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1069 1851.^ Genug solcher Aufgaben; sie lasten sich in Unzahl bringen, dies weiß jeder Geschäftskundige. Ich wollte damit nur andcuten, wie ich die Sache ansehe, wenn erreicht werden soll, daß dem Stande der Buchhändler neue tüchtige Kräfte zugeführt werden sollen , und nur diese Absicht kann der Staat, mir Begründigung des Examina- tionsinstituts gehabt haben. — Eins fehlt noch dazu, eine tüchtige Buchhandelssch ule. Vielleicht kommtauch diese noch. Eine solche Lehranstalt hat bekanntlich der treffliche Friedrich Perthes zuerst in Vorschlag gebracht. Sie bringt dem Buchhandel gewiß Segen. K. M. CollegialischeS. In die wenig ansehnliche Reihe derjenigen Verleger, welche mit Um gehung des Sortimentshandels, Geschäfte zu machen suchen, ist auch die Jonas'sche Sortiments-Buchhandlung getreten. Der Besitzer derselben, Herr L. Steinthal hat ein vom 15. Juni «. datirtes Circulair unter Kreuzband mit Post an die Preußischen Rechtsanwälte erlassen, in welchem er sie auffordert, sich in Betreff der nach Ausgabe des Gesetzes bei ihm erscheinen sollenden neuesten Gebührentaxe von I. Roeder. 12 bis 14 Bogen. Subscript. Preis I Rthr. 10 S-s-, direct an ihn zu wenden. Hr. St. bittet einen angedruckten Bestellzettel nur unsran- kirt ihm zu senden, verspricht aber, wenn der Betrag gleich trsnov mitgeschickt wird, das Buch dem Besteller postfrei zukommen zu lassen. Auf der Rückseite des Circulairs ist die bereits bekannte Empfehlung von sechs der tüchtigsten Rechtsanwälte Berlins. Wenn wir auch nichts dagegen erinnern wollen, daß Hr. St. die Empfehlung eines Merkchens bringt, das, weil das Gesetz bis auf den heu tigen Tag nicht ausgcgeben, auch noch nicht hat bearbeitet werden kön nen, weshalb die Empfehlung wohl nur bezüglich einer etwaigen Probe zu nehmen, die aber noch lange kein Werk ist, so müssen wir das Ge such um directe Bestellung tadelnswerth finden. Preußen ist so reichlich mit Buchhandlungen versehen, daß eine Gc- bührentaxe bis in die kleinsten Orte, wo Rechtsanwälte wohnen, verbrei tet werden kann, und ändert es an der Sache nur sehr wenig, daß Herr St. in größeren Orten, wo Buchhandlungen sind, diesen die Circuläre zur Besorgung übergeben hat, natürlich unter Auslassung der Stelle, welche den direkten Bezug behandelt; denn der Sortimentshändler der Gegenwart ist dringend auch auf seine Umgebung hingewiesen und in jetziger Zeit wird, wie Jedermann weiß, wenig Anderes gekauft, als die s- g-Brodbucher. — Der Sortimentsbuchhandel wird wissen, was er zu thun hat. Wir halten jede weitere Bemerkung für überflüssig und bedauern nur, da? Herr ,st welcher vierzehn Tage spä ter in Nr. 50 des Börsenblattes sich den geehrten Herren College n zur prompten und billigen Besorgung der Commission in Berlin bestens empfiehlt. gz. Dank. Es sind mir gestern an meinem 50jährigen Berufsjubiläum ganz unerwartet und zu meiner freudigsten Ueberrasch- ung durch eine Beglückwünschung des Börsenvorstandes und auch von vielen werthen Herren Eollcgen so schätzbare Beweise von Wohl wollen und Freundschaft gegeben worden, von einigen besondern No- tabilitaten derselben sogar durch eine aufopfernde Hierherreise, daß ich mich augenblicklich außer Stande sehe, Ihnen Allen, wie es mir doch wahres Herzensbedürfniß ist, sofort speciell zu danken. Einstweilen ge nüge die Versicherung, daß ich das mir geschenkte liebevolle Andenken mit unaussprechlichem Dank tief empfinde und daß mir die herzliche und sinnreiche Feier dieses schönen Tages, für mein noch übriges Leben zu einer süßen Erinnerung dienen wird. Weimar, den 3. September 185l. B. F. Voigt. Berichtigung. Man ist gewohnt, im Börsenblatte Mancherlei zu lesen, aber das, was in Nr. 73, überschrieben „die gepriesene Thätigkeit im Sor timentshandel" gesagt ist, kommt denn doch aber selten vor. Es zeugt von gänzlicher Unkenntniß der Sache Seitens des Einsenders jeneS Artikels. Kaum giebt es wohl noch einen Winkel in Deutschland, wo sich nicht, wenn es überhaupt polizeilich erlaubt ist, Eolporteure, Subskribenten-Sammler, Buchhandlungs-Reisende u. s. w. dem Publicum in einer Art aufdrängen, daß wenig daran fehlt, die Leute werden bei noch mehr erhöhter Thätigkeit, welche der Einsender jenes Aufsatzes beantragt, von dem einem oder dem andern Privaten, dem die Geduld ausgcht, zum Hause hinausgewiesen. Wenn jener Einsender nicht Lust hat in ein Unternehmen, was sich nur dann rentirt, wenn man die Leute auf das Zudringlichste belästigt, einige tausend Gulden zu stecken, so mag er es unterlassen; der Sortiments- Händler wird ihm darum nicht böse sein. Die Masse des schlechte» Zeugs, was ungeachtet aller Warnungen Seitens des Sortiments handels, die Verleger tagtäglich zu Markte bringen und was ebe» nur durch Zudringlichkeit unter die Leute zu bringen ist, hat eine« nicht geringen Theil am Verfall und der Solidität des Buchhandels. 63. MiScelle« koulll's Nonogrspk vk tilg Vroekiliäae or Uumming Liräs (Kolibri). — Die Besprechung dieses Werkes giebt dem in London ierscheincnde« AttienLsum (August. 23.) Anlaß zu einigen Details über die Thätigkeit des Verfassers, welche nicht ohne allgemeines Interesse sein dürften. Innerhalb der letzten zwanzig Jahren hat Herr Gould, durch Pri vatmittel und eigene Anstrengungen, eine Reihe von Prachtwerken her ausgegeben, auf deren Herstellung jede Regierung Europa's oder jede Gelehrten- und wissenschaftliche Gesellschaft stolz sein könnte, wen« sie dieselben geliefert hätte. Diese Werke, von denen einige noch nicht vollendet sind, enthalten Beschreibungen und colorirte Abbildungen vo« gegen 700 Gattungen von Vögeln, und, wir können keinen besseren Be griff von der Bedeutung der Forschungen Gould's geben, als indem wir bemerken, daß mehr als die Hälfte der von ihm beschriebenen und darge stellten Gattungen, durch seine Anstrengungen zum erstenmal bekannt geworden sind. Gould's erstes Werk „a Oenturx ok öirä's trnm tb« Himalaxa Moun tains" erschien im Jahre 1832. Dieser Folioband (auf 80 Tafeln 100 schön colorirte Abbildungen enhaltend) begründete seinen Ruf als Künstler im Gebiete der Ornithologie. Diesem Werke folgte ein anderes „Vds Siräs ok kurope" das viel größere Ansprüche machte und höheres Inte resse erregte. Wie das erste, erschien es in Lieferungen, und bildete 5 Bände in großem Folio, mit 449 Tafeln colorirter Abbildungen nebst Bescheidungen. Der Gegenstand dieses Werkes war ein großer, und die Idee, eine irgendwie vollständige Sammlung aller Vögel Europas in dem vom Verfasser beabsichtigten Maaßstabe zu geben, mußte utopisch erscheinen; aber der Mann war seiner Aufgabe gewachsen — und fand seinen Lohn; — nicht allein daß er seinen Plan durchführte, sondern er wußte sich solche öffentliche Theilnahme zu verschaffen, daß, von einem Werke, dessen Verkaufspreis sich auf nahe an 100 Pfund Sterling belief, ihm kein vollständiges Exemplar übrig blieb. Während der Herausgabe dieser Bände fand der Verfasser noch Zeit sich dem Studium äußer-europäischer Vögel zu widmen und es erschie nen von ihm die Monoxrspkien der kliampkastillas or Voucans <3 Lief. 34 colorirte Tafeln) und Vrogoniäae (3 Lief. 36 colorirten Tafeln) in gleichem Formate und gleicher Ausstattung wie die früheren Werke. Diese Werke wurden mit Recht für das Schönste gehalten, was in Dar stellung naturwissenschaftlicher Gegenstände bisher geleistet worden war. Die Haltung der Vögel war auf die natürlichste und anmuthigste Weise gegeben, und die Details und das Colorit des Gefieders waren so vollkommen ausgeführt, daß man sie im Vergleich mit dem bisher Gelieferten für fehlerlos halten durfte. Jur Zeit der Vollendung der „Vogel Europas" ward die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf die Thierwelt Australiens gerichtet, und so stellte sich denn Gould als näch ste Aufgabe, die Vögel Australiens zu zeichnen und zu beschreiben. Er fan> aber bald die gänzliche Unzulänglichkeit vorhandener Materialien für ei« solches Unternehmen, und so faßte er den männlichen Entschluß, nach Australien zu gehen und die nöthigen Sammlungen für sich selbst anzu- stellcn. Er brachte zwei Jahre in diesem interessanten Wclttheilc z« und setzte sich den Entbehrungen und Fährlichkeiten aus, die mit solche« Nachforschungen verbunden sind, und wobei drei seiner Gefährten ihr Leben einbüßten. Das Ergebniß dieses Unternehmens legte er in 7 Fo- liobänden nieder, welche gegen 600 Vögel Australiens enthalten. Dieses