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64, 18. März 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d, Dtschn. Buchhandel. 2967 Anordnung unterworfen sind. Diese Form der Versorgung des auf der Straße verkehrenden Publikums mit Druckschriften und Zeitungen ist unzulänglich und entspricht nicht den vom Publikum mit Recht gestellten Ansprüchen. Wir haben deshalb die Verhand lungen mit der Firma -Deutsche Kiosk-Gesellschaft m. b. H.» in Berlin 7, Dorotheenstraße 72/74, ausgenommen. Diese haben zu Vereinbarungen geführt. Hierbei ist unser Grundsatz, städti sches Straßenland nicht fremden Personen zur Verfügung zu stellen, dadurch gewahrt worden, daß die zu errichtenden Kioske mit dem Tag der Fertigstellung in das Eigentum der Stadt gemeinde übergehen. Es ist zunächst die Aufstellung von 11 Kiosken geplant, später sollen noch weitere drei Kioske aufgestellt werden. Mit den Zeitungskiosken sollen zugleich noch andre, im Interesse des Straßenverkehrs dringend erwünschte Einrichtungen verbunden werden, wie Fernsprech- und Schreibgelegenheit, unentgeltliche Einsicht des Berliner Adreßbuchs und Planes, Verkauf von Post marken und -Karten. Ferner soll die Gesellschaft unter gewissen Voraussetzungen verpflichtet sein, an jedem Kiosk an geeigneter Stelle ein Thermometer und ein Barometer, sowie die täglichen Wettervoraussagen anzubringen. Für die von uns geplante Auf stellung von Normaluhren sollen die aufzuführenden Bauwerke dadurch dienstbar gemacht werden, daß genügende Einrichtungen zur Aufnahme von Normaluhren geschaffen werden. Die Liefe rung, Aufstellung, Einrichtung und Unterhaltung der Kioske er folgt auf Kosten der Gesellschaft; nur die Kosten für die Lieferung und den Einbau der Normaluhren und ihrer Zifferblätter und Kabel-Anschlüsse fallen der Stadtgemeinde zur Last. (Nationalztg.) -Bastei-, Verein jüngerer Buchhändler, Dresden. SO. Stiftungsfest. — Vom 2. bis 4. Februar feierte der Verein jüngerer Buch händler -Bastei-, Dresden, sein fünfzigjähriges Bestehen. Am 2. Februar, abends 8 Uhr, wurde im Viktoriahaus ein Begrüßungs abend mit Kommers abgehalten, zu dem sich die Mitglieder des Vereins mit wenigen Ausnahmen, viele Gäste und Freunde von Dresden und auswärts und ein großer Teil der Dresdener Prin zipalität eingefunden hatten. Der derzeitige Vorsitzende, Herr Verlagsbuchhändler Sturm, begrüßte die Erschienenen und wies daran anschließend auf die Bedeutung des Ehren tages hin. Zahlreiche Reden und Vorträge ernster und heitrer Art wechselten mit begeistert gesungenen Kommersliedern ab. Im Laufe des Abends wurde den Teilnehmern der -Bastei- Kladderadatsch-, eine humoristisch-satirische Festzeitschrift, unter der Redaktion unsers Hayno Focken entstanden, überreicht, dessen auszugs weise Verlesung stürmische Heiterkeit entfesselte. Nach Schluß des offiziellen Teils übernahmen frühere Vorsitzende der -Bastei- das Präsidium der »Fidelitas». Unter ihrer bewährten Leitung ent eilten die frohen Stunden schnell. Lange nach Mitternacht trenn ten sich die Teilnehmer. Am Sonntag den 3. Februar vereinigte sich der größte Teil der am Vorabend versammelt Gewesenen um 11 Uhr vormittags im festlich dekorierten Vereinslokal zu einem solennen Früh schoppen mit stärkendem Imbiß, welch letzterem denn auch in weitgehendem Maße zugesprochen wurde. Einige Kommcrslieder unter Begleitung unsers verehrten Bechtle (Eßlingen) brachte die Stimmung der Anwesenden, und sollte sie vorher noch so bedrückt gewesen sein, bald auf das erforderliche Fest-Niveau. Um 1 Uhr wurde die Geselligkeit aufgehoben. Um 3 Uhr versammelten sich zur Hauptfeier sämtliche zum Fest Erschienenen mit ihren Damen im untern Saal des König lichen Belvedere, wo um */z4 Uhr der Festaktus seinen An fang nahm. Nach einleitendem Harmoniumvortrag betrat Herr Hayno Focken das Podium und sprach mit Wärme und Empfindung den selbstverfaßten Festprolog, der auf die Geschichte des Vereins, seine Mühen und Erfolge Bezug nahm. Hierauf ergriff der Vor sitzende Herr Sturm das Wort zur Festrede, in der er ein Lebensbild der -Bastei» von ihrer Gründung bis zum Tage der Jubelfeier entwarf. Der Redner erwähnte, daß die -Bastei-, zunächst unter dem Namen -Buchhandlungsgehilfen-Verein-, in einer Zeit, in der der Wunsch nach einem einigen deutschen Vater land das deutsche Volk beseelte, von drei Buchhandlungsgehilfen, denen bald fast alle damals in Dresden anwesenden Buchhändler sich anschloffen, im Jahre 18S7 gegründet wurde. Der Wahl spruch der -Bastei-: -Treu sich selbst, Freund dem Freunde und dem Vaterland ergeben- wurde in den fünfzig Jahren des Be stehens stets hoch in Ehren gehalten und hat nicht zum wenigsten zur steten Entwicklung des Vereins beigetragen. Die -Bastei änderte im Jahre 1877 ihren Namen in »Verein junger Buch händler-; im Jahre 1882 gaben ihm die Mitglieder seinen heutigen Namen, anlehnend an das Symbol unsrer Sächsischen Schweiz, den Bastei-Felsen. In weitrer Ausführung gedachte Herr Sturm sodann der Gründer und der bisherigen Vorsitzenden des Vereins, besonders auch unsers Ehrenmitglieds Herrn Georg Schmidt, der unentwegt seit 2b Jahren der -Bastei« und ihren Mitgliedern ein treuer Frennd und Berater war und den Verein aus manchen Fährnissen führen half. Der Vorsitzende schloß seine Rede mit dem Wunsche für ein ferneres glückliches Gedeihen des Vereins und einem begeistert aufgenommenen dreifachen Hoch. Im Anschluß an die Festrede erfolgten die Beglückwünschungen durch die Ehrengäste und Abgeordneten der einzelnen Vereine. Herr Stadtverordneter Christoph überbrachte im Namen des Stadtverordneten-Kollegiums herzliche Glückwünsche. Für den Verein Dresdner Buchhändler brachte Herr Buchhändler Dresse! die Glückwünsche dar und überreichte der Bastei als Jubiläumsgeschenk einen Schrank, gefüllt mit 36 Bierkrügen und einem Humpen nach einem Entwurf von Professor Riemerschmied- München. Im Aufträge des Buchhändler-Verbands für das Königreich Sachsen gratulierte Herr Vräuniger-Zwickau. Das Ehrenmitglied und früherer Vorsitzender Herr Georg Schmidt heftete der aufgestellten Fahne unter Glückwünschen ein Fahnenband in den Dresdner Stadtfarben an. Der Verein Leipziger Buch handlungsgehilfen und der Verein jüngerer Buchhändler -Krebs-- Berlin, beide vertreten durch je drei Herren, beglück wünschten den Verein; elfterer unter Überreichung eines silbernen Pokals. Des weiteren sprachen die Herren Vertreter der Vereine Rübezahl-Breslau, Conform-Prag und Robinson-Braun- schweig, und gaben den Wünschen ihrer Vereine in beredten Worten Ausdruck. Der Vorsitzende dankte allen Gratulanten aufs herzlichste, besonders dem Verein Dresdner Buchhändler für sein hochherziges Geschenk, und überreichte Herrn Georg Schmidt als sichtbares Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste einen silbernen Pokal im Namen der -Bastei«. Die Festteilnehmer begaben sich darauf nach dem oberen Saal des Belvedsre, um an der Festtafel Platz zu nehmen. Die allge meine sestfrohe Stimmung, die bald Platz griff, wurde erhöht durch mehrere jedem Teilnehmer zugedachte reizende Gaben. Be sonders zu erwähnen sind: die Festschrift, hergestellt im Hause C. C. Meinhold L Söhne und in der Kunstanstalt Römmler L Jonas mit Beiträgen von Johannes Trojan, Leo Lenz, Johannes Renatus u. a., für die Herren eine originelle Attrappe mit Glühkörpern (Zigarren), u. a. m. Herr Buchhändler Adolf Beschoren gab jedem Gang des festlichen Mahles ein humoristisches poetisches Geleitwort. Die Reihe der Toaste eröffnete der Vorsitzende Herr Sturm nach alter Basteisitte mit einem Toast auf Kaiser und König. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Dresden der Allgemeinen Vereinigung Deutscher Buchhandlungsgehilfen sprach auf das Gelingen des Festes. Herr Verlagsbuchhändler Hans Schulze begrüßte die Ehrengäste und Vertreter der Presse; für die letztern dankte Herr Redakteur Müder. Der anwesenden Damen ge dachte Herr Bräuniger-Zwickau in humorvoller Weise. Während der Tafel tanzten zwei Paare in Rokoko-Kostümen ein Menuett, nach dessen Beendung sie jedem Tafelteilnehmer ein Exemplar der -Bastei-Chronik«, neu bearbeitet und herausgegeben von Adolf Beschoren, gedruckt in der Offizin W. Baensch, Dresden, überreichten. Nach Aufhebung der Tafel, die sich bis gegen 8 Uhr hinzog, begann der Festball, der unter der vorzüglichen Leitung des Herrn Verlagsbuchhändlers Hans Schulze, unterbrochen durch Vorträge und einen glänzenden Kotillon, der die verschiedenen Zweige des Buchhandels zur Darstellung brachte, bis lange nach Mitternacht die Festteilnehmer in fröhlicher Stimmung beisammenhielt. Am Montag vereinigte sich eine größere Anzahl Gäste und Mitglieder zu einem Ausflug nach dem Bastei-Felsen in der Sächsischen Schweiz. Abends schloß sich ein Abschicdskommers im Viktoriahaus an. 389'