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^ 175. 31. Juli 1890. Amtlicher Teil. 4037 dies bisher schon meist ohne besondere Anregung geschehe», künftig möglichst allgemein von den an ihrem Sitze bestehenden Sorti ments-Buchhandlungen zu entnehmen. Der überaus erfreuliche Inhalt dieses Schreibens ist von dem ganz ergebenst Unterzeichneten Vorstand bei Gelegenheit der am 4. ds. Mts. stattgchabtcn Jahres-Hauptversammlung den Mitgliedern des Börsenvercins mitoeteilt und von diesen mit außerordentlicher Befriedigung und als ein erstes Anzeichen dafür begrüßt worden, daß die Gesichtspunkte, die der Vorstand in seinen gehorsamen Eingaben vom 31. Mai v. Js. und vom 18. März ds. Js. dem hohen königlichen Staatsministerium entwickelt hat, im Schoße desselben gewürdigt werden. Euer Excellenz fühlen wir uns gedrungen für das durch den Erlaß vom 10. April dargethane wohlwollende Interesse den tiefempfundenen Dank des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler auszusprcchen. Leipzig, den 12. Mai 1890. In ausgezeichneter Hochachtung Ew. Excellenz sehr ergebener Der Vorstand des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. I. A. vr. Ed. Brockhaus, zweiter Vorsteher. VUI. Au den Vorstand des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler zu Händen des ersten Vorstehers, Geheimen Kommerzienrat Herrn A. Kröuer, Hochwohlgcborcn, in Stuttgart. Den Vorstand benachrichtige ich auf die Vorstellung vom 18. Februar ds. Js-, in welcher eine Anweisung der Provinzial behörden dahin erbeten wird, daß dieselben sich für den gewöhn lichen Bezug buchhändlerischer Erzeugnisse an den Ortsbuchhandcl wenden möchten, ergebenst, daß nach Mitteilung der Herren Ressortchefs schon jetzt von den meisten Provinzialbe hörden im Sinuc des gestellten Antrags verfahren wird, daß dies in einigen Verwaltungen auch noch be sonders angcordnet worden ist, daß dies Verfahren jedoch als allgemein bindend nicht vorgeschrieben werden kann, weil besondere Verhältnisse Ausnahmen davon gerechtfertigt erscheinen lassen. Berlin, den 16. Mai 1890. Der Vicc-Präsidcnt des Staatsminist criums. v. Boetticher. IX. An den Vicepräsidenten des kgl. Staatsministerinms Staatssekretär im Reichsamt des Innern Herrn Staatsministcr von Boetticher Berlin. Hochgebietender Herr Staatsminister und Viccpräsident des Staatsministerinms! Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler hat von der seitens Euer Excellenz seinem mitnnterzeichneten ersten Vorsteher erteilten Antwort ans seine Eingabe vom 18. Februar ds. Js. Kenntnis genommen und fühlt sich gedrungen, für die in derselben mitgeteilten wohlwollenden Absichten eines hohen Staatsministerinms seinen ergebensten Dank hiermit auszusprechcn. Er giebt sich dabei im Interesse der Erhaltung eines lebens fähigen Sortimentsbuchhandels in den Provinzen Preußens der Hoffnung hin, daß die in dem Bescheid eines hohen Staats ministerinms erwähnten durch besondere Verhältnisse gerecht fertigten Ausnahmen nur in seltenen und dringenden Fällen eintrcten werden und die Lieferung des regelmäßigen Bedarfs der staatlichen Behörden und Anstalten in der Provinz den Provinz buchhändlern belassen bezw. übertragen werde. Nur wenn dies der Fall, wird cs nach der wohlbegründcten Ucbcrzeugnng des Unterzeichneten Vorstandes möglich sein, die zunehmende Schwächung und allmähliche Vernichtung des Provinzbnchhandels aufznhalten. durch welche, wie wir bereits in unsrer früheren Eingabe ansznsühren uns beehrten, mit der Zeit infolge der Verminderung der Höhe der Auflagen nicht nur wesentlich teurere Büchcrpreise zum Nachteil des Publikums wie der staatlichen Behörden eintrcten müßten, sondern auch zweifellos ein sozialpolitischer Schaden dadurch entstünde, daß die Verbreitung geistiger Nahrung in der Provinz ans den Händen seßhafter, bürgerlicher Gewerbetreibenden in die eines unsoliden, nnkontrollier- baren Verkäuferproletariats und weniger Großsortimenter in Berlin oder Leipzig überginge. Von dem deutschen Buchhandel mit der Wahrung seiner allgemeinen Interessen betraut, wird der ehrerbietigst Unterzeichnete Vorstand seiner Pflicht gemäß die Weitercntwickclung dieser An gelegenheit aufmerksam verfolgen. Bei dem dankenswerten Interesse, welches ein hohes Staatsministerium den Erscheinungen des Er werbslebens, insbesondere auch nach ihren sozialpolitischen Seiten hin widmet, hofft er auch für die Folge aus wohlwollende Ent gegennahme etwaiger weiterer durch die Zustände im deutschen Provinzbuchhandcl veranlaßten Vorstellungen. Leipig, den 16. Juni 1890. In größter Ehrerbietung Euer Excellenz ganz gehorsamster V o r stand des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Adolf Kröuer. vr. Adolph Geibel. Franz Wagner. 11r. Eduard Brockhaus. P. Sicbcck. Heinr. Wichern. Mit dem vorstehenden Bescheide des Präsidiums des Königlich Preußischen Staalsministeriums vom 16. Mai d. I. ist ein vorläufiger Abschluß der Angelegenheit erfolgt. Derselbe stimmt im Prinzip dem Antrag des Vorstandes zu, den Bücherbedarf der Provinzial-Behörden, Aemter und Institute von den Ortsbuchhandlungen zu entnehmen, und behält sich nur für besondere Verhältnisse Ausnahmen vor. Damit tritt an die buchhändlerischeu Kreis- und Ortsvereine die Aufgabe heran, in allen Fällen, wo Büchcr- lieferungen von staatlichen Behörden und Instituten nach auswärts vergeben werden, lediglich deshalb weil die Sortimenter des betreffenden Kreises oder Ortes den verlangten höheren Rabatt nicht gewähren können, durch gemeinsame Eingaben an die betreffenden Behörden und Institute und eventuell au das Königliche Staatsministerium um Ver zicht auf den geforderten Mehrrabatt und geneigte Berücksichtigung des Provinzial-Buchhaudels zu ersuchen.