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^ 103, 4. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1693 Charakter derselben klar zu legen. Zunächst sei entgegnet, daß cs bei dem »heidenmäßig« vielen Gelde, welches wir jetzt haben und noch dazu erhallen werden, auf den Ausfall einer Handvoll Thaler Demjenigen, der kein Freund der Kleinigkeitskrämerei ist, nicht an- kommen kann. Wenn sich das Erträgniß der Zeitungsstempelsteuer gegenwärtig auf 7- bis 800,000 Thaler beläuft, so würde durch ihre Herabsetzung vom Etat sicher nicht einmal ein finanzieller Aus fall entstehen; denn der letztere würde sehr bald durch die gesteigerte Verbreitung der Tagcsblätter mehr als ausgewogen werden. Das schlagendste Beispiel hierfür liefert Oesterreich, wo die Herabsetzung der dort bestehenden Zeitungsstempel- und Jnseratensteuer im Jahre 1858 nach der Erklärung des Finanzministers ein höheres finan zielles Erträgniß als bisher zur Folge halte. Zweitens darf man über den Ursprung der Steuer nicht hinwegsehen. Die Zeitungs stempelsteuer ist nicht aus dem Bedürfniß des Staates nach neuen Einnahmequellen, sondern aus dem Bedürfniß, die Presse zu be schränken, hervorgegangcn. Sic soll das Interesse der Bevölkerung an öffentlichen Dingen Niederhalten und vertheucrl zu diesem Zwecke die Journale. Sie darf deshalb auch nicht auf Grund eines finan ziellen Bedürfnisses des Staates aufrecht erhalten werden. Endlich fällt hier noch ein Umstand von wesentlichster Bedeutung ins Ge wicht: Es darf die Natur der Zeitungen als eines fördernden Bil dungsmittels nicht verkannt werden. Der Zeitungsstempel aber hindert gerade die Entwickelung der kleinen Blätter, die in die untersten Volksschichten zu dringen bestimmt sind, um ein Hebel der geistigen Erziehung, Bildung und Aufklärung zu sein. Wenn der Finanzminister die ärmere Bevölkerung entlasten will, dann hebe er zuerst den Zeitungsstempel auf." Zur Praris. — Wie sollten die Herren Verleger äcond. ver sandte Artikel im Laufe des Jahres zurückverlangen? — Es werden allen auf umfangreichen Sortimentslagern beschäftigten Gehilfen schon Zurückverlangzettel folgender Art zugegangen sein: Ich erbitte sofort, schleunigst zurück: Müller, Vortrag — Heinze, Entwickelung — Kutschke, Vergänglichkeit u. dergl. Der Adressat, der natürlich nicht riechen kann, ob Herr Müller einen Vortrag über Käsefrabrikation oder über eine Trichinen- epidemie gehalten hat, muß nothwendiger Weise, da die Factura ebenfalls mit drakonischer Kürze abgcfaßt sein kann, womöglich die Monatlichen Neuigkeitsverzeichnisse durchsehen, nur um zu erfahren, wo sich das 3^ Groschen-Broschürchen auf Lager vorfinden kann. Da die Nettopreise oft abgerundet sind (18U, 18HH, 5/3U, 3>/z), so muß der arme Gehilfe, um Reclamationen zu entgehen, auch die Facluren Nachsehen; eine sehr zeitraubende Arbeit, wenn vom Verleger deren 10 —100 vorhanden sind. Es würde sich also drin gend empfehlen, auf den Zetteln stets den genauen Titel mit dem Or dinär- und Nettopreis, sowie bei Neuigkeiten wenn möglich auch die Zeit der Versendung anzugebcn. Die geringe Mühe wird durch die dadurch erzielten Erfolge sicher ausgewogen. Für den Sorti menter gilt noch mehr als für den Verleger „Ums is inons^", wenn er nur den zehnten Theil der Broschürchen, mit denen er in neuerer Zeit in erschreckender Menge bombardirt wird, durch E in- sichtsversenden absetzen will. B. C. W. Zur Straßburger Bibliothek. — Nach einer Vorlage an den Reichstag über den Gang der Verwaltung in Elsaß-Lothringen wurden für die Bibliothek Lurch Schenkungen und Sammlungen über 100000 Bände erworben (unter ersteren sind besonders dan- kenswerthe vom Kaiser, von den Königen von Sachsen und Württem berg, von der brittischen Regierung); angekauft wurden die Bibliothek des Professors v. Vangcrow, der größte Theil der Uhland'schen, die Hutten-Bibliothek des Professors Böcking rc. Mit der Bibliothek der vormaligen Akademie zuSlraßburg sind schon nahezu 200000 Bände vorhanden. — Als Geschenk des Königs von Bayern erhielt die Bibliothek in diesen Tagen eine ansehnliche Reihe von zum Theil kostbaren Werken, welche aus der ehemaligen Herzog!. Leuchtcnbcrg'- schen Bibliothek iuEichstädt und ans derPrivaibibliothek desKönigs ausgewählt wurden. Aus de m Reichs-Postwesen. —In einer Bekanntmachung vom 17. April ersucht das General-Postamt, zum Verschluß der Geldbriefe nur guten, haltbaren Siegellack zu benutzen, indem sonst die Siegel, noch ehe der Brief nach dem Bestimmungsorte ge langt, abbröckeln oder sich ganz von dem Couvert ablösen, wodurch Weiterungen entstehen, welche in der Regel eine Verzögerung in der Bestellung der betreffenden Geldbriefe, mitunter auch Verluste her- bciführen. — Zur Bequemlichkeit des correspondireuden rc. Publi- eums sind aus dem Postreglemeut und der Portotare für das Deutsche Reichs-Postgebiet die wichtigsten Bestimmungen unter dem Titel: „Nachrichten für das correspondirende rc. Publi cum bei Versendung innerhalb des Deutschen Reichs-Postgebiets" zusammengestellt und auf Cartonpapier gedruckt worden. Exemplare dieser Zusammenstellung sind bei den Postanstalten zum Preise vorr 1 Ngr., in den Gebieten der Guldenwährnng zu 3 Kr. pro Eremplar zu haben. Die Berathungen im Reichskanzleramle wegen Ermäßigung des Portos für Correspondenzkarten, Packele und Gel der sind beendigt und haben zu dem Resultate geführt, daß bezüglich der Correspondenzkarten eine Ermäßigung des Portos auf die Hälfte — einen halben Groschen — statlfinden soll. Dem Formular der Karten soll künftig gleich die Freimarke beim Drucke eingeprägt werden, auch soll letztere eine bessere Form erhalten. Bezüglich der lange angestrebten Herabsetzung des Geld- und Packetportos scheinen die dem Reichstage zu machenden Vorlagen hinter den Wünschen des Pnblicums zurückzubleiben. Es soll der sogenannte „Auslandstarif" künftig in Anwendung kommen, der zur Berechnung der deutschen Portobeträge für Packele rc. nach dem Auslande diente. Dieser Tarif beruht auf der sogenannten Zoneneintheilnng des deutschen Postgcbietes — ähnlich wie bei den telegraphischen Depeschen — und wird das Porto hiernach nach einein Durchschnittssatzc von 15 zu 15 Meilen berechnet. Im deutschen Reichspostgebiete fand bis her eine Erhebung des Portos nach der Luftlinie von 5 zu 5 Meilen statt. Während nun jener Tarif in einzelnen Fällen eine Er mäßigung von unbedeutendem Werthe herbeiführen würde, würde für kürzere Entfernung, und auf dieser bewegt sich der Hauptver kehr, eine Vertheuerung eintrete». Die Geldprämie bei der Post ist gegenwärtig so hoch, daß sie zu den Verlusten, welche der Postver waltung erwachsen, auch nicht entfernt im Verhältnisse steht. Es haben diese hohen Sätze bereits den Uebclftand nach sich gezogen^ daß die Bankiersfirmen geringere Beträge declariren, als äs knoto zur Versendung kommen. Die Versicherungspränue sollte auf die Hälfte mindestens ermäßigt oder eine weiter greifende Scala einge führt werden. Die jetzige Prämie steigt von 100 zu 100 Thlrn., während eine weiterer Rahmen, vielleicht von 500 zu 500 Thlrn., angestrebt werden sollte. (Berl. Börs.-Ztg.) Personalnachrichten. Herr Hugo Starcke, Besitzer von Gust. Elkan's Buchhand lung in Uelzen, der als Landwehr-Offizier sämmtliche Gefechte der Division Kummer mitgemacht hat, ist nachträglich noch mit dem Eisernen Kreuze decorirt worden.