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1370 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 25, 1. Februar 1909. * Versendung von Noten als Drucksache nach Rnszland. — Ein Leipziger Musikverleger empfing aus St. Petersburg die Mitteilung, daß die russische Postverwaltung auch die Ver sendung von Noten als Drucksache nach Rußland, die zeitweise nicht zugelassen war, wieder für zulässig erklärt hat. * Nobelpreise. — Nach einem Beschlüsse der Akademie der Wissenschaften in Stockholm soll die feierliche Überreichung der Diplome und Preise künftig regelmäßig am 3. Juni stattfinden Die Bekanntgabe der Preisgekrönten soll dagegen wie bisher je am 10. Dezember erfolgen. * Universität Nenchütel. — Wie die »Frankfurter Zeitung« erführt, soll die Akademie in NeuchLtel (Schweiz) in eine Uni versität umgewandelt werden. Die Akademie in Neuchntel ist 1866 gegründet und 1894 reorganisiert worden. Sie umfaßt vier Fakultäten. * Beilage zum Börsenblatt. Nachtragsverzeichnis Januar 1909 zum Offiziellen Adreßbuch des Deutschen Buchhandels 1909. — Der heutigen Nr. 25 des Börsenblatts liegt das »Monat- 1909« (Nachtrag zum Offiziellen Adreßbuch des Deutschen Buch handels 1909) bei. Personalnachrichten. * Sechzigster Geburtstag. — Am 29. Januar 1909 hat, wie wir verspätet erfahren, Herr Kommerzialrat und Handels kammerrat Wilhelm Müller, k. u. k. Hofbuchhändler in Wien, alleiniger Inhaber der dortigen blühenden Firmen R. Lechner, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung, und R. Lechner, k. u. k. Hof-Manufaktur für Photographie, seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert. Herr Müller, ein geborener Thüringer, hat sich in seiner neuen Heimat und im ganzen österreichischen Buchhandel eine hoch geachtete Stellung aus eigener Kraft errungen. Reger Fleiß und außergewöhnliche Geschäftstüchtigkeit brachten ihm bald Wohl stand und verdientes Ansehen, das ihm infolge seines gemein nützigen Wirkens auf verschiedenen Gebieten auch außerhalb des Buchhandels in weiten Kreisen entgegengebracht wird. Der Buchhandel aber, in erster Linie der österreichische, an dessen Spitze er seit Jahren als Vorsteher des großen Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler wirkt, verdankt seiner Tat kraft und seinem verständnisvollen Wirken zum Wohle unseres Standes viele Verbesserungen der letzten Jahrzehnte. Mit Aufopferung und treuer Hingabe an unfern Beruf hat er seine Dienste immer auch dem Gesamtbuchhandel, der im Börsenverein der Deutschen Buchhändler seine Verkörperung findet, gewidmet und diesem Verein in verschiedenen Ausschüssen und sechs Jahre lang im Vorstande als zweiter Schatzmeister des Börsenvereins (1897—1903) seine reiche Erfahrung und unermüd liche Arbeitskraft zur Verfügung gestellt. Zu seinem sechzigsten Geburtstag seien ihm in dankbarem Gedenken an sein arbeits- und erfolgreiches Wirken nachträglich die herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen. Red. *Jozef Israels. (Vgl. Nr. 21 d. Bl.) — Aus dem Haag wird der »Neuen Freien Presse« (Wien) gemeldet: Jozef Israels beging seinen 85. Geburtstag am 27. Januar in voller geistiger und körperlicher Frische. Die ersten Gratulanten fanden den Meister am Morgen bereits an seiner Staffelei im Atelier. Die Kunsthändler in Amsterdam und im Haag feierten den Geburtstag Israels durch Veranstaltung von Ausstellungen. Unter den zahllosen Gratulanten befanden sich die Vertreter aller holländischen Künstlergesellschaften. Im Aufträge des deutschen Reichskanzlers erschien der deutsche Gesandte. Mit jugendlicher Lebhaftigkeit empfing der greise Künstler seine Gäste. * Georg von Oertzen. Achtzigster Geburtstag. — Am 2. Februar vollendet der bekannte Dichter Freiherr Georg von Oertzen sein achtzigstes Lebensjahr. Aus einem alten mecklenburgischen Geschlechte stammend, hat Oertzen lange Jahre im Heeres-, Hof- und Staatsdienst im In- und Auslande ver- zehnte, die meisten europäischen Fürstenhöfe und ein schönes Stück Welt kennen lernen ließ. Von dauerndem historischen Wert sind daher seine autobiographischen Skizzen: -Erlebnisse und Studien in der Gegenwart von Ludwig Robert« (1875, 1855—1864. Von ... dw . . .« (1894, S. Hirzel). Seinen von lyrischen und aphoristischen Werken, die bei ver schiedenen Verlegern erschienen sind. Die vorzüglichen Eigen schaften des Dichters zeigen sich unvermindert in den letzten Ver öffentlichungen, wie in dem Aphorismenband »Aus den Papieren eines Grüblers«, den Gedichten »Memoiren des Zufalls« und den höchst freimütigen Zeitgedichten »Vor der eigenen Tür«, die ur sprünglich anonym erscheinen mußten (sämtlich 1906, I. Bielefelds Verlag). Berühmt ist der greise Sänger, den die unabhängige Kritik den größten deutschen Aphorismendichter der Gegenwart genannt hat, besonders auch als poetischer Improvisator und Ein dankbarer Leserkreis denkt seiner am Ehrentage mit den herz lichsten Glückwünschen. Die im Buchhandel erschienenen Schriften Georg von Oertzens (der sich bisweilen auch der Pseudonyme Ludwig Robert, Georg Wanderer, Stephan Ervözy bedient hat) seien nachfolgend zu sammengestellt: Gedichte. — Heimgebrachtes. — Vom Vaterlande. — In Sonnenschein und Wind. Neue Lieder. — Aus den Kämpfen des Lebens. Aphorismen. — Alte Bilder und junge Blätter. Sonette. — Unter dem Neichspanier. — Selbstgespräche. Neue Aphorismen. — Ein unparteiisches Wort zur mecklen burgischen Verfassungsfrage. — Satiren und Glossen eines Weltmannes (anonym). — Liebeslieder aus jungen Tagen. — Erlebnisse und Studien in der Gegenwart (Pseud.: Ludwig Robert). — Stimmen des Lebens. — Reime eines Verschollenen. — Deutsche Träume, deutsche Siege. 1848—1871. Gesammelte vaterländische Dichtungen. — Adam contra Eva. Kurze Bemerkungen zu den Akten von einem Unparteiischen (anonym). - Schrullen (anonym). — Eigene Wege. Gedichte (anonym). — Epigramme und Epiloge in Prosa. — Pera bei Poetenlicht. — Lieder und Leute. — Aus den Herbergen des Lebens. — Eines Lyrikers Chronik. — Rand striche und Nesselreime (anonym). — Sommerfahrt eines Jung gebliebenen. — Kaiser Wilhelm; Kaiser Friedrich. Zwölf Sonette. — Schwarz auf Weiß (mit Margarete v. Oertzen). Norwegisch und deutsch. — Lieder im Widerhall. — Kapitel aus einem bewegten Leben 1855 bis 1864. Von . . . dw . . . . — Auf Schwarzwald wegen. — Worte für Augenblicke. Ein Spruchbuch. — Unter uns gesagt. — Nacht (Sonette; Pseud.: Stephan Ervezy). — Greift nur hinein. Neue Aphorismen. — Vom Heimwege. Ritornelle. — Symphonien des Windes. — Zwischen Runen und Rosen. (Lyrik.) — Es war ein Traum ... — Memoiren des Zu falls. Neue Dichtungen. — Aus den Papieren eines Grüblers. Neue Aphorismen. — Vor der eignen Tür. Deutsche Sorgen und Gedanken. — Am offenen Fenster. (Terzinen und Sonette.) — Nur auf ein Wort; Sprüche und Epigramme. — Am Jung brunnen; neue Gedichte und Lieder. * Gestorben: am 29. Januar 1909, unerwartet, infolge Schlaganfalls, Herr Hofrat Paul Hoch st etter in Stuttgart. Der Verstorbene hat seit beinahe dreißig Jahren der Firma W- Kohlhammer in Stuttgart angehört und seine volle Arbeitskraft in aufopfernder und erfolgreicher Hingebung dem Wohle dieses großen Geschäftsbetriebes gewidmet. * Gestorben: am 21. Januar der Musikalienverleger Herr Ludwig Alexander Hoffart h in Dresden. Der Verstorbene hatte am 2. Januar 1862 die Musikalien handlung L. Hoffarth in Dresden (vormals W. Bock's Musikalien handlung) zu eigenem Besitz übernommen. Seit dem 1. Oktober 1874, an welchem Tage er das Sortimentsgeschäft an Franz Wilhelm Nies übertragen hatte, beschränkte er sich auf die Leitung seines bedeutenden Musikverlags, den er unter der Firma L. Hofsarth Verlag führte und umsichtig ausbaute. Um das Musik leben Dresdens hat er sich große Verdienste erworben.