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1382 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 26, 1. Februar 1912. Wege«, »Hoffnungslose Geschlechter«, »Das weiße Haus«, »Tine«, »Michael«, Ludwigshöhe«, »Das graue Haus« und »Die Vaterlands losen«, ferner die Novellen »Vier Teufel«, »Leben und Tod«, »Exzentrische Novellen« und »Seltsame und andere Ge schichten«. Ferner veröffentlichte er eine lange Reihe von Skizzen, Reisebeschreibungen und Schauspielerporträts. Die letzteren hat er in dem Buche »Menschen und Masken« ge sammelt. Das beste der Werke Herman Bangs ist sein Roman aus dem internationalen Pariser Künstlerleben »Michael«. Diese Dichtung ist ebenso geschlossen im Stil wie »Das graue Haus«, während seine früheren Romane (sämtlich bei S. Fischer Verlag, Berlin, erschienen) manchmal an Sentimentalität und Stilunrein heiten litten. Friedrich Ltephany. — Der ehemalige Chefredakteur der »Vossischen Zeitung« Friedrich Stephany ist am 30. Januar nach kurzem Krankenlager im 82. Lebensjahre gestorben. Er gehörte seit 1870 dem Redaktionsstabe der »Vossischen Zeitung« an, die er von 1880—1900 als Chefredakteur leitete. SpretHsaal. ^ Verständige Bestellung verbürgt Pünktlichen Empfang! Ein Wort zur Bestellung der Zeitschriften. Ob's nun die im lieben Buchhandel gar manchmal am falschen Orte geübte Sparsamkeit, ob's Gedankenlosigkeit oder Nicht besserwissen ist — in den beiden letzten Fällen zumeist wohl das Erbteil einer schlechten Lehre —, die Wirkung, ist dieselbe: es stellt eine ganz ungemeine Erschwerung der Arbeit für den Verleger und die beteiligten Kommissionäre dar, wenn verschiedene Zeitschriften desselben Verlags, die nur bar geliefert werden, und seien es auch nur ihrer zwei, auf einem Zettel bestellt werden! Denn was ist die Folge? Statt daß der Expedient den Zettel auf die Barfaktur von Heft 1 der zuerst erscheinenden Zeitschrift als Einlösungsauftrag auskleben kann, muß er, wenn er gewissenhaft sein will, den Zettel, der auch noch auf eine später erscheinende zweite Zeit schrift lautet — und solcher Zettel sind's, wie der Schreiber dieses Stoßseufzers nun schon seit langen Jahren beobachtet, regelmäßig eine ganze Anzahl —, mit einem besondern An schreiben nebenher an den Kommissionär schicken und ihn er suchen, die betreffenden Zettel zugleich mit den dazu gehörigen Barpaketen bei den Kommissionären der Sortimenter vorzuweisen, damit diese sie einlösen, und die Zettel dann wieder an den Ver- leger zurückzugeben. Welche Umständlichkeit für alle Beteiligten, die sich so leicht dadurch vermeiden läßt, daß sich's der mit dem Zeitschriftenwesen betraute Sortimentsgehilfe selber zur Pflicht macht, oder daß es ihm immer wieder eingeschärst wird: jede Zeitschrift auf einem Zettel für sich bestellen! Daß so ein Zettel bei dem eben geschilderten umständlichen Verfahren auch in Verlust geraten kann und der Sortimenter dann auf die zweite Zeitschrift, obschon er sie bestellt hat, warten muß, das ist u. U. die Quelle von allerlei Unannehmlichkeiten zwischen Sortiment und Verlag. Jenes braucht nur einen peinlichen Kunden zu haben, der sofort über unaufmerksame Bedienung klagt; sieht er sein Fachblatt eher in den Händen eines vom Konkurrenten bedienten Kollegen, so sind die Reklamationen da; denn wer wird nicht geneigt sein, die Schuld dem Verleger in die Schuhe zu schieben! Dem Verleger, der alles getan hat, was er konnte, die pünktliche Expedition seiner Zeitschriften zu gewährleisten, indem er für jede davon beizeiten besondere Fortsetzungs anfragen mit anhängendem Verlangzettel erließ, die Säumigen rechtzeitig vor Erscheinen des ersten Heftes durch die Post an die Aufgabe ihrer Bestellung erinnerte und schließlich auch bei einer solch unglückseligen Doppelbestellung noch Böses zum Guten zu wenden versucht. Nicht immer freilich mit Erfolg, denn auch der Fall ist schon bagewesen, daß die zweite Zeitschrift erschien, während der Zettel noch als Ein lösungsauftrag für die zuerst erschienene beim Kommissionär lag. Selbst wenn der Verleger nun auch das noch in seiner Liste vermerkt hätte, so findet doch alles seine Grenze daran, was er seinem Kommissionär an solchem Kleinkram billigerweise zumuten darf. Noch einmal also: jede Zeitschrift auf einem besondern Zettel bestellen! Praktikus. Vereinsbücherhandel In welch peinliche und diskreditierende Verhältnisse der Sorti mentsbuchhandel durch Vertriebsmanipulationen von Vereinen geraten kann, beweist folgender Fall: Der Vorstand eines land wirtschaftlichen Vereins, der seinen ganzen Bücherbedarf durch eine Buchhandlung deckt, bestellte bei dieser eine von der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung an Vereine für E 30.— offerierte Büchersammlung, darunter: Ebner-Eschenbach, Bozena; Müller- Guttenbrunn, Glocken der Heimat usw. Alles gebunden. Auf die Bestellung der betreffenden Buchhandlung erhielt diese von der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung folgende Antwort: Beiliegend senden wir Ihnen Ihre Bestellung vom 10. d. zurück, mit dem Bemerken, daß wir die in der Zeitungsnotiz besprochene Büchersammlung nur direkt an allgemeine ländliche Volksbibliotheken zu besonderen Vorzugsbedingungen, Er stattung der Einband- und Portokosten, im Ganzen 20 ^), ab geben. An Privatpersonen und Buchhandlungen würden wir die Sammlung nur zum Ladenpreise, der 64 40 H be trägt, liefern können. Hochachtungsvoll Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung Bibliotheks-Abteilung. Die betreffende Buchhandlung ist nun gezwungen, dem Be steller dieses Bücherangebot als Vereinssache klarzulegen. Aber tut sie das noch so klar und überzeugend, so erhält der Besteller doch den Eindruck, daß der Buchhändler das Publikum über vorteilt, wenn er für Bücher, die ein Verein für 30 liefern kann, 64 40 H fordert. S. v. *) Dazu werden noch 10 als Mitgliedsbeitrag erhoben, so daß die Büchersammlung 30 ^ kostet. v. Die lütt besten deutschen Romane. Wir sind mit der Herstellung von Katalogen beschäftigt und gebrauchen u. a. für die Herstellung einer Liste deutscher Romane einen zuverlässigen Führer. Hier in Amerika wie auch in England gibt es eine Anzahl derartiger, mehr oder minder gut zusammen gestellter Listen. Gibt es nun auch in Deutschland vielleicht »eine Liste der 100 besten deutschen Romane« oder ein dementsprechendes Verzeichnis einer Auslese der besten deutschen Romane? Für etwaige Angaben, ob und wo eine solche Liste zu haben ist, wären wir sehr dankbar. New Nork. G. E. Stechert L Co. Im Verlage von Friedrich Pfeilstücker in Berlin ist im Jahre 1889 eine Liste »Die besten Bücher aller Zeiten und Litteraturen« als Seitenstück zu der ein paar Jahre früher in England von John Lubbock, dem Kanzler der Londoner Universität, herausgegebenen Zusammenstellung der 100 besten Bücher der Weltliteratur erschienen. Wie schon der Name besagt, ist diese Liste jedoch weder auf ein bestimmtes Literaturgebiet, noch auf eine bestimmte Nation beschränkt, auch ist in der durch eine Enquete unter Schrift stellern und Wissenschaftlern gewonnenen deutschen Liste die Be grenzung auf eine bestimmte Zahl in Fortfall gekommen. Eine Liste der 100 besten deutschen Romane existiert u. W. nicht, trotz aller Wegweiser und Führer durch die Nationalliteratur, und es wäre nach unserem Dafürhalten von allgemeinem Interesse, wenn aus dem Leserkreise des Börsen blattes der Versuch einer solchen Zusammenstellung gemacht würde, an dem wir gern bereit sind uns durch Sichtung und Ordnung des Materials zu beteiligen. Würde bei diesem Versuche mehr das eigene Urteil als die Barsortimentskataloge und Literaturgeschichten mitsprechen, so könnte damit nicht nur der Fa. G. E. Stechert L Co., sondern auch der deutschen Literatur ein Dienst geleistet werden. Red.