Volltext Seite (XML)
7968^^^^ s. d. Dttchn. Buchhandel. Künftig erscheinend« Bücher. ^ 130, 4. Juni 1S24. Jüdische Miniaturen Als Oppenheimer zum ersten Mal nach Wien kam, fragte er Silber nach Simon Löwy. „Lassen se die Finger," sagt Silber, „das is ä Ganeff, ä Betrüger, ä Zuchthäusler." Als Oppenheimer am Nachmittag ins Easä kam, saß Silber bei Simon Löwy am Tisch. Oppenheimer rief ihn auf die Gelte: „Was is das? Heut morgen sagen Sie zu mir er is ä Ganeff, ä Betrüger, ä Zuchthäusler und jetzt sitzen Sie bei ihm." „Das is Wien!" sagt Silber stolz. j eiser begegnet Gchlojim: „Eben kimm ich von de Versicherung!" *^„De hast Dich versichert? Gegen was, nebbich?!" „Gegen Feier un Hagel!" „Feier, ja! — Aber- wie machfle Hagel??" ZLaruch und Finkelstein fuhren nach Amerika. Es stürmte. Finkelstein ^zitterte und schrie: „O weh, das Schiff geht unter, das Schiff geht unter!!" Baruch blieb gelassen: „Was schreiste? Zs es Oet Schiff?" L'oeb und Wolf trafen sich und da sie nichts zu tun haben, wetten sie ^ tausend Mark, wer am besten lügen kann. „Gestern," beginnt Wolf, „geh ich unter de Linden, wer kommt mer entgegen? S Trupp Hakenkreuzleute, rufen: schlagten tot, den Zud. Zch bin allein, in meiner Verzweiflung bet ich: Großer Gott, helf mer, «aß mich nicht verderben. Un was soll ich Oer sagen, auf einmal wird mir leicht und leichter, ich fühl mich gehoben un gehoben: ich flieg. Un wie ich wieder erunter komm, bin ich am Kurfürstendamm." „Geb fe her, die tausend Mark," sagt Loeb, „ich Hab Oich fliegen sehen". -^etzt, während der Geschäftszeit, läßte Dir die Haare schneiden, Moritz?" ^?„Se sinn mer auch während der Geschäftszeit gewachsen." ^Llsigs Ruf als unreeller Geschäftsmann war nicht zu überbieten. ^ Eines Tages fragte ihn Einer, wieviel Uhr es sei. „Es fehlen noch fünf Minuten bis drei," sagt Eisig. „Ganeff," sagt der andere, kaum siehste auf die Uhr, fehlen schon ünf Minuten " /LLeduldspiel ist eingeladen. ^ Es gibt Rebhühner. Geduldspiel ißt vier Stück; dann nimmt er sich noch vier, zieht eine Zeitung vor, wickelt sie ein und spricht: „So was Gutes Hab ich meiner Lebtag noch nicht gegessen: das gehört in die Zeitung!" c^u Genendel Birnbaum kam eines Tages Silberstock und sagte: Zch Z brauch zwa Teckel. Kannste se mir besorgen? Nu nein nicht, was legste an? Zweihundert Kronen. Aber braune! Für braune is 200 was zu wenig: sagen wir 2SV. Gemacht! Aber wirklich braune Bein, und lange Schwänz und hängende Ohre. Ojoi! So echt für 2S0 Kro — Stammbaum will ich! Bann leg ZOO an, un de kriegst Teckel mit Stammbaum un braun, un lange Bein un krumme Ohren, un hängende Schwänz. Zn Ordnung. — Und ging. Silberstock, Silberstock, rief Bimbaum, Moment! Noch eine Frag: was sennen eigentlich Teckel?! n einem koscheren Restaurant ist es gut, aber schmutzig. Auch bei Loewy war es so Lindemann aß gern dort; aber der Schmutz störte ihn; drum lieh er sich Loewy kommen und schloß mit ihm einen Vertrag, daß er täg. lich ein frisches Tischtuch und eine frische Serviette bekommen solle. Gegen Vergütung der Spesen. Drei Tage erfüllte Loewy den Pakt. Am vierten Tag lag wieder Tischtuch und Serviette in schmutziger Tradition da. Er ließ sich Loewy rufen und beklagte sich. Loewy zuckte die Achseln: „Es aeht nix zu machen. Wie meine Stammgäste Zhr Tischtuch und Zhre Sasiett gesehen Ham, sin se zu mir gekommen und hoben gefragt: „Was is das? Sennen wer hier in ein koscheren Resterang oder nicht?!" r^Hwölf Zahre war Bloch Buchhalter bei Lewisolm, da faßte er sich ein ^J Herz und sagte ihm: „Herr Bloch, Sie werden entschuldigen, ich bin jetzt zwölf Zahre bei Zhnen: mit dem Gehalt, das ich bekomme, kann ich nicht weit springen". „Hab ich Sie als Bock engagiert oder als Buchhalter?" Als Rabbi Zsrael ben Zichot durch Rußland fuhr, gab ihm in Lodz ^ die Gemcinde eine größere Summe Geldes mit für bedürftige Zuden in Galizien. Hinter Lodz fiel dem Rabbi ein, daß es gewagt sei, durch ganz Rußland die grobe Summe mitzunehmen, und rr beschloß, sie dem Rabbi in Koljuschki — 40 km östlich von Lodz - anzuoertrauen. Rabbi Zsaac in Koljuschki erklärte sich bereit, die Summe aufzu bewahren, verlangte aber, daß sie ihm vor Zeugen übergeben werde. Also wurden die Vorstände der Gemeinde gerufen, das Geld vor ihren Augen gezählt und in einem Säckchen vernäht - — Als Rabbi Zsrael auf der Rückreise nach Koljuschki kam, ging er zu Rabbi Zsaac, dankte ihm für die Aufbewahrung und bat ihn um das Säckchen. „Was für e Säckche?" „Das mit dem Geld." „Zch waß von ka Geld was!" Rabbi Zsrael war erst erstaunt, dann wurde er zornig: „So ist es ein Glück, daß ich es Oir vor Zeugen gegeben habe. Geh und rufe die Vorstände der Gemeinde!" Oie wurden herbeigeholt, und als sie alle versammelt waren, fragte Rabbi Zsrael: „Wißt Zhr noch, daß Zhr als Zeugen vor einigen Mo naten gerufen wurdet, als ich Eurem Rabbi Geld anvertraute, das in ein Säckchen erngenäht wurde??" Aber weder an das Säckchen noch an das Geld, noch an ihre Zeugenschast erinnenLn sich die Vorstände. Sie schüttelten verwundert die Köpfe und gingen. Rabbi Zsrael sah starr vor sich hin. Oa ging Rabbi Zsaak zu einer Kommode, schloß sie auf, holte das Säckchen mit dem Geld hervor und gab es lächelnd dem Rabbi Zsrael. „Was soll das beißen?!' rief Rabbi Zsrael „Zetzt gibst Ou mir das Geld, nachdem Ou vorher die Vorstände falsches Zeugnis hast ob legen lassen?!" „Zch Hab Dir nur zeigen wollen," sagte Rabbi Zsaac stolz, „was ich sor e Gemeinde Hab." Dies sind einige Schnurren ans dem in Kürze erscheinen den Buche: .Jüdische Dliniaturen — Schnurren und Schwänke von Vaul Nikolaus, illustriert von Aaul Gimmel," die ich hier abdrucke, teils um meine Kollegen vom Sor timent zu erheitern, teils um daraoshin Bestellungen zu sammeln, damit die Auslage recht groß wird. Ich liefere: drosch, ca. 4.50, ged. ca. 2.50 Gm. 41/10 mit 48 o„, ab 400 mit 50 °/„. Auslieferung direkt ad Hannover, in Wien u. Leipzig durch die Literaria. A «erlang,ettet anbcn Paul Gteegemann «Hannover