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11704 Börsenblatt s. d Dlichn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 256, 4. November 1913. men einen Ansflug durch Nordseeland, wozu H. Hagerups For- lag jedem das Heft »Lyngby og Omcgn« aus seiner beliebten Serie »Jllustrerede Rejseböger« (mit lithographierten Karten, ä Kr. —.60) stiftete. Es ging mit der Bahn nach Lyngby, auf Motorboot durch den schönen Kanal nach Frederiksdal, zu Schiff nach Jägerhuset und »Nässeslottet«, dessen Besitzer Direktor Aug. Bagge (in Firma Gyldendal) zusammen mit Direktor Peter Nansen den Gästen seinen Park zeigte und Erfrischungen bot, endlich mit der Bahn und zu Fuß über Fiskebäk, Farum durch den Wald nach Hareskoven's Pavillon zum Mittagsmahl. In der Sitzung des dänischen Buchhändler vereins am 10. September fand die Arbeitsordnung (»Regu lativ«) für die Tätigkeit des im vorigen Brief erwähnten neuen literarischen Aufsichtsrats Annahme. Er bietet vor zugsweise den organisierten Buchhändlern seinen Rechtsbeistand in literarischen Fragen an. Alle Auslagen, darunter Rechts- anwaltsgebühren, und 10°/» von den etwa erreichten wirtschaft lichen Vorteilen, sind ihm zu vergüten; letztere Summe fällt dem Buchhändlerverein zu. Differenzen über die Höhe der Ver gütung entscheidet endgültig der Verlegerrat. Für die Beteiligung an der Internationalen Ausstellung für Buchge werbe Leipzig 1914 bewilligte der Verein nach einem Bericht des Herrn Ove Trhde bis zu 2000 Kr. Die Rechnungsablage de'r Kommissionsanstalt, die 6814 Kr. Überschuß für das am 30. Juni beendete Jahr ergibt, wurde gutgeheißen. Auch die Kommissionsanstalt der Papierhändler, Grosso- buchhandlung und Zeitschriftenverteilungsstelle »Bladcentralen«, Skindergade 27, ist im Aufschwung begriffen und hat Zweigstellen in den Stadtteilen Oster-, Nöster- und Vesterbro errichtet. Aus der Ausgabe 1912 des Adreßbuchs für den dänischen Buch- und Papierhandel ist dem Pensionsverein der Buchhand lungsgehilfen, der es herausgibt, ein Überschuß von 528 Kr. zu geflossen, und als Gabe des Etatsrats Vilh. Trhde 1000 Kr. Der Pensionsverein zählt jetzt, laut Bericht in seiner Hauptversamm lung 139 Mitglieder und verwaltet 90 524 Kr., wovon 21 481 Kr. dem Pensionsfonds gehören; Vorsteher bleibt Michael H. Jensen, Teilhaber von Det Schönbergske Forlag. Wegen Verletzung des Gesetzes über Urheberrecht wurde der Kunstforlag Danmark in einem neuen Falle abermals verurteilt, und zwar zu je 200 Kr. Buße und Schadensersatz samt 100 Kr. Prozetzkosten. Der mit dem Buchhandel nicht verkehrende Ver lag hatte ein Buch von Hall Caine »Slaven« herausgegeben, das sich als verkürzte Wiedergabe der in Peter Hansen's Forlag erschienenen autorisierten Übersetzung (»Trällen«) entpuppte und sogar deren Umschlagzeichnung nachahmte. Der Umschlag und die Klischees dazu sollen vernichtet werden. Die bei Peter Hansen erschienenen Übersetzungen der Bücher Hall Caines sind übrigens dieser Tage an Gyldendals Verlag übergegangen. Derselbe Verlag »Danmark« hat als einer der ersten die nun auch in Dänemark bei der Jugend als Sammelobjekt sehr beliebt gewordenen bunten Reklamemarken in seinen Dienst gestellt: ein Segelschiff macht für Marrhats Seeromane, ein Luftballon für Jules Vernes Abenteuergeschichten, Wappen und Ritter für Jngemanns historische Erzählungen Propaganda. Ferner benutzten Ehr. Erichsen dies Mittel für seinen Jugendschriftenverlag und Gyl dendal für ein Kochbuch. Die lithographische Anstalt Andreasen L Lachmann (Kopenhagen), die die Herstellung solcher Marken in Dänemark zuerst aufnahm, den Namen »Samlermärke« dafür einführte, und das Sammeln in ein System brachte, veranstaltete im September anläßlich der »dänischen Woche« zur Propaganda für Erzeugnisse der nationalen Industrie eine Markenausstellung mit einem Preisausschreiben für die besten Sammlungen. Den Großvertrieb ihrer Reklamemarken, deren Ausführung als künst lerisch bezeichnet werden kann, in Briefpaketen nebst Album über nahm die Buchhandlung Erslev L Hasselbalch. Der Artikel bildet einen nicht zu verachtenden Nebenverdienst für den Buchhändler und zieht die Schuljugend oft und truppweise in seinen Laden. In der internationalen Abteilung der genannten Ausstellung sahen wir Büchermarken der deutschen Verlagsbuchhandlungen Abel L Müller, F. A. Brockhaus, Herder, Kirchheim, sowie der Zeitschrift »Kosmos« (Franckh, Stuttgart), darunter eine ganze Serie »Tiere der Vorwelt«. Solche ausgestorbene Tierformen in genauer plastischer Wiedergabe aus schwarzgebrannter Terracotta hat die Fossilio- plastic Society in Kopenhagen, Cithgade 24 (Alleinvertrieb für die Schulen durch Brinkmann L Richters Lehrmittelhandlung, Farverg. 17) in den Handel gebracht. Ein talentvoller dänischer Zeichner, N. Norvil, hat sie unter wissenschaftlicher Kontrolle von Professor der Geologie Kr. Rördam modelliert: sechs von den riesigen Kriechtieren aus dem Mittelalter der Erde und vier Säugetiere aus der Tertiär- und Pleistocän-Zeit im Maßstabe 1:20 bzw. 1: 15. Der Preis für alle zehn ist 250 Kr., einzeln je nach Größe 15—50 Kr. Die seltsamen Plastiken waren im däni schen Schulmuseum und im Mineralogischen Museum ausgestellt ; kurz beschrieben sind sie in einem mit guten Abbildungen versehe nen Prospektheft des Verlags. Für die Einführung eines andern modernen Lehrmittels, des Lichtbildes, in Schulen wirkt der neue von dem Lehrer Brogaard, Närum, gestiftete Lichtbilderverein, der zusammen mit dem Lichtbilderverlag V. Richters Lysbilledforlag (Kopen hagen, Knabrosträde 10) den ersten Katalog in systemati scher Anordnung nach Fächern versandte, und im Schulmuseum Vortragsabende für Lehrer über die Bedeutung von Lichtbildern im Unterricht eingerichtet hat. Sie haben u. a. den Vorteil, daß eine Schachtel mit 100 Stück noch nicht soviel Platz ein nimmt wie ein einziges Wandbild, was heutzutage, wo die Schul zimmerwände immer mehr von Reproduktionen in- und ausländi scher Kunst, Landkarten usw. bedeckt werden, ins Gewicht fällt. Großen Beifall fand u. a. eine Serie aus dem Leben der Möwen nach Rubows vorzüglichen dänischen Naturaufnahmen. In Reykjavik starb am 21. August der 83 Jahre alte Dich ter und frühere Rektor Steingrimur Thorsteinsson, der 1859 zusammen mit Kr. Arentzen »Nordisk Mythologi« nach den Quellen (4 Auflagen) und außer eigenen Dichtungen islän dische Übersetzungen von Tegner, Byron, Shakespeare, Goethe und H. C. Andersen herausgegeben hat. Für das neu begonnene Wintersemester sei darauf hingewiesen, daß der Gyldendalsche Verlag soeben von seinen billigen anerkannt guten Wörterbüchern eine Aus gabe in 3 Doppelbänden (Französisch bzw. Deutsch und Englisch zu Dänisch-Norwegisch und umgekehrt in je 1 Doppel band) L 3.50 Kr. veranstaltete (Rabatt: 20°/»). Neu erschien im gleichen Verlag ein französisch-dänisches Marine- Wörterbuch von Kontreadmiral C. F. Scheller (Marine-Ord- bog, Fransk-Dansk og Dansk-Fransk. 408 zweisp. Seiten gr. 8" geb. 9 Kr.), das mit Unterstützung des Marineministeriums und des Carlsbergfonds herausgegeben und von einem franzö sischen Marineleutnant durchgesehen worden ist. Zum fünfzigjährigen Jubiläum des dänischen Königshauses Glücksburg am 15. November wird ein Prachtwerk »Vort Kongehus 1863—1913« (mit Buchschmuck von Luplau-Jansen und 200 Bildnissen. 4". geb. 3 Kr. Erslev L Hasselbalch) mit Interesse erwartet.- Das Hoflebcn unter den Königen Frederik VI. und VII. und Christian VIII. behandelt in Auszügen aus Generalmajor F. G. v. Müllers Erinnerungen und Briefen, 1833—50, E. Bodenhoffs »Hofliv nnder trende Konger« (384 S., 5.50 Kr.; Gyldendal). Ein anderes Memoirenwerk schil dert die Eindrücke eines früheren dänischen Pfarrers auf Grön land (En grönlandsk Prüft Optegnelser 1844—49. 5 Kr.; Gyl dendal). In das Gebiet der Literatur- und Geistesgeschichte führt ein neuer Band Essays von Georg Brandes, »Fugleperspektiv« (Vogelperspektive, 506 S., 7.50 Kr.; Gyldendal). Brandes selbst und seine Richtung analysiert ein Buch eines seiner Gegner, des Dozenten Konrad Simonsen, der infolge der unbesonnenen Hal tung einer Studentenklique seine Vorlesungen darüber im Vor jahre unterbrechen mußte, mit dem Untertitel »Jüdischer Geist in Dänemark« (Nationale Forfatteres Forlag; 2.25 Kr.). Über Brandes, insbesondere seine Behandlung von Stoffen der eng lischen Literatur, schrieb kürzlich der dänische Buchhändler (Fortsetzung aus Seite 11757.1