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52, 3. Mürz 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2548 Gast's Hofbuchhandlung — E. Luppe's Hofbuchhandlung. Dem ersten Punkt vorstehender Erklärung traten die nachstehenden Verlagsfirmen bei: Cöthen: Otto Schulze Verlag — Delitzsch: Reinhold Pabst — Eilenburg: C. W. Offenhauer — Eisenach: Arthur Laue — Gera: W. Koehler'sche Verlagsbuchhandlung — Gotha: I. Goetsch Verlag — E. F. Thienemann — Halle a/S.: Buchhandlung des Waisenhauses — Gebauer - Schwetschke Druckerei und Verlag m. b. H. — Ludwig Hofstetter Verlag — Max Niemeyer — Hugo Peter — Martin Schilling — Eugen Strien Verlag — Köstritz: C. Seifert's Verlag — Langensalza: Wendt L Klauwell — Magdeburg: Creutz'sche Verlagsbuchhandlung — Heinrichshofen's Verlag — C. E. Klotz — Nordhausen: Heinrich Killinger — Osterwieck: A. W. Zickfeldt — Papiermühle S.-A.: Gebr. Vogt — Weimar: Herm. Bühlaus Nachfolger — Hermann Grosse — Wittenberg: R. Herros6's Verlag. Unsere Bücher. Ein Wort an die Herren Verleger.*) Jeden Bücherfreund wird es mit Befriedigung erfüllen, daß endlich wieder eine Zeit gekommen ist, die auch für das Buch etwas übrig hat. Denn die Bestrebungen der letzten Jahrzehnte auf dem Gebiete der Buchkunst haben nicht nur den Erfolg ge habt, die verschiedenen Techniken, die bei Herstellung des Buchs mitzuwirken haben, zu verfeinern und zu vervollkommnen, son dern auch den Sinn für Bücher wieder zu beleben und die Kauf lust für solche in brettern Volkskreisen anzuregen. Um so be dauerlicher ist es, daß noch so viele Verleger rückständig geblieben sind und andre wieder der Sache durch Übertreibungen schaden, fast alle aber von den Bedingungen für die Dauer ihrer Erzeug nisse so gut wie nichts zu wißen scheinen. Lassen Sie mich, meine Herren, die hier erhobenen Vorwürfe begründen. Als alter Buchbinder kenne ich die Druckpapiererzeug nisse fast eines halben Jahrhunderts, und nicht nur während meiner Lehrzeit, sondern als Sohn eines Buchbinders schon früher hantierte ich mit ungeleimtem Druckpapier im Planier wasser. Das gab dann ein Papier, das Ewigkeiten aushielt. Dann aber kam der Holzschliff, mit ihm das holzhaltige Papier, der krasseste Gegensatz zu jenem, und mit der Haltbarkeit der Bücher war es vorbei. Seitdem ist es ja wieder besser geworden; denn ein großer Teil der für Bücher bestimmten Druckpapiere werden nun »holzfrei-, d. h. aus Zellstoff ohne Holzschliff, oft unter Zusatz von Lumpen und dergleichen hergestellt und halten dann besser. Aber erst wenn zu Büchern, die nicht nur als Ein tagsfliegen gedacht sind, holzhaltige Papiere überhaupt nicht mehr verwendet und die holzfreien besser geleimt und weniger satiniert würden (das gilt auch für Kunstdruckpapiere), wäre der Fortschritt vollkommen. Sehr wertvolle Bücher aber sollten nur auf tierisch oder gar nicht geleimtes Lumpenpapier gedruckt und im letzteren Falle wieder wie früher planiert (mit durch Alaun präpariertem Leimwaffer durchtränkt) werden. Denn selbst die beste pflanzliche Leimung kann die tierische nicht ersetzen. Was aber geschieht nun heute noch vielfach? Cs werden zu nächst noch recht viele Bücher, die in öffentlichen Büchereien von einer Hand in die andre gehen, auf puren Holzschliff gedruckt. Das Papier verträgt nicht einmal das Umblättern, ohne einzu reißen, und flickt man die Riffe, so reißt es daneben. Holzhaltige Papiere vermorschen aber schnell und zerfallen dann wie Zunder. Viele durchgelesene Bücher werden den Volksbüchereien geschenkt, meistens ungebunden. Da ist es mir schon passiert, daß ich schein bar noch ganz gute Exemplare einband und bald nach dem Binden Blätter glatt herausbrachen; das Papier war vermorscht und vertrug nicht mehr das Biegen am Falzbruch. Schade um die Kosten des Bindens. So aber wird der größte Teil aller Roman bände und dergl. hergestellt. Wie lange sollen die Bücher dem Gebrauch in öffentlichen Bibliotheken standhalten, was nutzt da die festeste Heftung, der dauerhafteste Einband? *) Die vorstehenden Ausführungen eines alten Buchbinder meisters entnehmen wir mit Erlaubnis des Verfassers der Papier zeitung Nr. 8 vom 26. Januar 1908. Red. BSrsivSlatt sür de« Deutsche» Buchhandel. 7S. Jahrgang. Und die andern Bücher, wissenschaftliche z. B., — ist deren Papier immer fest? Ich sage nein, und mein geehrter Herr Kollege Paul Kersten hat schon in seinem Aufsatz: »Verlags-Bro schüren- (in der Papier-Zeitung von 1905) an Beispielen gezeigt, wie selbst der beste Papierstoff ohne ausreichende Leimung zu schlechtem Papier wird. Leider aber wird der Stoff nicht immer, genau genommen, sogar nur selten ausreichend geleimt, und da solche früher als »halbgeleimt- bezeichneten Papiere heute nicht mehr planiert, also nachgeleimt werden, halten sie eben nicht. Gutes Bücher-Druckpapier soll auch -Griff und Klang- haben, wenn auch in minderem Grade als Schreibpapier. Das kann es nur bet guter Leimung. Nun zum Kunstdruckpapier. Es läßt sich gar nichts dagegen sagen und ist verständlich, daß man Vtelfarbendrucke auf Chromo- druckpapier ausführt, denn hierzu ist kein andres Papier so wie dieses geeignet. Das Papier hält ja nicht; aber da Kunstbeilagen in Büchern (meistens Zeitschriften) nur in vereinzelten Blättern auftreten, schaden sie dem Buchzusammenhang nicht und können höchstens durch Zusammenkleben dem Buchbinder eine Extrafreude machen. Aber unverständlich ist es, wie man ganze Bücher aus einem Papier Herstellen kann, das im Stoff kurz und klein gemahlen, kaum geleimt, stark mit Baryt gestrichen und endlich bis zum Brüchigwerden satiniert wurde, nur — um die Bilder feiner herauszubekommen. Diese Bilder sind doch nur schwarz, lassen sich, wie ich vielfach sehe, auch auf weniger glattes Papier ganz gut drucken, und treten dabei wirklich nicht alle Finessen so scharf hervor, — die Bilder werden auch so ihren Zweck der Anschau lichkeit und Belehrung gut genug erfüllen. Warum dann also diese Übertreibung in der Glätte des Papiers zum Nachteil der Haltbarkeit der Bücher und zum Arger des Lesers, namentlich des augenschwachen, dem der Glanz des Papiers sehr unangenehm istl Dieses Papier reißt oft schon beim Heften, sicher aber später im Falzbruch und auch an den Kanten leicht ein. Ihre im übrigen so schönen und wertvollen Bücher, meine Herren, sollen doch aber Generationen überdauern und noch in fernen Zeiten Zeugen unsrer heutigen Geschichte und Kultur sein; sie werden das nicht, ohne daß Sie zu wirklich festen, wenn auch weniger glatten Papieren zurückkehren. Denn die von berufener Stelle geäußerte Besorgnis, unsre heutigen Bücher, Zeitschriften und Zeitungen könnten in fünfzig Jahren größtenteils vermorscht sein, ist nur allzu berechtigt und durchaus kein Gespenstersehen. Ich fasse meine bisherigen Ausführungen zusammen: Bücher druckpapier soll sein 1. hergestellt aus holzschlifffceiem, nicht zu kurz gemahlenem Stoff, — 2. gut geleimt, — 3. nicht so dünn, daß der Buchbinder 16seitige Bogen nicht -durchaus- heften kann, weil er zu viel Falz bekäme, — 4. nicht so dick, daß es beim Falzen Quetschfalten gibt, die Falzstellen brüchig erscheinen und die Bogen im gebundenen Buche voneinanderbrechen, — 5. nicht gestrichen, — 6. nicht zu stark satiniert, also nicht glänzend, sondern matt, noch besser etwas körnig oder rippig, wenn Bild- schmuck dies nicht durchaus verbietet. Das so hergestellte Papier soll dann auf seinem Wege zum fertigen Buche aber auch vor Schaden behütet werden, und schon die Papierfabrik hat damit zu beginnen. Denn die Bogen sollen so aus der Rolle geschnitten werden, daß die Blattrichtung ves späteren Buches in ihrer Breite der Breite und in ihrer Höhe der Länge der Papierrolle entspricht. Damit es dabet nicht Ab fälle gibt, müssen Verleger und Papiermacher darauf achten, daß die Papierrolle passend breit angefertigt wird. Denn es ist für die Haltbarkeit der Buchblätter in ihren Falzen (Falzbrüchen am Buchrücken) und ihr glattes Liegen von großer Bedeutung, daß sich die Blätter mehr nach der Breite als nach der Höhe dehnen; jeder Papiermacher aber weiß, daß ihre Brette dann zur Breite und nicht zur Höhe der Papierrolle verlaufen muß. Man ver wechsle aber nicht Bogen mit Blättern; denn nicht bei jedem Buchformat deckt sich die Richtung des Planobogens nach Höhe und Breite mit der des späteren Buchblattes. Die Dehnungs bedingungen für dieses aber beruhen auf folgenden Umständen: 1. Unsere deutschen Leser verlangen, daß sich das Buch möglichst flach auflege, um es bequem lesen zu können. Abgesehen von der übertriebenen Betonung dieses -Vorzugs- eines -gutgebundenen- (?) Buches ist dieses Verlangen berechtigt und meist auch erfüllbar. Legt sich aber ein Buch bis zum äußersten Falzbruch auf, so wird dieser gespannt. Gibt nun das Papier dieser Spannung 330