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Redaktioneller Teil. ch? 142, 22. Juni 1916. Historiker, Staatsmänner, Kaufleute, Offiziere, Professoren, Schriftsteller, Geistliche, Ingenieure u. a., die ihren Ruf erhoben haben. Jeder schildert die englische Gefahr in seiner Art und dem Gebiete entsprechend, das er vertritt. Aus der Würdigung all dieser einzelnen Stimmen ergibt sich ein Gesamtbild, wie es vollständiger, aber auch vernichtender noch nie über ein Volk ent worfen worden ist. Mögen ihre Stimmen das ganze deutsche Volk erreichen, damit es auch dem letzten Mann klar wird, daß Deutsch land diesen gewaltigen Kainpf gegen die verderbliche englische Weltherrschaft bis zum Ende siegreich durchführen muß! Bei der Fülle der vorhandenen Literatur ist es nicht nur dem Laien, sondern auch dem Fachmann schwer, sich zu orien tieren. Aus dem Bedürfnis heraus, «ine kurze Wegleitung zu geben, ist die vorliegende Arbeit entstanden. Es ist ein biblio graphischer Versuch. Er erhebt keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit, um so weniger als die ganze Literatur über dieses aktuell« Gebiet noch nicht abgeschlossen ist. Da im Börsenblatt die Besprechung einzelner Bücher, soweit sie sich nicht mit Buch handel und Buchgewerbe beschäftigen oder Buchhändler zu Ver fassern haben, grundsätzlich ausgeschlossen ist, so ergibt sich von selbst die Anordnung, bei Behandlung des Stoffes die ein- zelnen Schriften gruppenweise zusammenzustellen und sie nach Besprechung jeder Gruppe zur leichteren Orientierung in alpha betischer Reihenfolge der Verfasser aufzuzählen. In Nr. 80—83 des Börsenblattes 1915 ist die Kriegsliteratnr der Engländer besprochen worden. Gewissermaßen als Gegen stück soll nun hier die deutsche Kriegsliteratur, soweit sie Eng land betrifft, zu ihrem Rechte kommen. Dabei wird eine ge legentliche Gegenüberstellung der deutschen und englischen Lite ratur Wohl nicht ohne Interesse sein. Es zeigt sich von vornherein darin «in gewaltiger Unter schied, daß man in der deutschen Literatur vergeblich nach jenen aufreizenden und hetzerischen Schriften sucht, wie sie in dem oben erwähnten Artikel über England von Philipp Rath ausführlich geschildert worden sind. Auf die Bestürzung, die der unerwartete englische Eintritt in den Krieg in Deutschland zunächst aus gelöst hatte, folgte eine flammende Entrüstung, die sich in zahl reichen Flugschriften äußerte; aber auch diese Schriften, die dem Augenblick ihre Entstehung verdanken, enthalten im Un terschied zu den englischen ein gründliche Würdigung der histo rischen und politischen Tatsachen. Da ergreift der achtzigjährige berühmte Nationalökonom das Wort, um mit scharfer, logischer Beweisführung an Hand der letzten hundert Jahr« die englische Politik zu kennzeichnen. Ein höherer deutscher Offizier geißelt in einer »Fluchschrift« die Einkreisungspolitik Eduards VII. Ein Professor der Physik erklärt, daß dieser Krieg auch den Ge lehrten und besonders den Naturforscher keineswegs kalt lassen kann. Er stellt fest, daß »das innerliche Herabgesunkensein Eng lands gar nicht dieses Krieges bedurfte, um dem Kundigen in ge eigneter Situation erkennbar zu werden«, und weist in feinsinniger Weise den geistigen Tiefstand in England nach. Ein Kaufmann be spricht die große Tragweite des englischen Handelskrieges mit Deutschland, der von England hervorgerufen wurde, um seinen Machtgelüsten durch Bruch aller bestehenden Verträge zum Siege zu verhelfen. Unter ihm haben nicht nur Deutschland, sondern fast ebensosehr die neutralen Mächte zu leiden. Ein Kenner der englischen Hauptstadt deckt die englischen Kulturzustände auf: im Gegensatz zu dem Schreckgespenst des Hungers, von dem nur der sich einen Begriff zu machen imstande ist, der nachts durch die große Zahl der Vorstadtstratzen Londons gegangen ist, stehen die Orgien der höchsten Gesellschaftskreise, an denen zahlreiche Söhne von Ministern, Mitgliedern des Oberhauses, großer Handelsherren und Schiffsreedcr teilnehmen. In England re gieren seit Jahrhunderten die allmächtigen Handelsherren, die «ine große Schuld an der Anteilnahme Britanniens am heutigen Kriege haben. Ihre Triebfeder war dieselbe Habsucht, die sie schon früher in der grausamen Unterdrückung Irlands, Indiens und Ägyptens bewiesen haben. »Diese englischen Großkapitalisten haben den Krieg gegen Deutschland seit Jahren vorbereitet und auch die Kriegsfackel angezündet.« Aus diesen kurzen Andeutungen ergibt sich schon, daß die englische Frage in diesen Flugschriften, die auch im Jahre 1915 810 fortgesetzt wurden, von allen Seiten «ine Beleuchtung erfahren hat. Es sind zu nennen: Frledländer, Hugo, Gerichtsberichterstatter: Die Stttenzustände und die Heuchelet der englischen Kriegstreiber am Pranger. Lan dau bei Nacht. Ans Grund eigener Erlebnisse, sowie historische» und gerichtlichen Materials. Berlin 1914: H. Sklarz. 13 S. 8'. Geh. 29 Pfg. G l a tz e r - H n s» m , I.: Die Weltuniklamincrung Englands im Lichte der Gegenwart. Ncumtinster 1911: Verein Frauenbund, WS. 8. Geh. 30 Psg. Haeckcl, Ernst: Englands Blutschuld am Weltkriege. Eisenach 1914: Oskar Kayser. 14 S. 8°. 3» Pfg. Von einem HamburgcrKausmann: Der englische Seeräuber und sein Handelskrieg. Berlin 1914: Concordia. 1k S. 8°. Geh. SO Pfg. Hauptmann, C.: Der große Weltkrieg: das Werk Englands. Bonn a. Rh. 1914: Rhcnaniaverlag. 24 S. 4". Geh. 19 Psg. Englands Ende. Bonn a. Rh. 1915: Rhenantaverlag. 29 S. 4°. Geh. t9 Psg. Le narb, P., Professor der Physik: England und Deutschland zur Zeit des großen Krieges. Heidelberg 1914: Carl Winter. 1k S. 8°. Geh. 39 Psg. L ö s ch c, Bernhard, Pastor: Du stolzes England schäme dich! Ein deutsches Wort dem lebenden Geschlecht zur Erstarkung, dem kom menden zur Beherzigung. Leipzig 1914: Serig. 3. Auslage. 25 S. 8°. Geh. 99 Pfg. Loew i, Otto, Prof. I)r.: Unsere Stimmung gegen England und ihre Bedeutung slir später. Graz 1915: Lenschner K Lubensky. 29 S. Geh. 59 Psg. Balots, Victor »., Admiral: Rieder mit England I Berlin 1915: Wedektnd L Co. 14 S. 8°. 59 Psg. Wagner, Ad., Prof. Or., Wirkt. Geh. Rat u. Mitglied des Herren hauses: Gegen England! Berlin 1914: Boll u. Plckardt. k. Auf lage. 8». 59 S. Geh. 75 Pfg. Wagner, Reinhard, Oberstleutnant: Ter größte Verbrecher der Menschheit im zwanzigsten Jahrhundert, König Eduard von Eng land. Eine Kluchschrtst. Berlin 1914: Curtius. 31 S. 8°. Geh. 59 Pfg. Wenzel, E., Prof.: England, der Friedensstörer Europas. Mos bach, Baden 1914: Bezirksausschuß des Roten Kreuzes. 23 S. 8". An diese Flugschriften reihten sich im Laufe des Jahres 1915 noch eine Anzahl kleinerer Schriften, in denen haupt sächlich Geschichtsforscher dem gerechtfertigten Bedürf nisse Rechnung tragen, bas deutsche Volk über die englische Ge schichte und Politik der letzten Jahrhunderte aufzuklären. Alle diese kleineren Schriften bilden «in wertvolles Beweismaterial für das ganze von England schlau durchgeführte Spiel, unter dem Deckmantel der scheinbaren Verständigung alle Kräfte gegen Deutschland mobil zu machen. Diese englische Intrige wurde bis in die letzten Tage vor Kriegsanbruch geführt, fällt doch in diese noch der Freundschaftsbesuch des englischen Geschwaders in Kiel, das zwei Tage nach der Ermordung des Erzherzogs von Österreich seine Heimreise durch den Kaiser Wilhelm-Kanal an trat, um sich der gesamten englischen Flotte anzuschlietzen, die bereit lag, über die deutsche herzufallen. Die deutschen Geschichtsforscher weisen andererseits auch der englischen Heuchelei gegenüber die Aufrichtigkeit der deut schen führenden Männer nach. Wir sehen, wie schon Bismarck sich bemühte, das Freundschaftsverhältnis mit England zu festigen und aufrecht zu erhalten, und wie Kaiser Wilhelm II. von seiner Thronbesteigung an bis zum Ausbruch des jetzigen Krieges alles ausbot, mit England einen Weg des gegenseitigen Verständnisses zu finden. Wie sehr unsere Geschichtsforscher sich bemühen, ohne Vor eingenommenheit zu urteilen, zeigt sich u. a. in einer dieser Schriften darin, daß der Verfasser in der Einkreisungspolitik Englands nicht den Willen zum Kriege sieht, sondern zur Ge winnung einer starken diplomatischen Stellung, um Deutschland zu zwingen, sich die Grenzen seiner überseeischen und orienta lischen Politik durch England vorschreiben zu lassen. Aber auch er kommt zu dem Endresultat, daß England in diesem Beskeben Mittel angowendet hat, die gefahrdrohend für den Weltfrieden ge wesen sind.