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125, 1. Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 557? sicht nach künstlich geschaffen sei. Gelegentlich einer Rede, die ich im Anfang vorigen Jahres vor der Handelskammer gehalten habe, habe ich der Meinung Ausdruck gegeben, daß diese Atmosphäre von Mißtrauen und llbelwollen, die vielleicht schwieriger zu beseitigen sei als eine wirkliche Meinungsver schiedenheit, nur auf Mißverständnissen beruhte, die gar keinen tatsächlichen Untergrund hätten. Die Verhältnisse haben sich jetzt erheblich gebessert; aber eS würde trotzdem verfrüht sein, zu versichern, daß diese Mißverständnisse ganz aus der Welt geschafft seien. Aber ich fühle mich berechtigt, die zuversichtliche Hoffnung auszusprechen, daß sie verschwinden werden bei besserer Kenntnis und bei öfterer Gelegenheit zum Verkehr miteinander. Deshalb begrüße ich Ihren Besuch, meine Herren von der englischen Presse, mit Freuden. Sie werden die hiesigen Verhältnisse mit eignen Augen sehen, Sie werden die persönliche Bekanntschaft Ihrer deutschen Kollegen machen, und durch den gewaltigen Einfluß, den Sie beide auSüben, werden Sie imstande sein, die öffentliche Meinung in beiden Ländern zu besserer gegenseitiger Wertschätzung zu bringen. Die Aufnahme, die Sie in Deutschland gefunden haben, hat, wie ich höre, Ihre Erwartungen übertroffen; die groß artige Gastlichkeit, die Ihre physischen Krästc vielleicht auf eine harte Probe stellen wird, und der herzliche Willkommen, der Ihnen heute abend durch Exzellenz von Mühlberg im Namen der deutschen Regierung zuteil geworden ist, wird Ihnen zeigen, daß die Veranstalter Ihres Empfangs, die eine statt liche Zahl Ihrer Landsleute repräsentieren, wie die Regierung selbst nicht nur die Beseitigung von Mißverständnissen zwischen den beiden Völkern, sondern auch die Herstellung freundschaft licher Beziehungen zu Nutz und Frommen beider wünschen. -Gestatten Sie mir noch ein Wort der Erklärung bezw. der Entschuldigung dafür, daß ich in meiner eignen Sprache sprach: aber ich hatte das Gefühl, daß, wenn ich versuchte, hier zu Ihnen in mangelhaftem Deutsch zu sprechen, ich Gefahr liefe, die Miß verständnisse, auf die ich hingewiesen habe, zu vergrößern, statt sie zu vermindern.- Weitere Trtnksprüche wurden von dem Geheimen Kommerzien rat Generalkonsul Franz v o n M e n d e I s s o h n, von Mr. Spender (IVestwiustsr 6s,rstts), von Friedrich Dernburg (Berliner Tage blatt) und Sidney Low (8ts.väarä> ausgebracht. Die festliche Ver anstaltung hielt die Gäste bis nach Mitternacht beisammen. Leben-rrltnn-. Ei« Retter ertrunken. — Einem Schweid- nitzer Blatt entnehmen wir folgende Mitteilung vom 27. Mai: (Red.) Mit eigner Lebensgefahr rettete am Sonntag im Generalteich Herr Buchhändler Johannes Zuckschwerdt den Arbeiter Mai wald vom Tode des Ertrinkens. Im trunkenen Zustande war M. in den Generalteich geraten. Als Herr Zuckschwerdt mit seiner Familie am genannten Teich ankam, schaffte er mit Hilfe des Arbeiters Wettstein einen Kahn in den Teich und beide fuhren auf den Ertrinkenden zu. Nach vieler Mühe gelang es, ihn in den Kahn zu bringen. Aber durch einen unglücklichen Zufall kenterte der Kahn, und alle drei Personen fielen in den tiefen Teich. In der Annahme, daß Wettstein, der beim Militär Unteroffizier gewesen war, schwimmen konnte, erfaßte Herr Zuck schwerdt den Maiwald und schwamm mit ihm unter großer An strengung ans Ufer. Wettstetn scheint beim Kentern des KahnS einen Schlag erhalten zu haben, sank unter und ertrank. Der Brave hinterläßt eine Witwe mit 3 unversorgten Kindern. Herrn Zuckschwerdt ist die Rettung hoch anzurechnen; viele Neugierige standen am Teich und wagten es nicht, dem Ertrinkenden Hilfe zu bringen. Herr Zuckschwerdt ist Inhaber der Firma Albert Kaisers Buchhandlung und erst seit kurzem Bürger unsrer Stadt. (Herr Zuckschwerdt war früher Mitinhaber der Buchhandlung vr. Seele L Co. in Leipzig. Red.) Versteigerungen im H»»e» Dro««ot ,u Pari-. (April- Mai.) — Die letzten Apriltage brachten verschiedene Gemälde- und Stichauktionen, die gute Durchschnittspreise erzielten. Ausnahms preise wurden nur hie und da, gewöhnlich für seltene alte Teppiche, bezahlt. — Bei einem Verkauf von Gemälden u. a. m. (Sammlung Viau) erreichten einige Pastelle von Degas außergewöhnliche Preise. So steigerte Durand - Ruel »Ua kamilis Llg,uts» für Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. 22 500 Frcs., — ein andres Pastell desselben Malers, -0s.vseusss au ko^sr-, brachte 16 100 Frcs., — -I-a Toilstts-, 4500 Frcs., — ein Porträt der Madame Guillemet, Pastell von Manet, kam für 12 000 FrcS. unter den Hammer, während ein Landschastsbild von Pissaro, »Obauwidrss L ^.uvsrs, xrss koutoiss-, ebenfalls Pastellmalerei, 4500 Frcs. erreichte. Am 12. April fand unter der Leitung von Paul L Sohn und Guillemtn, sowie Coutenceau der Verkauf der Bibliothek statt. Eine Sammlung von 100 Briefen Prosper MsrimseS an Fran- cisque Michel, auS den Jahren 1849—1870, brachte 1950 Frcs., — eine Originalausgabe der »Obartrsuss äs kariös« von Stendhal, 1839, mit unbeschädigtem Einband, 665 FrcS. — Eine Briefsammlung (8 St.) von Balzac an seinen Herausgeber (Madame Dclaunay), worin er sich über seinen »wöässiu äs oaw- pagus» ausspricht (» . . . wou livrs sst äouo vovyu äav» ost ssprit, uv livrs qus la portiärs st la xraväs äaws puiiseut lirs. ä ai pris 1'kvs.vgils st Is Latsvüisws pour woäölss, äsui livrs» ä'siosilevts äsbits . . .«), 499 Frcs. Eine bedeutende Stichauktion (Sammlung Ragault) fand unter Leitung von Delestre und Delteil am 16., 17. und 18. April in Hotel Drouot statt. Die über 600 Nummern fassende Sammlung erzielte 52 600 Frcs. — Folgende Stiche brachten 1000 und mehr Francs: »U'Xbsiäs äs klotrs-Uaws äs kari»» von Charles Meyron, avavt la Isttrs st avant qus Is willssiws v'ait sts skkacs, 4öm« etat, 4650 Frcs., — »Us kovt-au-eüavgs« von demselben, avavt la Isttrs, mit dem Luftschiff Speranza, 1000 FrcS., — die alte Pariser Straße -I-a rus äss Nauvais-üaryovs-, ebenfalls von Meyron, brachte denselben Preis, wie auch ein Stich von Whistler »8eöv« ä'ivtsrieur-, auf Japanpapier. Ein andrer guter Whistlerstich, -8aluts äavvu« erreichte 980 Frcs. — Drei Stiche von Zorn: »Us Toast», »dlov- »ieur kaurs, äs I'Opsra- und ein Selbstporträt wurden für 610 Frcs., die beiden letztgenannten zusammen für 1000 Frcs. versteigert. Außer von den genannten Künstlern waren sehr gute Stiche von Boilly, Fantin-Latour, Karriere, Bracquemond u. a. vorhanden, die mit 150—300 Frcs. bezahlt wurden. Am folgenden Tage (19. April) spielte sich unter Leitung von Couturier und Roblin ein kleiner Stichoerkauf ab, der 9 196 Frcs. brachte. — Zwei farbige Stiche von Bonnet, nach Huet -U'^ccorä watervel- und »Uss 8oivs watsrvsls-, mit Rand, alter Rahmen, er zielten 450 Frcs., — -I-a Narabaväe ä la toilstts» von Vidal, nach Lawreince, ohne Rand, 400 FrcS., — der hübsche farbige Doppelsttch -äsuvs watslot raoovtavt sov oaukraAS« und »U« retour äu jsuvs watslot- von Schmitz, nach Bigg, 250 Frcs., — der zierliche Stich »lla 8oubretts oovüäsuts» von Vidal, nach Lawreince, ohne Rand, 150 Frcs. Einige Tage vorher versteigerten Couturier, Paulme und Lasquin in einem andern Saale des Hotel Drouot die Sammlung des Herrn O, die 53000 Frcs. brachte. An dieser Auktion kamen auch Bücher unter den Hammer. Ein roter Maroqutnband von Bossuets -Uissours sur l'bistoirs uvivsrsslls« erzielte 155 Frcs., — »Oraisovs kuvsbres» von Flechter, 1802, kleines Duodezformat, 105 Frcs., — 4 Bände der »kablss cboisiss- von La Fontaine, Paris 1678—1679, bei Denis Thierry, illustriert von Chauveau, 190 Frcs., — eine andre Ausgabe der -kablss-, Paris 1818, bei Eymery, neuer Kommentar von Charles Nodier, roter Maroquin, 425 Frcs., — -lllswoirs». vom Herzog von La Rochefoucauld, 1817, Duodezformat, 195 Frcs., — das mit farbigen Illustrationen ver- sehene Epos -Uero st bsavärs-, Paris 1801, bei Didot, 140 FrcS., — das von Cochin illustrierte, mit dem Wappen Ludwigs XV, verzierte Werk »keousil äss tsstes, äovvss xour Is roi ev 1756» 390 Frcs. Am 20. April versteigerten Lair-Dubreuil, Paulme und Las quin verschiedene Kunstgegenstände. Ein Brüsseler Teppich auS dem sechzehnten Jahrhundert, Meerlandschaft mit Fischern, brachte 11000 Frcs., eine Amati-Geige aus dem Jahre 1645, mit Unter schrift (Nicolas Amati), 2500 Frcs. — Am selben Tage versteiger ten Normand und Bloche in einem andern Saal des Hotel Drouot Kunstgegenstände. Ein Aubusson - Teppich aus dem achtzehnten Jahrhundert, nach Oudry, Landschaft mit Tierszenen, 8000 Frcs. — An demselben Tag brachten Chevallier und Feral mehrere Stiche unter den Hammer. -Us eouebsr äs la wariös- vom jüngern Moreau brachte 130 Frcs., — -Us Mit jour- von Delaunay, nach Freudenberg, 157 Frcs., — 730