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8774 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 172, 26. Juli 1912. Recht so angesehene Firma gefeiert wurde. Auch die skandinavische Buchhändlerwelt ließ es sich nicht nehmen, der größten Buchhand lung des Nordens ihre Glückwünsche darzubringen. Die in Schweden weitverbreitete und vielgelesene Zeitschrift »Jdun« brachte in ihrer Nummer 28 vom 14. Juli einen im wärmsten Tone gehaltenen Artikel, der die ersprießliche Tätigkeit der Firma behandelt und daher in Übersetzung hier folgen mag. »Ein bemerkenswertes Buchhandels-Jubiläum. Jeder kulturell interessierte Stockholmer und jeder Tourist, der unsere Haupt stadt besucht, wird es kaum versäumen, mit C. E. Fritze's Kgl. Hofbuchhandlung Bekanntschaft zu machen. Diese hatte ihre Geschäftsräume bis vor einigen Jahren an der Ecke des Gustaf Adolfs-Torg und der Malmtorgsgatan, wo die fünf großen Schau fenster stets eine lebhaft beachtete Auslage von Werken der Literatur und Kunst bildeten. Drinnen im Laden, einer wirk lichen Bücherwelt, bewegte sich das Publikum und blätterte in Prachtwerken oder anderen Erscheinungen des Büchermarktes, während dem minder Kundigen das umsichtige Personal stets hilfsbereit Auskunft erteilte. Seit mehreren Jahren befinden sich die Räumlichkeiten der Firma um einige Häuser weiter nebenan in der I'rsäLxg.t.Lv, wo sie auch am 1. Juli den 75. Jahres tag ihrer Gründung beging. Diese Buchhandlung, die größte des Nordens, wurde 1837 von C. E. Fritze und C. A. Bagge unter der Firma Fritze L Bagge gegründet. Letzterer trat nach vier Jahren aus, worauf das Geschäft von Fritze allein weitergeführt wurde. 1862 wurde es von P. B. Eklund und E. Giron käuflich übernommen und ging am 1. Januar 1870 in die Hände der jetzigen Inhaber: K. F. Kruhs und B. Söderberg über. Der letztere begann bereits 1853 seine buchhändlerische Laufbahn bei der Firma und kann somit im nächsten Jahre auf eine SOjjährige Wirksamkeit in ein und demselben Geschäft zurückblicken. Neben der Sortiments tätigkeit entwickelte die Firma allmählich auch eine immer leb haftere Verlagstätigkeit, die durch das warme Interesse und feine Urteil de- zweiten Teilhabers, K. F. Kruhs, gefördert wurde. Die zunehmende Ausbreitung der beiden Geschäftszweige machte bald eine Teilung notwendig. Diese wurde im Jahre 1907 derart vorgenommen, daß Verlag und Sortiment in je eine Aktien- gesellschaft umgewandelt wurden. Chef des Sortiments ist B. Söderberg, Chef des Verlages K. F. Kruhs. Der gewissenhaften und intensiven Arbeit dieser beiden jetzt schon ergrauten, aber immer noch regsamen und unermüdlichen Veteranen ist es zu danken, daß C. E. Fritze's Königl. Hofbuch handlung zur angesehensten und hervorragendsten Firma des nordischen Buchhandels emporgeblüht ist. Die Verlagstätigkeit der Firma umfaßt die meisten Literatur zweige, wie Pädagogik, Theologie, Geschichte, Geographie, Kunst geschichte, Rechtswissenschaft, Belletristik usw. Auf sprachlichem Gebiete ragen besonders hervor das »Meisterschaftssystem« und »Fritzes Parlörlexika«, auf belletristischem Gebiete zählt der Ver lag Autoren wie C. V. A. Strandberg, Ernst Ahlgren, Oscar Levertin, ferner August Strindberg, Olof Högberg, Johan Nord- ling u. a. zu seinen Autoren. Der Jubiläumstag wurde im Stillen gefeiert, doch bewiesen die zahlreichen Glückwunschtelegramme aus Schweden, Norwegen und Dänemark, daß die große und wertvolle Arbeit der Firma seitens ihrer Kollegen gewürdigt wird.« — Den zahlreichen warmen Glückwünschen für die Jubelfirma, die auch im deutschen Buch- Handel einen guten Klang hat, schließen wir die unsrigen für ein erfolgreiches und glückliches Weiterarbeiten bis zum Zentenartage an. J«biläum. — Am 22. Juli konnte Herr Otto Haufe, Prokurist im Hause F. A. Brockhaus in Leipzig auf 40 Jahre ersprießlicher Tätigkeit in dieser bekannten und hochgeachteten Firma zurückblicken. Herr Haufe, der »sich aus einer sehr be- scheidenen Stellung emporgearbeitet hat zu einem der wichtigsten Posten« (Worte Albert Brockhaus' bei der Hundertjahrfeier der Firma), geht noch heute in bester Gesundheit und mit seltener Energie seinen umfangreichen Berufsgeschäften nach. Er ist dabei nicht, wie das so oft der Fall ist, verknöchert, sondern verschließt sich in keiner Weise den Forderungen der Gegenwart, denen er lebhaftes Interesse entgegenbringt und die er für das Geschäft nutz bar zu machen sucht. Der Tag wurde im Hause Brockhaus festlich begangen, indem sich am Morgen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Kontor des Jubilars zusammenfanden, um ihm unter Überreichung von Geschenken ihre Glückwünsche darzubringen, wobei verschiedene Ansprachen gehalten wurden. Auch die Chefs des Hauses ließen es sich nicht nehmen, Herrn Haufe zu erfreuen. Am Abend seines Ehrentages wurde dem allgemein beliebten Jubilar in seiner Wohnung vom Gesangverein der Firma ein Ständchen gebracht. Möge es dem wackeren Manne vergönnt sein, noch lange in guter Gesundheit seine ersprießliche Tätigkeit auszuüben! Mit diesem Wunsche schließen wir uns den vielen Gratulanten an. Andrew Lang -j-. — In Banchory (Kincardineshire) ist am 20. Juli eine der bekanntesten literarischen Persönlichkeiten des modernen Englands im Alter von 68 Jahren gestorben. Wissen schaftlich sind seine bekanntesten Bücher wohl die über -Sitte und Mythus« (1884) und über »Mythus, Ritus und Religion« (1887), die ihm eine Professur für Religionsphilosophie an der schottischen Universität von St. Andrews eintrugen. Bleibenden Wert haben auch seine Übersetzungen der Ilias und Odyssee, die er mit Myers und Leaf, bzw. mit Butcher herausgegeben hat. Auch das 1910 veröffentlichte Buch über »Die Welt Homers« hat in Fachkreisen große Anerkennung gefunden. Lang hat aber auch die »Mysterien um Maria Stuart« behandelt, er hat Märchen und Volkserzählungen verfaßt, eine Geschichte der englischen Literatur geliefert, Burns herausgegeben und mit A. E. W. Mason zusammen die »Jakobitischen Intrigen« behandelt, kurz, eine staunenswerte, wenn auch nicht immer gleichwertige Tätigkeit entfaltet. Seine »kiekls«.Bücher werden in England mit Genuß gelesen, und noch in diesem Jahre ist eine »Geschichte Schottlands« von ihm erschienen. Sprechsaal. Merkwürdige Ladenpreise. (Bgl. Nr. LS u. 67.) In dieser Sache ist uns seitens des Börsenvereins-Vorstands die Mitteilung zugegangen, daß die Firma G. Hendelsohn auf das Unstatthafte ihres Geschäftsverfahrens aufmerksam gemacht worden ist unter Hinweis, daß ein vollendeter Verstoß gegen die Verkaufsordnung vorliege. Die genannte Firma hat darauf dem Verlangen des Börsen vereins-Vorstands entsprechend durch Unterzeichnung eines Ver pflichtungsscheins künftig gewissenhafte Beobachtung der Verkaufs- ordnung zugesichert und hierfür Sicherheit geleistet; weiter hat sie sich bereit erklärt, die Ladenpreise sämtlicher im Hinrichsschen Neuigkeiten-Verzeichnis angekündigten Verlagswerke aufzuheben. Frankfurt a. M., 20. Juli 1912. Der Mitteldeutsche Buchhändler-Verband E. V. Die Kehrseite. iVgl. Nr. 167.) Eine große Sortiments-Buchhandlung im Auslande schreibt uns: Vor kurzem erschien in Deutschland ein kunstgewerbliches und kunsthistorisches Werk, bei dem der Unterschied zwischen Ordinär- und Nettopreis etwa kvo betrug. Wir bestellten von diesem Werke gleich 2 Exemplare, dis unter Nachnahme von »ck SS2.SS anlamen. Ebenso bestellten wir Prospekte, die wir mit der Notiz erhielten: »Die Portospesen <4S Hl) gestatten wir uns der Einsachheit wegen in Leipzig per Jnkassosaktur zu erheben«. Welcher amerikanischen oder englische» Firma würde bei einer Bestellung von SS2 so etwas zu tun einsallen! Wir erbaten nach Einsichtnahme des Werkes ein weiteres Exemplar j> cond., das man aus 2 Monate liefern wollte. Die Rücksendung »hätte aber als Eilgut zu erfolgen, und die Spesen gehen zu Ihren Lasten«. Ferner machte uns die Verlagshandlung daraus aufmerksam, »daß bei der leichten Verletzbarkeit dieses teuren Werkes sorg fältige Behandlung unbedingt nötig ist«. Als ob wir jahraus jahrein nicht mit noch verletzlicheren und noch teureren Werken zu tun hätten! Der Brief endigt: »Für die Feststellung etwaiger Beschädigungen ist unser Urteil maßgebend« und hat uns die Lust genommen, uns für das Werk weiter zu interessieren. Ist das nicht der Verlag von der Kehrseite?