Volltext Seite (XML)
13512 KSrl-üiiLB r. L Atsch». Nichtamllicher Tell. ^8 255, 1. November loi,. scheu, französischen und englischen Schule und wird bei der Reichhaltigkeit und der Quatität seines Materials wieder viele Liebhaber in seinen Räumen sehen. AmslerLRut ha r d t in B e r l i n werden mit ihrer reichen Sammlung von Gemälden, Handzeichnungen, Aquarellen und Graphiken, unter denen besonders die des verstorbenen Kunstschriftstellers Lud wig Pietsch interessieren werden, sich nicht ohne Erfolg an die Sammler wenden. Wenn man bedenkt, wievieleKunstsammtuugen in de» letzten Jahren auseinandergerissen wurden, so taucht die Frage auf, ob für dieses Manko der durch den Tod oder andere Umstände (am eheste» Uberdrüssigkeit des Sammelns) ausscheidenden Kunstfreunde sich auch ein Ersatz findet, d. h. ob es auch jüngere Angehörige der besitzenden Klasse für der Mühe wert halten, Kunstwerke aufzuspeichern, um sie später den mehr oder minder lachenden Erben, denen Bargeld Meist lieber ist als Bilder, zur gefälligen Verauktionierung zu überantworten. Hier und da mag Wohl noch so ein weißer Rabe zu sinden sein. Aber im allgemeinen rekrutieren sich die Sammler, die heute noch Anspruch aus Beachtung haben, aus den älteren Generationen. Dahin zu wirken, daß auch die Nachkommen, daß jüngere Leute, denen das Glück viel Geld in den Schoß warf, Kunst werke sammeln, ist eine schöne, reizvolle und auch lohnende Aufgabe des Kunsthändlers. Freilich läßt sich so etwas nicht mit Gewalt erzwingen. Mit psychologischem Feingefühl aber, einem guten Geruchsorgan und der zu allen Dingen nötigen Ausdauer kann man doch viel erreichen. Ein nicht zu unter schätzendes Agitationsmittel hierzu sind die Kunstzeitschristen. Sie bereiten gewissermaßen den Boden und haben Wohl nicht zuletzt mit ein großes Verdienst um das sich immer mehr he bende Kunstverständnis im Volke. Hat der Kunsthändler es erst einmal so weit, daß sein Kunde außer den üblichen Familien blättern auch ein gutes Kunstorgan hält, dann ist schon viel erreicht. So wie von der einen Seite behauptet wird, daß das Interesse für die Kunst gar nicht so groß sei, so wird mit der selben Beweiskraft von der anderen Seite aus einen Kunst- Hunger unserer Zeitgenossen geschlossen. Will man Zahlen reden lassen, so könnten wohl die Absatzzahlen der Kunstbücher von Karl Rob. Langewicsche in Düsseldorf jeglichen Pessimis mus über den Haufen Wersen. Wenn sie sich auch oo ipso in beträchtlichen Kurven auf und nieder bewegen, in der Ge samtheit ist das Resultat eben doch kolossal, und die Spannung, mit der jeder neue Band der blauen Bücher erwartet wird, ist Beweis genug, daß die Kunst Wohl geschätzt und geliebt wird, wenn sie nur in der richtigen Form dargeboten wird. Und das hat Langewiesche verstanden. Auch der neueste Band — Moderne Plastik — dürfte wieder ein Schlager ersten Ran ges werden. Wohl scheint uns hier und da manches zu fehlen, während auf der anderen Seite von einem Künstler zu viel ge boten wurde, d .h. die Frage der Auswahl erscheint uns nicht glänzend gelöst. Aber davon abgesehen, bringt der Band doch eine solche Fülle des Guten und Schönen, gibt einen so bezwin genden Eindruck vom Stande der modernen Plastik, daß man das Buch mit großem Genuß aus der Hand legt. Der voluminöse Band, der in früheren Zeiten mit einem enormen Aufwand von Theorie eine fast nur literarische Kennt nis der Kunst vermittelte, wird mehr und mehr durch das knapp gefaßte instruktive Buch verdrängt. Die Erkenntnis, daß die Menschen keine Zeit mehr haben, dicke Bücher zu lesen, oder es wenigstens vorgeben, hat den Verlegern der Kunstlileratur ganz andere Bedingungen auferlegt als früher. Man will Bilder sehen, dreimal sehen, ehe man sich einmal zum Lesen entschließt. Die Beobachtung kann man täglich machen, wenn man jemand ein Kunstbuch in die Hand nehmen sieht. Bücher, die den Schwerpunkt auf den illustrativen Teil legen, werden also immer im Vorteil sein. Solcher Art ist das hübsche Bändchen Christliche Kunst im Bilde von Georg Graf Vitzthum (Verlag Quelle L Meyer, Leipzig, Preis «kt 1.25). Aus dem gewaltigen Stoff, der Wohl Bände um- fassen würde, ist das Typische ausgewählt und dem Laien sinn in leichtverständlicher Weise demonstriert worden. Der Grundsatz des utilo oum ckulei ist in schönster Weise erfüllt. Man hat an diesem geschmackvollen Bändchen in seinem hand lichen Format seine Freude und liest es auch. Eben weil die Form der Darstellung glücklich getroffen ist. Um von einigen neuen Kunstblättern zu reden, die jetzt das Herbstgeschäft nicht unbeträchtlich beleben werden, sei der Publikationen von Trowitzsch L Sohn in Frankfurt a. O. ge dacht. Zwei große Namen leuchten uns da gleich mit ihren berühmtesten Werken entgegen: Corot, der Meister von Barbi zon, mit seinem wundervollen Frühlingsmorgen, der vor gar nicht langen Jahren für einen Riesenpreis dem Louvre ein verleibt wurde, und Anselm Feuerbach, der deutsche Träumer, mit seiner vielbewunderten Medea. Beide Gemälde mögen ungemein reizvolle und doch schwierige Aufgaben für die farbige Reproduktion sein. Die Firma Trowitzsch hat schon manche Schwierigkeit überwunden, und auch hier sieht mau sie wieder ganz auf der Höhe der technischen Vollendung, deren größter Ehrgeiz es ist, die Originale in ihrem ganzen Zauber zu enthüllen und ihren Genuß auch den Menschen zu vermitteln, die niemals in ihrem Leben das Glück haben, diese selbst zu sehen. Wie die unendlich feine silbrige Stimmung des Corotschen Meister werkes restlos herausgebracht ist, so ist auch die düstre Farben pracht Feuerbachs, die sich hier in diesem Bilde zu rauschenden Akkorden steigert, so dem Original entsprechend wiederge geben, daß man sich ganz vom Geiste dieses Wiedererweckers der Antike umweht fühlt. Beide Blätter (der Frühlingsmorgen ist 50: 68 em groß und kostet .kt 25.—, die Medea ist 48 : 97 ei» groß und kostet «kt 35.—) stellen der Leistungsfähigkeit der Firma das beste Zeugnis aus und bilden für den Kunstsortimenter Verkaufsobjekte, denen er freudig sein bestes Können widmen darf. Von weiteren Publikatio nen der Firma sind noch zu erwähnen Stielerz un vergänglich schönes Goethe-Bildnis und Anton Graffs Schiller, beides Bilder, die für diese Geistesheroen ebenso charakteristisch sind wie für die Porträtmalerei vergangener Tage, und beide prächtig reproduziert und in eindrucksvollem Format, 54:67 ein, zum Preise von «tt 25.— Pro Blatt dar geboten. Endlich eine ungemein liebenswürdige Genreszene von Claus Meyer, die zwei Nachbarinnen darstellt, die im Zimmer sitzen und plauschen (Format 51:70 cm, «kt 25.—). Seinen besonders malerischen Reiz erhält das meisterlich dar gestellte Interieur durch die hart an das Fenster gerückte Fassade des gegenüberliegenden Hauses. Wie nicht anders zu erwarten, wird dem in den letzten Jahren verpönten Genre bild jetzt schon eine Neubelebung prophezeit. Die gegenstands lose Malerei wird wieder dem Weichen müssen, was Jahrhun derte hindurch seine schöne Aufgabe erfüllte, das Menschen- Herz zu erfreuen Und zu erheitern. An Bildern, wie diesem von Claus Meyer wird man die Renaissance des Genrebildes in schönster Weise erleben. Ein wunderhübsches Blatt, das auf dem Weihnachtstisch sicher mit großer Freude begrüßt werden wird, bringt der Verlag von Julius Schmidt (Inh. Rudolf Dreßler), München, der eben auch seinen neuen Gesamtkatalog über die Knöfler- schen Farbenholzschnitte verschickt, auf den Markt. Es stellt Jesus und Johannes als Kinder dar nach einem Gemälde des Andrea Vaccaro und übertrifft in seiner kindlichen Naivi tät und Anmut viele, ja vielleicht die meisten der modernen Er zeugnisse, mit denen eifrige Künstler uns aus der Welt der kleinen Menschen etwas Vortäuschen wollen. Der Vierfarben druck (Format 37:50 om, Preis .kt 15.—) gibt die schönen war-