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Nr. 230 (R. 115). Leipzig. Sonnabend den 3. Oktober 1931. 98. Jahrgang. Redaktioneller Teil Bekanntmachung der Geschäftsstelle. Betr.: Mitgliedsbeitrag. Wir bitten hiermit unsere Mitglieder, den Mitgliedsbeitrag von Mk. 11.25 für das vierte Bicrteljahr 1931 lOltobcr—Dezember) auf Postscheckkonto Leipzig 13 463 spätestens bis zum 2 5. Oktober 1931 zu überweisen. Bei den Zahlungen ist anzugcben: Betr. dl. IZ. 4. Vierteljahr. Soweit Zahlung durch Kommissionär oder über die BAG in Frage kommt, wird die Einziehung der Beiträge aus diesem Wege erfolgen. Wir bitten, durch baldige Zahlung oder rechtzeitige An weisung des Kommissionärs zur Abkürzung des Einzugsver fahrens beizutragen. Leipzig, den l. Oktober 1831. 1)r. H e st. Schweizerischer Buchhändlerverein. Ermäßigtes Drucksachcnporto nach der Schweiz. Wir machen erneut darauf aufmerksam, daß seit 1. Juli 1830 auch nach der Schweiz ermäßigte Gebühren für Druck sachen bestehen. Da immer wieder Drucksachen mit zu hoher Frankatur cingehcn, bitten wir den deutschen Verlag, die gelten den neuen Bestimmungen zu beachten. Für Zeitungen und Zeitschriften, für geheftete und gebun dene Bücher (ausgenommen Kataloge und Preisverzeichnisse) beträgt das Drucksachcnporto nur 5 Pfennig für je 100 Gram m. Ber n, den 28. Scpt. 1931. Namens des Schweizerischen Buchhändlervereins: Der Präsident: Der Sekretär: R. Sauerländcr. Or. R. v. Stürlcr. Zum Problem der Wirtschaftlichkeit der Volksausgaben. Ans der Hauptversammlung des Buchhändler-Verbandes Haunover-Braunschweig am 28. Juni d. I. versuchte Kollege Müller-Hannover, einigen Anregungen folgend, die derzeitige Situation aus dem Markt des billigen — insbesondere des 2.85 Mk.-Buches von allen Gesichtspunkten her zu beleuchten und zu klären. Seine Darlegungen fanden gerade darum so außerordentlichen Anklang, weil er sich nicht darauf beschränkte, das Scheusal in die Wolfsschlucht wenn nicht zu werfen, so doch zu wünschen, sondern weil er die psychologischen Ursachen und besonders die kalkulatorischen Grundlagen und Auswirkungen der Volksausgaben - P r o d u k t i o n sachlich und gründlich er örterte. Sein Vortrag ist — weitergcführt und neu durchdacht — inzwischen auf Anforderung in drei weiteren Kreisvereinen gehalten worden; ein Zeichen, wie außerordentlich brennend sür alle Kreise des Buchhandels diese Frage geworden ist. Wir haben nach unserer Hauptversammlung darauf ver zichtet, eine dort beschlossene Resolution im Börsenblatt zu ver öffentlichen, da wir einer notwendigen weiteren Klärung der Angelegenheit nicht vorgreifen wollten. Nachdem aber jetzt die Resolution des Verbandes Sachsen-Thüringen im Börsenblatt Nr. 218 gebracht worden ist, glaube ich, einige Punkte, die bis her wenig oder gar nicht erörtert worden sind, mit Nutzen bei steuern zu sollen. Es ist recht interessant, daß die gleiche Nummer 218 des Börsenblattes den Aufsatz eines ungenannten Verlegers bringt: »Eine Gefahr sür das Sortiment«. Dieser Kollege sollte einmal sehen, auf welchem völlig verlorenen Posten der Sortimenter steht, der dem Publikum beibringen will, daß die Volksausgaben billig sein können, während die übrige Produktion normal kal kuliert, d. h. teurer sein müsse. Ganz bestimmt wird er selbst den überzeugten Künden nicht veranlassen können, das normal kalkulierte Buch der äußerlich gleichwertigen Volksausgabe vor zuziehen. Es ist auch lein Argument, daß »der Verlag schon heute an billigen Kollektionen Geld verliert». Das glaubt ihm und uns kein Publikuni. Auch mit der Ausstattung des Normal buches können wir absolut nicht renommieren. Die Volksausgaben der Verlage S. Fischer (vielleicht abgesehen von den Budden brooks) und Kiepenheuer, die 2.50 Mk.-Ausgaben des Jnsel- Verlages, die »Frauen der Coornvelts«, »Hungcrpastor«, »Chro nik der Sperlingsgasse«, »Jud Süß«, sind hinsichtlich der Aus stattung genau so schön, wenn nicht schöner als die Original ausgaben. Sollten tatsächlich noch nachweisbare Qualitäts unterschiede der Ausstattung vorhanden sein, so entziehen sich diese der Beurteilung des Laien und vielleicht auch der meisten Sortimenter. Auch der Hinweis aus die Auflagcnhöhe zeitigt bestenfalls die Rückfrage, weshalb »Im Westen nichts Neues«, Voß, »Zwei Menschen« bei Millionen-Auslagen immer noch 6.— Mk. kosten. Das Sortiment hat seit Jnslationsende un unterbrochen das Publikum dazu »erzogen«, die von der Öffent lichkeit als teuer bezeichueten Bücher als normal und ehrlich kalkuliert anzuseheu. Es hat nach der Überschwemmung des Marktes mit — auch nach Vorkriegsbcgriffcn — unbegreiflich billigen und dabei gut ausgestattetcu Büchern fortan wenig Möglichkeit mehr dazu. Den folgenden Ausführungen möchte ich als selbstverständ lich voransetzeu, daß niemand im Sortiment etwas dagegen hat, daß der deutsche Buchhandel dem deutschen Volk gute Bücher zu billigen und billigsten Preisen liesert. Große Teile des Sorti ments widmen sich von Anbeginn verantwortungsbewußt dem Vertrieb etwa der »Schatzkammer» oder Knaurs Standard- bäuden. Ich habe auch die sichere Überzeugung, daß das ganze deutsche Sortiment etwa die »Chronik der Sperlingsgasse« als völlig zeitgemäß und berechtigt empfindet und mit Vergnügen verkauft. Es wird auch sicher nichts dagegen einwenden, daß hier und da ein besonders wichtiges ganz modernes Buch unter die Volksausgaben gerät. Aber jode neue Volksausgabe müßte ein Ereignis sein, eine literarisch und kalkulatorisch durchaus zu verantwortende Ausnahme-Erscheinung. Einer der schwierigsten Gesichtspunkte aus diesen: Gebiet ist die L a g e r e n t w e r t u n g, die bei Verlag und Sortiment durch die Volksausgabcn-Erzeugung einen geradezu phantasti- 877