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15970 Börsenblatt s. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 290, 13. Dezember 1912. heute die erheblichen Schwierigkeiten erspart sind, die den Kauf- lenten des 16. Jahrhunderts durch die Vielfältigkeit des Miinz- wesens erstanden. Die Geldsorten waren zahlreich und die Umrech nung zeitraubend und verwickelt. Der kölnische Taler hatte 52 Albus, der Albus 12 Heller, der kölnische Gulden 24 Albus und die kölnische Mark 6 AlbuS. Genauen Aufschluß gibt das Buch über den Betrieb der Drucke rei. Sie lag in der Nähe deS Domes und war nur mit drei Pressen auSgestattet, die zudem nicht einmal immer gleichzeitig in Tätigkeit waren. Sie war eben nie eine Lohndruckerei, sondern arbeitete nur für die Herstellung der eigenen Berlagswerke. Wenn die Pressen hierfür nicht ansreichten, so wurden fremde Pressen beauftragt, was auch schon aus den fremden Druckadressen mancher Quenteldrucke hervorgeht. Sämtliche, nach dem Verlagskatalog im Quentelschen Verlag erschienenen Schriften des Mainzer Domherrn Johann Wild und mehrere Werke Georg Witzels sind in der Behemscheu Druckerei in Mainz hergestellt worden. In den Zeiten eines verhält nismäßig geregelten Betriebs beschäftigte Ealenius vier Seher und ebensoviele Drucker, deren Wochcnlohn zwischen 10 und 15 Mark schwankt. Von irgend einer sozialen Fürsorge für erkrankte Gesellen oder über das Lehrlingswescn lassen die Rechnungen nichts erkennen. Eine Bnchdruckerordnnng, wie sie Frankfurt a. M. seit 1563 besaß, ist auch für Köln im Jahre 1580 erlassen morden, aber sie hat sich anscheinend nicht erhalten. Alle Geschäftstreibenden mußten in Köln einer Zunft angc- hören (dort nach dem Versammlungshaus Zur Gabel »Gaffel« ge nannt): die Quentelschen Drucker gehörten meist der Goldschmied gaffel an, einer der Malergaffel. Stets waren mehrere Werke gleichzeitig unter der Presse, und ihre Drucklegung erforderte fast durchweg eine recht lange Zeit, in einzelnen Fällen selbst Jahre. Als Grund dazu vermutet Zaretzky u. a. buchhändlerische Erwägungen, wohl das Erscheinen zu genehmer Zeit. Die Ausstattung der Werke war durchgehend sehr gut. Die Holzschnitte der Bibel von 1564, der ersten Ouentel- schen Ausgabe der Dietcubergerschcn Übersetzung in großem Format, waren den Illustrationen der Feyerabendschen Bibeln nachge schnitten und trugen zum Teil die Monogramme von Anton Silvius und Virgil Solis: sie waren übrigens Eigentum der Birckmannschen Druckerei in Köln. Das Nechnungsbuch gibt auch über die Her stellungskosten der Holzschnitte, der Typen, des Bnchbindens, die Transportkosten usw. Ausschluß. Die Firma verfügte aber auch über ein Sortiment, wie das bei den meisten Druckereien der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Fall war. Es befand sich in einem »Gaddem«, wie ein vor gebautes, augcklebtcs kleines Häuschen in Köln genannt wurde. Ealenius hatte Verbindung mit Antwerpencr (Plantin und Nntius), Pariser (Sonnius) und Lyoner Druckern, ja mit einigen muß er sogar au einigen Vcrlagswerkcn beteiligt gewesen sein. Die jähr lichen Einnahmen dieser Buchhandlung bewegen sich in den Jahren 1577—1585 zwischen 590 Talern 29 Albus und 1041 Talern 36 Al bus. Der Sortimeuterrabatt schwankte zwischen 15 und 25 Prozent. Von den auf Bestellung gelieferten Werken können aus dem Buche auch die Preise ersehen werden. So kostete 1584 ein Exemplar der berühmten Plantinschen Uiblia 40 Taler 6 Albus. Regelmäßige Verbindung hatte die Firma natürlich mit Frank furt am Main, daun aber auch mit dem bekannten Verleger Georg Willer in Augsburg, der die Bücher durchweg ungebunden und in Fässern verpackt bezog. Überall geht aus dem Rechunngsbnch die ungeheure Bedeutung hervor, die damals die Frankfurter Messe sur den Buchhandel Westdeutschlands, insbesondere für das auf den, Wasserwege leicht zu erreichende Köln gehabt hat. Ein Antoren- honorar erwähnen die Ausgaben nur einmal: der Glückliche war Simon Verrepaeus, dem im Juni 1582 15 Taler ansbezahlt wurden. O. H. Kleine Mitteilungen. Illustrierter Teil des Börsenblattes. - In diesen Tagen ver sendet die Geschäftsstelle des Börsenvereins ein Zirkular zur Wer bung von Anzeigen für den mit dem neuen Jahre in Erscheinung tretenden Illustrierten Teil des Börsenblattes. Hervor gegangen aus dem Wunsche, den Verlegern weitestgehenden Spiel raum hinsichtlich der Art und des Arrangements ihrer Anzeigen zu geben, wird dieser Teil vor allem denen willkommen sein, die eine freiere typographische Anordnung und Abbildungen in allen möglichen Techniken, wie sie sich ans praktischen Gründen im Haupt- tcil als unangängig erwiesen haben, für eine zweckmäßige Bekannt gabe ihrer Verlagsartikel nicht glauben entbehren zu können. Mit Einführung dieses Teiles hofft der Börsenverein alle Wünsche der Inserenten befriedigt und den Kreis der Anzeigenmöglichkeiten der art erweitert zu haben, daß auch den weitestgehenden Ansprüchen Rechnung getragen werden kann. Der für die Benutzung des Illustrierten Teils festgesetzte Preis für Mitglieder von 15 H für die einspaltige Petitzeile (V« Sette 13,50, ^ Seite 26.—, */» Seite ./i 50.—) ist, mit den An zeigenpreisen anderer Blätter oder den Kosten der Herstellung und Versendung von Prospekten verglichen, so ungewöhnlich billig, daß es auch hier wie im Hauptteile »die Masse bringen muß«. An dem Verlagsbuchhandel ist es nunmehr, durch rege Beteiligung an dieser Neueinrichtung das Börsenblatt in noch stärkerem Maße zum Sammelplatz aller literarischen Anzeigen zu machen und damit den Sortimentern die Möglichkeit zu geben, sich an einer Stelle über alles für ihren Beruf Wissenswerte zu orientieren. Eine der artige Konzentration liegt sowohl im Interesse des Verlags wie des Sortiments, da dadurch in gleicher Weise Zeit und Geld gespart werden, ohne der Bewegungsfreiheit der Inserenten irgendwelche Schranken zu setzen. Wir hoffen daher, daß das Zirkular der Ge schäftsstelle allgemeine Beachtung in den Kreisen des Verlagsbuch handels findet, damit schon die ersten Ausgaben des Illustrierten Teils zeigen, daß die Absichten des Vorstandes des Börsenvereins der verständnisvollen Würdigung des Verlags begegnen. Rabattvergütung bei Postbezug von Zeitschriften. Wie in früheren Jahren, will das Börsenblatt wieder eine Liste derjenigen Zeitschriften veröffentlichen, die dem durch die Post beziehenden Sor timenter eine Rabattvergütung gewähren. Wir richten daher an alle Z e i t s ch r i f t e n - V e r l e g e r die höfliche Bitte, der Redaktion des Börsenblattes mit direkter Post die nötigen Angaben zu machen. Erforderlich sind: a) Titel der Zeitschrift, K) Verlagsfirma, e) ge naue Angabe der Vergütung, entweder in Prozenten (dann ist der Ordinärpreis mit anzugeben) oder nach dem Betrag bet viertel jährlichem — halbjährlichem — oder jährlichem Bezüge: Vergü tung für Partiebezug ist besonders anzuführen. Allgemein üblich ist es wohl, die zugesagte Provision mit Barfaktur, natürlich unter Hinzufügung der Postguittung, ein- znziehcn. Verleger, die mit diesem Modus nicht einverstanden sind, bitten wir, ihre abweichende Art der Vergütung kurz anzugeben. Das Dekret über die Deutsche Bücherei in Leipzig. — Die sächsi sche Negierung hat am 11. Dezember das Dekret Nr. 55 herausge geben, dessen Inhalt die Gründung der Deutschen Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig und der Ver trag bilden, der zwischen dem königlich sächsischen Staatsfiskus, der Stadtgemeinde Leipzig und dem Börsenvercin der Deutschen Buch händler zu Leipzig abgeschlossen wurde. Welch hohe Bedeutung diesem Plane des Börsenvereins in den zunächstbeteiligten Kreisen beigemesten wird, bezeugt aufs beste die freudige und dankbare Begeisterung, mit der er in den weitesten Kreise des deutschen Buch handels, der Gelehrten und der Presse ausgenommen worden ist. Diesem großzügigen, für ganz Deutschland wie für unser engeres Vaterland und die Stadt Leipzig gleich bedeutsamen Unternehmen hat die königliche Staatsregierung von vornherein geglaubt ihre tatkräf tige Förderung angedeihen lasten zu sollen, und zwar angesichts der nicht bloß ideellen, sondern auch der reellen Bedeutung, die ein Unternehmen wie die Deutsche Bücherei in sich birgt. Buchgcwerblicher Unterricht aus der Bugra 1914. — Der Arbeitsausschuß, dem die Aufgabe obliegt, die Abteilung »Buchgewerblicher Unterricht« der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 zusammenzustellen, bittet alle Institute, die sich für eine Beteiligung interessieren, sich mit dem Vorsitzenden, Herrn Professor Max Seliger, Direktor der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe, Leipzig, Wächterstraße 11, in Verbindung zu setzen. Für die be teiligten Institute ist es von Wichtigkeit, daß der Arbeitsausschuß möglichst bald einen Überblick über den erforderlichen Raum ge winnt. Selbstverständlich kann dies erst der Fall sein, nachdem sich die Institute, die sich au der Ausstellung beteiligen wollen, mit dem Arbeitsausschuß verständigt haben.