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^ 254, 2 November 1910. Nichtamtlicher Teil. «LcjtiiLlLtt I i> Dtichn. »uqh-nd«l. 13093 Nachfrage zeigte. Das Geschäft erweiterte sich schnell und forderte größere Räume; es wurde nach Christofstraße 2 verlegt, wo es in guter Weiterentwicklung lange verblieb. Im Jahre 1900 eröffnet« ihr Inhaber im Hause Wagmüllerstraße IS die »Galerie Helbing«, die einem Bedürfnis der Kunstwelt entgegenkam, und zugleich verlegte er seine Kunsthandlung nach Liebigstraße 21. Seit jener Zeit ist der Aufschwung bedeutend. Die Künstler und Sammler nicht nur Münchens, sondern der ganzen Kulturwelt wandten Helbing ihre Aufmerksamkeit und ihre Aufträge zu. Die Versteigerungen Hugo Helbings genießen Weltruf, nicht minder die musterhaft bearbeiteten, wertvollste Kunstwerke und Alter tümer in langer Folge verzeichnenden Kataloge, zum großen Teil Prachtwerke nach Inhalt und Ausstattung. Seit dem I. April IS06 steht dem bewährten Inhaber Herr Theodor Neustätter als Mitinhaber der Firma zur Seite. — Mit aufrichtiger Hochachtung und mit unseren besten Glückwünschen begrüßen wir nachträglich beide geehrte Herren zum Ehrentage ihres Hauses. Red. * Gegen Lchund- und Schmutzliteratur. — In der Magde- burgischen Zeitung (Nr. 646 v. 27. Oktober) veröffentlicht ein Aus schuß folgenden: Aufruf zur Abwehr von Schund und Schmutz in Wort und Bild. Mit Nachdruck wird von allen Seiten aus die großen Ge fahren hingewiesen, die aus der Schaustellung und Verbreitung von allerhand Schund- und Schmutzliteratur, von lüsternen oder unzüchtigen Bildern und von schamlosen, zu Unsittlichkeit und Unzucht reizenden Anzeigen, Reklameschildern und Witzblättern hervorgehen. Aber obwohl in Vorträgen, in Büchern, in der Presse unablässig dagegen entrüstet Protest erhoben wird — obwohl es seitens der Schulbehörden und auch der hiesigen Schulen an ernster Warnung der Eltern und Schüler und an Gegenmaßnahmen aller Art nicht gefehlt hat — so beweisen doch die Gerichtsverhandlungen allenthalben in Deutschland, daß in jugendlichen Köpfen und unselbständigen Herzen noch unauf- hörlich schwere Verwüstungen aus diesem Wege angerichtet werden, und daß noch viel zu wenig geschieht, um dem ver hängnisvollen Übel wirksam zu steuern. Auch in unserer Stadt Magdeburg erregt die öffentliche Auslage und Anzeige von allerlei fragwürdigen Verkaussgegenständen in den Schaufenstern und Läden nicht weniger Geschäfte schwere Bedenken. So besteht trotz aller Aufklärung und Warnung noch immer die große Gefahr, daß die Phantasie vieler, welche die Bilder der Straße unwill kürlich und widerstandslos ausnehmen, auf das Häßliche und Gemeine gelenkt wird. Unserer Jugend wird die Unbefangen heit genommen und durch die Übermacht der Verführung die Reinheit des Herzens entrissen. Den Eltern und Erziehern wird ihre Aufgabe empfindlich erschwert. Eine der edelsten Eigen schaften der Menschenseele, das Schamgefühl, wird gröblich miß handelt, ja vielfach erstickt. Wir Unterzeichneten halten es darum für unsere ernste Ge wissenspflicht, da manche Geschäftsinhaber sich ihrer ungeheuren Verantwortung nicht bewußt zu sein scheinen, gegen den heraus fordernd in den Schauläden sich breit machenden Schund und Schmutz in Wort und Bild mit allem Nachdruck öffentlich unsere Stimme zu erheben. Den Vorwurf, als handle es sich hierbei um einen Angriff auf das Recht und die Freiheit der Kunst, weisen wir als unzutreffend zurück. Unser Angriff gilt den be- dauerlichenMachwerken, derenUrheber offensichtlich nur unter dem Namen der Kunst auf die schlechten Triebe im Menschen rechnen. Weil wir nicht mitschuldig sein wollen an der großen so geübten und leider auch hier noch viel verbreiteten Volksvergiftung, darum erheben wir öffentlich Einspruch und rufen alle wohl- denkenden Mitbürger unserer Stadt zu energischer Abwehr aus. Bereits sind in Göttingen, Hannover, Hamburg und anderen Städten ähnliche Schritte getan. Da wollen auch wir nicht zurückstehen. Unser deutsches Volk ist in Gefahr! Wenn viele sich zusammenscharen, kann und wird der Feind zurückgedrängt werden! Es ist beabsichtigt, die Geschäfte, in denen anstößige Bilder Bücher u. dgl. gefunden werden, zunächst hieraus aufmerksam zu machen, sie um Abänderung zu bitten und ihnen zur Ver- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. Meldung eventueller materieller Schädigung mit Rat und Tat zur Hand zu gehen. Gegen diejenigen Geschäfte, die sich etwa weigern sollten, daraus einzugehen, werden wir uns weitere Schritte Vorbehalten. Alle Gleichgesinnten fordern wir hierdurch auf, in weiteren Kreisen dafür zu werben und unser Unternehmen durch Be kanntgabe fragwürdiger Geschäfte an den Unterzeichneten Aus schuß unterstützen zu wollen. Magdeburg, im Oktober 1910. Der Ausschuß: <gez > lgez.) vr. Brennecke, Geh. Sanitätsrat; C. Dabelow, Zimmermeister und Architekt; Walther Deneke, Kaufmann; vr. iur. Faber, Buchdruckereibesitzer; vr. Feisenberger, Staats anwalt; Frau Landgerichtsdirektor Goldschmidt; vr. M. Hirsch, Geh. Medizinalrat; Hochbaum, Pastor; Holtermann, Buch händler; R. Klügel, Arbeitersekretär; Kretschmann, Buchhänd ler; Fräulein Ludewig, Lehrerin; Menzel, Pastor; Mewes, Amtsgerichtsrat; Fräulein Rose Meyer; Paschke, Divisions pfarrer; Frau Geheimrat P olzin; Raßbach, Stadtrat; Rentz, Oberpfarrer; Pros.vr. Scheibler; Pros. vr. Schirmer, Real- Gymnasial - Direktor; Frau Helene Schneidewin; Fräulein Maria R. Schwarzlose; Fräulein Steinbrecht; vr. Stühmer, Sanitätsrat; Professor Thormählen,Direktorder Kunstgewerbe schule; Tourneau, Landgerichtsrat; Fr. Weber, Lehrer. Die Unterschriften derer, die sich dem Aufruf anschließen, sind so erfreulich zahlreich, daß sie in kleinstem Druck drei Viertel der großen Seite der Magdeburgischen Zeitung füllen. Bücher- und «utograPhen-Bersteigerung bei Martin Breslauer in Berlin. (Vgl. Nr. 249, 250, 251 d. Bl.) — Aus dem Fortgange der Versteigerung bei Martin Breslauer in Berlin seien von den Versteigerungstagen 28. und 29. Oktober folgende Preise hier mitgeteilt: Bücher. Kat.-Nr. Kat.-Nr. Kat.-Nr Kat.-Nr. 1801 86 2404 130 2461 955 2503 510 1815 95 2418 105 2462 160 2573 120 1940 65 2439 230 2463 160 2574 185 2110 62 2450 81 2472 60 2737 81 2113 60 2451 65 2473 60 2875 52 2389 61 2452 66 2502 205 Autographen. Kat -Nr. Kat.-Nr. Kat.-Nr. Kat.-Nr. 4 74 64 300 114 52 143 125 13 65 65 125 131 1610 185 125 14 71 69 105 132 305 186 325 27 48 70 50 133 110 190 99 28 110 74 60 134 110 193 51 29 50 82 54 136 100 194 53 30 61 91 62 137 165 197 70 31 65 98 59 139 60 198 250 63 260 113 62 Portugal. Künftige Handelspolitik. — Die Regierung beabsichtigt, wie gemeldet wird, das System der handelspolitischen Beziehungen mit dem Auslande zu ändern und über den Ab schluß neuer Handelsverträge zu verhandeln. Auf Einfuhrartikel aus den Ländern, die den portugiesischen Waren nicht das Recht der Meistbegünstigung einräumen, sollen Zuschlagszölle erhoben werden. Das Gesetz über die Einführung dieser Zuschlagszölle soll erst nach dem Zusammentritt der konstituierenden Versamm lung zur Anwendung gebracht werden. In gleichem Zeitpunkt werden die bereits abgeschlossenen Handelsverträge zur Vorlage gelangen. (D- Reichsanzeiger.) * Flugblätter gegen Warenhäuser. (Vgl Nr. 197 d BI.) — In mehreren Städten hatten die Mittelstandsvereine um die Weihnachtszeit Flugblätter verteilen lassen, die den Zweck ver- folgten, unter Herabsetzung der Warenhäuser das Publikum vor Käufen in diesen zu warnen. In Leipzig war die Verbreitung solcher Flugblätter auf Antrag verschiedener Warenhäuser im Wege der einstweiligen Verfügung verboten worden. Das Oberlandesgericht in Dresden als Berufungsinstanz hatte jedoch das Flugblatt freigegeben. Dieses Urteil war ein endgültiges; denn seit dem 1. Juni 1910 kann das Reichsgericht für Arreste 1SS9