Volltext Seite (XML)
1508 Nichtamtlicher Theil. I? 92, 22. April. allerdings sehr bequem, ob sie aber da im Interesse der Schriftsteller han deln, ist eine ganz andere Frage. Ich will in diese Frage nicht weiter eingehen, als nur noch eine Be merkung hinzufiigcn. ES ist, meine Herren, die Ansicht sehr gewiegter englischer VolkSwirthe, dah der große Aufschwung des englischen Buch handels, namentlich aber die hohen Honorare, die an englische Schriftsteller gezahlt werden, wesentlich zu verdanken sind dem amerikanischen Nachdruck. Es wurde der große Schriftsteller Dickens durch den Nachdruck in Amerika auf die Höhe seiner Berühmtheit gehoben, und seine Honorare stiegen in dein Maße, wie der Werth seiner Schriften bekundet wurde durch den massenhaften Nachdruck. Die englischen Verleger, da sie in Amerika keinen Schutz vor Nachdruck hatten, waren veranlaßt, ihre Preise und ihre Auf lage so zu stellen, als wenn sie kein Verlagsmonopol hätten, das heißt, eine möglichst große Auflage zu einem möglichst niedrigen Preise zu ver anstalten; und cS ist bekannt, daß der Erlös aus dem ganzen Absatz viel rascher wächst mit der Größe der Auflage als mit der Höhe des Preises. Kommt vor das Hohe Haus ein Vertrag über gegenseitigen inter nationalen Schutz gegen Nachdruck, dann behalte ich mir vor, aus die Materie einzugeben in einem Sinne, der dem meines verehrten College» diametral cntgegensteht. Ich wollte nur nicht die heute im Hause gemachten Bemerkungen vorübergeben lassen, okne Protest eingelegt zu haben. Zur Weltausstellung 1873 in Wien. IV.*) Die Frage der Art und Weise der zweckmäßigsten Betheiligung des deutschen Buchhandels an der Wiener Weltausstellung im näch sten Jahre ist in diesen Blättern Veranlassung zu einer Polemik ge worden, die in Wien bereits entschieden ist. Nach Leipzig vor weni gen Tagen aus Wien zurückgekehrt, wo ich an erster Quelle Erkun digungen eingezogen, bin ich in der Lage auf Grundlage der in meinem Besitze befindlichen bis jetzt erschienenen 50 officiellen Reglements und Programme hier im Auszuge einige für den Buch handel wichtige Bestimmungen folgen zu lassen. Es heißt in Nr. 2 derselben, Allgemeines Programm: II. 26. Gruppe, Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswesen. Diese Gruppe wird umfassen: ») die Darstellung desjenigen, was sich auf die Pflege und Erziehung des Kindes, seine physische und psychischeHeranbildung, von den ersten Lebenslagen bis zum Eintritt in die Schule bezieht; b) das Unterrichts- und Schulwesen von der Elementar- bis zur Fach- und Hochschule; o) das gejammtc Bil dungswesen, insoweit dasselbe durch Vorführung der Leistungen der Literatur, der Presse, der Vereine, der Bibliotheken und durch sta tistische Nachweisungcn zur Anschauung gebracht werden kann. VI. Einen weiteren Gegenstand der Ausstellung wird die Ge schichte der Preise bilden. Es sollen von den bedeutendsten Produc- tionsgcbieten die Preise der wichtigeren Artikel, möglichst weit zu rückreichend und nach fünfjährigen Durchschnitten nebeneinander ge reiht, unter gleichzeitiger Vorlage von Mustern und Proben ersichtlich gemacht werde». VII. Um ein Bild des internationalen Austausches der Pro ducts zu geben, wird der Versuch einer Darstellung des Welthandels gemacht werden. Zu diesem Ende sollen die Handelsartikel aller bedeutenderen Hafenplätze in Mustern und Proben aufgestellt und bei jedem derselben Angaben über den Bezug und Absatz, die Men gen der Ein- und Ausfuhr, die Preise re. ersichtlich gemacht, ferner durch statistische Daten und graphische Darstellungen der Schiff- fahrts- und Handelsbewegung des betreffenden Seehafens während der letzten zehn Jahre veranschaulicht werden. VIII. Der im Voranstehcndcn ausgesprochene Gedanke, das Stu dium der Ausstellung durch Zahlen und graphische Darstellungen zu erleichtern, soll in allen Abteilungen der Ausstellung seine Verwirk lichung auch in der Weise finden, daß die wirtschaftlichen Fortschritte, welche die einzelnen Staaten seit der ersten Weltausstellung (Lon don 1851) aufzuweisen haben, durch osficielle Daten dargestellt werden. So sollen z. B. die gewonnenen Bodenerzeugnisse, deren Preise, Bodenwerth, Zinsfuß, Eisenbahnen, Größe der Bevölkerung u. s. w., wie sie sich in den jeweiligen Zeitpunkten der späteren Welt ausstellungen (Paris 1855, London 1862, Paris 1867) ergaben, einander gegenüber gestellt und in dieser Weise die materielle Pro- ductionskraft der einzelnen Staaten in den ihnen zugewicsenenAus stellungsräumen tabellarisch ersichtlich gemacht werden. Anderseits sollen alle, die einzelnen Ausstellungsobjecte betreffenden Daten, wie: Name des Ausstellers, Bezeichnung des Objectes, Preis — dessen Veröffentlichung jedoch dem Belieben des Ausstellers anheim gestellt bleibt — u. s. w., bei den bezüglichen Gegenständen selbst ersichtlich gemacht werden. Auf gleiche Weise sollen auch andere An gaben, deren Bekanntmachung dem Aussteller erwünscht und für das Publicum belehrend ist (Geschichte und Größe des Etablisse ments, das allmähliche Wachsthum desselben, die Höhe der jähr lichen Production und alle sonst nur in den Katalogen enthaltenen Daten u. s. w ) durch Schrift oder Druck vervielfältigt und den ausgestellten Objecten beigelegt, den Besuchern der Ausstellung vor geführt werden. XI. Als Berathungsgegenstände internationaler Kongresse sind vorläufig ins Auge gefaßt: Die Frage des geistigen Eigen thums, die Veredlung des Geschmacks rc. XII. Die räumliche Anordnung der Ausstellung ist eine geo graphische, d. h. sic findet nach Ländern in der Art statt, daß die verschiedenen Productionsgebiete in der Ausstellung möglichst in derselben Reihe erscheinen, wie sic auf der Erde in der Richtung von Osten nach Westen folgen.*) XIII. Bezüglich solcher Objecte, welche die Einreihung in mehrere der im Art. II. vcrzeichneten Gruppen zulassen, bleibt es dem Aussteller anheimgestellt, die Gruppe namhaft zu machen, in welcher er sein Object eingereiht zu sehen wünscht. Nr. 15, Special-Programm für Gruppe 26, Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswcscn, bestimmt: In der Mitte zwi schen der Tagespreise und den größeren Verlagswerkcn steht die Literatur der Flugblätter, welche auch in der Gegenwart noch eine so große Rolle spielt, daß es sehr belehrend wirken würde, wenn man die in den einzelnen Staaten während des Jahres 1872 erschienenen Flugblätter in der Ausstellung zu ver einigen vermöchte. Nicht im entferntesten kann beabsichtigt werden, die Erscheinungen des Büchermarktes (im weiteren, auch Landkarten, Musikalien, Lithographien und ähnliche Vervielfältigungen um fassenden Sinne) während des Jahres 1872 vollständig zur Vor lage zu bringen. Wohl aber möge jeder Staat einen (raisonnircn- den) Fachkatalog der Erscheinungen des Büchermarktes der letztvcrgangenen Jahre zu Stande bringen, welchem anhangs weise Notizen über die Organisation des Verlagswesens, über die Geschichte und Siatistik hervorragenderer Vcrlagsfirmen und über den auswärtigen Verkehr mit Büchern, Karten n dgl. beizugeben wären. Als Muster der Systematik eines solchen Katalogs kann derjenige dienen, welcher halbjährig durch und für den deutschen Buchhandel veröffentlicht wird und unter dem Namen „Himichs' Bücher-Katalog" bekannt ist. In Nr. 14, Special-Programm für Gruppe 24, heißt es: Während alle anderen Gruppen der Weltausstellung die Aufgabe haben, die künstlerischen und gewerblichen Fortschritte, die in dustriellen Leistungen der Gegenwart darzustellen, soll die Gruppe 24 eine Auswahl eigenthümlicher und schöner Gegenstände Die letzte Pariser Ausstellung kalte bekanntlich noch die aus gezeichnete Einrichtung, daß inan, demselben Rundgange folgend und von Land zu Land kommend, immer in dem gleichen Productionsgebiete blieb. Da das Gebäude in Paris aber elliptisch geformt war, das in Wien indeß in länglichem Quadrat aufgcführr wird, so mußte die innere Ein richtung eine andere werden. E. B. ') III. S. Nr. 72.