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Redaktioneller Teil. X; 174. 29. Juli 1918. und nach Anknüpfungspunkten und einer passenden Einkleidung suchen, die sein Interesse als ein öffentliches erscheinen läßt. Bei der Vielgestaltigkeit der Verhältnisse ist es keiner zentralen Leitung, auch wenn sie einen noch so weiten Überblick hat, möglich, die erfor derliche Kleinarbeit zu leisten, auf die gerade hier das meiste an- kommt. Mus; doch, von dem unmittelbaren Nutzen abgesehen, die propagandistische Tätigkeit für das Buch schon deswegen in den Vordergrund gestellt werden, weil das Interesse der Öffentlichkeit an unseren Wünschen und Bedürfnissen wesentlich von der Zahl derer bestimmt wird, für die Bücher etwas bedeuten. Steter Tropfen höhlt den Stein, und nur wenn unbeirrt von unausbleiblichen Mißerfolgen immer wieder auf den Wert und die Bedeutung des Buches als des besten Freundes und Lehrers des Menschen hingewiescn wird, können mir darauf rechnen, daß ihm das gegenwärtige Interesse des Publi kums auch über den Krieg hinaus erhalten bleibt. Für Vorschläge und Anregungen in dieser Richtung sind wir trotz Papiernot und allen sonstigen Schwierigkeiten nach wie vor empfänglich. Elf. «für Buchhandel u. Publieität vormalS U. Ammcl Erstes Elf -Lothr. Plakatinstitnt, Straßburg i. Elf. Bilanz per 30. April 1918. Geschäftswert Mobilen und Utensilien Warenvorräte Div. Debitoren D>v Kautionen Vorbez. städt. Miete Kasse 100 000 299 037 28 250 53 871 32IN 10 23, 7 309 3 253 807 4 50 69 45 8.0 76 90 83 612 011 92 °! 200 000 Ges. Res 190 2 30 116500 5 000 Hyvo'tiekenkonto 135 000 Dv Kreditoien 17 OM 55 1 607 Unerhodene Dividende 1 120 Gewinn- und Verlustkonto 16716 )7 512 041 ^2 Gewinn- und Verlustkonto. Generalunkcsten und Atschreibungen 44 146 33 Reingewinn 16 156 *1 Saldo 1917 1 5 >9 26 60 802 40 4 Ertrag der rersch'edenen Geschäftszweige und der Jmmo- d'lien ........ 59 303 14 Saldo 1917 1 559 2" 60 802 40 (Deutscher Neichsanzciger vom 16. Juli 1918.) Eindämmung der Schundliteratur. — Auf Anordnung des Ober kommandos in den Marken gibt bekanntlich der Polizeipräsident von Berlin amtliche Listen von Schundliteratur heraus, deren Absatz im Umhcrzichen verboten ist. Auf Weisung des Obermilitärbefchls- habcrs haben sämtliche stellvcrtr. Generalkommandos seines Befehls bereiches und im Anschluß daran auch die sächsischen und württembcr- gischcu Kontingente diese Listen übernommen. Durch dieses Vorgehen ist erreicht worden, daß die in Frage kommenden Verleger ihre Be stände an solchen Schriften vernichtet und die Erklärung abgegeben haben, diese Druckschriften nicht wieder erscheinen zu lassen. Die jetzt erschienene neue Liste enthält denn auch nur 97 Nummern verbotener Bücher gegenüber 228 der vorigen Ausgabe. So ist auf dem Weg der Vereinbarung mit den beteiligten Verlegern, die auf Anregung der Behörde sich in dem »Verein der Verleger für Volksliteratur« orga nisiert haben, ein erkennbarer Erfolg in der praktischen Bekämpfung der Schundliteratur erzielt worden. Eine württembergische »Akademie der Wissenschaften« ist vor kurzem in Stuttgart gegründet worden. Die Gesellschuft soll wissenschaftliche Untersuchungen jeder Art, Forschungen, Reisen, Ex perimente und Publikationen durch Geldbeiträge unterstützen, ohne Rücksicht darauf, ob Probleme der reinen oder der angewandten Wis senschaft einschließlich der Technik in Frage stehen. Eine lokale Be grenzung ist nur insofern geplant, als solche Unternehmungen bevor zugt werden sollen, die mit der Universität Tübingen im Zusammen hang stehen. Der König von Württemberg hat die Schirmherrschaft über die neue Gesellschaft übernommen. Der Vorstand setzt sich zu sammen aus den Herren Professor v. Heck (Tübingen). StaatSrat Di. v. Bach (Stuttgart), Professor v. Müller und Professor Hammer (Tübingen), Professor Windig (Hohenheim) und Konsul Kommer zienrat Theodor G. Wanner (Stuttgart). Sekretär der Gesellschaft ist der Tübinger Univcrsitätssekrctär Albert Nienhardt. Die Uni versität Tübingen, die Technische Hochschule in Stuttgart und die Land wirtschaftliche Hochschule in Hohenheim, als die drei württembergischen Hochschulen, sind in gleicher Weise an der Gründung beteiligt. Ein ansehnlicher Teil der erforderlichen Mittel ist bereits beschafft. PersonalnachrWen. Gestorben: nach kurzem, schwerem Leiden im 73. Lebensjahre der Chefredak teur der Fliegenden Blätter Herr Professor Hermann Schneider in München. Ein Sohn des Buchhändlers und Schriftstellers Friedrich Schnei der, des Mitgründers der Firma Braun L Schneider in München, hatte der Verstorbene dort die Lateinschule, Kunstgewerbeschule und Akademie besucht und einige Zeit bei Moritz von Schwind gearbeitet, um 1866 in die Piloty-Schule einzutreten. Er hat viele Bilder ge schaffen, von denen nur genannt seien: Herzogin von Bourgogne, Karl V. auf dem Wege nach San Duste, Mozart und seine Schwester, sowie eine Reihe Porträts, darunter das des MitgründerS der Firma Kaspar Braun. Schon in seiner frühesten Jugend war Hermann Schneider in der Redaktion und im Verlag seines VaterS tätig ge wesen. Dieses Verhältnis wurde nach dem Tode Kaspar Brauns (1877) noch fester, sodaß Schneider nur noch halbe Tage seiner Kunst widmen konnte. Aber auch diese Doppeltätigkeit war mit der Zeit nicht mehr durchzuftthren, und seine eigene schöpferische Arbeit mußte mehr und mehr in den Hintergrund treten, bis sie anfangs der 90er Jahre vollständig zur Ruhe kam. Seitdem hat er seine Arbeit nur der Redaktion der Fliegenden Blätter und dem Verlage Braun L Schneider, dessen künstlerischer Beirat und Hauptschriftleiter er war, gewidmet. Ein tüchtiger, geistvoller Mensch ist in Hermann Schneider zur Ruhe gegangen, dessen Werk dauern wird. Gefallen: in den Kämpfen an der Piave Herr Alaöar Schwarz, Hauptmann in einem österreichischen Infanterie-Regiment, Sohn des Herrn Karl Schwarz in Oedcnburg. Der Verstorbene gehörte dem Buchhandel an und war berufen, seinen Vater dereinst in der Leitung -es Geschäfts abzulösen. Diese Hoffnung ist mit seinem Tode zu Grabe getragen, was um so bedauer licher ist, als der so früh Abberufcnc sich bei seinen Regimentskame raden großer Beliebtheit erfreute und sicher auch als Nachfolger seines Vaters seinen Mann gestanden hätte. Rudolf Mcinpaul f. — In Leipzig-Gohlis ist der Sprachforscher und Neiscschriftstellcr Rudolf Kleinpaul im Alter von 73 Jahren ge storben. Klcinpaul, der auf weiten Reisen Gelegenheit hatte, viel interessantes kultur- und sprachgeschichtlichcs Material zu sammeln, hat eine große Zahl ethnographischer, linguistischer und kulturhistorischer Schriften herausgegeben. Hervorzuhcben sind namentlich seine sprach- psychologischcn, sprachgeschichtlichen und lexikalischen Arbeiten »Sprache ohne Worte«, »Die Ortsnamen im Deutschen«, »Das Fremdwort im Deutschen«, »Das Leben der Sprache« u. a. Sein kleiner »Italienischer Sprachführer«, der als Ergänzung zu Gsell-Fels' bekannten Neisc- büchern erschien, erlebte mehrere Auflagen. Rudolf Flcx s. — In Eisenach ist der durch seine vaterländischen Ge dichte bekannte Gymnasialprofessor I)r. Rudolf Flex im 63. Lebens jahre gestorben. Außer einer Reihe Schriften für den Schulgcbrauch und zwei patriotischen Festspielen gab er die Gedichtsammlungen »Heimat und Vaterland« (1910) und »BiSmarck-Gedichte« (1915) heraus.