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1368 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 25. 1. Februar 1909. reichen, so dürfte der Totentanz als eine der vielen Varianten der Legende in jener frühen Form zu bezeichnen sein, wo die Lebenden zu Fuß auf demselben Plan mit den Toten Zusammen treffen. Nachdem man aus den Lebenden und Toten bunte Reihen gebildet hatte und in diese Reihen nicht nur die Würden träger der geistlichen und weltlichen Stände, sondern auch die Vertreter des niederen Volkes ausnahm, nahm die Beliebtheit zu: die Totentanzidee wurde volkstümlich. Die Begriffe »Tanz« und »Musik« gehören nicht zur ursprüng lichen Idee der Totentanzbilder. Das Wort »Dance« kam aller- des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts nicht ohne weiteres im Sinne von »Tanz« genommen werden. E. H. Langlois teilt Rouen 1852 I 64-55, eine Erzählung über den Sieg des Herzogs John Bedford über die Franzosen bei Verneuil 1424 mit, in der 6c pierisricL« .... Dan86 inacallrc bedeutet hier also den feier lichen Aufzug siegreicher Soldaten im Gefolge eines gekrönten Toten, eines Toten aus der Legende der drei Lebenden und der drei Toten. Es ist also nicht mehr angängig, »inacallrc« mit »Nacllallaci« oder mit »Nacariu8« in Beziehung zu bringen, da weder die makkabäischen Brüder, noch der ägyptische Mönch Makarius mit dem Totentanz etwas zu tun haben. Auch der Dichter »Macabrus« von Gaston Paris (Uowania XXIV 129 ff.) gehört in das Reich der Fabel. Ellissen vermutet, daß »<Iancc inacallrc« gleich dem arabischen »tan7.-ck-makalliri«, Kirchhofspiel sei, während van Praet »macallrc« von dem arabischen »magällir«, Gräber, Kirchhof (Plural von magllara, Grab), ableitet. Da das Werk von Professor Dr. Künstle Nachfrage nach Holbein- und Totentanzschriften wecken wird, so dürfte den Anti quaren und Buchhändlern die nachfolgende Zusammenstellung einiger hierher gehörigen Titel erwünscht sein. Ich bemerke aus drücklich, daß nur die mit dem erwähnten Artikel unmittelbar zusammenhängenden Werke aufgeführt sind, Vollständigkeit also nicht erwartet werden kann. Fr. I. Kleemeier. Baethcke, H., Der Lübecker Totentanz. Berlin 1873. Bäumker, W., Der Todtentanz. M. Taf. Frankfurt 1881. Benda, A., Wie die Lübecker den Tod gebildet. Lübeck 1891. ä Dälc sn 1768, rciwpr. ^v. 40 cke88. Dari8 1896. Burckhardt-Biedermann, Th., Ueber die Basler Totentänze. Basel 1882. cllrcticu. Dari3 1902. cio 1485 Dari8 1874. Ou^ot, Nurclla.nl 1485. ?ari8 1691. Dürrwächter, A., Der Füssener Totentanz u. sein Fortleben. M. 1 Taf. Augsburg 1899. Fehse, W, Der Ursprung der Totentänze. M. e. Anh.: Der vier zeilige oberdeutsche Totentanztext. Ooä. xalat. 314 6. Halle 1907. Fiorillo, I. D., Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland u. d. vereinigten Niederlanden. Hannover 1820. Vd. IV, 119—174 enthält die erste zusammenfassende Darstellung über Totentänze. Fischer, F., Entstehungszeit des Totentanzes. 1849. Goette, A., Holbeins Totentanz n. seine Vorbilder. M. 96 Abb., 2 Beil. u. 9 Taf. Straßburg 1897. Grüneisen, K., Beiträge zur Geschichte u. Beurteilung der Toten tänze. In Kunstblatt 1830, Nr 22 u. f. f.Hilscher, P. C.,j Beschreibung des so genannten Todten-Tantzes, wie selbiger an Hertzog Georgens Schloß in Dresden zu finden. Dresden 1705. Jlg, Todesdarstellungen vor den Totentänzen. (Mitteilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler XVID) Wien 1872. Dari8 1862. Kern, G., Die Totentänze zu Basel-Kienzheim-Luzern. Geschicht liche Skizzen. Straßburg 1899. Künstle, K., Die Legende der drei Lebenden und der drei Toten und der Totentanz. Nebst einem Exkurs über die Jakobslegende im Zusammenhang mit neueren Gemäldefunden aus dem ba dischen Oberland untersucht von Dr. K. Künstle. Mit 1 färb, und 6 schwarzen Tafeln und 17 Textillustr. Freiburg i. Br. 1908. Kupka, P, Über mittelalterliche Totentänze. Untersuchungen über ihre Entstehung u. ihre Verwandtschaftsverhältnisse. Stendal 1906. — Zur Genesis der Totentänze. Stendal 1907. Kurth, F. M., Reigen der Totentänze. Kunsthistorische Darstellung der bedeutendsten Totentänze bzw. Bilder des Todes v. Anfang des 16. Jahrh. bis auf unsere Tage unter besonderer Berück sichtigung zeitgenöss. Meister. Berlin-Neurahnsdorf 1900. ^v. 64 pl. et cke noiullr. vi^n. 2 v<Ü8. li-oncn 1852. Lübke, W., Der Totentanz in der Marienkirche zu Berlin. Mit 4 Tafeln. Leipzig 1862. L 1'eckit.ion ckc 1486. Maßmann, H. F., Literatur der Totentänze. Leipzig 1840. — Die Baseler Todtentänze in getreuen Abbildungen. Nebst geschichtl. Untersuchung, sowie Vergleichung mit den übrigen deutschen Todtentänzen, ihrer Bilderfolge u. ihren gemeinsamen Reimtexten. Samt e. Anh.: Todtentanz in Holzschnitten des 15. Jahrh. Mit Atlas in 4°. enth. 81 Kupferst. auf 22 Taf. u. 27 lithogr. Blätter. Stuttg. 1847. Meglinger, K., Der Todtentanz. Gemälde auf der Mühlenbrücke in Luzern. 1632. Mit 58 lithogr. Tafeln. Luzern. Mercator s. Marchant. Ncrino, kll, Da ckanra macallrc. Lstuckio critico - lilcrario. Naäriä 1884. Milde, C. I., Der Todtentanz in der Marienkirche zu Lübeck. Mit erläut. Text v. Mantels. 6 lith. Taf. 4°. Lübeck 1868. Naumann, F., Der Tod in allen seinen Beziehungen, ein Warner, Tröster und Lustigmacher. Dresden 1844. I'biAnot, (1., Uccllcrcllc8 In8toligu68 st Iittcrair68 8ur Ic8 (Ian868 Ü68 Dijon 1826. in 61u8one. Bergamo 1878. Prüfer, Th., Der Totentanz in der Marienkirche zu Berlin und Geschichte und Idee der Totentanzbilder überhaupt. Mit 4 Bl. färb. Lithogr. Berlin 1883.