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^ 261, 9, November 1916. Redaktioneller Teil. weife waren es zumeist nicht die besseren Sorlen, sodatz der reguläre Buchhandel, der auf der .Höhe der Situation war, die Konkurrenz nicht allzu sehr merkte. Weihnachten haben dann aber Wohl alle Sortimenter den Zeilungsbuchhandcl schwer em pfunden, und eine weitere bedenkliche Folge scheint die zu sein, das; die a la Warenhaus hergestclltcn Jugendschriften des Zei- tungsduchhandels zum Preise von ^ 1.— bis 1.56 für den un förmig starken Band den Weihnachtsmarkt beherrschen werden. Nach meinen Wahrnehmungen konrmt nun auch das vornehmste Sortimcntsgeschäst nicht mehr um diese Jugendliteratur herum Leider! Wenden wir nunmehr unsere Blicke auf die Gescheh nis s e u n s c r e r b u ch h ä n d l e r i s ch e n Umwelt. Da ragen in den drei Geschäftsjahren, derer heute im Ge schäftsbericht, wenn auch nur in kurzen Abrissen, gedacht werden soll, nachstehende wichtigere buchhändlcrische Ereignisse hervor. Zunächst fand am 17. Oktober 1913 eine sehr wohl vorbe reitete Ve rsa mm lungder Vorsitz enden derKreis- und Orts Vereine unter dem Vorsitz des Börsenvercins- Vorstandcs statt. In diesen von Geheimrat Siegismund einge- frihrtcn Versammlungen werden alle zeitbewegenden Fragen mit den Vorsitzenden erörtert, die wünschenswerten Ziele festgcstellt und die Verarbeitung in den Vereinen seitens der Vorsitzenden angeregt. Sie sind meist von grofzem Nutzen, der in der Haupt sache in der Vorbereitung der Ziele liegt. Die diesmalige Tages ordnung bestand aus folgenden Themen: Grossistenfrage — Ab schaffung aller Rabattbestimmungen für Lehrmittel — Die Gos- later Resolution über Kundenrabatt Rabatt für die Deut schen Kolonien — Ergebnis der Anfrage» über die Ausgaben der Orts- und Kreisvereine — Buchführung für das Sortiment. Am Tage darauf, am 18. Oktober 1913, fand unter Mitwir kung fast aller deutschen Fürstlichkeiten die glänzende Ein- Weihung des V ö l k e r s ch l a ch t d e n k m a l s statt. Der Börsenvcreins-Vorstand hatte den angcmcldeten Vorsitzenden Ein tritt und Platz zur Teilnahme kostenlos zur Verfügung gestellt, und ein jeder Teilnahme! wird Wohl unauslöschliche Eindrücke von diesem herrlichen Friedensfeste mitgenommen haben. Als eine Ironie des Schicksals müssen wir jetzt die Teilnahme des russischen Heeres durch Abgesandte an diesem Friedensfest em pfinden. Ja nicht genug, Rußland hat auch angesichts des Denk mals zur Erinnerung an den Sieg über den gemeinsamen Feind Frankreich eine Friedenskapelle gebaut, die nun allerdings Wohl unbenutzt mit ihren goldenen Kuppeln und Türmchen in allernächster Nähe der Deutschen Bücherei die Aufmerksamkeit aller Vorübergehenden auf sich zieht. Der nächste Tag, der 19. Oktober 1913, war für uns Buch händler ein außerordentlich bedeutungsvoller, nämlich der Tag der G r un d stc i n l e g u ü g der Deutschen Bücherei in der Karl Siegismund-Straße in Anwesenheit des Königs von Sachsen. Viele von Ihnen haben gewiß an der eindrucksvollen Feier, die alle Buchhändlerherzen höher schlagen ließ, teilge nommen und werden gleich mir unvergängliche Eindrücke von ihr mit fortgenommen haben. Gleich nach der Grundsteinlegung fand ein Frühstück in Anwesenheit des Königs im Deutschen Buchhändlerhause naturgemäß in sehr kleinem Kreise - , am Abend in den gleichen, festlich geschmückten Räumen eine allge meine Buchhändlerfeier an kleinen Tischen statt. Hier fanden sich die Orts- und Kreisvereine zu festlicher und angeregter Aus sprache an gemeinsamen Tafeln zusammen, während eine allge meine Mischung bei Kaffee und Zigarre in dem ebenfalls sehr geschmackvoll ausgeschmückten Vorsaale stattsand. Rach späteren Erwägungen hat sich doch ein größerer Platz, als in der Karl Siegismund-Straße vorgesehen war, für wünschenswert gezeigt, und so ist denn der Grundstein bei Nacht und Nebel nach dem neuen Bauplatz an der Straße des 18. Oktober hingcschafft worden, den wir der Münifizenz der Stadt Leipzig verdanken. Kantate 1914 dachte noch kein Mensch an Krieg. Unsere Hnuptverhandlungen im Börseuverein fanden auch in der üb lichen, durch nichts von der früheren unterschiedenen Weise statt und gipfelten in der E r w e r b u n g d e s K a h f e r s ch e n B ü - cherlexikons. Ter Börsenverein hatte, nachdem nunmehr alle deutschen Erscheinungen in der Deutschen Bücherei zusam- mcuflosfen, den Entschluß gefaßt, eine eigene Bibliographie auf Grundlage dieser Eingänge zu errichten, die natürlich an Voll ständigkeit alle bestehenden überragen mußte. Und da des alten Christian Gottlieb Kaysers Bücherlexikon, das in seinen biblio graphischen Grundsätzen mancherlei Vorzüge vor Hinrichz hatte, mit allen bereits geleisteten Vorarbeiten gerade preiswürdig zu haben war, griff er zu und erwarb es als Grundstock für seine eigene weiter auszubauende Bibliographie. Was er damit erreicht, erwähne ich an einer späteren Stelle. Wenige Tage vor Kantate 1914 wurde in Leipzig die e r st e Weitaus st ellungdesBuchgewerbes, die sogenannte »Bugra-- eröffnet, die dem teilnehmenden deutschen Verlage in der Hauptstraße eine außerordentlich günstige Halle von ca. 6600 Quadratmeier Umfang eingerkumt hatte. In dieser Halle war durch außerordentlich geschickten Einbau von Kojen eine entzückende Übersichtlichkeit der Verlagstätigkeit der einzelnen Plätze erreicht, sodatz nur auss äußerste bedauert werden muß, daß die Ausstellung durch den Ausbruch des Krieges am I. August ein so vorzeitiges Ende gefunden hat. Sie blieb ja zwar noch geöffnet, aber der Besuch von außerhalb, der ja gerade fruchtbringend für die Einführung des guten und schönen Buches in die Familie wirken sollte, hörte naturgemäß ganz aus. Auch der Börsenverein hatte in einem besonderen Pavillon einen Teil seiner kostbaren Buchschätze und seiner Blattsammlungen zu wirksamer Ausstellung gebracht, was allgemeine Beachtung gefunden hat. Am 1. August 1914 brach dann der fürchterliche Weltkrieg aus, unter dem wir noch alle leiden. Denn wer hätte nicht schon liebe Söhne oder nahe Verwandte und Freunde durch denselben verloren? — Zunächst stockte das ganze buchhändlerische Vereins- lcben. Nur der Börsenvereins-Vorstand suchte durch Vorstellun gen Härten zu mildern und auszugleichen, die sich in das Ge schästsverhältnis von Verlag und Sortiment anfänglich hemmend schoben, bis alles wieder seinen geregelten Gang lief. Der Kantate-Abrechnung 1915 sah man allge mein mit großer Sorge entgegen. Die Sortimenter, die durch den Kriegsausbruch fast den ganzen Mitarbeitersland verloren hatten, fürchteten, nicht rechtzeitig mit den Arbeiten fertig zu werden; viele Frauen von ins Feld gerückten Buchhändlern erklärten, die Remissionen nicht erledigen zu können, und erbaten Nachsicht; es wurde allen Ernstes die Forderung erhoben, man solle die Ostermeß-Abrechnung durch Remission diesmal ganz unterlassen, nur die fest bezogenen Bücher bezahlen und vielleicht noch nach den früheren Jahren eine Pauschalsumme für die tz coud.-Literatur. Da erließ der Börsenvereins-Vorstand nach stehende Erklärung: »Die diesjährige» Ostermeß-Abrechnnngen stehe» »itter dem Zeichen des Weltkrieges; Verleger und Sortimenter leiden i» gleicher Weise; beide müssen sich stützen, »m die Zeit der schweren Not zu überwinde». Sortimcntsbetriebe, die besonders schwer und un mittelbar durch den Krieg betroffen sind, habe» Anspruch auf Nach sicht bei Abrechnung und bei Rücksendungen. — .Ter Börsenperein kann jedoch in die Rechtsverhältnisse zwischen Verlag und Sorti ment nicht eingreifen, denn die VerkehrSordnnng gilt auch während der Kriegszeit, aber ein hartherziges Beharren ans den festgelegten Handelsgebränchen würde in dieser Zeit unbillig sein. Bei den wenigen Ausnahmefälle», die in Betracht kommen, kann cs sich nur um ein Hinansschiebcn der Fristen handeln. Die Einzelheiten ergeben sich ans den nachfolgenden Erklärungen des Deutschen Ber- lcgervereins, die wir als ein erfreuliches Zeichen für die entgegen kommende Stellungnahme des Verlags ansehen.« Der Verlegervereins-Vorstand dagegen führte in längerer Ausführung ungefähr das Nachstehende aus: »Es muß daran sestgehaltcn werden, daß auch in der kommenden Ostermesse von allen Seiten pünktlich abgerechnet wirb. Wo dies unmöglich ist, bitten wir, ein entsprechendes Gesuch unter offener Darlegung der Verhältnisse, womöglich unter Übersendung von Be weisstücken, eines Zeugnisses des Vorstandes des betr. Kreis- oder Ortsvereins nsw., bis zum 18 April an die Geschäftsstelle des Deut schen Vcrlcgervcreins in Leipzig einznsenden. Die Unterlagen wer den dort geprüft, und es wird sodann den Mitgliedern in den .Ver traulichen Mitteilungen' mitgeteilt werden, für welche Firmen in diesem Fahre nach Ansicht des Verlegervereins eine besondere Schonung cmpsohlen werden kann. Fn jedem Falle mns, aber auch I3S1