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Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 175. 29. Juli 1922. Mit dem Systemtvechsel ging er verloren; denn Umrechnungs kurse gibt es nicht mehr. Immerhin läßt sich unter Zugrunde legung der seitdem festgesetzten Aufschläge auch -dann noch errech nen, welche Umrechnungssätze wenigstens im Augenblick der Fest setzung -der Aufschläge für angemessen erachtet würden. Man braucht nur auch hier die Aufschläge als Ausdruck der Differenz zwischen Tages- und angenommenem Umrechnungskurs zu neh men. Dann ergäbe sich nachstehende Übersicht über die Umrech nungssätze für die 9 wichtigsten Länder seit Bestehen der Aus landverkaufsordnung: Tab. I. Buchh. Umrechnungskurse März 20 Juli 20 Dezb 20 Apr.21') März 22*) Amerika 9.— 8— 5.— 3.20 0.90 43/- 40/— 28/— 18/- s/- Frankreich 70 — 90.— 72.— 46.40 0.99 Italien 80.— 110.- 90.- 63.— 12.98 Schweiz 50.— 45.— 30 — 18.60 4.5S Holland 24.— 22.— 16.— 8.S0 2.34 43.— 40.— 32.— 18.60 432 40.— 36.— 25.— 14.— 3.51 Norwegen 40.— 37.— 32.— 20.— 5.01 *> hypothetisch. Aus dieser Übersicht ist zu ersehen, daß die Umrechnungs sätze immer wieder herabgesetzt worden sind. Die Festsetzung er folgte von Fall zu Fall im Grunde nur gefühlsmäßig. Anfäng lich fehlten alle Unterlagen zu genaueren statistischen Berechnun gen. Man war also auf Schätzungen und Annahmen angewiesen. Einen gewissen, freilich in vieler Hinsicht recht fragwürdigen Maßstab gab die Kritik seitens des Auslandes. Auf ihren Ein fluß ging der äußerlich -erkennbare fortschreitende Abbau der Um rechnungssätze zurück. Daß aber die Klagen trotzdem nie ganz verstummten, läßt schon darauf schließen, daß «der äußerliche Ein druck, «den -die Gegenüberstellung der verschiedenen Sätze allein zu geben vermag, nicht ausreicht, um ein objektives Urteil zu finden. In der Tat gehören tiefere Überlegungen dazu, um eine wirkliche Kritik zu ermöglichen. Die Umrechnungssätze erlangen erst richtige Bedeutung und Leben, wenn man sie in Verbindung bringt mit -der fortschreiten den Steigerung der Julandpreise des deutschen Buches. Nach den früher schon hier mitgeteilten Indexziffern für die Steigerung der Bücherpreise <s. Bbl. Nr. 143) können wir die jeweiligen Teuer-ungszahlen für -die einzelnen Zeitpunkte der Änderungen der Umrechnungssätze (vgl. obige Tabelle I) abgerundet auf 280, 300, 500, 530 und 1000 festsetzen, bei einem Vorkriegsstand von 100. Dann ergeben sich jeweilig (mit dem Friedenspreis begin nend) nach den Umrechnungssätzen für ein Buch, «das vor dem Kriege 100 F gekostet hatte, folgende Preise in den 9 angegebe- neu Ländern: Tab. II. Äusl.-Buchpreise u. B. des Frieden März 20 Jul, 20 Dezb. 20 April 21 März 22 100 200 300 500 530 1000 Amerika . .4 24.— 18.- 24.— 25— 16.06 9— 8tr 98/— 86/— 120/— 140/— 85/— so/— . 124 — 140 — 270— 360 — 24V92 99 90 Italien . . I. 124 — 1«0— 330.— 450 — 333 90 129.80 Schweiz. . in. 124- 100.— 135 — 150 — 98.58 45.60 Holland. 6u1ä. 59.— 48— 66 — 80.— 48.76 23 40 . 1(r. 89.— 86 — 120.— 160— 98.58 43 20 . kr. 89.— 80 — 108.— 125 — 74 20 35.10 Norwegen . Lr. 89 — 80— 111- 160 — 106.— 50.10 Daraus ergibt sich, daß allerdings bei Erlaß der Ausland verkaufsordnung das deutsche Buch (mit Ausnahme von Frank reich und Italien) im Ausland «durchweg billiger war als vor dem Kriege, trotz der Umrechnungskursaufschläge. Infolge der fortschreitenden Teuerung -wurde aber das deutsche Buch im Sommer trotz der Herabsetzung der Umrechnungssätze vielfach schon teurer als im Frieden, ganz besonders in Italien und Frankreich. Bücher, die hinter der -durchschnittlichen Preissteige- 109« rung zurückblieben, waren natürlich im Ausland erst recht billig, solche aber, «die darüber hinausgingen, selbstverständlich umso teurer, was das Urteil vielfach beeinträchtigte. Die weitere Her absetzung der Umrechnungssätze Ende 1920 brachte aus denselben Gründen ebenfalls noch keine Besserung; im Gegenteil, das deutsche Buch -wurde noch teurer. Kein Wunder daher, daß die Klagen auch dann noch nicht verstummten. Das Ausland, auch durch -die Handhabung der in ihrer Unbeständigkeit undurchsich tigen Aufschläge verstimmt, fühlte sich -durch die wirkungslos bleibenden Änderungen genarrt. Erst der weitere Abbau im April 1921 brachte tatsächlich eine Verbilligung unter den Vor kriegsstand. Daran änderte -die Erhöhung -der Ausschläge im März dieses Jahres nichts; im Gegenteil, angesichts der Ver schlechterung der deutschen Valuta entsprach ihr, wie oben gezeigt, ja eine weitere Herabsetzung der entsprechenden Umrechnungssätze, mithin eben eine -weitere Verbilligung des -deutschen Buches/ und zwar trotz der gleichzeitigen gewaltigen Verteuerung im Inland. Das Bild wird noch deutlicher, wenn man das prozentuale Ver hältnis -der tatsächlichen Auslandpreise zu den verschiedenen Zeit punkten gegenüber den Friedenspreisen errechnet und zu folgen den Jndexr-eihen zus-ammenstellt: Tab. III. Frieden März 20 Juki 20 Dezb 20 April 21 März 22 U0 200 300 500 630 1000 Amerika 100 75 100 104 70 38 100 88 122 143 87 51 Frankieich . . 100 113 218 290 198 71 Italien . . . 100 130 2 6 363 269 105 Schweiz . . . 100 81 109 121 79 37 100 81 112 136 83 40 100 96 135 1>0 111 48 Schweden. . . 100 89 121 140 84 40 Norwegen. . . 160 89 125 180 119 56 Auch so aber ist das Bild noch nicht ganz einwandfrei. Na mentlich zur Erklärung der scheinbaren Anomalie der Preise für Frankreich und Italien bedarf es noch einer weiteren Überprü fung und Ergänzung. Der jeweilige A-uslandpreis des deutschen Buches gewinnt erst dann volle Lebendigkeit, wenn man ihn mit dem gleichzeitigen allgemeinen Preisstand in den betreffenden Ländern in Vergleich stellt. Als zuverlässigsten Maßstab für die Teuerungslage (vor allem im Hinblick auf Erkennbarmachung der Entwicklung, «die sie nimmt; nicht so sehr nach ihrem absoluten jeweiligen Stande) -betrachten wir die Großhan-delsin-dexzahlen. Hier die Zusammenstellung entsprechend den bisher gegebenen Tabellen: T-ab, IV. lS,oi,handelSti,d-k Frieden März 20 Juli 20 Dezb 20 Ap il 21 März 22 Amerika 100 225 204 138 117 125 100 310 293 2^0 1>3 160 100 555 496 434 347 308 Italien . . . 100 619 613 6^5 584 534 100 ') '> 238 18« 163 100 291 302 234 176 161 100 385 341 257 178 100 354 363 299 229 164 Norwegen. . , 100 351 409 377 297 240 *) Für diesen Zeitpunkt lagen Verglcichszahlen nicht vor. Daraus ergibt sich, daß allenthalben die allgemeine Teue rung in -der hier betrachteten Zeit zurückgegangen ist, allerdings nicht überall gleichmäßig, so-daß namentlich Frankreich und Ita lien, aber auch Norwegen noch heute wesentlich teurer leben als die übrigen Länder. Das Bild wird auch hier noch deutlicher, wenn man -die absoluten Zahlen in relative umrechnet, und zwar geben wir -der Einfachheit halber nur die prozentuale Relation zwischen den Tabellen III und IV, -die zum Ausdruck bringt, wie weit die Verteuerung des deutschen Buches jeweils hinter der allgemeinen Teuerung im Ausland zurückgeblieben ist. Das zeigt folgende Zusammenstellung: