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^ // ?»'^Lrlch i t w kl" lich. »jährlich ^rei Gcjchästsstctte od^^^Nark deEostüderweisuog »» für '/,6.N M. statt 1SM. Stellengesuche werden mit 10>pj. pro T .Deutlchea Reiche zah en für iedeo Exemplar 30 Mark dez. 3 des DSrfenverein» die vierge^attE 'peNlzeUe oder^e^n .. l * i<^ D id rf^i i ^ ^ Beilagen werden L Nr. 142. EZMWWWrMMMMkf« Leipzig, .Donnerstag den 22. Juni 1910. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil England in der deutschen Kriegsliteratur. Eine kriegsliterarische Umschau von vr. Arnold Rae der. Dem deutschen Volke ist zu einer Zeit, in der es sich aus der Höhe seiner kaufmännischen, gewerblichen, kulturellen und staat lichen Entwicklung befand, von Staaten, die mit ihm in frucht bringendem Verkehr standen, der verderbenbringende Vernich tungskrieg aufgezwungen worden. Heute noch, nachdem der erbitterte Kampf über zweiundzwanzig Monate dauert, erzittert in unserm Gemüt ein Nachklang jener Stunde, in der die furcht bare Nachricht von der Mobilmachung gegen Rußland cintraf. Noch war man sich der ganzen Tragweite dieses Geschehnisses nicht bewußt; man fühlte mehr instinktiv, daß ein Krieg mit den heutigen Waffen etwas Furchtbares, in der ganzen Menschheits geschichte Unerhörtes sein müsse. Noch glaubte man in den ersten Augufttagen 1914 in den weiten Kreisen des deutschen Volkes, daß der Krieg nur mit Rußland und Frankreich geführt werden müsse; hatte doch der Deutsche Kaiser, nachdem er durch Depeschenwechsel mit dem Zaren vom 28.—31. Juli vergebens versucht hatte, den Frieden zu erhalten, an England die Erklärung abgegeben, im Falle der britischen Neutralität Frankreichs territorialen Bestand un verändert zu lassen, dessen ozeanische Küsten mit der Flotte nicht anzugreiscn und sogar Belgiens Neutralität, trotz der Gefahr eines drohenden französischen Durchmarsches durch dieses Land, zu respektieren. Es war vergebens. Am 4. August abends 7 Uhr erklärte England den Krieg. Auf das deutsche Volk wirkte diese unerwartete Kriegserklä rung des »Vetters« über dem Kanal gleich einem heimtückischen Überfall von hinten. Sie überraschte auch die deutschen Diplo maten. Welch ein Resultat der Versöhnungspolitik unserer lei tenden Staatsmänner im Laufe der letzten Jahr«! Wie vielvcr- heißend klangen damals die Stimmen, die von den Führern Englands herüberkamen! Alles Lug und Trug! Die wahre Gesinnung kam nur zu bald ans Tageslicht. Zunächst durfte mau noch annehmcn, daß England durch die Machenschaften einiger gewissenloser Führer in den Kampf geraten sei. Auch dies war eine Täuschung. Nur wenige eng lische Stimmen erhoben sich gegen das Vorgehen der Regierung. In England war die Parole ausgegeben worden: Englands Wcltsiellung hängt von der Vernichtung Deutschlands ab. Sic ist zum Leitmotiv geworden, mit der man drüben das ganze englische Volk betörte. »Nur Kinder«, schrieb später ein Italiener, »können jetzt und in Zukunft von einem französischen oder rus sischen Kriege reden, während die Geschichte und die erwachsenen Männer von dem Entscheidungskampf zwischen England und Deutschland auf französischem und russischem Gebiete reden werden.« Bald nach Beginn des Krieges kamen in Belgien kostbare Dokumente zum Vorschein. Weiteres Beweismalerial trat hinzu. Es sind Belege für Englands perfide Politik. Immer mehr ent hüllt sich das Dunkel der Kriegsvcrschwörung. Immer mehr tritt Englands führende Rolle an den Tag. In allen Schichten des deutschen Volkes bricht sich die Überzeugung Bahn, daß es vor allem England ist, dem das Deutsche Reich den gegen wärtigen Kampf um sein Dasein verdankt. Und wie führt England den Krieg? Seine Kriegsflotte, von der der englische Zivillord der britischen Admiralität im Februar 190S in öffentlicher Rede erklärt hatte, sie werde im Falle einer Gefahr in der Lage sein, den ersten Schlag, und einen recht wuchtigen, zu führen, noch ehe die andere Macht ge wahr wird, daß der Krieg erklärt sei, war bis zur letzten Seeschlacht fast zur Untätigkeit verurteilt, wäh rend die wackeren deutschen Unterseeboote den Schrecken der Meere bilden. Zu Land« müssen Englands Ver bündete bluten. Nur klein ist das Heer der Engländer an der französischen und belgischen Front. Die verheißene englische Millioncnarmee läßt noch immer auf ihre Taten warten. Hat so England aus dem Feld« der Waffen bis heute versagt, ist ihm auch der Versuch der Aushungerung Deutschlands miß lungen, so zeigt es sich auf einem andern Gebiete in seiner ganzen Größe und Furchtbarkeit: auf dem der Lüge und Verleumdung. Es überschüttet Deutschland, dem die Drähte zur Antwort abge schnitten sind, mit einer Flut der wahnsinnigsten Lügen. In Großbritannien arbeiten Staatsmänner und Zeitungen unausgc- setzt nnd mit allen Mitteln daran, die Welt zu überzeugen, daß das Deutsche Reich der frevelhafte Anstifter des Krieges ge wesen sei. Dasselbe England, dessen Ausdchnungspolitik im Laufe der Jahrhunderte das blühende Irland zum Opfer fiel, das 1899 bis 1902 die freien Buren Transvaals und des Oranjefrcistaates unterjochte, das im jetzigen Kriege Griechenlands Unabhängigkeit von Tag zu Tag mehr antastet; dasselbe England, das die Rechte der neutralen Staaten auf dem Meere schmählich verletzt, be hauptet, der Verletzung der belgischen Neutralität wegen in den Krieg gezogen zu sein. England benutzt die Überlegenheit des alleinigen Besitzes überseeischer Kabel, um in aller Welt die Kunde zu verbreiten, daß die Deutschen als Unterdrücker der Völkcrfreiheit den Hunnen und Barbaren gleich sind. Mit Bitten und Schmeicheln oder im geeigneten Moment auch mit Drohen werden die neutralen Staaten zur Beteiligung am Kampfe gegen den preußischen Militarismus aufgefordert. So ist es im Lause der hinter uns liegenden einundzwanzig Monate auch dem einfachsten deutschen Gemüte klar geworden, welchen grimmigen Feind wir in England besitzen. Nicht einmal Italiens Treubruch reicht heran an Englands Perfidie; ist doch auch er, zu einem Teile wenigstens, veranlaßt worden durch die Schwäche Italiens de» englischen Verlockungen und Drohungen gegenüber. Nicht von Rußland oder Frankreich, nicht von Italien, Portugal, Serbien oder Montenegro, nicht von Japan oder Amerika mit seiner eigentümlichen Neutralität droht die Gefahr, sondern von England, dem eigentlichen Urheber des Weltbrandes. Man halte Umschau in der deutschen Literatur des heu tigen Krieges: über keinen unserer Feinde ist seit Ansbruch des Krieges so viel geschrieben worden wie über England. Eine große Anzahl deutscher wie neutraler geistig hervorragender Männer aller politischen Lager und der verschiedensten Berufe rufen dem deutschen Volke in ihren Schriften inrmer wieder zu: England ist unser Todfeind, der uns diesen Kampf um Sein oder Nichtsein, um unsere nationale Existenz und um die höchsten Güter unseres Volkes aufgezwungen hat. Es sind Politiker, 809