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85, 7. März 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Ltschn Tuchhandel 2931 Lagereiberufsgenossenschast mehrere hunderttausend Mark Verwaltungskosten zu viel zugunsten der übrigen Gewerbe ausbringe, so ist dem entgegenzuhalten, daß die Verwaltungs kosten nach Maßgabe der Unfallgefährlichkeit der Betriebe aus die einzelnen Mitglieder verteilt werden. Die Lagereiberufs genossenschast hat dieses Prinzip aber durchbrochen, indem sie für die Detailbetriebe die mindeste Gcfahrenziffer festsetzt und sie nur pro rata zur Deckung der Verwaltungskosten heran zieht. Es werden also tatsächlich die geringer belasteten Ge werbezweige nur im Verhältnis ihrer Unfallgefährlichkeit zu den Verwaltungskosten hsrangezogen. 7. Nun steht aber fest, daß die großen Verwaltungs- kosten der Lagereiberufsgenossenschast nicht von den Groß betrieben, sondern durch die Zugehörigkeit der vielen Klein betriebe hervorgerufen werden, die sich immer wieder gegen die Versicherungspflicht sträuben und keine richtigen Lohn nachweisungen aufstellen. Auch die Rechnungsergebnisss der ganzen Berufsgenossenschaften bestätigen, daß die Verwaltungs kosten stets wachsen, je zahlreicher die zugehörigen Klein betriebe sind. Die Annahme, daß eine eigene Berufs genossenschaft für den Detailhandel mit geringeren Ver waltungskosten arbeiten dürfte, als die Lagereiberufsgenossen schaft, trifft sicher nicht zu. 8. Eine neue Berufsgenossenschaft hätte im Gegenteil zu nächst höhere Kosten zu tragen, da der gesetzliche Reserve fonds erst festgelegt und erreicht werden mutz. Bevor sich also der Buchhandel entschließt, die Schritte zur Bildung einer Kleinhandelsberufsgenossenschaft zu be fürworten. möchte ich hervorheben, daß seinerzeit aus anderen Berufsgenossenschaften verschiedene Industriezweige ausgeschieden sind und nach langem Petitionieren eine eigene Berufsgenossenschaft erhalten haben. Heute sehen die aus geschiedenen Betriebe, daß ihr Ausscheiden aus einer großen, starken und kapitalkräftigen Berufsgenossenschaft ein schwerer Fehler gewesen ist, denn die Umlagen und Verwaltungs- kosten, die sie heute anfbringen müssen, sind bei weitem größer und höher, als sie früher waren. Es gehören bei spielsweise zur Eisen- und Slahlberufsgenossenschaft die Klempner und Schlosser, die auch gern eine selbständige Berufsgenossenschaft gebildet hätten, nach den Erfahrungen anderer Gewerbe aber ihre Forderungen als zu kostspielig und deshalb unpraktisch eingestellt haben. Betrachtet man nun die Verhältnisse im Buchhandel, so würden die ethischen Gründe, die von den Detaillisten an geführt werden, überhaupt nicht in Frage kommen, denn die Vertretung des Buchhandels hat der Börsenverein, und die Sortimenter würden sich bedanken, ihre Wünsche durch eine Detaillistenzentrale vertreten zu sehen, ganz abgesehen da von, daß ja auch schon eine derartige Vertretung des Mittel standes und Kleinhandels in einem Ausschuß des Hansa bundes vorhanden ist. Ich habe ferner schon vorher gesagt, daß eine Tren nung des Verlages und der Kommissionsgeschäfte, die bei der Lagereibernfsgenosssnschaft verbleiben müssen, und des Sortimentsbuchhandels erfolgen würde, der der neuen Berufsgenossenschaft angegliedert würde. Der Buchhandel darf sich nicht zu vornehm dünken, der Lagereiberufsgenossen schast anzugehörcn; daß in ihr nur Spediteure und Destil lateure vorhanden sind, ist ein Irrtum, denn diese bilden nur einen sehr geringen Prozentsatz. Es sind im Gegenteil durchaus achtenswerte Großbetriebe, speziell der ganze Wein handel. während es sich in einer Detaillisten-Berufsgenossen- schaft doch zum größten Teil um die kleinen und kleinsten Betriebe handeln würde. Die Bewegung »Los von der Lagereiberufsgenossen schast-. scheint mir lediglich deshalb betrieben zu werden, weil die Detailbetriebe glauben, daß auf ihre Eigenart zu wenig Rücksicht genommen werde und auch nicht genommen werden könne. Das müßte aber der Fall sein, da heute in der Lagereiberufsgenossenschast 44253 kaufmännische Detailbetriebe, 32382 kaufmännische Engrosbetriebe und 3064 Betriebe des kaufmännischen Hilfsgewerbes (Speicherest Spedition) zusammen vereinigt sind. Die Klein betriebe fühlen in der Lagereiberufsgenossenschast ihre Inter essen nicht genügend gewahrt, aber ich fürchte in einer eigenen Detailberufsgenossenschaft werden die Gegensätze noch größer werden. Jedenfalls glaube ich nicht, daß sich Apo theker und Buchhändler in einer Detailberufsgenossenschaft heimisch fühlen könnten, ganz abgesehen davon, daß es nach den rechnerischen Ergebnissen unwahrscheinlich ist, daß der Detailhandel wesentliche Vorteile haben würde. Wenn nun der Enthusiasmus der Detaillisten schließlich so weil geht, eine selbständige Berufsgenossenschaft bilden zu wollen, selbst auf die Gefahr hin, höhere Beiträge zahlen zu müssen, so sollte sich doch der Buchhandel besinnen, diesen Standpunkt zu vertreten. Es wird ferner die Begründung einer Detaillisten berufsgenossenschaft als ein vorzüglicher Wall gegen die Sozialdemokratie bezeichnet, wodurch die Kleinhändler Halt und Festigkeit gegen die immer rigoroser werdenden Forderungen der Sozialdemokratie gewinnen würden. Ich meine, auch dies politische Moment kommt für den Buchhandel nicht in Betracht, und ich würde raten, daß sich der Buchhandel in der Angelegenheit der Kleinhandels- berufsgenossenschast abwattend verhält. Mir will die Zuteilung des Buchhandels zu zwei Berufsgenossenschaften als das größere Übel erscheinen, und die Belastung des Sortiments mit höheren Umlagebeiträgen, als sie der Verlag zu tragen hat, dürfte auch nicht dazu angetan sein, den Austritt aus der Lagereiberufsgenossenschast zu betreiben. 6. ll. Übersetzungen aus dem Deutschen in die dänische, englische, französische, holländische, italienische, norwegische, schwedische und spanische Sprache. Mitgeteilt von Hermann Mühlbrecht in Berlin. 1909, 2. Halbjahr. (1909, 1. Halbjahr siehe BB. 1909, 303 und 304.) (Fortsetzung zu Nr. 53 u. 54 d. Bl.) 170 bis.) ^kl. 1 kr. 25 o.; gob. 1 kr. 65 o. (kokkerclain, DidZsvsrs- °o-"al6. onäer rsäaokie van ?- ^ ?roel8 ra tker 7. ^ukl. (öer/r'n 7979, Fr/r-st L Kc>^.) 4 .k. 831 dir., m. 252 kiZ.) Oed. 6 kl 90 o^ Vsrsobijnl. oolr in 8 aklsverinZsn ä 1 kl. 50 o. Lr'iktmrnTr, /'aui, (I-er'/rrrA 7992, ^l7. Ko^ä'/er.) 2 ; xsb. 3 .tt 25 ä I e XII ra. 84 kiß. sn 6 uidsl. pltn.) 1 kl. 50 o. Xijmeßsn, 1^. 0. 6. HlalrndorZ. 8°. (183 blr.) 75 o.; xsd. 1 kl. 25 c. 382*