Volltext Seite (XML)
29, 5. Februar 1912. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 1531 i'.ii'i. i.xxni.xscmuoi' i;t.oxv68 o i T> KOIVlä» — beste /VullklZe vergriffen, r.rveite soeben ersckienenl Preis lVI. 4.—, gebun6en iVL 5.—. Ke8precliun§ äe8 „kerliner Lokal-^nreiZer": 8onst, 80 oft wir kerlins uncl 8einer 8trassen ge6acbten, saben wir im Oei8te 6LS Oe- woge 6er sieti 6rängen6en lVienge, präcktige 8ckaukenster un6 f>uten6es Lickt, keucbte es wie eine riesenbakte, unter VolI6ampk ritterncie lVlascbine ru uns binüber; 6ocb tieute verblassen 6iese Linclrücke un6 ver6unkeln sieb, un6 6ie 8trasse Berlins stebt vor uns als ein Llnbeil brüten6er 8umpf, mit tausen6 Iocken6en, ver6erbenbringen6en lrrlicktern .. . Wie 6as so kommt. Oer ^ukall ist's ja, 6er so okt unsere 8timmungen reguliert. Lin kuck bst unsere Oe6snken in seinen kann gescblagen, ein neuer poman von Paul Langenscbei6t, 6er „k!on6es Oilt" beisst. Ls ist nickt rum erstenmal, 6ass wir an 6ieser 8telle uns mit Paul Langenscbei6t bescbgftigen. Zuerst war's, irren wir uns nickt, sein poman: ,,/rrme kleine Lval", 6!eses ergreiten6e LebensbiI6, 6as sieb mit einem 6er brutalsten ^üge 6er sogenannten „Oesellscbaftsmoral" befasst, 6er rücksicktslosen -kcktung 6es verkükrten »Leibes, 6ie im grellsten W,6er8prucb ru 6er Bewertung 6es scbuI6igen iVtsnnes stebt; 6ann „leb bab' 6icb lieb!" 6er imponieren6e Kulturroman „Orak Lokn", ruletrt 6ss erscbüttern6e: „Ou bist mein". On6 nun wie6er! Ls liegt eben ein starker -knreir rum Kommentieren in 6iesen Langenscbei6tscben Werken, 6ie 6urcb un6 6urck wabres Leben atmen, bleute ist es 6er Koman vom ^usammenbruck eines jungen, unreifen iVlenscken, 6er aus 6em ^ukall einer 8lrassenbegegnung beraus 6urcb eine Verkübrerin in 6en Kauscb gros88t36tiscben Lebens binein- gerissen wir6, in 6em er 6urcb 6as „b!on6e Oikt" seelisck, körperl,cb, materiell rusammenbrickt. Wer rablt 6ie jugen6licben Lxistenren, 6ie gleick ibm an 6iesem kerliner "L^pus rugrun6e geben? . . . 8oviel siebt lest, 6ie eigenartige wi6ersprucbsvoIIe ps^cke gera6e 6er kerliner Kurtisane, 6ieses lVliscb6ings aus Kaffinement, Oenussucbt, Outmütigkeit, lntelligenr, täppiscber Oemeinbeit, 8innlicbkeit un6 Koketterie bst Langenscbei6t mit kecker Le6er meisterlicb gereicbnet, wie er ja stets mit scbonungslosen Wirklickkeitskarben malt. (Lolgt spsltenlanger ^b6ruck.) Ls ist ein unbarmkerriges kuck, 6as in seinem ungestümen Orange nickt Kücksickt nimmt auf prü6e 8eelen un6 sensible Oemüter. Zugegeben, 6ass 6er Oicbter in seinem bleI6en alles gekauft bat, was 6iese ^bart von jeuncsse 6oree an Lbarakterscbwäcbe, 8inn- licbkeit, Leicbtsinn, i6iotenbafter un6 6abei 6ocb rükren6er Leicbtglaubigkeit gegenüber 6en 8irenen 6er Liebe autruweisen bat, rugegeben, 6ass es nicbt immer so tragiscb verlaufen muss, 6ass so mancber sicb aus 6er lolikeil 6es Orosss1g6tstru6eIs in 6ie OefiI6e 6er ge- sun6en Vernunft kinüberrettet, — grausame, erscbüttern6e, lebrreicbe Wabrbeiten sin6 es 6ocb, 6ie 6ie Orun6lage 6es Werkes biI6en. trögen sie weit kinausklingen in 6ie Welt un6 allen Vätern, Müttern, Lrriebern 6ie ^ugen öffnen. Lbefre6akteur bl. v. Kupkker. Wir bitten ru verlangen. Weisser Zettel. kerlin vv 57. vr. p. I^an§en8ckeic1t.
