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Redaktioneller Teil. ^ 130, 4. Juni 1924. die Wichtigkeit eines Arbeitsgebiets hinzuweisen, das bisher von khm zu wenig beachtet blieb. Rege Verwendung für das gute Jugendbuch dürfte im Interesse des Berufs ein wohl zu erstrebendes Ziel sein. Deutsche Bücher in England und Frankreich. — Unter »deutschen Büchern« verstehen wir in diesem Falle Übersetzungen deutscher Bücher. Während auf der einen Seite eine Nachricht durch die Presse geht, das, englische Zeitungen Arteigen deutscher Fabrikanten zurückweisen, was Gesten einzelner Teutschfeindler sind, findet man in den Buch handelszeitschriften Englands und Frankreichs genau so viel Über setzungen deutscher Bücher angezeigt wie vor dem Kriege. Hier nun besonders wissenschaftliche Werke, denn rvährend des Krieges hat man sich überall mehr auf sein eigenes schöngeistiges Schreibwerk verlassen und kauft in allen Ländern weniger fremde Romane als früher. Der angesehene Londoner Verlag Methuen veröffentlicht eine Seite Anzeigen und teilt diese in verschiedene Abteilungen, wie: Lcientikie und tectuücal. Unter letzterer Abteilung sind nur zwei rein englische Werke. Außerdem vier über die Relativitätstheorie, von denen drei deutschen Ursprungs. Ein Buch von unserm Leipziger Rinne über Kristallographie, von Max Planck, physikalischen Inhalts; Engen Block ist mit einem Buch über Gase vertreten und A. Wegener mit seiner Kontinenttheorie. Um die gleiche Zeit finden wir auf einer Seite des Pariser Verlags von Payot im »Bulletin« Werke von Werner Sombart: Die Juden und das Wirtschaftsleben; Scheide mann: Der Zusammenbruch, und General von Hoeppncr: Deutsch land und der Luftkrieg, neben einem Buch von Gaston Raphael: Roi äs la Uukir: Hugo Ltinnes. Überall rst die Bemerkung, daß solche Bücher aus der deutschen Sprache übersetzt sind, keineswegs unterdrückt. Wissenschaft und Handel finden sich zum Austausch immer am ehesten wieder, und dann kommt langsam, diesmal langsamer als in früheren Zeiten, alles andere, was dem Völkerkulturaustausch dient. Ein englischer Ncgierungsbuchladen in Bagdad. — Diese Neu- grllndung will in geschickter Weise die eingeborene Bevölkerung in westeuropäisches Denken einführcn und soll natürlich zugleich eine Werbung für all-englisches Wesen sein. Die Leitung dieser Buch handlung teilt mit, daß sie in steigendem Maße von den Eingeborenen benutzt wird und daß sie den dort ansässigen Europäern erst in zweiter Linie dienen will. Sie rühmt sich, daß sie ohne jede Ein schränkung Wissen vermitteln will und daß bei ihr das schwerste mathematische Werk und die letzte theologische Theorie bis zum neuesten Roman zu haben und daß auf ihren Bücherständern Bücher von vielseitigem Inhalt, besonders über ostasiatische Gegenstände sicherer zu finden seien als in manchen Buchläden im Londoner Wcstend. Die Anschrift der Buchhandlung ist: Itze 6o verum eut- Lvokskvp in Lagäsä. Der neue Zivilprozeß. — Mit dem 1. Jüni rst gegen den Wider spruch der Zivilprozeßlehrer und der Anwaltschaft eine neue Zi vilprozeßordnung in Kraft getreten. Man muß abwarten, wie sie sich in der Praxis bewährt. Gcschäftsaussicht. — Auf Beschluß des Amtsgerichts in Stralsund ist über folgende Firmen: 1. Firma Willibald Behm, Buchhandlung in Stral sund, 2. Firma Otto Schön L Co., Herrenkonfektion und Schneiöergc- schäft in Stralsund, deren Inhaber der Kaufmann Willibald Be hm in Stralsund ist, auf den Antrag des Geschäftsinhabers vom 19. Mai 1924 die Ge schäftsaufsicht angeordnet worden. Der Bücherrevisor E. Bollmann in Stralsund, Heuweg 26, ist zur Geschäftsaufsicht bestellt worden. Stralsund, den 28. Mai 1924. Das Amtsgericht. gez.: vr. Adam, Gcrichtsassessor. Erhöhung der Druckpresse nm 10^. — Wenn im Bbl. Nr. 119 (Seite 7298) und Nr. 128 (S. 7809) der Hoffnung Ausdruck gegeben wurde, daß eine Erhöhung der Druckpreise entbehrlich bleibt und ver mieden wird, so ist doch eine schwere Enttäuschung zu verzeichnen. Denn aus einer Bekanntmachung der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« (Nr. 44) geht hervor, daß der Deutsche Buchdrucker-Ver ein mit Wirkung ab 31. Mai d. I. diebishcrigenDruckpreise um ION erhöht hat. Begründend wird ausgeführt, daß seit Januar die Löhne dreimal gesteigert worden seien, und zwar insgesamt l um 24>ä?2 (von 27 auf 33.60 Goldmark in der Spitze). Ferner wird auf den vor einigen Tagen getätigten Tarifabschluß verwiesen, durch den eine Änderung der Lohnstafseln usw. erfolgt sei, was in der Aus wirkung eine weitere Lohnerhöhung um 8A bedeute. Auch sei eine Reihe von Materialien im Preise gestiegen, und darum sei eine Er höhung der Druckpreise nicht mehr zu umgehen gewesen. Die Preisberechnung erfolgt zunächst noch auf Grund des Preis tarifs vom April 1922 (»Brauner Tarif«). Die auf dieser Grundlage errechnten Preise werden durch 20 geteilt (»Divisor 2V«), und dem Er gebnis werden dann 10A zugcschlagen. Es wird in dieser Bekannt machung auch darauf hingewiesen, daß eine Neuausgabe des Preistarifs in Vorbereitung ist, in der die ab 31. Mai d. I. geltenden Preise in Goldmark, einschließlich des zehnprozentigen Auf schlages, angegeben werden. Bei laufenden Aufträgen, die auf Grund des berichtigten Friedenspreistarifs von 1912 abgeschlossen worden sind, gelten weiterhin für die Errechnung der Schlüsselzahl die bis herigen Divisoren. Diese wurden Anfang Januar d. I. festgesetzt für Formulare und Akzidenzen auf 2,49, für Kataloge, Preislisten und größere Druckarbeiten auf 2,64, für Werke, Zeitschriften und son stige regelmäßig erscheinende Blätter sowie Zeitungen auf 2,74, für Qualitätsarbeiten auf 2,37, für Buchbindcrarbeiten auf 2,49. Auf die mit diesen Divisoren errechnten Goldmarkpreise kommen ab 31. Mai d. I. gleichfalls 10A Aufschlag. Am Schlüsse der Bekanntmachung wird zunächst erklärt, daß diese zehnprozcntige Erhöhung das Mindeste darstelle, »was angesichts der Verteuerung der Produktion im Buchdruckgewerbe genommen werden muß«, und anschließend wird dann folgender Appell an die Mitglieder des Deutschen Buchdrucker-Vereins gerichtet: »Wir warnen dringend davor, von den so errechnten tariflichen Truckpreisen nach unten ab- zuwcichen, setzen vielmehr voraus, daß in Fällen, in denen bisher vom Divisor 20 abgcwichen wurde, gleichzeitig mit der Erhöhung um 10A die noch fehlenden Beträge bis zum Divisor 20 nachgeholt werden«. In einem Artikel, der zu dieser Bekanntmachung des Hauptvorstandes des Deutschen Buchdrucker-Vereins Stellung nimmt, wird u. a. ergänzend ausgeführt, daß die dritte Erhöhung der Löhne »die krampfhaft beibe haltene Stabilisierung zu Fall bringen mußte«. (Gemeint ist damit das Festhalten an dem Divisor 20 seit Januar d. I.) Auch wird ge sagt, daß schon lange die Errechnungen ergeben hätten, daß insbesondere die Kosten einer Druckstunde sich über den tariflichen Stundenprcis erhoben hätten, und daß hierbei der Einfluß der immer empfindlicheren Kapitalnot und die Kosten für Leihkapitalien gar nicht berücksichtig worden seien. Mit besonderer Betonung wird noch darauf hingewiesen, »daß trotz der Erhöhung beim Druck noch ein Minus gegenüber den tatsächlichen Gestehungskosten zuzüglich Gewinnaufschlag verbleibt«. Als Belastung für die Druckereien wird auch die ab 31. Mai d. I. in Kraft tretende Mehrzahlung von 12V>'?L für die neunte Arbeitsstunde ange führt. Kein Ausgabcfaktor in den Gestehungskosten habe seit 1. Ja nuar d. I. eine Ermäßigung erfahren, wohl aber in vielen Fällen eine Erhöhung. Ohne zunächst zu dieser Druckpreiserhöhuug ausführlich Stellung zu nehmen, stellen wir erneut fest, daß bereits die bisherigen Truck preise gegenüber den Vorkriegsprcisen ein« Steigerung von über 60A aufweisen. Wir wissen auch, daß eine sehr große Anzahl von Buch druckereien angesichts dieses Umstandes gegen eine Preiserhöhung ist, weil schon die bisherigen Preise in den allermeisten Fällen nicht herein zubringen waren. Bestimmend für die nunmehr erfolgte Druckpreiser höhung ist wohl wieder der mächtige Einfluß jener Buchdruckereien ge wesen, die laufende Verträge haben, welche (sinngemäß) die Klausel enthalten, daß die Druckpreise sich jeweils um die vom Deut schen Buchdrucker-Verein offiziell bekanntgemachten Auf- oder Ab schläge erhöhen oder erniedrigen. Das Beschließen derartiger Aufschläge ist leicht, die Durchführung ist aber gerade in der gegenwärtigen Zeit im großen und ganzen wohl völlig ausgeschlossen. Vor allem scheint uns das Vorgehen des Deutschen Buchdrucker-Vereins in krassestem Widerspruch zu der durch die Neichsbank- wie die Regierungspolitik mit allen Mitteln erstrebten Mbauentwicklung zu stehen. Glaubt man so, wenn schon auf das Inland gar keine Rücksicht mehr genommen werden soll, wirklich die so wünschenswerten Auslandsaufträge leichter erlangen zu können? Generalversammlung der Matgra-A.-G. — Am 23. Mai 1924 fand in den Räumen der Matgra die erste Generalversammlung der Gesellschaft statt. Von 31000 Stimmen waren 25198 vertreten. Der Vorstand, Herr Direktor Otto Richter, erstattete den Geschäfts bericht für das Jahr 1923, woraus folgendes erwähnt sei: Im Jahre 1923 sind 10 680 Bestellungen ausgeführt worden. Die ersten 7 Monate des Jahres hatten einen ziemlich gleichmäßigen Umsatz, wogegen die letzten 5 Monate infolge schlechter Beschäftigung im graphischen Gc- werde als mittelmäßig im Geschäftsgang bezeichnet werden müssen.