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136, 16. Juni 1910. Nichtamtlicher Teil. in interessanten Interieurs Bilder aus dem häuslichen Leben oder Vorgänge, die sich im Freien abspielen. Wieder ein anderer, ein dritter Künstler macht sich dadurch bemerkbar, daß seine Ver zierungen anfänglich schmäler als die der anderen Mitarbeiter und erst späterhin auf das richtige Maß hin ergänzt worden sind, was an den vorgenommenen Retuschen deutlich zu erkennen ist. Selbst die Mitarbeit eines vierten Künstlers erscheint durch mannigfache Abweichungen in der Darstellungsart nicht ausge schlossen. Zweifellos scheint der ganze ornamentale Teil des Breviariums eine nachträgliche Überarbeitung erfahren zu haben, um möglichste Gleichheit des Eindrucks herbeizuführen, und diese Nacharbeit scheint von dem zuerst erwähnten Künstler ausgeführt worden zu sein. Dem Charakter der Schriftzeichen, die aus gotischen Minuskeln bestehen, entsprechend, darf angenommen werden, daß der Text von einem Italiener, die sich im 15. Jahrhundert häufig in Flandern als Schreiber aufhielten, ausgeführt worden ist, um dann in einer flandrischen Werkstatt für Buchschmuck von den hierfür ausersehenen Jlluministen beziehungsweise Miniatur malern bildlich geschmückt zu werden. Wie der Verfasser des Textes der vorliegenden Publikation mit Recht be merkt, ist es auch nicht ausgeschlossen, daß selbst Frauen bei der Ausführung der köstlichen Blätter für dies Breviarium in Frage kommen können, da sich ja in der Folge eine Suzaune Horebaut, Lievine Benins, sowie die Frau des Gerard David als Miniaturmalerinnen berühmt gemacht haben. Die Entstehungs zeit des Breviariums läßt sich mit ziemlicher Sicherheit feststellen, da etwa ums Jahr 1483 in dieser der Natur entsprechenden Dar stellungsweise zuerst von Miniaturmalern Blumen, Vögel, Insekten usw. wiedergegeben worden sind. Aus dem Verlag von Karl W. Hiersemann in Leipzig sind ferner an Kunstpublikationen hervorgegangen: »Hans Holbeins des Alteren Silberstiftzeichnungen im Königlichen Museum zu Berlin«, in Originalgröße durch Lichtdruck nachgebildet mit Text von Or. Alfred Woltmann. Diese 69 Blatt Silberstift zeichnungen zählen mit zu den kostbarsten Schätzen des Kupfer stichkabinetts im Berliner Museum. Früher für Jugendwerke des jüngeren Holbein gehalten, sind diese Skizzenbuchblätter erst in neuerer Zeit als Arbeiten des älteren Holbein festgestellt worden. Diese Zeichnungen, die ausnahmslos aus Bildnissen seiner Zeit genossen bestehen, führen uns in die Höhepunkte des Augs burger Lebens ein. Da sehen wir in flüchtiger Skizze den Kaiser Maximilian und in mehr oder weniger durchge führter Weise manchen adeligen Herrn, auch des Kaisers lustigen Rat Kunz von der Rosen, dessen humorvolles bärtiges Gesicht mehrmals vorkommt. Unter den Augsburgern sind namentlich die Mitglieder des Hauses Fugger zu nennen, Jakob Fugger der Reiche und seine Neffen Raimund und Anton; auch die eigenen Familienmitglieder des Künstlers finden sich vor, das Ambrosius und des späterhin so berühmt gewordenen Hans. Die von Frisch angeführten Lichtdrucke sind vorzüglich und bilden somit ein ausgezeichnetes Studienmaterial. Von dem großangelegten Werke »Tafeln zur Geschichte der Möbelformen«, begonnen von Alfred Gotthold Meyer, fort geführt von Richard Graul, liegen zwei neue Serien vor. Serie VIII enthält Spiegel und Rahmen, mustergültige Stücke aus dem italienischen, französischen und deutschen Kunst gewerbe aus der Zeit der Gotik, Renaissance, des Barock und Rokoko, während Serie IX Uhren enthält aus den verschiedensten Zeitperioden bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Jede Serie bildet ein in sich abgeschlossenes Ganzes, ist von einem Textband begleitet und einzeln käuflich. Jeder Textband ist eine stilgeschichtliche Monographie von wissenschaftlichem Wert. In der internationalen Kunstliteratur darf dieses Serien-Werk als die umfangreichste und brauchbarste Abbildungssammlung zur Ge schichte der Möbelformen angesehen werden, und deshalb ist sie nicht allein für Kunstgewerbe- und Handwerkerschulen, sondern auch für alle Privatpersonen verschiedenen Standes, die irgend ein Interesse für die Entwicklung der Kunst besitzen, von großem Wert. Als prächtig ausgestattetes Mappenwerk ist im gleichen Ver lag erschienen »Zeichnungen von Rembrandt Harmensz van Rijn im Budapester Museum der bildenden Künste« 12 teilweise un veröffentlichte Blätter in Faksimile-Lichtdruck nachgebildet und dem unermüdlichen Forscher holländischer Malerei vr. A. Bredius in Freundschaft und Verehrung gewidmet von vr. Gabriel von Terey. Das Werk erscheint nur in 160 numerierten Exemplaren. — Ein schönes Werk in Buchform bilden »die Wandgemälde des großen Saales im Hamburger Rathaus« mit Text von Richard Graul. Neben den Wiedergaben der end gültigen Gemälde von Hugo Vogel erhält das Werk auch als Ergebnis der seinerzeit ausgeschriebenen Konkurrenz unter deutschen Künstlern auch die Entwürfe von Geselschap, Gehrts Woldemar Friedrich, Keller und anderen, sowie die Nachbildungen des Studienmaterials von Vogel. — Unter Hiersemanns Hand büchern ist als Band 4 das »Handbuch der orientalischen Teppich kunde« von Rudolf Neugebauer und Julius Orendi mit einer Einführung von Richard Graul und 152 teilweise ganzseitigen Text-Abbildungen, 1 Titelbild, 16 mehrfarbigen Tafeln, 12 Motiv- Ernst Kiesling. 8oIl1§Ul, I>rok688or an äsr "Wiener üanckels- ^kaäemm: Oie Kaufmänm8ctie Oi-83Nl8a1ion der kuclidl-uckereieii. (Ke1l-jeb8bucti1i3ltun8, Kal- liululion elL.) Wien, ^llreä Holder, Ic. u. Ir. Hok- nnä Hniver8itlll8-Lno1iliäncIl6r. 1910. j?rei8: o ^ 20 Ein schönes Buch macht immer Freude, ein gutes Lehrbuch aber wird das Gefühl der Freude noch stärker hervortreten tatsächlich Tüchtiges lernen kann und dem man daher gern einige empfehlende Worte mit auf den Weg in die Öffentlichkeit gibt. In kurzer, klarer, leichtverständlicher Weise erläutert der Verfasser die kaufmännische Organisation eines modernen Buch druckereibetriebes und behandelt diesen umfangreichen Stoff in vier größeren Abschnitten, von denen der erste die Vorbegriffe be handelt, wie Firma, Handelsvollmächten, Handelsgesellschaften, Konkurs, Postscheckverkehr und Wechselkunde. Da das Werk haupt sächlich als Lehrbuch für österreichische Schulen usw. gedacht ist, be rücksichtigt der Verfasser natürlich nur die österreichischen Gesetze und Verhältnisse, immerhin ist es interessant, diese gesetzlichen Be stimmungen, die sich ja vielfach mit den deutschen Gesetzen decken, kennen zu lernen. Der zweite Abschnitt handelt von der Be triebsorganisation eines Druckerei-Unternehmens und enthält wertvolle Ratschläge über die Kontrolle im inneren Betriebe, Betriebsbuchhaltung, Kalkulation usw. Der dritte Teil spricht sich eingehend über die kaufmännische (einfache und doppelte) Buchführung aus und gibt viele klare, übersichtliche Buchungs beispiele. Der vierte Teil des Buches enthält das Beispiel eines in allen wichtigen Büchern ausgearbeiteten einmonatigen Ge schäftsganges einer Buchdruckerei mit allen vorkommenden wich tigeren Geschäftsvorfällen; auch Generalabschluß und Bilanz werden hier behandelt, sodaß der Lernende das in den voran- nach der amerikanischen Buchungsmethode zeigt. Das Buch wird viele Freunde und Käufer finden, denn es fehlt nieines Wissens an Lehrbüchern, die das gegebene Thema in so leichtverständlicher Weise behandeln. Jeder, der in dem Buche liest, wird seine Freude haben an der klaren, trotz des knappen Ausdrucks aber erschöpfenden Darstellung und an den diese veranschaulichenden praktischen Buchungs- und Kontenbeispielen, die das Verständnis der theoretischen Erklärungen ungemein erleichtern. Einige be dauerlicherweise stehen gebliebene Druckfehler werden in einer zweiten Auslage sicher verschwinden. — Die Anschaffung des Merkchens ist nicht bloß allen Gutenberg-Jüngern zu empfehlen, sondern auch Buchhändlern, die sich einen Einblick in den kauf männischen und dadurch teilweise auch in den technischen Betrieb einer Druckerei verschaffen wollen, durchaus anzuraten; die kleine Ausgabe wird niemand bereuen. A. Kirsten. 926*