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181, 8. August 1910 Nichtamtlicher Teil. törsenblatt I. d. Dljchil. Suchhandkl. 9001 Nichtamtlicher Teil. Verein der Mährisch Schlesischen Buchhändler. XIX. Hauptversammlung des Vereins der mährisch- schlesischen Buchhändler. (Nach: «Österreichisch-Ungarische Buchhändler-Correspondenz».) Über diese am 29. Mai 1910 um 10 Uhr vormittags im Klubzimmer des -Hotel Lauer« in Olmätz abgehaltene Versammlung ist soeben ein Protokoll erschienen, dem wir folgendes entnehmen: Anwesend waren folgende Herren: August Berger (Brünnl, Alois Brecher (Brünnl, Ludwig Brecher (Olmützl, I. Buchs baum (Oderfurt), Paul Gollmann (Troppaul, Friedrich Grosse (Olmützl, Aug. R. Hitschseld (Sternbergl, Fr. Jäger, Geschäftsführer i. H. Jos. M. Thiel (Freudenthal), Richard Karafiat (Brünnl, Wilhelm Karafiat (Brünn), R. Papauschek (Mähr.- Ostrau), W. Pittner (Proßnitz), Fr. L. Stelzig (Holleschau). Durch Vollmachten waren vertreten die Herren: Johann Burkert (Neutitscheinl, Carl Colonius (Bielitzl, Bernhard Epstein (Brünn), L. Gundl (Leipnik), G. Maruschka (Olmützl Rainer Hosch (Neutitschein), Georg Karafiat (Brünn), Rudols Loos (Znaim), Philipp Meyer (Teschen), R. Promberger (Olmützl, Rudols M. Rohrer jun. (Brünn), Max Wltrel (Brünn). Herr Richard Karafiat begrüßt alle Anwesenden, ver liest ein Telegramm des Herrn Piia, der verhindert ist, zu kommen, ebenso ein Schreiben des Herrn R. Promberger und eröffnet die XIX. Hauptversammlung. Zu Punkt 1 erteilt er dem Schriftführer Herrn Wilhelm Karafiat das Wort, der den Jahresbericht verliest: »Der Vorstand Ihres Vereines fühlt sich verpflichtet, über seine Tätigkeit im abgelaufenen Jahre wie folgt Be richt zu geben: Einlaufende Schriftstücke kamen 79 und auslaufende 56 zur Erledigung Leider hatten wir auch im vorigen Jahre Todesfälle zu beklagen. Einige Wochen nach unserer vorjährigen Hauptversammlung ereilte am 9. Juli 1909 nach langem, schwerem Leiden Herrn Carl Winkler im zweiundsieb zigsten Lebensjahre der Tod Wir sahen uns veranlaßt, seinem Sohne unser Beileid auszusprechen und ans dem Sarge einen Kranz niederlegen zu lassen. Dem Begräb nisse wohnten auch mehrere Kollegen bei und gaben ihm das letzte Geleite bis zum Bahnhofe, von wo die Leiche in die Familiengruft nach Csötörtök im Trencsiner Komitat übsrgeführt wurde. Wie Sie alle wissen, war Herr Carl Winkler Mitbegründer und langjähriger Vorstand unseres Vereins, in welchem er eine rege Tätigkeit entwickelte, und wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken be wahren. — Ferner verschied Herr Friedrich Kubig, mehrjähriger Geschäftsführer der Firma Thiel in Freudental, und der Witwe wurde das Beileid ausgesprochen. — Außerdem hatten wir Herrn Wilhelm Peters, Prokurist der Firina Friedrich Jrrgang, der durch viele Jahre die Firma in unserem Kreise vertrat, zu betrauern. Lassen Sie uns zum Zeichen unserer Trauer um die Dahingeschiedenen von den Sitzen erheben. (Geschieht.) Aber auch des freudigen Ereignisses müssen wir ge denken, daß es der Firma Friedrich Grosse in Olmütz Heuer vergönnt war, auf ein fünfzigjähriges Geschäfts- jubiläum zurückblicken zu dürfen. Wir versäumten nicht, Herrn Grosse die Glückwünsche unseres Vereins zukommen zu lassen. — Der Verein der österreichisch-ungari schen Buchhändler konnte Heuer sein fünfzigjähriges Bestehen festlich feiern, zu welcher Veranstaltung unser Verein durch unseren Vorstand, Herren Richard Karafiat und Friedrich Grosse, offiziell vertreten war, die auch Gelegenheit nahmen, unsere Glückwünsche persönlich vor zutragen. Da uns Fälle bekannt wurden, daß Lehrer eine Buch handlung den Schülern zur Deckung ihres Bedarfes be sonders empfehlen oder eine bestimmte Anzahl von Schul büchern beim Verleger direkt beziehen, um sie an die Schüler zu verkaufen, wodurch der Sortimenter als Zwischenhändler geschädigt erscheint, so beschloß die vor jährige Hauptversammlung, daß drei Herren des Vorstandes eine Eingabe an den Landesschulrat persönlich überreichen, in welcher um Abhilfe gebeten wird. Gleichzeitig sollte in dieser Eingabe daraus hingewiesen werden, daß in einigen Mittelschulen die Übung sehr überhandgenommen hat, daß das Verleihen von Schulbüchern aus der Schülerlade gegen ein Entgelt geschieht, was entschieden unstatthaft ist. Diese Eingabe wurde im Herbst 1909 übermittelt. Herr Promberger teilt uns mit, daß das Organ der tschechischen Professoren »Vöstmlr» gegen unseren Verein einen scharfen Artikel wegen dieser Eingabe gebracht hat, und fräqt an, was wir dem »üstlsänl spolslisslrFoli prvksssorü« nach Prag geantwortet haben, und ob an tschechischen Anstalten der von uns gerügte Unfug mit Schul büchern auch stattgesunden hat. Ferner teilt er mit, daß die Zeitschrift »Vöetniü keslixcü prokeseorü» in Nr. 6 auf Seite 227 eine auch uns zugekommene Zuschrift abdruckle. Da Herr Promberger dadurch als Schulbücherverleger Schaden befürchtet, so ersucht er, ihm unsere Antwort mit zuteilen. Es wurde Herrn Promberger mitgcteilt, daß wir keine Veranlassung haben, dem Verein nach Prag eine Antwort zu geben. — Einer Firma wurde von der k. k. Polizeidirektion verboten, das Buch -Svbooeürana» (Retau, Selbstbewahrung) im Schaufenster auszustellen, und sie wurde gleich mit 15 L bestraft, da sie vor zwei Jahren sich bei einem gleichen Verbote verpflichtete, »ähnliche» Schriften nicht auszustellen. Damals handelte es sich um die Hefte »2»povärenä vvoosr (Verbotene Früchte) und diese sind mit »ssbsoobrana» nicht in eine Parallele zu stellen oder als »ähnlich» zu bezeichnen. Natürlich wurde dagegen der Rekurs bei der k. k. Statthalterei eingebracht, dessen Erledigung noch ausstcht. — Bei dem mährischen Landesschulrat führten wir Beschwerde gegen einen Schuldiener in Mährisch-Ostran, der im Schulgebäude Bücher und Papier waren feilhielt, mit dem Ersuchen, ihm das Verkaufen derselben zu verbieten. An die tschechischen Schul bücherverleger richieten wir die Ausforderung, an Lehr- anstalten bei direkten Lieferungen keinen Rabatt zu gewähren. Außerdem ersuchten wir um Gewährung des zehnprozentigen Remisstonsrechtes bei den Schul büchern, was uns von den deutschen Verlegern meist schon eingeräumt wird. An die Leipziger und Wiener Barsortimenre wie Wiener Lieferungsgrossisten stellten wir die Aufforderung, an Buchbinder wie überhaupt an Nichtbuchhändlcr nur mit verkürztem Rabatt zu liefern. — Ein seit Herbst vorigen Jahres in Brünn bestehendes tschechisches Reisebureau ist um Erteilung einer Buchhandlungskonzession eingekommen, welches Ansuchen wir natürlich baten, abschlägig zu erledigen, mit der Begründung, daß am Brünner Platz kein Bedürfnis nach einer Vermehrung der Buchhandlungen besteht, denn alle Platzfirmen halten Führer, Reisepläne und dergleichen stets auf Lager und entsprechen den An forderungen oollaus. — Ein Kollege beklagt sich über eine Verlagsfirma in Wien, daß letztere in seiner Stadt Börsenblatt siir den D"ntsche- Buchhandel. 77. Iahramia. 1172