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liederbuchs für Mannerchor"), dessen ersten Band ich jüngst besprochen habe. Alles, was ich zum Lobe des I. Bandes gesagt habe, gilt auch für den zweiten, doch ist sein Inhalt noch herziger und anheimelnder, da er die Fest lieder, geselligen und Trinklieder, Liebeslieder, Balladen und Scherz- und Spottlieder enthält. Namentlich in der letzten Abteilung sind wahre Perlen aus den Volksweisen gerettet worden. Den Schluß machen Anmerkungen, die über die Herkunft der einzelnen Lieder in kurzer, aber ausreichender Form unterrichten und für die meisten Leser eine sehr an genehme Zugabe bilden werden. » » » Einen Ratgeber für Stellungsuchende des Buchhandels") hat K. L. Groß herausgegeben, der auch Musterbriefe enthält. Ich gestehe offen, daß ich gegen solche Briefsammlungen eine gewisse Abneigung habe. Bezwecken die Herausgeber derartiger Hilfsmittel gewiß in vielen Fällen, dem Anfänger eine Anleitung zu geben, wie derartige Briefe abzufassen sind, so wird diese gute Absicht von den Ge brauchern häufig nicht beachtet und diese Briefe lediglich als eine Eselsbrücke betrachtet, die dem Stellesuchenden das eigne Nachdenken erspart und dem, der die Stelle zu vergeben hat, eine gänzlich falsche Anschauung von dem Briefschreiber (oder Briefabschreiber) zu geben geeignet ist. Bei einiger Übung wird man ja freilich nicht allzu schwer einen abgeschriebenen von einem geschriebenen Bewerbungsbrief unterscheiden lernen! Das vorliegende Schriftchen gibt ja nun auch eine Anzahl Probebriefe, tut aber wenigstens das Seine, die Gebraucher auf eigne Tätigkeit zu verweisen und die Briefe nur als Muster zu betrachten. Der Stil und die Form der Briefe ist im allgemeinen nicht zu beanstanden. Den Briefen schickt der Verfasser eine kurze »Anleitung zur Erlangung einer Stelle« voraus, in der die einzelnen Zweige des Buch handels besprochen und Fachwerke zur Fortbildung angeführt werden. Form und Inhalt eines Bewerbungsschreibens werden ausführlich erörtert und Anleitung zu seiner An fertigung gegeben. Rechte der Mitarbeiter, das Verhalten in einer Stellung wird kurz, aber genügend besprochen. Einen Irrtum des Verfassers möchte ich noch berich tigen. Er sagt: »Zeitungsverleger und Selbstverleger betreiben Verlagsgeschäfte und sind daher Kaufleute.« Zeitungsverleger sind freilich Kaufleute, nicht aber Selbst verleger, oder doch nur dann, wenn sie gewerbsmäßig ein Verlagsgeschäft betreiben. Im allgemeinen ist dies aber bei Selbstverlegern nicht der Fall, und deshalb sind sie der Pflicht der Eintragung in das Handelsregister und der Anmeldung zur Gewerbesteuer enthoben. Wenn der »Ratgeber« in verständiger Weise benutzt wird, wird er mannigfachen Nutzen stiften können. « » WWJn demselben Verlag ist Gustav Uhls Buchhändler- Kalender für das Jahr 1907"') erschienen, der sich durch reichen Inhalt bei billigem Preise empfiehlt. Er enthält Posttarif, Verkehrsordnung, Ostertabelle, Rabattberechner, Verlagskalkulationstabelle, die für den Buchhandel wichtigen rechtlichen Bestimmungen und vieles andre, so daß er den Fachgenossen empfohlen sein mag. (Fortsetzung folgt.) *) Volksliederbuch für Männerchor, Partitur II. Band, 8" Leipzig, C. F. Peters. (IV, 792 S.) Preis 3 ^ (ebenso wie der I. Band, dessen Preis ich irrtümlich mit 2 ^ 40 angegeben habe). **) Ratgeber für Stellungsuchende des Buchhandels. An leitung und Musterbriefe für Lehrlinge, Volontäre und Gehilfen im Verlags-, Sortiments-, Antiquariats-, Kommissions- und Reise- buchhandel, im Kunst-, Musikalien- und Landkartenhandel. Von K. L. Groß. 8°. Lpz. o. I., G. Uhl. XIV, 109 S. 1 ^ netto bar. '") Kl. 8°. Lpz., G. Uhl. 106 S. Text u. 16 S. Notizblätter. Brosch. 30 bar; geb. 50 bar. Kleine Mitteilungen. Besuch eugttscher Journalisten in Deutschland. (Vgl. Nr. 122, 123 d. Bl.) — In Hamburg, das, wie berichtet, am 28. Mai von den englischen Gästen besucht wurde, erschienen die Herren nachmittags bei dem preußischen Gesandten Herrn von Heyking zum Tee, bei dem auch der Präsident des Senats, Bürgermeister Or. Stammann, und zahlreiche Senatoren zugegen waren, desgleichen der Präsident der Handelskammer Schinkel und der Reichstagsabgeordnete vr. Semler. Vorauf ging eine Lustfahrt auf der Alster. Abends fand ihnen zu Ehren im Kaisersaal des Rathauses ein Festmahl statt. Die Honneurs machten die Mitglieder des Senats, und außer hohen Beamten waren auch viele Mitglieder der Bürgerschaft geladen. Herr Bürgermeister vr. Stammann hieß die Gäste willkommen und dankte ihnen im Namen Hamburgs für ihren Besuch. Ihm erwiderte der Redakteur des Liverpooler Courier, Mr. Mach- oeray, mit herzlichen Dankesworten für die wahrhaft großartige Gastfreundschaft Hamburgs. Nach Schluß des Festmahls konzer tierte die Kapelle des Regiments Hamburg auf dem Platze vor dem Rathause. Das dort errichtete Kaiser Wilhelm-Denkmal und das Rathaus selbst erstrahlten in bengalischer Beleuchtung. Eine ungeheure Menge war auf dem Platze versammelt. (Red.) Aus Berlin vom 30. Mai 1907 berichtet der Deutsche Reichs anzeiger: (Red.) Die englischen Journalisten langten gestern, 29. Mai, mittags, von Hamburg kommend, in Berlin an, wurden von Mitgliedern des deutschen Empfangsausschusses am Bahnhof begrüßt und nach ihrem Hotel geleitet. Bald daraus wurde im Kaiserkeller ein Frühstück eingenommen, an das sich eine Rundfahrt durch Berlin und Charlottenburg anschloß. Abends fand in dem von Professor Bruno Paul künstlerisch geschmückten großen Saal des Zoologischen Gartens ein Festessen zu Ehren der englischen Gäste statt, bet dem Seine Durchlaucht der Herzog zu Trachenberg Fürst vonHatzfeldt als Präsi dent des Empfangsausschusses ein Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und den König Eduard ausbrachte und die Gäste begrüßte. Hieraus erhob sich der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt vr. von Mühlberg zu einer Rede, die (W. T. B. zufolge) folgenden Wortlaut hatte: »Meine Herren! Mit besondrer Freude schließe ich mich den Worten der Begrüßung an, die Sie von dem Herzog zu Trachenberg vernommen haben. -Wenn ich die fremden Zeitungen durchblättere, so stoße ich darin — auch in den englischen, wie ich offen sagen muß — fast täglich auf ein merkwürdiges Märchen, das im Ausland ebenso viele geschickte und leidenschaftliche Verbreiter als andächtige Gläubige zu finden scheint. Es ist das Märchen von der Beunruhigung und Bedrohung des Weltfriedens durch Deutschland. »Da ist es zunächst und vor allem das deutsche Heer, das im Ausland mit mißtrauischen Augen betrachtet wird. Man will in ihm eine formidable Kriegsmaschine sehen, bestimmt, eines TageS losgelassen zu werden und Beunruhigung und Schrecken in der Welt zu verbreiten. »Meine Herren, es ist wahr, — Deutschland besitzt ein tapferes, mächtiges Heer, und wir Deutschen sind stolz darauf. Können Sie aber sagen, daß seit der Existenz des Deutschen Reichs die Kraft dieses Heeres jemals mißbraucht worden wäre, daß wir das Leben und das Blut der Söhne unsres Landes jemals fre ventlich aufs Spiel gesetzt hätten? Unser Heeressystem der all gemeinen Wehrpflicht besteht seit hundert Jahren, ist also bei weitem älter als das neue Deutsche Reich. In dem Augenblick, da die Anfänge dieser Armee geschaffen wurden, gelüstete es uns wahrlich nicht nach Eroberungen und Landerwerb, — unser Heer ist entstanden in jenen Zeiten der tiefsten Not des Preu ßischen Staates, in denen unsere Vorfahren den letzten Heller opferten, um ihre nationale Unabhängigkeit und die Befreiung des Landes von fremdem Druck zu erkämpfen. Und bis auf den heutigen Tag, durch allen Wandel der Zeiten hindurch sind die Grundlagen unserer militärischen Verfassung dieselben geblieben. »Und nun unsere Flotte! 729'