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15S. 6. Juli 1910. 'Mchtamtlicher Teil. BSrf-n«l-us. d. Dtlchn, «llchhandel. 7949 Berbandsvorstandes und der Kreis- »ad Ortsvereine oder ihrer Vorstände entgegsngebracht wird (Widerspruch). Nun soll dieser Ausschuß ins Leben treten, woraus soll er bestehen? Er wird wiederum aus den Männern bestehen, die von seiten der Kreis- und Ortsveräine dein Verbandsvorstande vorgeschlagen werden, Und das können doch wieder nur die Leute sein, die als die Sklaven der Verleger bezeichnet worden sind, ein Kollegium, dem das richtige Rückgrat fehlt. Herr Kommerzialrat Müller, Herr Hart- mann, ich und andere solche Leute, das sind ja nur Verlegersklaven l(Heiterkeit). Sie können aber gar keine anderen Leute haben, als solche Verlegersklaveu. Wo wollen Sie die Sortimenter hernehmen, die ganz unabhängig non den Kreis- und Ortsvereinen als Berater des Verbandsvorstandes tätig sein können? Ich bitte, bezeichnen Sie doch solche Leute. Sollen Sie denn nicht aus den Kreisen der Kreis- und Ortsvereme genommen werden? Ich wüßte nicht, woher anders Sic sie nehmen könnten. Wollen Sie sie aus den Kreisen der wilden Buchhändler schöpfen, die unserer Organisation nicht angehören? Also, was Sie auch tun mögen, Sie schassen tatsächlich nichts Neues, Sie schassen nur eine Organisation, die sehr erhebliche Unkosten verursachen wird und Ihnen auch nicht für einen Deut leisten kann. Dasjenige, was diese Organisation leisten könnte, leisten die Kreis- und Ortsvereme, wenn sie von dem Verbandsvorstande aufgefordert werden, in mehr oder minder ergiebiger Weise. Glauben Sie nicht, daß die fünf Herren, die aus fünf bestimnrten Kreisen gewählt würden, mehr leisten könnten, als die durch den Verbandsvorstand zusammengeschlossenen Ver eine. Also wozu wollen Sie das Geld, die 2000 oder 3000 im Jahre hinauswersen, um schließlich nichts anderes zu erzielen, als was Sie in der bisherigen Organisation schon besitzen? Sie wollen, um es kurz zu fassen, dem Verbandsvorstande einen Schwanz anhängen, der Ihnen nichts nutzt und den Vcrbandsvorstand nur belästigt. Herr Oscar Schmort: Meine Herren! Ich wünschte, daß der alte Kämpe, Herr Kommerzialrat Müller, in weniger weg werfendem Tone die Frage gestellt hätte: Was tun die Kreis- und Ortsvereine? Ich ergreife in erster Linie das Wort, um sie in Schutz zu nehmen. Die Kreis- und Ortsvereine sind nach § 1 dazu da, die Satzungen und Veranstaltungen des Börsenvereins durch- xufllhren, und ich kann sagen, daß das im Sommer meist keine große Mühe macht, aber zu Weihnachten, wo die Herren von der Verwaltung des eigenen Geschäftes so stark in Anspruch genommen sind, eine recht erhebliche Arbeit bedeutet. Ich weiß nicht, ob die älteren Herren, die dem so kritisch gegenüberstehen, zu ihrer Zeit arbeitskrästiger waren, ich glaube es aber nicht; jede Generation wird wohl ihre eigene Arbeit tun. Ich habe Herrn Ganz durchaus nicht den Vorwurf machen wollen, daß er nicht arbeitet; ich habe mich von dem Weiße des Herrn Ganz durchaus überzeugt. Aber es ist in der Tat so, daß wir eine Masse Arbeit, eine Menge Klein- kram zu tun haben, den wir dem Verbandsvorstande abnehmen. Ich verstehe nicht recht, warum Herr Hartmann sich so stark gegen den Vorschlag ausspricht. Er lebt in einer Jndustriegegend, wo auf allen Gebieten weitgehende Arbeitsteilung herrscht; und wenn wir durch den Sortimenterausschuß nichts weiter erreichen, als eine gewisse Arbeitsteilung herbeizusühren, so hätten wir schon etwas erreicht. Für den Vorstand eines Orts- oder Kreisvereins, der in der arbeitsreichen Weihnachtszeit den ganzen Krempel machen muß, den allein die Bekämpfung der Schleuderei mit sich bringt, ist es nicht möglich, auch noch den Kopf frei zu halten für das größere Ziel, das der Sortimenterausschuß in diesem Falle im Auge zu behalten hätte. Das ist nicht möglich; und in diesem Sinne möchte ich Sie dringend bitten, den Sortimenterausschuß nicht fallen zu lassen, auch nicht im Sinne des Herrn Paetsch, sondern zunächst einmal einen Versuch zu machen; wenn er nichts leistet, können wir ihn wieder abschassen, aber lassen Sie ihn erst ins Leben treten und schütten Sie nicht das Kind mit dem Bade aus. Mau sagt, es ist früher auch ohne einen solchen Ausschuß gegangen. Damit steht es aber wohl wie mit der Pumpe und der Wasserleitung. Früher hat jeder Haushalt sich mit der Pumpe beholfen; heute wird niemand mehr glauben, daß er ohne Wasser leitung auskommen könnte. So würde es wohl auch in dieser Frage gehen. Herr Ernst Maasch (Hamburg): Ich kann mich nur den Worten des Herrn Meißner anschließen. Ich verspreche mir nichts von der Einsetzung eines Sortimenterausschusses; auch wenn er besteht, würde die alte Klage, daß nicht genug gearbeitet wird, immer wieder auftreten. Ich habe dem Verbandsvorstande in Hamburg nahe gestanden; und erinnere nur an die Adreßbuchfrage, an die kläglichen Resultate und die schwache Beteiligung der Kreis- Vereine bei Ausarbeitung des Fragebogens. Glauben Sie, daß das durch einen Sortimenterausschuß anders wird? Ich glaube es nicht. Herr Bernhard Staar: Herr Paetsch hat die Einsetzung des Sortimenterausschusses hauptsächlich aus dem Grunde empfohlen, damit sich für den Verein deutscher Sortimenter kein neuer Agitationsstosf ergibt. Meine Herren! Anders habe ich die ganze Sache im vorigen Jahre überhaupt nicht aufgesaßt. Man wollte nicht auseinandergehen, ohne irgend etwas getan zu haben, und da kam dieses Verlegenheitsprodukt des Sortimenterausschusses heraus. (Widerspruch.) Es war ein Verlegenheitsprodukt, nichts weiter. Dem Vorschläge des Herrn Meißner möchte ich mich an- schließen, ich würde aber voraussetzen, daß nicht nur die Delegierten bei der Herbstversammlung erscheinen dürfen, sondern auch Gäste, die aus ihre Kosten Hinreisen wollen. (Rufe: Selbstverständlich.) Herr Heinrich Bohscn: Ich möchte nur ein paar Worte an Herrn Kommerzialrat Müller-Wien richten in bezug aus seine Frage: Was tun die Kreis- und Ortsvereine? Ich habe mich eigentlich über diese Frage gewundert. Der Wiener Verein hat in diesem Jahre sein sünfzigjähriges Jubiläum geseiert, ebenso auch der Hamburg-Altonaer Buchhändlerverein. Aus diesem Anlasse hat der Hamburg-Altonaer Verein durch seinen Archivar dem Wiener Verein unsere Chronik gesandt als Dank für die Gratu lation des Wiener Vereins. Da hätte der Wiener Verein sich genau orientieren können über das, was ein Ortsverein leistet. (Heiterkeit.) Herr Kommerzienrat Karl Siegismimd: Meine Herren! Wir haben ja aus dem Jahresbericht die Klage gehört, dis wir, die wir an der Leitung von Vereinen und buchhändlerischenOrgani- sationen beteiligt sind, voll verstehen: es fehlt im Buchhandel eine größere Anzahl von Persönlichkeiten, die die Mühe, die mit Vor- standsämtern verknüpft ist, aus sich nehmen. Wir haben hier aus dem Jahresberichte die Klage vernommen, daß der Berbandsvor- stand nicht in genügender Weise orientiert ist über die Vorgänge der einzelnen Kreis- und Ortsvereine. Diese Tatsache ist die Grundlage des Bestrebens, eine Sortimenterkammer oder einen Sortimenterausschuß zu schassen; aus dieser Erwägung heraus ist dieser Wunsch geboren worden. Nun ist der ganze Vorschlag, wie er uns hier gebracht worden ist, ja kein neuer. Ich gehöre auch zu den Veteranen, die seit einer Reihe von Jahren im Kampfe stehen in erster Linie für die Interessen des Sortiments. Im Jahre 1900 hatten wir eine außerordentliche Delegiertenversamm lung in Dresden, in der beschlossen wurde, einen Ausschuß einzusetzen, der neue Satzungen des Verbandes zu beraten hätte. Es gehörten, wenn ich mich recht erinnere, diesem Ausschüsse an die Herren Heinze, Fuendeling, Seippel, Wollermann, Zwißler, Göritz und ich. Wir traten in Eisenach zu der Beratung der neuen Satzungen zusammen, und es wurde ein schon seit vielen Jahren von dem Kollegen Fuendeling vertretener Gedanke erörtert, Ver trauensmänner zu schassen, die berufen wären, den Verbandsvor- Börscnblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. 1032