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6894 Börsenblatt s. d. Dtschir Buchhanbel. Nichtamtlicher Teil. 130. 9. Juni 1909. Verlagsgeschäften in kaufmännischen Zeitschriften und Werken. — Das Stammkapital beträgt 20 000 Zum Geschäftsführer ist bestellt der Kaufmann Ernst Hermann Friedrich Paul Rosenburg in Leipzig. Leipzig, den 3. Juni 1909. Königliches Amtsgericht, Abt. II v. (Leipziger Zeitung Nr. 126 vom 4. Juni 1909.) Kunst- u. Berlagsanstalt Schaar L Dathe Komm.-Gcs. a. Akt. Trier. — Der Vorsitzende des Aufsichtsrates erließ die Einladung zu der am Mittwoch, den 30. Juni, nachmittags 3 Uhr, im Geschäftslokal zu Trier stattfindenden ordentlichen General versammlung. Die Tagesordnung lautet: 1. Bericht der persönlich haftenden Gesellschafter und des Aufsichtsrats. — 2. Genehmigung der Bilanz; Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafter und des Aufsichtsrats. — 3. Wahl der Mitglieder des Aufsichtsrats und der Revisoren. — 4. Verschiedenes. Münzwesen. — Die Fünfzigpfennigstücke der älteren Geprägeformen mit der Wertangabe »50 Pfennig« gelten vom 1. Oktober 1909 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Es ist von diesem Zeitpunkt ab außer den mit der Einlösung be auftragten Kassen niemand verpflichtet, diese Münzen in Zahlung werden bis zum 30. September 1910 bei den Reichs- und Landes kassen zu ihrem gesetzlichen Werte sowohl in Zahlung genommen als auch gegen Reichsmünzen umgetauscht. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausche findet auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewichte verringerte so wie auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung. Neue Telegraphenordnung. — Der »Reichsanzeiger« ver öffentlicht die Änderung der Telegrapbenordnung vom 16. Juni 1904. Die neuen Bestimmungen treten am 1. Juli in Kraft. Generalversammlung dcrGoethe-Gesellschast in Weimar. — Nachdem am Freitag, den 4. Juni, die Festvorstellung die beiden Jugendwerke Goethes »Die Laune des Verliebten« spiel »Jery und Bätely« als nicht sehr erfreulichen Ersatz für den ausfallenden »Götz« geboten hatte, fand sich die Goethe-Gesellschaft am Sonnabend, den 5. Juni, im Saale der lich stark besuchten Generalversammlung zusammen, an der auch der Großherzog von Sachsen-Weimar teilnahm. Der erste Präsident der Gesellschaft Geheimer Negierungsrat Professor vr. Erich Schmidt-Berlin begrüßte nächst dem Großherzog die Mitglieder der Familie v. Stein und gedachte in warmen Worten der verstorbenen Herzogregentin von Mecklenburg-Schwerin, die seit der Gründungszeit der Goethe-Gesellschaft dieser als Mitglied angehört hatte, ferner vr. Alexander Meyers und vor allem Ernst v. Wildenbruchs. Der ausgeschiedene ehemalige Kurator der Uni versität Jena, vr. Eggeling, wurde zum Ehrenmitglied der Goethe- Gesellschaft ernannt. In den Ausschuß wurde neu gewählt der neue Direktor des Goethe-Nationalmuseums von Oettingen. Mit anerkennenden Worten gedachte ferner der Präsident des nach Berlin übergesiedelten Hofrats Prof. vr. Koetschau, des Re organisators des Goethe-Nationalmuseums, der großherzoglichen Museen und des Tiefurter Schlosses. Des weiteren teilte der Präsident mit, daß der Großherzog genehmigt habe, daß im nächsten Jahre statt der Festreden wiederum wie vor 15 Jahren ein großes Gartenfest im Tiefurter Parke stattfinden soll, zu dem bereits die gesamte Künstlerschaft Weimars ihre tatkräftige Mit hilfe zugesagt hat. Im Namen der englischen Goethe-Gesell schaft, die 25 Abgeordnete entsandt hatte, hielt Herr Julius Norden folgende Ansprache: »Im Namen meiner Freunde von der vn^lisll Ooetbs Looist^ danke ich Ihnen für den freundlichen Empfang, den Sie uns bereitet haben. Wir sind Ihrer Einladung gerne gefolgt, und ich bedauere nur, daß unser verehrter Führer in England, Herr vr. Osward, die Beschwerden der Reise in seinem hohen Alter nicht auf sich nehmen konnte. Ich spreche aber in seinem Sinne, wenn wir geloben, daß wir es stets als unsere Aufgabe betrachten, Goethes Geist in unserer englischen Heimat zu pflegen. Aus dem Buche, das ich die Ehre habe Ihnen zu überreichen, »Ooetbe in Ln§1anä anä ^.meriea« vr. vu§en 03v?a.rä, einer Biblio graphie, unter Mitwirkung seiner beiden Töchter zusammen gestellt, ersehen Sie, welche Fülle von Material in englischer Sprache über den größten deutschen Dichter vorhanden ist. Nehmen Sie dieses Buch als ein kleines Andenken an unseren Besuch, und wir werden stets sehr erfreut sein, wenn Sie zu uns nach London kommen. Vielleicht können wir durch ein Herüber- und deutschen Freundschaftsbande enger zu verknüpfen. Goethe hat uns schon vor 100 Jahren den Weg gezeigt: England und Deutschland in ihren Kulturbestrebungen vereint sind un überwindlich, und an dieser Friedensarbeit wollen wir ge meinschaftlich, freudig und fleißig Mitwirken« Nach dieser An sprache, die ein lebhaftes Bravo entfesselte, übergab Herr Norden als Geschenk der englischen Goethe-Gesellschaft in Prachtband und mit sinniger Widmung versehen ein Exemplar der elften Nummer der kudliea-tions ok tbs vnAli8b Voetbs Loeiet^, die eine vollständige, von dem Nestor der englischen Goethe-Gesell schaft Eugen Osward mit staunenswertem Fleiß zusammengestellte Bibliographie Goethes in England und Amerika enthält. Der Präsident der deutschen Goethe - Gesellschaft sprach den englischen Freunden im Namen unserer Gesellschaft dafür den herzlichsten Dank aus. Dem Jahresbericht der Gesellschaft sei folgendes entnommen: Als spätester Erscheinungstermin der im Entstehen begriffenen Ausgabe des »Volks-Goethe« ist vertragsmäßig der Sep tember 1909 festgelegt worden. Die Ausgabe wird den Titel führen: »Goethes Werke, im Aufträge der Goethe- Gesellschaft ausgewählt und herausgegeben von Erich Schmidt«. Den Mitgliedern wird diese sechsbändige Ausgabe unentgeltlich geliefert werden. Dem Schriftsteller und Schrift führer der Goetbe-Gesellschaft, vr. H. G. Graef in Weimar, sind als Beihilfe zur Vollendung seines für die Goethe- Wissenschaft wertvollen Werkes »Goethe über seine Dichtungen« 6000^ bewilligt worden. Die Grabdenkmäler von Corona Schroeter in Ilmenau und Frau von Stein in Weimar sind fertiggestellt. — Die Zahl der Mitglieder der Goethe-Gesellschaft betrug am Schluß des Jahres 1908 3)65, d. i. gegenüber dem Jahre 1907 ein Zuwachs von 93 Mitgliedern. Der Festvortrag des Herrn Geheimen Hofrat vr. Treu aus Dresden über »Hellenische Stimmungen in der Bildnerei von einst und jetzt« fand allgemeines Interesse. Nach der üblichen Pause erfolgten die verschiedenen Einzelrückblicke. Was den Vermögensbestand der Goethe-Gesellschaft anlangt, so stehen den 36 829 ^ 29 ^ Einnahmen 30 388 ^ 48 o) Ausgaben gegen über. Der verbleibende Vorrat von 6460 ^ 81 4 wird in nächste Rech nung übertragen. Der Nennwert des Kapitalvermögens bezifferte sich am Schluß des Jahres 1908 auf 91181 ^ 10 o). Die Bibliothek der Goethe-Gesellschaft, die von dem Direktor des Goethe- und Schillerarchivs verwaltet wird, ist nach denselben Grundsätzen wie in den früheren Jahren erweitert worden. Von der großen Goethe-Ausgabe 1908 sind drei Bände fertiggestellt worden. Als Termin für den Abschluß der ganzen Ausgabe ist Ende 1910 ins Auge gefaßt. Zur Förderung des von der Direktion des Goethe-Nationalmuseums unternommenen Katalogs von Goethes Bibliothek hat sich von seiten des Archivs dessen Assistent Prof. vr. Schüddekopf das Jahr hindurch betätigt. Durch Schenkungen und Ankäufe sind die Handschriften schätze des Archivs abermals bedeutend vermehrt worden. — Be sonders reich bedacht worden ist im vergangenen Jahre das Goethe-Nationalmuseum. Herr vr. A. Kippenberg-Leipzig, der Geschäftsführer des Insel-Verlags in Leipzig, widmete zwei Bilder der Vorbesitzer des Goethehauses, vr. Vulpius eine Reihe von Akten aus dem Nachlaß der Goetheschen Enkel, darunter den ersten Entwurf des Testaments Walters von Goethe. Herr Edgar Herfurth in Leipzig stellte eine beträchtliche Summe zu Ankäufen zur Verfügung, die zum Teil für die Anschaffung der Goethebüste von Klauer, die sich bisher im Besitz der Familie Froriep befand, zum anderen Teil zu Erwerbungen aus der Lempertzschen Goethe-Sammlung verwandt wurde. Ähnlich der Neuordnung des Goethehauses soll auch der Garten Goethes wieder in denselben Zustand, in dem er zu seinen Lebzeiten