Volltext Seite (XML)
Sk, 22. März Iglo. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3539 Auf englischen Karten findet man 1 mell -- 15,78 miles, d. i. 1: 1 000 000. Ist auf Karten weder Verhältniszahl noch Maßstab angegeben, so muß das Verjüngungsverhältnis ermittelt werden, indem man die Länge eines Meridiangrades auf der Karte mißt und diese durch die wahre Länge eines Meridiangrades dividiert. Ist z. B. auf der Karte ein Meri diangrad 5 om lang, so ist unter der Annahme von 111121 m für die mittlere Länge eines Meridiangrades das Verjüngungsverhältnis 5 om : 11112100 om, d. i. 1 om : 2222420 om oder rund 1 : 2220000 (s. Gelcich). Der Maßstab läßt sich auch mit Hilfe des Kartometers von Dürr ermitteln und, wo dieses nicht ausreicht, wie bei speziellen Orts- Plänen, durch Vergleichung von Entfernungen auf Karten, deren Maß stab bekannt ist. 8. Die Projektion. Zur vollständigen bibliographischen Beschrei bung einer Karte gehört auch die Angabe der Projektion derselben. Auf die Feststellung der Kartenprojektionen kann hier nicht eingegangen wer den. Es sei dafür auf die verschiedenen Lehrbücher der Kartenprvjektion sowie auch auf die Kartenkunde von Gelcich verwiesen. 9. Größe oder Format und Zahl der Blätter und etwa vorhandener textlicher Beigaben. Die Größe der Karten wird in Zentimetern ange geben, wobei Höhe und Breite innerhalb der Umrahmung der Karte gemessen werden. Hat die Karte keine Umrahmung, so wird die Blatt größe gemessen und der Größenangabe der Zusatz »Blattgröße« beige fügt. Besteht eine Karte aus mehreren Blättern, so sind die Zahl der Blätter und die Größe jedes einzelnen Blattes anzugeben. Ist eine Karte zusammengefaltet und mit einem Umschlag versehen, so ist außer der Größe auch das Format des Umschlagtitels anzugeben. Das Format wird nach der Höhe des Kartenblattes bis zu 25 om als 8°, bis zu 35 om als 4", bis zu 45 om als 2", über 45 om als groß 2" bezeichnet, bei über wiegender Breite als quer 8° usw. Hat eine Karte runde, herzförmige, sternförmige oder sonstige ungewöhnliche Form, so ist dies bei der Wieder gabe des Titels zu berücksichtigen. Auf die Größen- und Blattzahlangabe der Karte folgt die Angabe der Zahl der Seiten oder Blätter und des Formals etwaiger textlicher Beigaben zur Karte. Mitunter ist der Text auf die Rückseite der Karte gedruckt, was in Verzeichnissen mitgeteilt werden muß. Atlanten werden im allgemeinen bibliographisch wie Bücher ausgenommen. 10. Die Art der Ausführung. Die Karte kann entweder handschrift lich durch die Feder hergestellt oder durch Holzschnitt, Kupferstich, Land kartensatz, Lithographie, Autographie oder durch irgendein photo mechanisches Verfahren wiedergegeben sein. Außerdem ist sie entweder schwarz oder farbig, mit Flächenkolorit oder Randkolorit. Buchhändleri sche Verzeichnisse müssen angeben, in welcher Weise eine Karte herge stellt und koloriert oder farbig gedruckt ist. Zu erwähnen wäre auch, wenn z. B. in älteren astronomischen Karten und Atlanten gewisse Sterne ausgestanzt und mit verschiedenfarbigem Seidenpapier hinterklebt sind, um sie stärker hervortreten zu lassen, wenn das Blatt gegen das Licht Die Titelaufnahme muß auch ersehen lassen, ob eine Karte auf Papier, Pergament, auf Stoff (in der Dresdener kgl. Sammlung be findet sich eine »auf leibfarbenen Taffet gedruckte Mappe von Kroatien« von 1664) gezeichnet oder gedruckt ist. Die Dresdener Sammlung besitzt u. a. auch eine silberne Flasche, »darauf eine Mappa über Germanien gestochen«, sowie »einen Globus terrestris von Silber, welchen der Atlas roh in Blättern, zusammengeleimt, gefaltet, auf Pappe, Leinwand oder Seide aufgezogen (ganz oder zerschnitten) ist, in einem Papp-, Perga ment-, Leder- oder Leinwandfutteral steckt. 11. Erscheinungsvermerk, d. i. Ort und Jahr des Erscheinens, Namen des Verlegers bzw. Druckers. 12. Das Beiwerk, wozu Motti, Vermerke über Privilegien, Drucker und Verlegerzeichen, Wappen, Kartuschen, Abbildungen von Städten, Landschaften, Völkern, berühmten Personen, Kostümbildern, Tieren, Pflanzen usw. zu rechnen wären. 13. Den Preis. Beispiele von Titelaufnahmen möge man in den Hinrichsschen Ver zeichnissen, in den Instruktionen für den alphabetischen Katalog der preu ßischen Bibliotheken und in Antiquariatskatalogen einsehen. Der Antiquar wird vielfach in der Lage sein, den Titeln von Karten und Atlanten allerlei Bemerkungen anzufügen, die sich auf Seltenheit oder Bedeutung derselben in der Geschichte der Kartographie beziehen, die darauf Hin weisen, ob und aus welchem Werke etwa eine Karte stammt, in welcher Bibliographie oder in welchem Quellenwerke die betreffende Karte erwähnt oder beschrieben ist. Der Erhaltungszustand, die etwaige Her kunft aus einer berühmten Sammlung ist ebenfalls zu erwähnen. Die Literatur zur Geschichte der Kartographie ist sehr umfangreich; es muß des Raumes wegen darauf verzichtet werden, an dieser Stelle Titel zu geben. Daß die Beschaffung von Karten unter Umständen für den Buch händler mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, werden sich ver mutlich diejenigen ins Gedächtnis zurückrufen können, die 1870 viel Nachfrage nach, aber keinen Vorrat von Karten hatten. Jedermann wollte damals eine Kriegskarte haben. Viele Offiziere mußten sogar ohne Karte ins Feld rücken und waren froh, wenn sie einen Baedeker oder ein anderes Neisebuch mitnehmen konnten. Aber trotz des wegen der Truppenbe förderungen anfangs erheblich beschränkten Post- und Bahnverkehrs wurden doch große Mengen von Kriegskarten verkauft. Wer an einer Hauptbahnlinie wohnte, konnte womöglich einen Schaffner oder Bahn beamten zur Besorgung veranlassen oder mußte sich selbst auf die Suche nach Karten machen, wie es Herrn Justus Pape ging, der damals in Gotha Karten für die 22. Division in Kassel einkaufen sollte und zu dieser Reise mit Hindernissen, die unter gewöhnlichen Verhältnissen zehn Stun den gedauert hätte, wegen der zahlreichen kriegerischen Hemmungen vierzig Stunden brauchte, wie er sehr anschaulich in seinem vor einiger Zeit erschienenen Werke »Auf nach Frankreich!« erzählt. Kleine Mitteilungen. Kunst und Praxis im graphischen Gewerbe. (Vgl. Nr. 57, 63 d. Bl.) — In der Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbe hauses in Leipzig hielt Herr vr. Io Hs. Sch inner er, auf An regung der Leipziger Handelskammer und des Deutschen Buch gewerbevereins am 16. d. M. den dritten Vortrag der für diesen Monat vorgesehenen Reihe. »An den beiden ersten Abenden, die wir dem Thema »Kunst und Praxis im graphischen Gewerbe« widmeten,« — führte der Redner aus — »beschäftigten uns überwiegend die Gegenstände der Reklame, die dem persönlichen Verkehr zu dienen bestimmt sind: als Briefköpfe, Besuchskarten und ähnliche Drucksachen — heute dagegen wollen wir uns der anderen Gruppe zuwenden, die die Beachtung von seiten eines bei weitem größeren Inter essentenkreises anstrebt. Gemeint sind die Inserate, Kalender, Firmensignete und Etiketten. Die Zeiten, in denen ein Inserat eigentlich weiter nichts war, als eine nüchterne gedruckte Mitteilung, wie sie heutzutage eigentlich keinem Kaufmann mehr etwas nützen könnte, liegen noch nicht allzu weit zurück, und doch hat sich in diesen verhältnismäßig kurzen Jahren ein bedeutender Umschwung tieferes Interesse für den Kern der Sache bei ihm wachgerufen werde. Das kann nun auf mancherlei Art geschehen. Man kann nach dem Vorbilde der Inserate der Berliner Warenhäuser — die mit dieser Besonderheit zuerst begannen — ein charakteristisches Schlagwort, einen geschickt formulierten Satz in eine weiße ausgesparte Fläche setzen oder einen Schritt weiter gehen, wie der Künstler des Kaufhauses des Westens Aug. Hieken tat, einen figürlichen und humoristischen Schmuck hinzutun. Läßt sich ein längerer Text nicht gut vermeiden, so sorge man dafür, daß die einzelnen Gruppen von Waren, die man etwa anzubieten hat, nach Arten und Preisen sorgfältig und übersichtlich durch Querlinien voneinander getrennt werden, und stelle das ganze Satzgefüge in eine kräftige und ornamentale Umrandung. So wird es wirken und seinen Zweck erfüllen. Die Firma Rud. Masse wählte in mancherlei Anzeigen einen andern Weg: sie rundete das Satzbild ab oder ließ den Text sich kelch artig verjüngen, genau nach den Vorbildern der alten Drucke, deren Schlußzeilen in dieser Form auslaufen. Mit zunehmendem Verständnis für das Wesen des Inserats verschwanden auch allmählich jene, auf denen ein störendes Liniengewirr und eine Anzahl wahllos gruppierter, verschiedener Schriftarten jede Orientierung unmöglich machten. — Unter den Musterbeispielen, die später durch Lichtbilder vorgefübrt wurden, befanden sich auch eine Anzahl recht originell und humoristisch wirkender Ankündigungen. Auf einem Inserat — höchst auffällig durch seine langgestreckte Form — begegnen wir einem Mann der seine gewaltige Rechte beschwörend gen Himmel reckt und 4»ti*