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48, 27. Februar 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 2533 Kleine Mitteilungen. Born Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen Ver gehens gegen § 184,3 des Strafgesetzbuchs sind am 30. Sep tember v. I. der Drogist Raabe, der Apotheker Greiner und der Verleger eines ärztlichen Blattes, Krüger, vom Landgericht Ham burg zu je 20 Geldstrafe verurteilt worden. Die beiden Erst genannten haben in dem Blatte des Dritten Anzeigen veröffent licht, in denen unter Anwendung von lauter Fremdwörtern anti konzeptionelle Mittel empfohlen wurden. Nach der geltenden Rechtsprechung sind diese Mittel als zu unzüchtigem Gebrauch bestimmt anzusehen, wenn sie auch nur Eheleuten oder Ärzten angepriesen werden. Der Einwand der Angeklagten, daß die fraglichen Artikel nicht dem Publikum empfohlen worden seien, sondern nur Ärzten und Apothekern, fand keine Beachtung. — Die Revision der Angeklagten wurde vom Reichsgericht verworfen mit der Begründung, daß Arzte und Apotheker keinen so eng umschlossenen Personenkreis bildeten, daß sie nicht als Publikum angesehen werden könnten. Lentze. Das Archiv für Buchgewerbe-. — Im Anschluß an die von mir in Nr. 43 d. Bl. gegebene Besprechung der Ausstellung der Münchener, Wiener und Leipziger graphischen Fachschulen sei hier auf das Januarheft des vom Deutschen Buchgewerbe verein herausgegebenen »Archivs für Buchgewerbe« hin gewiesen, das einen reich illustrierten Artikel über »Die König liche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig« vom Privatdozent Vi-. Georg Graf Vitzthum enthält, weiter auch eine Abhandlung: »Auskünfte über Studienart und Studienziele in der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig« von deren Direktor, Professor Max Seliger. Mit Recht weist der Verfasser des ersterwähnten Aufsatzes auf die seinerzeit in Mißkredit gekommenen Akademien hin, an deren Wandlung zum Bessern die im Mai 1900 in Angriff ge nommene Neugestaltung der Leipziger Akademie (indem sie aus einer Kunstakademie in eine Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe umgewandelt wurde) regen Anteil nimmt. Das Ziel der Akademie ist besonders darauf gerichtet: brauchbare Kräfte für das praktische Leben zu erziehen, und ihre Forderung beruht vor allem darauf, daß der Originalgraphiker und der selbständige Buchgewerbekünstler imstande ist, seine freien Ent würfe unter Anwendung aller in Betracht kommenden technischen Mittel mit eigner Hand zur Ausführung zu bringen. Die vom Direktor gegebenen Auskünfte beschäftigen sich mit dem Stundenplan und der Erläuterung der verschiedenen buch gewerblichen Techniken. Mit Ausnahme des Textes, den die Firma Breitkopf L Härtel druckte, sowie einiger Beilagen, deren Druck die Firma Günther, Kirstein L Wendler in Leipzig ausführte, und einer Radierung, die in der Reichsdruckerei in Berlin gedruckt worden ist, ist das äußerst splendid ausgestattete Heft in der Leipziger Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe hergestellt. Es bietet mit seinem in künstlerischer und technischer Hinsicht gleich interessanten Inhalt das schätzenswerteste Dokument für das in dieser Anstalt bisher auf dem Gebiete der graphischen Künste und des Buchgewerbes Erreichte. Die Textbilder bestehen zum Teil aus photographischen Aufnahmen der Werkstätten für Holzschnitt und Jllustrationsdruck, sowie für Radierung, Litho graphie, Naturphotographie, Reproduktionsphotographie, Stempel schnitt und Gravieren, Schriftsatz und Druck und für Buchbindung, die unter Leitung des Lehrers Naumann ausgeführt wurden, während deren photomechanische Reproduktionen unter Leitung von vr. Goldberg hergestellt sind. Unter dessen Leitung ent standen auch die Zink- und Farbenätzungen. Einige Textbilder geben Schüler-Zeichnungen wieder, die unter Leitung der Lehrer Bossert, Tiemann und Klepzig und der Professoren Seliger, Heroux, Seifert und Winterstein ausgeführt wurden. Die ein- und mehrfarbigen Beilagen bieten Entwürfe für Plakate, Ge schäftskarten, Buchillustrationen, die unter Leitung der Pro fessoren Hein und Honegger und der Lehrer Tiemann und Kleukens entworfen sind, wobei neben dem photomechanischen Atzungs-Verfahren auch die Techniken des Linoleumschnitts und Holzstichs (Leitung Professor Bertbold), der Original-Lithographie > Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang (Leitung Professor Schelter) in Anwendung gebracht sind. Ent würfe für Buchdecken und Bucheinbände und deren Ausführung sind entstanden unter Leitung der Lehrer Belwe und Dannhorn. Ferner finden sich Proben des Stempel- und Metallschnitts (Leitung Lehrer Schiller), sowie Nachbildungen nach figürlichen und landschaftlichen Malereien, die unter Leitung von Professor Rentsch und Lehrer Horst-Schulze ausgeführt worden sind. Die dem interessanten Hefte beigegebenen Radierungen sind unter Leitung von Alois Kolb, die der Schriftproben unter Belwe und Delitsch entstanden. Erwähnt sei noch, daß das Heft auch die Aufsätze enthält: »Schrift und Ornament im Buchdruck«, von Heinrich Hoffmeister, und »Die Erziehung des Lithographen zum Kunsthandwerker«, von Professor Arthur Schelter. Ernst Kiesling. * Preisausschreiben für Harmoniumkompositionen. — Die Königliche Akademie der Künste in Berlin gibt im Deutsche,: Reichsanzeiger folgendes bekannt: Wir erlassen hiermit ein Preisausschreiben für Harmonium kompositionen unter folgenden Bedingungen: oktavigen Harmonium ausführbar sind. Die konkurrierenden Stücke sind bis zum 1. Juli d. I. an das Bureau der Königlichen Akademie der Künste, Berlin 64, Pariser Platz 4, einzusenden, des Autors enthält. 2. Eine Kommission von Tonkünstlern wird aus den Ein sendungen die fünfzehn besten Stücke auswählen. Diese Kommission besteht aus den Herren Arthur Bird, Paul Hassenstein, Königlichem Musikdirektor Bernhard Jrrgang, Richard Kursch, Walter Lückhoff. 3. Aus den von der Kommission gewählten Kompositionen wird der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für Musik, die drei besten mit Preisen von 1000, 500 und 300 ^ auszeichnen und das Resultat in der Zeitschrift »Das Harmonium - bekannt machen. 4. Die preisgekrönten Kompositionen sollen der Zeitschrift »Das Harmonium« einmal zum Abdruck überlassen werden, bleiben aber im übrigen Eigentum der Autoren. Berlin, den 7. Februar 1909. Der Senat, Sektion für Musik, (gez.) Fr. Gernsheim. Eine deutsche (Generalstabskarte von Lst-China. — Im preußischen Generalstab ist man gegenwärtig mit der Herstellung einer großen Generalstabskarte von Ost-China im Maßstabe von 1:200 000 beschäftigt. Der Vertrieb dieser Karte soll nun nicht allein in Deutschland, sondern auch vor allem in Ostasien, ins besondere in China, erfolgen. Um den Absatz zu erleichtern, sollen auf allen Blättern der Karte die wichtigeren Namen auch in chinesischen Schriftzeichen angegeben werden. (Nationalztg.) Kunstsalon Malter in Gera. - Bei den Einreihungen neuer Werke in Malters Kunstsalon in Gera fehlen auch diesmal die Beziehungen zu heimischen Künstlern nicht. Fräulein I. M. Schwenker (6 Stück) ergeht sich in ihren Hafenbildern aus der Vendee, einem Herbstmorgen und einer Jnnenmalerei, in jenen träumerischen Dämmerungen, wie sie Carriere und Whistler so unnachahmlich gelangen. Ihre Absicht, in der Verschleierung das Plastische, das Gerüst der Linien ahnen zu lassen, wird meist mit guter Wirkung erreicht. Der Aquarellist Kreutzfeld, Keilhau, (4), ein Bruder des Geraer Malers gleichen Namens, bevorzugt das Klare und Flächige in seinen Ausschnitten und Helle, kräftig-gegen sätzliche Tonwerte. Nach gesundem Herkommen malte der Münchner O. Leu (2) seine Harzbilder in der glatten Schönfarbigkeit einfacher Beleuchtungen. Äußerst gefälliger Wandschmuck! Einen schwungvollen Linienzug verraten die sehr sauberen Federzeichnungen Felgentreus (Locarno) (3), eigen stilisierte Pflanzenformen. In über reicher Auswahl werden Reproduktionen klassischer Kunst, Photogra vüren auf Japanpapier aus dem Verlage von Hanfstaengl, München, 332