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10038 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandels Künftig erscheinende Bücher. ^ 219, 19. September 1908. Bei einer Erzählung, die uns des Welterlösers Wallen und Wirken vorführen will, liegt die Gefahr nahe, durch Wiederholung allzuoft geschauter Bilder langweilig und einschläfernd zu wirken. Mit Freuden darf ich feststellen, daß es dem Verfasser gelungen ist, diese Klippen zu umschiffen. Der scharf- schauende Gelehrte und warmfühlende Poet hat es verstanden, die gegebene Form mit Feuersglut und frischem Leben zu erfüllen Ein Gemälde voll tiefster Wirkung ist es, das uns erst das Prunk- und Losleben des schwel- gerischen Lerodes vorführt und dann als gewaltigen Gegensatz, gesungen von der Schar der Armen und Elenden, den Bußpsalm des Wllstenprcdigers Johannes hereinklingen läßt, der aus den wahren König von Israel hinweist. . Voll Wucht und voll dramatischen Feuers sind die Volksaufläufe gehalten, die sich vor Pilatus abspielen. In dem erschütternden Ecce Homo erricht das gehaltvolle Buch auch tatsächlich seinen Lochpunkt. Die Sprache, voll wortsparender Wucht, voll Würde und Loheit, ist ganz dem erhabenen Vorwurfe angemessen. Das Werk wird jedes fühlende Lerz ergreifen. Mögen Glückssterne ihm leuchten! /// In „Ecce Homo" von Gustav Adolf Müller habe ich keineswegs bloß eine Dichtung, eine poetische „Erzählung aus Christi Tagen", wie der Autor sein Werk bescheiden nennt, kennen gelernt, sondern ein so tiefgründiges und umfassendes Zeitgemälde, daß, zumal bei der dramatischen Kraft der Schilderung und der plastischen Darstellung der handelnden Personen, dem kühnen Werke unbedingt die Anerkennung zugestanden werde» muß, zum ersten Mal in vollster Wahrheit der künstlerischen und geschichtlichen Forderungen die Persönlichkeit Jesu tätig und entscheidend zum Leiden eines Romans gemacht zu habe», der, auf solidem Wissen ausgebaut, als glaubwürdige Dichtung begeistert und als Geschichte auf das gewissenhafteste unterrichtet. Ich halte diese großartige Dichtung für den Christus-Roman, den unsere Zeit nach so manchen schiefen Darstellungen erwarten mußte und für den Lundert- tausende dem Dichter danken werden, wenn sie das Buch rein und ohne tendenziöse spekulative Erwartungen unmittelbar auf sich wirken lassen. /// Außer Bulwers „letzten Tagen von Pompeji" ist mir — „Ben Lur" nicht ausgenommen — kein literarisches Werk über jene Zeiiepoche bekannt, das den gebildeten Leser mehr in seinen Bann zwingt und bis auf die letzte Seite fesselt, als die soeben erschienene Erzählung aus Jesu Christi Tagen „Ecce Homo" des Dichter-Gelehrten vc. Gustav Adolf Müller. Unter Benutzung der besten Quellenschriften sind hier auf Grund langjähriger Vorstudien die biblischen Gescheh- niste vom Auftreten Johannes des Täufers bis zum Kreuzestod Christi so anschaulich und zeitecht geschildert, daß selbst der größte Skeptiker zugestehen darf: so haben sich wahrscheinlich die Ereignisse vollzogen, aus denen das Christentum geboren wurde. Von dem Nazarener als Titelhelden, der uns trotz seiner Erhabenheit doch menschlich so nahe tritt, bis zum römischen Statthalter Pontius Pilatus und dem jüdischen König Lerodes erscheinen alle Personen der Land- lung logisch eingefügt und zu einem äußerst belebten Gesamtbilde verbunden, das auch durch sein farbenprächtiges Milieu hohen kulturgeschichtlichen Wert besitzt. Ebenso gelungen ist die poesievolle Sprache mit ihrer erstaunlichen Gestaltungskraft, der mitunter ganz neue Wortformen entspringen, ohne daß sie in Phrasenhaftigkeit ausartet. Dabei liegt über dem Ganzen ein Lauch der Andacht und Weihe, dem alles Tendenziöse und Konfessionelle fehlt, und der darum, namentlich wo der Leiland auftritt, auch den Ungläubigen ergreifen wird. Wer aber gläubigen Sinnes diesen großen Christusroman gelesen hat — und er verdient wiederholt gelesen zu werden, weil er dann immer neue Schönheiten offenbart —, der wird noch lange unter seinem Eindruck stehen und das Buch aus der Land legen wie ein Evangelium. Stimmen aus dem Buchhandel Ich glaube nicht nur, daß das Buch in den Kreisen, für die es bestimmt ist, Beifall finden wird, sondern teile auch Ihre Überzeugung, daß der Roman recht geeignet ist, weite Kreise in einer angenehmen Form für ernste christliche Gedanken wieder zu interessieren. ,/i Das neue Werk von Gustav Adolf Müller, der Christus-Roman, ist von unserem Lektor ungemein sympathisch, ja enthusiastisch ausgenommen worden. Abgesehen von den Vorzügen der Form, rühmt er die unfruchtbaren Kritizismus verschmähende Darstellung, die Klarheit und Festigkeit, mit der das Christusbild dem Leser entgegentritt. Wir selbst stehen nach eigener Prüfung des Werkes nicht an, die gesamten Vorzüge der Darstellung und des Inhaltes besonders anzuerkennen und sind überzeugt, daß auch jeder positiv gläubige Christ das Buch mit Befriedigung lesen wird. Ein nicht geringer Vorzug ist noch die geistvolle, stets originelle Diktion des Verfassers. Das Buch wird zweifel- los seinen Weg machen.