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1824 S«rs->tblE s. b. Dtschn. Bxchh-Mdit? Nichtamllichei Tell. ^ 29, 8 Februar 1912. Ob es gelingt, der verderblichen Tätigkeit dieses lila-meer grünen Blockes ein Ziel zu setzen? Niemand kann es wissen, dagegen kann sich aber jeder selbst sagen, daß das stolze Schiff der vom Auslande angestaunten Organisation des deullchen Buchhandels bald an tückischen Klippen zer schellen wird, falls es den heute am Steuer stehenden Männern nicht gelingt, die augenscheinlich großen Gefahren der Fahrstraße zu beseitigen. — Zwei Maßregeln scheinen da vor allem durchaus nötig: 1. die Beschränkung der skrupellosen Geschäfts tätigkeit. die eine Anzahl von Leipziger Winkel-Kommissionären und Grossisten offen bar unter Benutzung der Barsortimente, zum Schaden des Gesamtbuchhandels — Verlag wie Sortiment — nachweislich seit Jahren entfaltet hat und auch heute noch entfaltet; 2. die Beseitigung oder doch wenigstens ge nügende Einschränkung des Mißbrauches, den ein Teil des Verlagsbuchhandels neuerdings mit dem sogenannten Ausnahme-Para graphen treibt. Beide Maßnahmen sind allerdings nur mit Hilfe des Deutschen Verlegervereins durchzusühren, von dem man aber wohl annehmen darf, daß er in seiner Majorität auf dem Standpunkte steht, daß er das ehrlich arbeitende Sor timent braucht und deshalb gegen Raubbau schützen muß. Als ein einfaches, schwerlich versagendes indirektes Mittel zur Besserung der beklagenswerten Verhältnisse betrachte ich 3. gründliche Umgestaltung des (offiziellen) Adreß buchs für den Deutschen Buchhandel und 4. Einrichtung eines Ehrenrates resp. Ehren oder Schiedsgerichts im Deutschen Verleger oerein, der heute ganz andern, wesentlich wichti geren Aufgaben gegenübersteht, als bei seiner Be- gründung. Beide Forderungen bilden seit einigen Jahren für mich das Oetsrum oensso der Ostermeß-Verhandlungen in den verschiedenen Vereinen. Ich weiß, daß einflußreiche Kollegen sich nicht mit ihnen befreunden können, haupt sächlich wohl deshalb nicht, weil sie die Durchführbarkeit der neuen Maßregeln für unmöglich halten. Ob dieser Pessimismus berechtigt ist, käme auf einen Ver such an, der nach meiner Meinung angesichts des erstrebten Ziels und angesichts der Unhaltbarkeit der augenblicklichen Verhältnisse aber sicherlich des Schweißes der Edlen wert sein dürste. Der Artikel des Herrn I)r. de Grurster in Nr. 20 und 21 d. Bl. mutete mich da wie Morgenröte an, und ich bin sogar Optimist genug, zu glauben, daß unter Umständen selbst Autoren nicht abgeneigt sein würden, auch ein ohne ihre Mitwirkung zustandegekommenes Ehren- resp. Schiedsgericht anzurufen, falls man nur die richtigen Leute hineinwählt. Zahlreiche geschäftliche Konzerne kennen solche Einrichtungen und verwenden sie mit vollem Erfolge — selbst ohne Konventionalstrafen —, weshalb sollte also der deutsche Verlagsbuchhandel, den man als ein besonders nobles und anständiges Geschäft zu betrachten pflegt, nicht reif für eine solche Einrichtung sein? Was sodann meinen Vorschlag, im (offiziellen) Adreß buch für den Deutschen Buchhandel nur die Mit glieder der anerkannten Vereine (und zwar in allen Branchen und in allen Abteilungen des Buches) durch Fettdruck hervorzuheben und alle übrigen Firmen aus gewöhnlicher Schrift zu setzen, so ist er unbedingt ge eignet, die Lösung der Adreßbuchfrage, die allen seither noch ein Rätsel ist, ohne wesentliche Schwierigkeit zu ermöglichen. Ein vollständiges Adreßbuch ist eine unbedingte Notwendigkeit. Die sogenannte »Reinigung« kann man nur gegen jene Existenzen in Anwendung bringen, die mit dem Buchhandel notorisch absolut nichts zu tun haben. Reben diesen aber kommen heute noch Hunderte, ja tausende von Firmen in Frage, die freilich keinen Anspruch darauf haben, alten und bewährten Firmen in jeder Be ziehung gleichgestellt zu werden, die aber für zahlreiche Angehörige unseres Standes, namentlich des Verlages, stellen weise sogar von großer Bedeutung sind. Entschließt man sich zu der Neueinrichtung, so vermeidet man den gefährlichen und berechtigten Vorwurf der Unvollständigkeit eines Hilfs mittels, das dem Gefamtbuchhandel dienen soll, außerdem würden dem Vorstand des Börsenvereins und namentlich den Vorsitzenden der Orts- und Kreisvereine die täglich von ihnen verlangten Entscheidungen, ob eine Firma auszunehmen sei oder nicht, erheblich erleichtert werden, denn der neuer dings für solche Fälle benutzte Fragebogen hat in Wirklichkeit wenig genutzt. Er hat die Arbeit noch vermehrt, während er die Verantwortung der Vereinsvorsitzenden nicht vermindert hat. Ich bin ferner fest davon überzeugt, daß alle besseren Firmen, die z. Zt. noch außerhalb der Vereine stehen, schleunigst in diese eintreien werden, falls die vorgeschlagene Maßregel beschlossen und rechtzeitig angezeigt wird. Hat die Charakterisierung durch verschiedenen Druck doch eine ganz andere Wirkung als die Kennzeichnung der Mitglieder der anerkannten Vereine durch Vorgesetzte Zeichen! Sie würde zudem, wie schon gesagt, nach meiner Ansicht eine erhebliche Stärkung der bestehenden Organisationen herbeiführen, deren Bedeutung namentlich in der gegenwärtigen Zeit niemand wird bestreiten wollen. Man hat mir vorgeworfen, ich wolle »Buchhändler erster und zweiter Klasse« schaffen und mittelalterliches Zunftwesen wieder aufleben lassen! Das kann mich in keiner Weise zu anderen Ansichten bekehren, denn ich halte es sür absolut keinen Fehler, daß die Ver hältnisse im (offiziellen) Adreßbuch des Deutschen Buch handels auch so in die Öffentlichkeit treten, wie sie wirklich sind. In allen anderen Ständen liegen die Dinge nicht anders wie im deutschen Buchhandel. Nur durch eigene Tüchtigkeit und durch persönliche Leistungen — sei es nun auf dem Gebiete der Wissenschaft oder auf dem Gebiete des Handels — gewinnt der Einzelne die Möglichkeit, seine Position zu verbessern und in eine höhere Klasse der Gesell schaft aufzusteigen. Diese Möglichkeit wird durch meinen Vorschlag auch keinem Angehörigen des deutschen Buchhandels genommen. Es bleibt ihm nach wie vor möglich, durch Intelligenz und Tätigkeit sein Geschäft zu heben und sein Gesuch um Aufnahme in einen anerkannten Verein schon nach Jahresfrist zu wiederholen, ja, ich würde es für einen großen Fehler halten, wenn wir ihm diese Möglichkeit abschneiden wollten. Aber andererseits bin ich der Meinung, daß be sondere Verhältnisse auch besondere Maßnahmen erfordern. Wenn ich recht unterrichtet bin, finden in diesen Tagen wichtige Sitzungen des Börsenoereinsvorftandes und des Deutschen Verlegervereins statt, und ich habe ganz besonders die Teilnehmer dieser Sitzungen im Auge, wenn ich meinen »Ausblick» mit den Worten schließe: Oavoant M. i. W. Rhenano-Westph. Aus dem dänischen Buchhandel. i. Am 18. Januar feierte der dänisch eBuch Händler verein, der älteste Skandinaviens, in festlicher Form sein 75jähriges Bestehen. Seine Entwicklung und sein Wirken schildert in einer Sondernummer von »Nordisk Bog«