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254, 2. November 1910. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtsch». Buchhandel. 13113 Soeben erschien in meinem Verlage und wird als Weihnachtsgeschenk viel begehrt werden: An den Gletscherbächen von Erzählungen I. Iegerlehner Farbige Nmschlagzeichnung von Hans Beat Wieland Preis broschiert M. 4.- hübsch gebunden M. 5 -. a cond. und fest 30°/«. Gegen bar 7/6 --- 40°/<. Rabatt Inhalt: Heimkehr - Der Goldbrunnen - Im Grächwald - Frau Guxa - Alpsegen - Die Marina im Tomm Unter de» iünaeren Sckweiierdicktern nimmt Iegerlehner eine ehrenvolle Stellung ein. Zuerst bekannt geworden durch seine mehrfach aufgelegten Walliser Bergsagen: „Was die SennUzählen" und „Am Äerdfeuer der Sennen", erzielte er voriges Jahr einen bedeutenden Erfolg mit seinem Roman „Aroleid". Aus dem Leben eines Bergpfarrers , von dem schon das vierte Tausend sich im Druck befindet. Was Iegerlehner schreibt, atmet reine, gesunde Alpenluft. Bei ihm kann man sich von schwüler Groß- stadt-Literatur erholen. , Im „Bund" vom letzten Sonntag schneb I. V. Wrdmann: Arbeiten der Rhone dem Wächter entflohen war, in elendem Zu- stand bei den Sennen auf der Alp eintrifft und vom Anhören des abendlich in die Talschaft hinausgerufenen Alpsegens so er- schultert wird, daß er beschließt, sich andern Tages freiwillig der Behörde zu stellen, um seine Strafzeit vollends abzusiyen. Nur will er vorher noch seine Mutter besuchen. Durch Verkettung verhängnisvoller Umstände wird sein Vorhaben von den auf ihn paffenden Landjägern verkannt und bei seiner Gefangennahme setzt es einen Totschlag ab. Glücklicher gestaltet sich der Verlauf der letzten Erzählung: „Die Marina im Tomm". In zwei Typen, in dem strengen Pfarrer und in dem freundlichen Kaplan werden uns Gegensätze von geistlichem Fanatismus und geistlicher Toleranz gegenllbergestellt; die Marina ist eine Protestantin aus der Ost schweiz, die einen katholischen Walliser geheiratet hatte, Witwe geworden war und nach Jahren sich abermals mit einem Walliser verheiratet, was beim Pfarrer Widerstand findet, nachdem seine Bekehrungsversuche an der Protestantin gescheitert sind. Der Kaplan, der die beiden Leutchen in einsamer Waldkapelle zusammen- gibt, macht sich hierdurch beim Bischof noch unbeliebter, als er es vorher schon gewesen. Aber die Gemeinde hält treu zu dem religiös mildgesinnten Geistlichen, der sich auch sonst als ein rich tiger, den Gefahren des Gebirges mannhaft trotzender Berg- Pfarrer bewährt und zuletzt bei einem Werke der Liebe seinen Untergang findet. Wie es in diesen Geschichten von Gletscherbächen rauscht, wie Helles Firnenlicht in sie hineinglänzt, wie wir auf duftenden Alpwiesen, über schroffen Felsabgründen und ebenso in den be- scheidenen Lütten der Sennen und der Dorfbewohner das ganze Natur- und Menschenleben des Wallis miterleben, das kann man unser» skizzenhaften Andeutungen des Inhalts der Erzählungen nicht entnehmen, findet es jedoch, wenn man das Buch liest. And das zu tun, wird niemand gereuen Der vergangene Sommer mit seinen Regenzeiten hat uns wenig Alpenlust gegönnt; in I. Iegerlehners „An den Gletscherbächen" ist uns wenigstens eine literarische Sommerfrischenachkur ermöglicht. Das neue Buch: „An den Gletscherbächen" umfaßt sechs Erzählungen, die alle in Iegerlehners Lieblingsdomäne, im Wallis, spielen und so, wie früher schon sein Gebirgspfarrer- roman „Aroleid", eine köstliche Bereicherung der alpinen Unter haltungsliteratur der Schweiz darstellen. Letterer Epiker ist er am meisten in der dem Umfang nach größten Erzählung: „Der Goldbrunnen". Ein verbummelter Student hat mit seinen Ver bindungsbrüdern in der Weinlaune eine Wette eingegangen, er sei imstande, ein paar Monate auf einer Alp bei den Sennen zuzubringen. Da es um einen hübschen Geldbetrag geht, den er sehr gut brauchen kann, führt er sein Vorhaben unter Aufbietung all seiner Energie durch, obschon ihn die Sache anfänglich sehr sauer ankommt. In Briefen an die Korpsbrüder schildert er seine täglichen Erfahrungen, die sich zu einem prächtigen Bilde des Sennenlebens im Wallis aufbauen, wie nur ein Verfasser, der selbst dergleichen durchgemacht, es so anschaulich und wahr schildern konnte. Ein reizvolles Liebesidyll belebt die Geschichte. Und dem Studenten gereicht der Aufenthalt zum Leil. Er sieht ein, wie unvernünftig er seine besten Jahre bis dahin vergeudet hat. Nun, da er im Lerbst von der Alp scheidet, soll es anders werden. Das Beispiel der einfachen Naturmenschen und die Liebe zu dem trefflichen Mädchen, das ihm dort oben am Goldbrunnen das Lerz geschenkt hat, haben ihn zum tüchtigen Manne gereist. Der Leser aber hat das Gefühl, selbst ein paar Sommermonate auf hoher Alp im Wallis zugebracht zu haben bei Menschen und Tieren, die ihm lieb geworden sind und von denen er sich nur schwer trennt Die andern Erzählungen streifen zum Teil tragische Motive oder sind, wo dies nicht der Fall, von einer sanften Schwermut, wie die in all ihrer Einfachheit meisterlich durchgeführte erste Geschichte: „Leimkehr". „Im Grächwald" ist zuerst im Sonntags- blatt des „Bund" erschienen, wir brauchen diese Novelle also nicht weiter zu charakterisieren „Frau Guxa" ist die kurze Geschichte von drei armen Teufeln, die, als bereits der Wintersrost die Löhen in Eis und Schnee gebannt hat, nach Gold suchen und von denen zwei in einem Angewitter, das ihnen die sagenhafte Schnee- und Sturmkönigin Frau Guxa auf den Lals schickt, elend umkommen. „Alpsegen" schildert die Rückkehr eines Sträflings, der bei den ^ ^ . Sie können hieraus entnehmen, welcher Teil Ihrer Kundschaft Ihnen für die Vorlage und Empfehlung des Buches dankbar sem wwd. ^ » Reine a cond.-Bestellungen werde ich nur in beschränktem Maße ausführen können. Bern, 29. Oktober 1910. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. Hochachtungsvoll A. Francke, Verlags-Konto. 1704