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Redaktioneller Teil. X- 30, 8, Februar 1919. F. Volckmar in Leipzig s. Koehler L Volckmar A.-G. Jul. Hcinr. Zimmermann in Leipzig. Herr August Zimmermaun ist als Teilhaber in die Leipziger Firma -ausgenommen» ferner ist in Berlin V. 56, Jügerstr. 25 eine Auslieferung des Musikverlags errichtet worden. <15. Januar 1919.) Leipzig, den 8. Februar 1919. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. , vr. Orth, Syndikus. Auslandbuchhandel. Vcrhandlungsbericht des Deutschen Verlcgervereins über die Besprechung am Freitag, den 26. April 1918, nachmittags 5 Uhr, im kleinen Saale des Deutschen Buchhändlerhauses. (Fortsetzung zu Nr. LS.) Herr Mayer (fortfahrend): Im zweiten Teil meiner Ausführungen über die Entwick lungsmöglichkeiten des deutschen Buchhandels im Orient werde ich mir erlauben, einiges zu skizzieren, woran Sie, meine Her ren, bald erkennen werden, welche Arbeit zur Hebung der Bücherausfuhr dem deutschen Buchhandel gerade in diesem Teil der Welt noch Vorbehalten ist. Um nun den Vertrieb deutscher Bücher im großen Maß. stabe zu erreichen und andererseits auch den Buchhändlern die emste Pionierarbeit zu erleichtern, möchte ich mir erlauben, Ihnen ganz ergebenst folgende Mittel vorzuschlagen: In der Verlagstätigkeit dürfte sich die Herausgabe von populärwissenschaftlichen Werken lohnen, etwa in der Art der Sammlungen »Natur und Geisteswelt«, »Wissenschaft und Bildung«, »Sammlung Göschen« u. a. m., und zwar in türki scher und arabischer Sprache; auch wäre die Übersetzung militär wissenschaftlicher Literatur ins Türkische sehr angebracht. Bei dem großen Sprachgewirr in der Türkei kämen die Übersetzun gen von Sprachwerken, d. h. Sprachlehren, Wörterbüchern, Reise- sichrem, sicher erfolgreich in Betracht. Da im ganzen Orient die französische Kultur und Sprache noch einen zu breiten Raum «tnnimmt, wäre es auch sehr zu empfehlen, die wichtigsten Er- scheinungen des deutschen Büchermarktes, namentlich solche, für die das Interesse des Orients geweckt werden soll, wenigstens in der Übergangszeit in französischer Sprache erscheinen zu lassen. Der deutsche Geist soll doch, wenn auch in fremdem Gewände, verbreitet werden, und deshalb dürfen wir nicht zu chauvinistisch sein. Die Bücherausfuhr könnte auf diese Weise bedeutend gefördert werden. Für die deutsch erscheinenden Bücher ist es vorteilhafter, die Anttguaschrift anzuwenden (namentlich bei wissenschaftlicher Literatur) und dies auch mög lichst in den Katalogen zu vermerken, was ein häufig ausge sprochener Wunsch der dortigen Bevölkerung war. Bilderbücher und Musikalien müßten neben dem deutschen auch französischen Text haben, wie es auch von einigen Herren Verlegern bereits beobachtet worden ist. Für Lehrmittel, geographische und naturwissenschaftliche Wandkarten wäre französischer Text not wendig, falls eine billige Ausgabe in orientalischen Typen an fänglich auf Schwierigkeiten stoßen sollte. Bisher wurden die französischen Lehrmittel den deutschen der Billigkeit halber meist vorgezogen, trotz der beobachteten größeren Genauigkeit der deutschen. Eine Vereinfachung der Herstellung ließe sich viel- leicht dadurch erzielen, daß die Fabrikation solcher Lehrmittel in einem billiger arbeitenden Lande geschehen könnte. Das Antiquariat könnte ganz besonders im Orient zur Blüte gebracht werden, und zwar in ergänzender Form. Der muhamedanische priesterliche Kreis sowie dis vorhan denen alten Bibliotheken — ein noch bestehendes Bollwerk der berühmten altarabischen Kultur — sind dankbare Sucher wert voller orientalischer Literatur und Handschriften. Die ehrlich reine Herzensfreude auf dem Gesichte eines Scheichs steht mir noch vor Augen, als es mir nach langem Forschen gelungen war, ein von ihm bereits jahrzehntelang gesuchtes arabisch wertvoller Werk aufzufinden. Gleichzeitig könnten die Buchhändler im Orient den hiesigen wissenschaftlichen Antiquaren manches Wertvolle liefern und viel Handschriftliches besorgen. 98 Was nun die Forderung des Sortiments betrifft, so sollte man in erster Linie berücksichtigen, daß im freien Welt markt ein fester Ladenpreis nur sehr schwer innezuhalten ist. Deshalb sollten den Auslandduchhändlern einige entgegenkom mende Erleichterungen gewährt werden. Vor allem müßte der schon teilweise eingeführte Exportrabatt nach Möglichkeit ver allgemeinert werden, da doch die dortigen Spesen an Trans port- und Kleinzollspesen bei weitem die Unkosten hiesiger Buch handlungen übersteigen. Ein weiterer Schutz sollte den Sorti mentern durch Mitbekämpfung der herabziehenden unlauteren Konkurrenz der einheimischen Buchhandlungen geboten werden. Die Art und Weise der Durchführung dieses Kampfes ist sicher lich schwer, doch sollte man zum mindesten zu erreichen suchen, diese Bücherverkäufer etwas energisch an den festgesetzten Export preis zu binden. Um auch mehr deutschen Buchhändlern im Orient Raum zu schaffen, könnte man mit Hilfe von Vertrauensmännern oder Konsulaten die Zuverlässigkeit der im Adreßbuch verzeichneten oder Aufnahme verlangenden Kaufleule prüfen, da doch im Orient eine buchhändlerische Organisation, wie sie in Deutsch land besteht, fehlt. Wünschenswert wäre es, wenn man auf die deutschen Exportfirmen einen Druck dahin ausüben könnte, dem Rabattunwesen zu steuern. Abgesehen vom Konkurrenzstandpunkt wird auch das An sehen des deutschen Kaufmannes im Auslands dadurch beein trächtigt. Gerade weil die Sinnesart des Orientalen auf Feil schen und Handeln zugespitzt ist, sollten wir keinen neuen Nähr boden dafür schaffen. Vom politischen, rein deutschem Stand punkt aus ist das Aufnehmcn ernster buchhändlerischec Arbeit, d. h. der Vertrieb deutscher Bücher, und zwar durch tüchtige Fachleute im Lande selbst ein fast vaterländischer Dienst, weil die andern Nationen mit großer Geschicklichkeit und gewisser Beliebtheit bisher mit nicht zu unterschätzendem Erfolge ge arbeitet haben. Als Mittel zur Durchdringung wäre die Schaffung einer buchhändlerischen Zentrale, vielleicht mit Sitz in Konstantinopel, ins Auge zu fassen, von der aus tüchtige Buchhändler an be deutende Plätze der Türkei entsandt werden könnten. Bei dieser Gelegenheit sei noch hervorgehoben, daß im Lande, besonders längs der Bagdadbahn, überall zerstreut Deutsche, deutsche Schu len oder deutschbeeinflußte Institute sich befinden, die einen wertvollen Grundstock für jede zu gründende Buchhandlung im Orient bilden. Die bereits vorhin angeführten Transport-, Ver kehrs- und sonstigen Schwierigkeiten haben sich im Laufe des Krieges durch die großen militärischen Transporte ohnehin ge bessert und können nur zu noch weiteren Entwicklungen berech tigen. Die vorhin erwähnte Zentrale könnte durch einen Zusam menschluß größerer Firmen und Antiquariate von Deutschland aus gebildet werden. Diese könnte vielleicht auch daraus hin wirken, daß etwas leichter Kommissionslieserungen ins Ausland gegeben würden, lim jedoch keinen zu großen Gebrauch von einem solchen Entgegenkommen zu machen, sollten die im Lande ansässigen Buchhändler Kommissionsware innerhalb des Jahres untereinander austauschcn und so die Spesen des Rücktrans ports verringern und etwaige Ladenhüter vermeiden. Inwieweit eine finanzielle Beihilfe zu leisten wäre, dar über möchte ich vermeiden, hier ein alleiniges Urteil abzugcben. In großen Zügen und zum Teil aus eigner Erfahrung heraus versuchte ich, von schlummernden Werten zu sprechen, die für uns deutsche Buchhändler im Orient liegen. Vieles mag Ihnen bekannt gewesen sein, und ich mutz daher um Nachsicht bitten, denn meine militärische Tätigkeit gestattete es mir nicht»