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3538 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. .1? 66. 22 März 1910. geht auch die Jnkunabelforschung nicht leer aus. Nicht minder groß ist die Bedeutung der Arbeit für die Geschichte der Buchdruckerkunst über haupt und vor allem für den Bibliographen, der hier sowohl eine Menge Drucke nun sorgfältig und eingehend beschrieben enthält. Wenn man nicht allein die Mühseligkeit der Manuskriptherstellung eines derartigen Kataloges in Betracht zieht, mag der Schwierigkeit des Satzes und der Korrektur nicht vergessen werden. Der von dem k. und k. Hof- und Universitätsbuchdrucker Adolf Holzhausen in Wien hergestellte Druck ist nicht allein luxuriös, sondern auch typographisch hervorragend. Nicht als mustergültigen Bibliothekskatalog allein können wir Bohattas Arbeit bezeichnen, sondern auch als ein Standard Work und Quellenwerk für liturgische und typographische Studien, das von nun an bei allen Arbeiten auf diesen Gebieten wird zu Rate gezogen und zitiert werden müssen. Und in dem gleichen Maße wird die Gelehrtenwelt dem Verfasser für seine Mühe, den Herausgebern für die Drucklegung Dank zollen, da hier ein Werk von dauerndem Wert geschaffen worden ist. Die Berichte über Privatsammlungen müssen zumeist mit dem trüben Ausblick schließen, daß ihr Bestand nicht gesichert sei, ihre Auf lösung über kurz oder lang bcvorstehe; ja in den meisten Fällen bedeutet überhaupt das Erscheinen ihres gedruckten Kataloges, daß sie unter den Hammer zu kommen bestimmt sind. Dies trifft nun glücklicherweise bei dieser Bibliothek nicht zu. Dem Verkehr entrückt, bleiben diese kostbaren Schätze beisammen, wohlverwahrt in einem eigenen dafür bestimmten Raume des Schlosses zu Schwarzem. Aber daß sie keine Schätze sind, die tot liegen, sondern lebendig geworden und der Wissen schaft zugänglich gemacht worden sind, ist ein nicht hoch genug an zuschlagendes Verdienst ihres Besitzers und ihres Bibliographen. Von Karten und ihrer Katalogisierung. (Schluß zu Nr. 65 d. Bl.) Zu den Himmelskarten gehören die astronomischen Karten, die das Sonnensystem, einzelne Planeten oder den Mond darstellen, und die Sternkarten, die zum Studium des gestirnten Himmels dienen. Land karten sind Abbildungen von Teilen der Erdoberfläche. Seekarten oder nautische Karten stellen die Küsten und die das Land umgebenden Verjüngung ihrer Maßstäbe, nach ihrem Hauptinhalte und dem durch diesen bestimmten Benutzungszweck, oder nach ihrer Ausführung in mannigfaltigster Weise eingeteilt und angeordnet werden. Das Verjüngungsverhältnis oder der Maßstab wird nach dem Zweck, dem die Karte dienen soll, gewählt, woraus sich folgende Einteilung ergibt: I. Plan- und Flurkarten im Maßstabe von 1 : 500 bis 1 : 10 000 für Katasterkarten, Pläne zu technischen Zwecken, wie Flußregulierungen, Straßen- und Eisenbahnbauten, Städteplüne usw. Am gebräuchlichsten sind die Maßstäbe 1 : 2000 bis 1 : 5000. — 2. Topographische Spezial karten (Generalstabskarten) im Maßstabe von 1 : 10 000 bis 1 : 200 000. — 3. Geographische Karten, Übersichtskarten im Maßstabe von 1: 200000 bis zu den kleinsten. Es kann jedoch auch eine Karte mittleren Maßstabes, je nachdem sie in Beziehung zu einer höheren oder niederen Klasse gesetzt wird, als General- oder als Spezialkarte gelten. Bei Seekarten unterscheidet man: 1. Küsten- oder Spezialkarten in 1: 10 000 bis 1: 30 000. — 2. Segel- oder Kurskarten, deren Maßstab ein genaues Ablesen einzelner Minuten auf der Längen- und Breiten skala gestatten muß. — 3. General- oder Übersichtskarten in gewöhnlich 1: 800 000 bis 1:1 000 000. Nach der durch ihren Hauptinhalt gekennzeichneten Bestimmung kann man folgende wichtigste größere Gruppen von Karten zusammen fassen: 1. Geographische Karten im allgemeinen. 2. Allgemeine Physi kalische Karten, und zwar a) geognostische und geologische Karten, b) hydrographische oder Gewässerkarten, o) orographische oder Gebirgs- karten. 3. Allgemeine biologische Karten mit den Unterabteilungen ethnographische, tiergeographische, pflanzengeographische Karten. 4. Politische Karten; zu ihnen wären die historischen Karten zu rechnen, wenn sie die politische oder administrative Einteilung der Erde und der verschiedenen Staaten als den Zustand vergangener Zeitabschnitte dar stellen. 6. Verkehrskarten, welche die natürlichen oder künstlichen Wege und Hilfsmittel des Völkerverkehrs und Handels veranschaulichen. All gemeine Verkehrskarten geben die Verkehrsmittel im großen und ganzen zwar genau, aber ohne Einzelheiten an, während spezielle Verkehrskarten, wie Eisenbahn-, Straßen-, Telegraphen-, Post-, Seefahrtskarten usw., alle möglichen Einzelheiten enthalten. 6. Statistische Karten, die alle mög lichen Verhältnisse, z. B. Verbreitung der Menschen (Volksdichtigkeit), volkswirtschaftliche Verhältnisse, Produktion und industrielle Ver arbeitung, kommerziellen Absatz, wirtschaftsgeographische Verhältnisse usw., veranschaulichen. 7. Spezielle physikalische Karten, deren es eine ganze Reihe gibt, z. B. erdmagnetische, meteorologische, klimatologische Karten, ozeanologische und sonstige Seekarten. Außerdem kann man die Karten in Hand-, Schul-, Wand-, Kontor-, Reisekarten, die Atlanten in Schulatlanten, Handatlanten einteilen. Damit sind aber die Einteilungsmöglichkeiten für Karten keineswegs erschöpft, denn wir haben auch noch z. B. Radfahrer-, Automobil-, Luftschiffer-, Skirouten-, Wintersportplatzkarten usw. Bei der Katalogisierung von Karten kann unter Umständen von einer der vorgenannten Einteilungen Gebrauch gemacht werden, wenn von einer Gattung verwandter Karten eine größere Anzahl einzelner Blätter vorhanden ist. Meist findet man Karten und Atlanten jedoch entweder nach dem Alphabet der Herausgeber oder nach dem Alphabet der Erd- und Länderteile angeordnet. Bei letzterer Anordnung würde mail z. B. die zu katalogisierenden Karten und Atlanten in folgenden Ab teilungen unterbringen: 1. Allgemeines, Bibliographie. 2. Weltkarten und Globen. 3. Seekarten und Seeatlanten. 4. Atlanten. 5. Karten und Kartenwerke einzelner Erdteile und Länder: a) Europa, b) Asien, e) Afrika, ck) Amerika, e) Australien und Ozeanien. Hierbei wären die Karten eines ganzen Erdteils zuerst aufzuführen, z. B. Europa, darauffolgend die Karten der einzelnen Teile Europas nach dem Alphabet oder nach einer sonstigen örtlichen Einrichtung. Jede einzelne dieser Gruppen bildet ein eigenes Alphabet nach dem Namen der Verfasser oder Herausgeber, oder nach dem Erscheinungsjahr. Bei der Titelaufnahme von Karten wird im allgemeinen ebenso verfahren wie bei Büchern. Die »Instruktionen für den alphabetischen Katalog der preußischen Bibliotheken« unterscheiden bei den Kartentiteln folgende Titel: Haupttitel innerhalb der Kartenumrahmung; Kopf- und Fußtitel für einen Titel oben und unten außerhalb der Umrahmung; Rücktitel für einen auf der Rückseite der Karte aufgedruckten oder aufge klebten Titel; Umschlagtitel für einen auf dem Umschlag oder dem Deckel befindlichen Titel. Für die Titelaufnahme ist der Haupttitel maßgebend; fehlt ein Haupttitel, so tritt an seine Stelle einer der andern Titel in der vorgenannten Reihenfolge. Die Titelaufnahme einer Karte muß berücksichtigen: 1. Den Sachtitel oder die Benennung der Karte und die Angabe ihrer räumlichen (geographischen) Begrenzung, nebst etwaigen Zusätzen zum Sachtitel, d. s. Erklärungen oder Erweiterungen desselben. 2. Verfasserangabe und Personalangabe. Als Verfasserangabe gelten die Namen des Verfassers und der übrigen an der Herstellung der Karte beteiligten Personen, also des Zeichners, Stechers und Heraus gebers, sowie Vermerke über ihren Anteil an der Herstellung. Als Ver fasser ist derjenige anzuschen, der die geographische Situation der Karte entworfen hat, unter Umständen auch der Zeichner oder der Stecher. Als Stecher gilt auch das neben dem Verleger angegebene lithographische oder kartograpbische Institut. - Sind auf einer Karte mehr als drei Ver fasser oder mehr als drei Zeichner angegeben, so wird bei den Verzeich nissen der kgl. preuß. Bibliotheken nur der erste angeführt und die Karte unter ihrem Sachtitel eingeordnet. Von Reisenden, Leitern wissenschaft licher Expeditionen und sonstigen Personen, nach deren Aufnahmen, Skizzen, Angaben usw. Karten gezeichnet und entworfen sind, wird nötigenfalls auf die Zeichner und Stecher verwiesen. 3. Das Jahr der topographischen (geognostischen usw.) Aufnahme und das Jahr des Stiches. 4. Den Anlaß, d. s. Angaben über Herkunft, Anlaß und Zweck der Karte, auch über die Behörde, Körperschaft oder sonstige Personenver- in besonderer Umrahmung stehen. Nebenkarten werden gewöhnlich nur summarisch ihrer Zahl nach angegeben; ihr Titel bleibt unberücksichtigt, wenn sie nicht einen besonderen Wert haben. 6. Die Auflagebezeichnung. 7. DenMaßstab. Der Maßstab einer Karte gibt an, in welchem Ver hältnis alle Teile des dargestellten Kartenbildes gegenüber den wirk lichen Ausmaßen des Geländes linear verjüngt oder verkleinert sind. Sind z. B. zwei Orte auf der Erdoberfläche 1 lrm voneinander entfernt, oder der Maßstab 1:100 000 oder 1 . Ist die Verjüngung IW 000 dadurch ausgedrückt, daß es auf der Karte z. B. heißt: 1 em — 5W m, so bedeutet dies, daß 1 em der Karte gleich 5W m der Erdoberfläche ist.