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9010 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 181. 8. August 1910. daß die Übelstände gerade bei den Zügen aus Leipzig zutage treten, weil dort die Post aus Gegenden zusammen kommt, die einen besonders regen Fremdenverkehr aufweisen. So trifft in Leipzig die Post aus Sachsen, Bayern, der Schweiz und Frankreich zusammen. Das genannte Blatt wünscht dringend eine Abstellung der Ursachen der Verzögerung, denn die Schädigungen, die aus verspäteter oder unregelmäßiger Briefbestellung erwachsen, sind sehr beträchtlich. Der Geschäfts welt kann es durchaus nicht gleichgültig sein, wenn die Frühpost aus Leipzig anstatt um 9 Uhr erst gegen 11 Uhr ausgetragen wird. Bei den Berliner Kaufleuten treffen gerade aus Sachsen viele Anfragen und Bestellungen ein, die noch am gleichen Tage beantwortet und ausgeführt werden müssen. (Leipziger Tageblatt.) * Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. — Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, Berlin (tH, Lübeckerstraße 6), wird ihre diesjährige Hauptversammlung in den Tagen vom 1. bis 3. Oktober in Lübeck abhalten. Die Versammlung tagt dort auf Einladung des Senats zu Lübeck. Auf der Tagesordnung steht die Beratung über die Bedeutung der Anschauung und die Verwendung von Anschauungsmitteln in der Volksbelehrung und Volksunterhaltung im Anschluß an folgende Vorträge: »Wissenschaft und Anschauung«, Realschul direktor vr. Sebald Schwarz, Lübeck; — »Heimatkunde und Heimatgeschichte«, Pfarrer Liz. Bittlinger, Berlin; — »Vorträge mit Anschauungsmitteln«, Dozent Jens Lützen, Berlin; — »Kunst und Anschauung«, Dozent vr. Alfred Köppen, Schreiber hau;— »Wander- und Liebhabertheater«, Direktor vr. Emil Geyer, Berlin. — Kinematographische Vorführungen und öffentliche Lichtbildervorträge finden in den größten Vortragssälen Lübecks statt. — Eine Ausstellung, für die die Katharinen-Kirche zur Verfügung gestellt worden ist, wird enthalten: Volkstümliche Bilder und Kunstwerke, Apparate, Lichtbilder, Photographien, illustrierte Zeitschriften und Bücher. * Zum Gedächtnis Alfred de Mussets. — Zum hundert sten Geburtstag Alfred de Mussets (11. Dezember 1910) hat die Nationalbibliothek in Paris schon jetzt eine kleine, sehr inter essante Ausstellung eröffnet. Bildnisse des Dichters, Manu skripte, seltene Ausgaben der Werke und andere Erinnerungen, die in der Nationalbibliothek bewahrt werden, wurden hier vereinigt. * Juternationaler Kongreß der Handelskammern. — Der IV. Internationale Kongreß der Handelskammern und wirt schaftlichen Vereine, der kürzlich in London beraten hat, war von gegen 460 Delegierten besucht, die insgesamt etwa 160 Körper schaften vertraten. Aus Deutschland waren vertreten: der Deutsche Handelstag, die Handelskammern von Barmen, Berlin, Bremen, Danzig, Frankfurt a. M., Hamburg, Leipzig, Lübeck, Nürnberg, Plauen, Wesel, Würzburg, sowie die Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin, der Deutsch-Französische Wirtschaitsverein und der Handelsvertragsverein. Der Kongreß hat die Einführung eines einheitlichen internationalen Kalenders und die Festlegung des Osterfesttermins durch internationale Vereinbarung für wünschenswert erklärt. — Ferner hat der Kongreß seine Mailänder Beschlüsse (zugunsten des Weltpennyportos) bestätigt. — Er hat weiter den Wunsch ausgesprochen, daß die Voll streckung von Gerichtsurteilen in Auslandsstaaten ohne nochmalige Verhandlung im Wege von Spezial-Konventionen zwischen Staaten mit ähnlichen Grundlagen der Gesetzgebung und Rechtsprechung immer mehr erleichtert werde, da derartige Sonderabmachungen zwischen zwei oder mehr Staaten in Anbetracht der Verschiedenheit der Rechtsverhältnisse leichter realisierbar erscheinen als eine inter nationale oder doch sofort zwischen einer großen Anzahl von Staaten zu schließende Union. — Der Kongreß sprach endlich den Wunsch aus, daß der ständige Ausschuß eine Umfrage über die Bedingungen in die Wege leite, unter welchen Voraussetzungen in den verschiedenen Staaten Schiedssprüche gefällt werden. Er würde der englischen Regierung sehr verbunden sein, wenn sie die Initiative zu dieser Umfrage ergreifen würde. Neue Tilberwährung in China. — Die auf Grund des Kaiserlichen Edikts vom 5. Oktober 1908 in Aussicht genommene Einführung der Silberwährung auf der Grundlage einer großen Silbermünze von 1 Tael Schatzhausgewicht ist nicht zur Durch führung gekommen. Ein neues am 25. Mai d. I. ergangenes Kaiserliches Münzedikt macht nunmehr, ohne auf das frühere Edikt Bezug zu nehmen, den Dollar unter der Bezeichnung »Man« zur Einheitsmünze. Nach dem neuen Münzgesetze soll es Silber-, Nickel- und Kupfermünzen geben, erstere zu 1 Dollar, 60, 25 und 10 Cent; in Nickel sollen 5 Cent-Stücke ausgeprägt werden, doch erst in späterer Zeit, da zurzeit noch Erhebungen über das berg männische Vorkommen des Nickels und die Art der Prägung dieses Metalls im Gange sind; in Kupfer sollen 2 und 1 Cent-Stücke und Stücke zu 6 und 1 Käsch geprägt werden, letztere vorläufig ebenfalls noch nicht, weil diese Münzen leicht mit den alten kupfernen 10 Käsch geltenden Geldstücken verwechselt werden können. Silberne Scheidemünze braucht nur bis zum Betrage von 5 Dollar, solche in Nickel und Kupfer nur bis 60 Cent angenommen zu werden. Ein Anhang zu dem eigentlichen Münzgesetze regelt das Verfahren während der Über gangszeit vom jetzigen Zustand bis zu der Zeit, wo die neuen Münzen in ausschließlichem Gebrauche sein werden. Der neuen Währung liegt das Dezimalsystem zugrunde. Hauptmünzanstalt soll die Münze in Tientsin sein. Daneben bleiben nur die Münzen in Abhängigkeit von der Tientsiner Hauptmünze bestehen; auch die Münze in Mukden soll mit Rücksicht auf die besonderen Ver hältnisse in der Mandschurei zunächst noch als eine Zweiganstalt der Tientsiner Hauptmünze eingerichtet werden, bis zu einem späteren Zeitpunkt über ihr Weiterbestehen als solche oder über ihre Aufhebung Entscheidung getroffen wird. Alle übrigen Präge stätten in den Provinzen sollen abgeschafft werden. (Nach Be richten der Kaiserlichen Gesandtschaft in Peking.) (Aus den im Reichsamt des Innern zusammen gestellten »Nachrichten für Handel und Industrie«.) * Neue Bücher. Kataloge «sw. für Buchhändler. Erzählender Führer durch die Fritz Reuter-Ausstellung im Künstlerhause zu Berlin. Von Karl Theodor Gaedertz. 8°. 32 S. Berlin 1910. Druck von R. Voll. Ein sauber auf weißem Papier, in leicht lesbarer Fraktur schrift gedruckter Katalog, der nicht trocken nach Nummer und Titel die einzelnen Ausstellungs-Gegenstände (ca. 10 000 an der Zahl) verzeichnet, sondern als munter plaudernder Be- Begleiter und Wegweiser die Besucher durch die Fritz Reuter- Hundertjahr-Ausstellung geleitet und sie auf die hauptsächlichsten Gegenstände und Erinnerungen aufmerksam macht. Ungleich lebendiger treten so die einzelnen Nummern vor das Auge des Lesers, und wer Lebensgang und Werke Fritz Reuters im Kopfe hat, wird schon durch die Lektüre dieses Kataloges einen Genuß haben. Auf fünf Räume erstreckt sich die Ausstellung, die in chronologischerFolgedas ganze Leben des Volksdichters umfassen. Die verschiedenen Perioden sind mit Schlagtiteln versehen: Ut mine Festungstid, Meine Vaterstadt Slavenhagen, Stromtid, Neubrandenburg, Dörchläuchting, Eisenach, Schurr-Murr. Dieser letzte Saal wird den Buchhändler am meisten interessieren, da hier nicht allein sämtliche Werke Reuters in Erstdrucken aus gestellt sind, sondern auch Verlagskontrakte, Korrespondenz mit den Verlegern, Illustrationen zu seinen Werken, Original- Manuskripte und vieles andere. Die Durchsicht dieses Katalogs wird jeden Reuterverehrer erfreuen und manchem ein Ersatz für den Besuch der ihm nicht erreichbaren Ausstellung sein, allen aber wird wohl der Wunsch gemeinsam sein: Möchten doch alle diese Andenken beisammen bleiben können in der weltbekannten weißen Villa am Fuße der sagenumwobenen Wartburg. (Bücher-Chronik der Hauptverwaltung in Angelegenheiten der Presse). St. Petersburg, Kontor der Redaktion des »Regierungs boten« (Ilp»8lne^i.eni6liui.iL Liormi^) (Auch zu beziehen durch A. S. Suworin, die Gesellschaft M. O. Wolff und die Gesell- fchaft N. P. Karbasnikow.) 1910, Nr. 26 (vom 26. Juli a. St.) Groß-8°. 34 S. Erscheint wöchentlich einmal.