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Nichtamtlicher Teil. 199, 28. August 1909. Akiba mit seinem »Alles schon dagewesen« kaum recht behalten hätte. Nicht lange, so herrschte bei allen Fahrgästen eine echte und rechte Fröhlichkeit, die die schönsten Erwartungen über den Verlauf des Tages weckte und auch rechtfertigte. Allein schon die Pracht des hochsommerlichen Schönbuch gäbe ja ein besonderes Kapitel. Und dann die schmucken schwäbischen Dörfer und selbstverständlich auch die nicht minder schmucken »Bäsle«! Fast zu früh wurde das Ziel der Fahrt, Böblingen, erreicht, wo sich bereits eine größere Anzahl Stuttgarter Kollegen vom Buchhandlungsgehilfen-Verein und von der Ortsgruppe der All gemeinen Vereinigung eingefunden hatten. Nach herzlicher Be grüßung und einem stärkenden Frühstück in Dinckelackers Brauerei begab sich der größte Teil der Gesellschaft unter Vortritt der Musik zur Bahn, um eine neue Schar Stuttgarter mit schmettern dem Tusch zu empfangen. Bei dem gemeinsamen Festmahl in der »Post« begrüßte zunächst der »Jnsel«-Vorsitzende Herr Zündel die Festteilnehmer. Herr Maier überbrachte die herzlichen Glückwünsche vom Stutt garter Buchhandlungsgehilfen-Verein, Herr Haedecke die der Ortsgruppe Stuttgart der Allgemeinen Vereinigung. Die Herz lichkeit ihrer Reden zeigte, wie fest die Freundschaft ist, die die »Insel« mit den beiden Stuttgarter Vereinen verbindet. Der »alte Herr« und Mitbegründer der »Insel« Herr Hofkunsthändler Hoffmeister pries in launiger Rede die guten alten Zeiten, Herr Busse (Reutlingen) die bewährte »Jnsel«-Gemütlichkeit; Herr Sülzle sprach über das Tema »Herz und Weste«; Herr Hoffmeister korreferierte: »Macht denn den Mann die Weste?» Herr Sahlmann sprach über »Die Damen als Schling gewächse«, und Fräulein Lisbeth Hermes plauderte (wie ein Buch!) vom kranken »Jnselpapa«. Herr Sautter verlas die ein gelaufenen Glückwunschtelegramme; die Kapelle sorgte für heitere Tafelmusik, und bald nach Beendigung des Festmahles lud sie zu fröhlichem Tanze ein, der die Teilnehmer dann bis zur Abfahrt der Tübinger Wagen beisammenhielt. Beim Abschied von den Stuttgarter Kollegen zeigte sich recht, wie nahe man sich an diesem Tage wieder gekommen war, und wenn wir heute auf unser Fest zurückblicken, können wir uns nicht verhehlen, wie viel gerade auch die auswärtigen Kollegen dazu beigetragen haben, den Tag so schön zu machen. Denn eine Kunst ist es auch, die nicht immer gelingt: mit wenig mehr als mit seinem guten Herzen wirklich frohe Feste zu feiern! Sahlmann. Schliestunn der Pensionsanstalt russischer Schriftsteller. — Aus St. Petersburg wird der Neuen Freien Presse (Wien) gemeldet: Auf Verfügung des Ministerpräsidenten Stolypin wurde die Pensionsanstalt der russischen Schriftsteller und Journalisten, die einzige Hilfsinstitution für die geistigen Arbeiter Rußlands, geschlossen. Die Maßregel wurde auf polizeilichem Wege ohne vorgängige Beratung im Ministerrat getroffen. Die Pensions anstalt besaß Abteilungen in Moskau, Riga, Charkow, Kiew und Kasan und zählt beinahe 2000 Mitglieder. Bis jetzt wurden zahl reichen Witwen und Waisen von Schriftstellern, sowie vielen Schrift stellern namhafte Pensionen und Unterstützungen ausgezahlt. Die Regierung erklärt ihre Maßnahme damit, daß die Pensionsansialt auch politisch kompromittierten Personen Unterstützungen habe zu kommen lassen. Der Präsident der Anstalt wies dem Gehilfen des Ministers des Innern nach, daß diese Beschuldigung grundlos ist, doch wurde die Schließung der Pensionsanstalt nicht rückgängig gemacht. (nach: »Neue Freie Presse«.) Mangel an Silbermünzen in Österreich-Ungarn. — In der Generalratssitzung der Osterreichisch-Ungarischen Bank am 26. d. M. hat Hofrat v. Pranger in seinem Bericht über die Lage des Geldmarktes die interessante Mitteilung gemacht, daß bedauerlicherweise wieder zur Ausgabe von Guldenstücken ge schritten werden müßte, wenn das Parlament die Gesetzentwürfe wegen der Neuausprägung von Silbermünzen nicht bald erledige. Es herrscht nämlich derzeit ein solcher Mangel an Einkronen stücken, daß mit dem gegenwärtigen Kontingent das Auslangen nicht gefunden werden kann Dieses beträgt nach den Valuta gesetzen vom Jahre 1892 200 Millionen, wovon 140 Millionen auf Österreich und 60 Millionen auf Ungarn entfallen. Das jetzige Kontingent ist durch deu Münz- und Währungsvertrag vereinbart worden, der mit dem Jahre 1910 abläuft, so daß bei einer Vermehrung der Zirkulation der Kronenstücke auch eine Änderung des Münzvertrages erfolgen müßte. Um nun dem Mangel an Einkronenstücken abzuhelfen, hat die Regierung einen Gesetzentwurf im Abgeordnetenhause eingebracht, wonach 100 Mil lionen in Einkronenstücken, 60 Millionen in Zweikronenstücken neu auszuprägen wären. Das Abgeordnetenhaus hat aber diese Vor lage nicht erledigt, und wenn das im Herbst nicht rechtzeitig der Fall sein sollte, müßten wieder Silbergulden ausgegeben werden, die man ja bisher vollständig aus der Zirkulation zu ziehen be strebt war. (Neue Freie Presse.) * Japan. — Deutsche Übersetzung des Patentgesetzes und der Gesetze über Musterschutz, Markenschutz und Gebrauchs musterschutz. — Der Geheimrat Professor vr. Loenholm in Tokio hat eine deutsche Übersetzung des neuen japanischen Ge setzes über den Schutz des gewerblichen Eigentums angefertigt und im Buchhandel erscheinen lassen. Die Übersetzung ist unter dem Titel: »Die neuen japanischen Gesetze über Patente, Handels marken, Muster und Gebrauchsmuster« durch die Buchhandlung Geiser L Gilbert in Leipzig zu beziehen (Preis 5 ^ ord., 4 ^ no.). * Neue Bücher, Kataloge usw. für Buchhändler. 8". 14 8. I 4. Inst, ok subjeet bsa.ckin§8. ^.ckckition8 anä oorreetionb. 8". 12 8. Mitteilungen des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel. (Als Handschrift gedruckt.) Nummer 6, 15. August 1909. 4°. S. 57-68. Inhalt: Ansprache des Vorstandes. — Die Ostermesse. — Die Versammlung der deutschen Sortimenter in Leipzig am 8. Mai 1909. — Hansabund und Buchhandel. — Ver legerschleuderei. — Aufforderungen des Vorstandes. — Er klärung des Herrn Adolf Keimling-Stettin. — Verleger- Entgegenkommen. (Bücher-Chronik der Hauptverwaltung in Angelegenheiten der Presse). St. Petersburg, Kontor der Redaktion des»Negierungs- A. S. Suworin, die Gesellschaft M. O. Wolfs und die Gesell schaft N. P. Karbasnikow.) 1909, Nr. 31 (vom 8. August a. St.) Groß-80. 4g S. Erscheint wöchentlich einmal. Personalnachrichten. * Hoftitcl. — Durch Erlaß vom 18. August wurde dem Buchhändler Herrn Willy Steiger in Moers (in Firma: Aug. Steiger) die Führung des Titels eines Hofbuchhändlers des Herzogs von Anhalt gestattet. * Gestorben: am 26. August nach kurzer Krankheit im fünfundvierzigsten Lebensjahre der Buchhändler Herr Hermann Richard Böhm in Leipzig-Plagwitz, Inhaber der dort bestehenden Buchhandlungsfirmen »Richard Böhm« und »»Pesta- lozzianum°, Lehrmittel-Anstalt, Richard Böhm«.