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6200 Nichtamtlicher Teil — Sprechsaal. 166. 20. Juli 1904. wenig skrupelhaft in der Benutzung des geistigen Eigentums namentlich der deutschen Verleger, obwohl sie in den unerschöpf lichen Kunstschätzen ihres eignen Landes Stoff und Anregung genug finden könnten. In einigen Spezialitäten ist es den Italienern sogar gelungen, die deutsche Industrie nicht nur auf dem eignen Markt, sondern auch auf dem andrer Länder zurückzudrängen. Die Konkurrenz der Vereinigten Staaten ist auf allen Ge bieten des Kunstgewerbes fühlbar, nicht nur innerhalb ihrer eignen Grenzen, sondern auch in Deutschland und besonders in den übrigen Staaten von Nord- und Südamerika, die bisher zu den besten deutschen Absatzgebieten gehörten. Da der neue deutsche gewerbe heute auf dem eignen einheimischen Markt Konkurrenz u machen. Als bezeichnend in dieser Hinsicht wird berichtet, aß sogenannte Zigarren-Ausstattungen heute schon von den Vereinigten Staaten an die deutschen Zigarrenfabriken geliefert werden. Auch die übrigen Erzeugnisse der Lithographie, und ge- Staaten am meisten geliefert wurden, sind von hohen Zöllen be troffen worden, die die Einfuhr erschweren und die Entwicklung dieser Industrie in den Vereinigten Staa^ten^ erleichtern. Dazrl sich als gangbar bereits erwiesen hat. Aus Holland wird berichtet, daß alle ausländischen Helio gravüren in Holland durch holländische Lichtdrucke mit gestohlenen Sujets der ersten Kunstverleger des Auslands verdrängt würden. Holland ist bis heute der Berner Konvention zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst noch nicht beigetreten, weshalb das geistige Eigentum von Ausländern dort keinerlei Schutz genießt. Die Ausfuhr ging im verflossenen Jahre hauptsächlich nach land, Großbritannien, Schweden, Vereinigte Staaten, Mexiko, Britisch-Jndien, China, Türkei, Kanada, Ägypten, Chile. Argen tinien, Brasilien, Südafrika, Australien, Schweiz, Dänemark, Norwegen, Holland. Da das Geschäft nach den überseeischen Ländern hauptsächlich durch Vermittlung von deutschen, englischen und französischen Ausfuhrhäusern gemacht wird, so kann keine ge naue Statistik gegeben werden. Für das Kunstgewerbe ist es schließlich von höchster Wichtig keit, daß ein zuverlässiger Schutz vor Nachbildung im In- und Ausland erlangt wird. Kunstausstellung in Darm st ad t. — Am 16. d. M. wurde die »Zweite Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie« im Ernst Ludwighause zu Darmstadt vom Großherzog eröffnet. Universitätsbibliothek zu Wien. — Von der Leitung der Wiener Universitätsbibliothek ist die Anlage eines Katalogs der im großen Lesesaale aufgestellten Handbibliothek angeordnet worden. Als Vorarbeit wird gegenwärtig von den einzelnen Bestände vorgenommen. ^)as Unterrichtsministerium hat mit Rücksicht auf den großen Vorteil eines solchen Handkatalogs für die Bibliotheksbesucher die Drucklegung des Katalogs gestattet. Neue Bücher, Kataloge re. für Buchhändler. Das 2sitaltsr äsr kskorwation. LataloA 2 von kuäolk Haupt in Halls a. 8. 1904. 8". 96 8. 859 Nrn. Dieser reichhaltige Spezialkatalog enthält: Bibliographische Nachschlagewerke zur Literatur des Reformationszeitalters, — Geschichte der Reformation, — Vorreformatoren, — Leben gegebene Abhandlung von Uie. vr. Otto Clemen, Gym nasialoberlehrer in Zwickau i. S.: »Buchdruck und Buchhandel und die Lutherische Reformation« macht ihn, ganz abgesehen von der darin verzeichnten reichhaltigen und bedeutsamen Literatur, für jeden Gelehrten besonders wertvoll. Ein russischer Großfürst als Shakespeare-Übersetzer — Aus St. Petersburg wird berichtet: Der Großfürst Con- stantin Constantinowitsch hat dem Ausschuß zur Erhaltung des Shakespeare-Museums in Stratford on Avon durch die russische Botschaft in London ein Exemplar seiner soeben vollendeten Übertragung des »Hamlet« ins Russische nebst einem einbändigen Kommentar dazu überreichen lassen. Deutsche Buchbinder-Innungen. — In den Tagen vom 23. bis 26. Juli findet in Dresden der Verbandstag des Bundes deutscher Buchbinder-Innungen statt. Dieser Bund ist jetzt 25 Jahre alt. Er umfaßt 39 Innungen mit gegen 2000 Meistern und erstreckt sich über ganz Deutschland. Die Tages ordnung enthält u. a. die Regelung des Lehrlingswesens, die neugegründete Ku-nstschule für Buchbinder in Berlin, die Ver leihung des Meisterprüfungsrechts an die Innungen, Arbeits losenversicherung, Bericht über die Fachschule, Unterstützung durch reisender ausländischer Gesellen, Schulhandel u. a. m. Königliche Akademie der Künste zu Berlin. — Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin hat nach der soeben erscheinenden Chronik, unter Berücksichtigung der Nachträge, einen Bestand von insgesamt 135 Mitgliedern. Davon entfallen 115 auf die Abteilung für die bildenden Künste, 20 auf die für Musik. In Berlin ansässig sind 68 Mitglieder, 56 bildende Künstler und 12 Musiker' auswärts leben 67. Dem Senat ge hören 40 Mitglieder an, 26 in der Abteilung für die bildenden Künste, 14 in der für Musik. Ehrenmitglied des Senats ist Adolf von Menzel, Ehrenmitglied der Genossenschaft General direktor vr. Richard Schöne. Zur Ehrung Schillers. — In Dresden hat sich ein Ausschuß gebildet zur Vorbereitung einer in würdigster Weise und unter möglichst allgemeiner Beteiligung zu begehenden Ge denkfeier Schillers bei der hundertsten Wiederkehr seines Todes tages am 9. Mai 1905. Der Dresdener Oberbürgermeister Ge heimer Finanzrat vr. Beutler hat den Ehrenvorsitz im Fest ausschuß übernommen. Personalnachrichten. Geburtstagsfeiern. — Seinen siebzigsten Geburtstag feierte am 16. Juli Herr vr. Carl Ruland, Direktor der groß- herzoglichen Kunstsammlungen im Neuen Museum und des Goethe-Nationalmuseums in Weimar, Vorsitzender der Goethe- Gesellschaft. Den achtzigsten Geburtstag begeht am 24. Juli der jetzt in Straßburg i/E. lebende Geheime Hofrat Professor vr. Ludwig Friedländer, Verfasser der sehr bekannten »Darstellungen aus der Sittengeschichte des Alten Rom«. Der Jubilar weilt gegen wärtig zur Sommerfrische in Masmünster (Vogesen). Jubiläum. — Am 1. Juli d. I. konnte der Musikalien händler Herr Hermann Marquard auf eine fünfundzwanzig jährige Tätigkeit im Hause der Hofmusikalienhandlung Ed. Bote L G. Bock in Berlin zurückblicken. Die zahlreich eingelaufenen Glückwünsche sowie die Ehrungen seitens des Chefs, Herrn Kom merzienrats Bock, und der Angestellten der Firma zeugten von der großen Beliebtheit, deren sich der Jubilar in seinem Wirkungs kreise zu erfreuen hat. Mit einer schönen Feier, zu der Herr- Kommerzienrat Bock seine Angestellten an jenem Abend um sich versammelte, fand der Ehrentag einen schönen, würdigen Abschluß. (Sprechsaal.) Osterineß-Nachremittenden. Buch ab; eine bestehende Differenz wurde durch Hin- und Her fragen verschleppt, so daß die Nachremittenden erst Ende Juni in Leipzig waren. Der Kommissionär verweigerte jedoch die An nahme, wahrscheinlich, weil die Faktur den Vermerk trug: Remit- tenden werden nur bis 15. Juni angenommen. Ist der Verleger berechtigt, die am 30. Juni nochmals vorgewiesenen Nach- Bemerkung der Redaktion. — Nach § 30 Absatz a der buch händlerischen Verkehrsordnung ist für den (hier zutreffenden) Fall, daß der remissionspflichtige Sortimenter im Gebiet des deutschen Buchhandels wohnt, der Verleger nicht verpflichtet, später als am Sonnabend nach Kantate (in diesem Jahre 7. Mai) bei ihm selbst oder seinem Leipziger Kommissionär eingetroffene Ostermeß-Re- mittenden anzunehmen. Sowohl der Verleger als auch der Sorti menter waren dagegen (nach § 24 Absatz b Verkehrsordnung) ver pflichtet dafür zu sorgen, daß die Übereinstimmung der beiderseits geführten Konten noch vor der Buchhändlermesse herbeigeführt wurde. Es fragt sich nun im vorliegenden Fall, welcher von beiden Teilen die Verzögerung dieser Übereinstimmung verschuldet hat. — Um weitere Aussprache bittend. Red.