf dieses wertvollsten Stückes gerechnet werden muß, falls nicht weitere Hilfe kommt. Das Deutsche Reich und der Sächsische Staat haben ihre bisherigen Beiträge bedeutend erhöht, auch deutsche Künstler habe» eine Rettungsaktion für die Erhaltung der Bibel eingeleitet. All das reicht aber nicht zu, um das Deutsche Buchmuseum lebensfähig zu erhalten. Die Zahl der Mitglieder muß erhöht werden und kann erhöht werden, wenn alle Kreise Deutschlands, d i e es vermöge n, sich zur Mitgliedschaft entschließen. So wenden sich die Unterzeichneten, ehe zum Äußersten geschritten wird, besonders auch an alle buchhändlerischen und buchgewerblichen Kreise mit der Bitte: ein jeder werde Mitglied und helfe dadurch unserem deutschen Vaterlands eines seiner stolzesten Werke erhalten! Beiträge erbitten wir unter Postscheck Leipzig. Nr. 63 545, Deutsches Museum für Buch und Schrift. Der Mi» de st- beitrag beträgt .kt 25.—. Erhöhte Jahresbeiträge oder einmalige Stiftungen sind besonders erwünscht. Deutscher Buchqewerbeverein Geheimer Hofral vr. Volkman n. t. Vorsteher. Deutscher Buchdruckerverein Hosra! vr. Klinkhardt. 1. Vorsitzender. Börsenverein der Deutschen Buchhändler Hofrat vr. Arthu «Meine r, 1. Vorsteher. Deutscher Verein für Buchwesen und Schrifttum Geheimer Hofrat vr. Volkmann, I. Vorsitzender. Ladenpreise und Verkaufspreise — Geldentwertung und Kapitalschwund. Von vr. G. A. Delbanco. VI. (Zuletzt Bbl. Nr. sg u. 88.) In den letzten Nummern des Bbl. sind unter den oben an geführten Stichwortcu verschiedentlich Auslassungen erschienen, die sich mit der wirtschaftlichen Lage des Buchhandels befassen, so wie sie sich aus der allgemeinen Situation zurzeit ergibt. Ob. wohl sich einzelne dieser Ausführungen nur mit einemder hier als Überschrift gewählten Probleme befassen, besteht doch unter ihnen allen ein so unlöslicher Zusammenhang, daß es mir not wendig erscheint, darauf einzugehen. Dieser Zusammenhang wird am schnellsten erkannt, wenn man sich folgendes vor Augen hält: Aus de» Erörterungen über die Geldentwertung und den Ka pitalschwund ergab sich die Erkenntnis, daß der Buchhandel nicht nur billig, sondern seit langem zu billig verkauft und infolge dessen sein Kapital verschleudert hat (siehe Bbl. Nr. 2S). Es wurde daraus die Folgerung gezogen, daß der Buchhandel end lich nachholen müsse, was er bisher versäumt habe, nämlich: seine Preise an die allgemeine Steigerung aller Preise anzu passen. d. h. von der augenblicklichen etwa 12- bis.löfachen Ver- leuerung der Bücher (gegenüber 1914) möglichst schnell zu einer etwa Machen Verteuerung zu gelangen. Natürlich wird man diesem Gedanken noch die Ergänzung hinzuzufügen haben, daß der Buchhandel dann nicht etwa auf dem Machen Preisniveau stehen bleiben soll, sondern weiterer Geldentwertung möglichst . schnell folgen muß, da ja eben ans den, Nicht-Folgen seine Aus zehrung an Kapital hervorging. Als Konsequenz solchen Hau- ^ delns wurde bereits im Bbl. betont, daß sich dann die Streit- frage um Rabatterhöhung, Tcuerungszuschlag usw. von selbst ^ lösen würde, da mit einem aus das Mache erhöhten Ladenpreis j auch eine Mache Gewinnsteigerung gegeben sei, die also aus- reiche. um die auf das Mache gestiegenen Unkosten allgemeiner ^ und persönlicher Art zu decken. ! Im direkten Widerspruch hierzu steht die Forderung der Herren Weitblech!, Schmort und Lutz nach völliger Beseitigung des festen Ladenpreises. Da dieser doch nur noch in der Idee, aber längst nicht mehr in der Praxis bestehe, so solle man end lich reinen Tisch machen und das Kind beim richtigen Namen 'nennen, indem man erklärt: es gibt keinen festen Ladenpreis mehr, sondern jeder Sortimenter setzt den ihm geeignet erschei nenden Preis fest. Für Beseitigung von Auswüchsen werde die . dann einsetzende freie Konkurrenz sorgen. Also einerseits: Forderung nach Anpassung an das allge meine Preisniveau und dadurch Herbeiführung des festen Laden preises — andererseits rechtliche Anerkennung des <ls Koto be stehenden Chaos nach der Devise: ssuvo gut peut. Herakles am ' Scheidewege. Die tiefgreifende Bedeutung der angeschnittenen Fragen wird durch diese Gegenüberstellung klar. Wo ein so schwerwie gendes und auf lang« Zeit kaum widerrufliches «Entweder-oder- ausgestellt wird, ist ernsteste Prüfung angebracht. Zunächst die Frage, ob die Anpassung der Preise buchhänd lerischer Erzeugnisse an das allgemeine (etwa Mache) Preis niveau angebracht ist oder nicht. Ich komme zu einer unbeding-