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.tz 280, 1», Dezember 1SI2 Mchlamüicher Teil, Über die Neuigkeiten aus den Gebieten der Literaturgeschichte und der schönen Literatur berichtet der Herausgeber, über Theologie, Religionsgeschichte und Erbauungsschristen, sowie in einem weiteren Abschnitt über Neues vom Kunstmarkte und über Kunstgeschichte Pros. Leithäuser, Eine Einführung in die gemeinverständliche biologische Literatur gibt Prof. Schäf- fer, während Franz Geppert eine zeitgemäße Übersicht über die die Befreiungskriege behandelnden Werke bietet, die im Hin blick auf die sich vollendende Jahrhundertwende eine ungeheure Bereicherung — wenigstens der Zahl nach — erfahren haben. Ein wissenschaftlich geordnetes Verzeichnis zu Geschenkzwecken geeigneter Bücher, das die Neuigkeiten durch Sternchen her vorhebt und die Literatur über Niedersachsen in einem beson- dern Abschnitt aufführt, bildet nebst einem Anzeigenanhang den zweiten Teil des sauber gedruckten Bandes, der überdies von einer Reihe von Bilderproben geschmückt wird. Die Firma Huber L Co. in Frauenfeld hat als »Schweizerische schöne Literatur« ein Heftchen, aus dem Umschlag ein Medaillonbild, eine Felsenschlucht darstellend, versandt, das die einschlägigen Erscheinungen ihres Verlags auWhrt und durch Urteile aus der Presse charakterisiert. Zur Einführung gibt Hans Bloesch einen Überblick schweizerischen Literaturschaffens und betont dabe! mit Recht seine seit etwa einem Menschenalter ständig gewachsene tätige Anteilnahme an der Literatur des deutschen Sprachgebiets. Das gediegen ausgestattete und von sehr gut wiedergegebenen Autorenpor träts gezierte Heftchen wird von einem nach dem Verfasser alphabet geordneten Inhaltsverzeichnis ergänzt. Drei Heftchen »Romane und Erzählungen«, Verzeichnis der »Deutschen Jugend- und Volksbibliothek« und »Für die Bücherei des Deutschen evangelischen Hauses« hat die Firma I. F. Stein köpf in Stuttgart veröffentlicht, die mit Autorenvildnissen und Bilderproben reichlich geschmückt sind und die Bücher durch kurze und eingehendere Besprechungen empfehlen. — Der »Literarische Jahresbericht und Weihnachts katalog sür gebildete kathol. Kreise« der Firma Heinrich Schöningh in Münster bringt als Einleitung ein Le bensbild. Hermann Cardauns', des früheren Chefredakteurs der Kölnischen Volkszeitung, dessen Bildnis auch die Titelseite des Umschlags ziert. Die Einteilung des ersten, kritischen Teils, wie des zweiten, des sachlich geordneten Verzeichnisses empfohlener Bücher, ist die gleiche, wie im letzten Jahrgang; ebenso ist die Ausstattung der vorliegenden Ausgabe mit der gleichen Sorgfalt wie die der vorhergehenden behandelt. Das gleiche gilt auch von dem kleinen »Auswahlkatalog«, einem Auszug des vorigen ohne den Literaturbericht. Der »Weihnachtskatalog 1912« der Beckschen k. u. k. Hos-undUniversitätsbuchhandlunginWien, zugleich »Vierteljährliches Literaturverzeichnis« Nr. 48, empfiehlt in der aus den letzten Jahren bekannten sachlichen Anordnung eine reiche Auswahl Geschenkbücher der deutschen, französischen, englischen und italienischen Literatur. Eine Reihe von Bilderproben sind im Texte des in kleiner, aber scharf geschnittener Antiqua gedruckten Bändchens verteilt, das in roten Umschlag gehestet ist. Tko 6lrri8tMÄ8 Loolrsoller 1912 und Ivo Obristmas Look- sdolk 1912, letzterer als Weihnachtsnummer von ?ubllslrer8' Veoklz- erschienen, sind auch in ihren neuen Ausgaben hin sichtlich der verhältnismäßig einfachen Anordnung des Stoffes ihren Vorgängern gleich, wie auch beide dieselben Titelbilder tragen. In bezug auf ihre Ausstattung, namentlich die meist vorzüglichen Probeabbildungen in Schwarz- und Farben druck muß indessen festgestellt werden, daß sie den besten deut schen Erzeugnissen dieser Art ebenbürtig an die Seite treten. Ein Verlags- und Sortiments- Buchhandelsbetrteb im 16. Jahrhundert. Nicht allzu reichlich fließen die Quellen, die uns über die Ver hältnisse des Buchhandels in so früher Zeit unterrichten, so daß jede Erweiterung unseres Wissens über den buchhändlerischen Be trieb vergangener Jahrhunderte zu begrüßen ist. Eine interessante Bereicherung dieser Kenntnis wird uns durch ein Nechnungsbuch der bekannten Firma Quentel in Köln zu teil, auf das der Bibliothekar an der Kölnischen Stadtbibliothek Or. Otto Zaretzky schon vor mehreren Jahren aufmerksam gemacht hat*) und das er jetzt im neuesten Heft (93) der Annalen des historischen Vereins sür den Niederrhein in eingehender Weise bespricht. Ter Gründer der Quentelschen Druckerei, einer der berühm testen Deutschlands im 15. Jahrhundert, Heinrich Quentel, stammte aus Straßburg. Er heiratete iu Köln die Elisabeth Helman**), deren Eltern auf dem Domhofe mehrere Häuser besaßen, die auf Quentel übergegangen waren. Darin errichtete er seine Druckerei, deren Geschäftsteilhaber sein Schwiegervater Johannes Helman wurde. Er muß mit reichen Mitteln ausgestattet gewesen sein, und die Zahl seiner Drucke beläuft sich auf über 200, wo runter sich große und teure Werke befinden. Bis tief in das acht zehnte Jahrhundert blühte die berühmte Offizin. Aus den letzten beiden Dezennien des 16. Jahrhunderts stammt das Nechnungsbuch ans der »Quentclei«, das im Kölner Domarchiv aufbewahrt wird. Der Gründer des Geschäfts starb im Jahre 1501. Fast zwei Jahrzehnte wurde die Druckerei von den Erben gemein sam fortgefllhrt, dann übernahm sie der älteste Sohn Heinrichs, Peter Quentel, nach dessen Tode (1546) sie auf Johann Quentel überging, der mit der Tochter des Buchhändlers Arnold Birckmann vermählt war. Nach seinem frühen Tod heiratete seine Witwe den Lizentiaten der Rechte Gervinus Calenius aus Lippstadt, der nun Besitzer der Druckerei wurde. Unter ihm gingen aus der Offizin bedeutende Werke hervor, so seine Konzilienausgabe des Kartäusers Turius und der Dietenbergersche Pracht-Bibeldruck. Calenius überließ schon in den 1570er Jahren die geschäftliche Leitung sei nem Stiefsohn Arnold, und dieser ist es, der das Rechnungsbuch hinterlassen hat. Köln bildete damals ein festes Bollwerk des Katholizismus gegen die neue Lehre, die von Wittenberg aus die deutschen Lande eroberte. Die Stadt, deren Geschichte ein ständiger Kampf ihrer Bürger gegen ihre Erzbischöfe ist, stand auch in Glaubenssachen fester als ihre geistlichen Kurfürsten: ist doch der Erzbischof Gebhard Frei herr von Waldburg-Truchscß 1582 direkt zum Protestantismus ttber- getreten, was Veranlassung zu dem sogenannten Kölnischen Kriege wurde, in dem der neugewä'hlte Bischof Ernst von Bayern dem Waldburger das Erzstift nach mehrjährigem blutigen Kampfe mit Gewalt entriß. Die Stadt und die damals hochangesehene Kölner Universität, mit der auch der Buchhandel Hand in Hand ging, hiel ten in jenen Glaubenskämpfen fest an der katholischen Überlieferung durch alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel. Der Rat hatte strenge Zensurvorschriften erlassen und eine scharfe Überwachung des Buch handels eingeführt, um die Verbreitung ketzerischer Schriften zu verhindern. Am 10. Dezember 1578 erließ er aufs neue an alle in der Stadt ansässigen Buchdrucker, Verkäufer und Führer eine ernst liche Warnung und Gebot, »keine bücher, klein noch groß, wie die namen haben möchten, im druck außgahn zu lassen, oder auch die verdechtig sein, feyl zu haben, die weren dann zuvor durch uns, unser Universität ordiuari doctoren und die darzu verordnet, besichtiget und der lehr der christlichen Kyrchen gemeß, darzu das sie nit auf- rürisch und schmelich wider hohe, nydere, gemeine oder sonderbare Personen befunden«. Am 29. Juni 1579 verordnete der Rat noch mals, »den buchfttrern und druckern ernstlich vorzusagen, daß sie keine anderen dan catholische bücher feilhabeu noch trucken sollen«. Später (1582) wurden alle nach dem Jahre 1566 (besonders aus den Niederlanden) eingewanderten Protestanten der Stadt ver wiesen. In diese bewegte Zeit fällt das Qucntelsche Nechnungsbuch, da» die Jahre 1577 bis 1586 umfaßt. Zunächst gewährt uns eine Durchblätterung des Buches ein Gefühl der Zufriedenheit, daß uns *) Die Kölner Büchermarken bis Anfang des 17. Jahrh., Hrsg, von Paul Heitz mit Nachrichten über die Drucker von Or. O. Za- retzky. 1898. S. XVIII. **) A. a. O. S. XVII. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7g. Jahrgang 2077