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^ 175, 31. Juli 1890. Amtlicher Teil. 4035 cs uns in der Hauptsache nur daraus aiikommt, daß dem Provinz- bnchhandel iu wohlwollender Weise so weit entgegengekomnicn werde, als er sich leistungsfähig und pflichteifrig erweist, nnd daß nicht wegen weniger Prozente Mehrrabatt sofort die Bestellungen der Provinzialbchördcn an großstädtische Handlungen vergeben werden. Schon ein derartiger wohlwollender Bescheid würde mächtig zur Stärkung unseres Provinzbnchhandels und damit des deutschen Verlags beitragen, während eine Ablehnung unfehlbar den Zu sammenbruch der nun seit 13 Jahren währenden Bestrebungen nnd damit die allmähliche Vcrdorrnng nnd Vernichtung eines wichtigen Gewcrbszweigs, sowie all der Eigentümlichkeiten der deutschen buchhändlerischeu Organisation zur Folge haben würde, Eigentümlichkeiten, welche unserem Buchhandel seine Bedeutung verliehen haben und unserer Litteratur und Kultur wesentlich zugute gekommen sind. Wir würden dann in absehbarer Zeit einen Buchhandel nach dem Muster des französischen und englischen au Stelle unseres, jenen weit überlegenen deutschen Buchhandels erhalten. Der ehrerbietigst Unterzeichnete hat kein direktes materielles Interesse an dem Resultat der Eingabe, da er in keiner Weise Sortimentsgeschäfte betreibt; aber seit einer Reihe von Jahren als Besitzer größerer Verlagshandlungcu in Nord- nnd Süddentschland thätig, hat er vielfache Gelegenheit gehabt, die Bedingungen der Prosperität des deutschen Sortimentsbuchhandels mit unbefangenem Blicke zu würdigen. Eine Reihe der hervorragendsten deutschen Verleger hat mit ihm die Eingabe veranlaßt, welche gegenwärtig dem hohen Staatsmiuisterium zur Entscheidung vorliegt und um deren Befürwortung ich Euer Excellenz als den Chef des am meisten an der Angelegenheit beteiligten Preußischen Ministeriums hierdurch ehrerbietigst bitte, nur noch hinzufügeud, daß eine Ab lehnung sowohl' den deutschen Provinzialbuchhandel dem sicheren Untergang preisgeben, als auch, weil die Möglichkeit einer sorg fältigen Büchervcrbreitnng vernichtend, die gesamte Produktion Deutschlands schwer schädigen und von dem Urteil weniger Grossisten abhängig machen würde. Stuttgart, den 18. Februar 1890. In größter Ehrerbietung Euer Excellenz gehorsamster der erste Vorsteher des Deutschen Buchhändler-Bvrseuvcrcius Adolf Kröuer, Geheimer Kommerzienrat. IV. An den Viecpräsidentcn des königl. Staatsministeriums Staatssekretär im Neichsamt des Innern Herrn Staatsminister von Bo etlicher. Berlin. Hochgebietendcr Herr Staatsminister und Vicepräsident des Staatsministeriums! Euer Excellenz gestattet sich der ehrerbietigst Unterzeichnete erste Vorsteher des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler noch einmal die Eingabe ans Herz z» legen, mittels welcher im Mai vor. Js. der Schutz des deutschen Provinzialbuchhandels bei dem hohen König lichen Staatsministerium erbeten wurde. Die herannahende Oster- mcsse macht uns eine Entschließung hochdesselben, wie sie von seiten der Regierungen von Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden, von größeren Provinzial- und städtischen Verwaltungen, wie z. B. Hannover und Frankfurt a/M., im Sinne unserer Ein gabe inzwischen erfolgt ist, im höchsten Grade erwünscht, um dem deutschen Buchhandel nach dreizehnjährigem Ringen die Ruhe und Sicherheit seiner Entwickelung zurückzngcben, welche gleichbedeu tend ist mit der Entwickelung unseres ganzen deutschen Geistes und Kulturlebens. Unsere Bitte ist keine absolute. Wir beantragen namentlich nicht, daß die Behörden auch da au den Ortsbuchhaudel gebunden sein sollen, wo derselbe sich nicht als pflichteifrig nnd leistungs fähig erweist; für die Beschaffung fremder Litteratur, seltener und antiquarischer Werke, für größeren Bezug zur Verteilung eines Werkes in erheblicheren. Umfange werden immer Aus nahmen erforderlich sein. Unsere Bitte geht nur dahin, daß die Provinzialbehörden angewiesen werden sollen, sich für den gewöhnlichen Bezug an den Ortsbuchhandel zu wenden und nicht um eines Nachlasses von wenigen Prozenten willen, wie ihn die Grossisten einzelner Großstädte aubieten, den Provinzialbuchhandel und seine ganze Eigenart dem Untergang preiszugeben, damit unsere ge samte litterarische Entwickelung von dem Ermessen weniger Groß händler abhängig machend. Es handelt sich auch hierbei um eine sozialpolitische Frage ersten Ranges, von vielleicht unabsehbarer Tragweite für die Zukunft, deren wohlwollende Würdigung und Entscheidung wir vertrauensvoll von einem hohen Staatsministerium erbitten. Stuttgart, den 18. Februar 1890. In größter Ehrerbietung Euer Excellenz ganz gehorsamster der erste Vorsteher des Deutschen Buchhändler-Börscnvereins Adolf Kröuer, Geheimer Kommerzienrat. V. Sr. Excellenz dem Königlich Preußischen Staatsministcr, Minister der geistlichen, Unterrichts- und Mcdizinal-Angelegcnheitcn. Herrn Or. von Goßler Berlin. Hochgebietender Herr Staatsminister! Ew. Excellenz haben am Schlüsse der Audienz*), welche Sic so gütig waren, dem ersten und zweiten Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Geheime» Kommerzienrat Adolf Kröner aus Stuttgart nnd Or. Eduard Brockhaus aus Leipzig, am 20. v. M. zu gewähren, die beiden Wünsche aus gesprochen: 1. Abschriften der von andern deutschen Regierungen und Behörden eingegangencn Antworten ans Gesuche des Börsenver eins in derselben Angelegenheit, in welcher wir uns an die Königlich Preußische Negierung zu wenden erlaubten, zu erhalten; 2. über einen der in jener Audienz berührten Gesichts punkte: die Wichtigkeit des von uns Erbetenen auch für die Wissenschaft, weitere Auskunft zu erhalten. Indem wir diesen beiden Wünschen hiermit Nachkommen, haben wir Ew. Excellenz zunächst um Entschuldigung zu bitten, daß dies erst heute geschieht, und erlauben uns in dieser Beziehung zu bemerken, daß der Wortlaut der betreffenden amtlichen Erlasse uns zum Teil nicht vorlag, sondern uns erst jetzt auf unser besonderes Ersuchen mitgeteilt wurde. Die bei uns Angegangenen Antworten von deutschen Re gierungen und Behörden, welche Ew. Excellenz einzusehen wünsch ten, folgen in den Anlagen 1 —13. Zu denselben haben wir ergebenst zu bemerken, daß sie sich auf ein früher, im Februar beziehungsweise Juli 1888, von uns *) Herr Staatsministcr 1)r. v. Goßler war ans Vvrstandsbcschlnß ersucht worden, den beiden Vorstehern zur persönlichen Vertretung der Eingabe eine Audienz zu gewähren, welchem Gesuch der Herr Minister unterm 20. März 1890 entsprach. 546'