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262, 11. November. Nichtamtlicher Theil. 3135 recht kaufsweise erwarb, statt den damals möglichen Weg einzu schlagen, sich dasselbe als rechtlich.schutzloses Gut beliebig anzueignen Der Unternehmer hat — und wer, der Sinn hat für deutsche Ehrlichkeit und Solidität, wollte sich dessen nicht von ganzem Herzen freuen? — den Lohn seines rechtschaffenen Verfahrens geerntet, denn in kaum minderem Maße, als das Publicum der Dauoirnits blclition ein stets wachsendes Interesse zuwandte, ist dies von Seiten der eng lischen Autoren geschehen. Hierbei war oft nicht Allein der Wunsch maßgebend, neben dem einheimischen Honorar auch das continentale zu erhalten, sondern man trachtete zugleich danach, in dieser Collec tion, in welcher eine sorgfältige Auswahl des Besten, was das lite rarische Schaffe» Englands zu Tage förderte, gegeben ward, mit auf geführt zu werden. Die DanebnitL Läition erwarb sich um der Gediegenheit, Einsicht und Sorgfalt willen, womit die Auswahl der für dieselbe bestimmten Werke verfahren ward, ein verdientesRenom- möe auch in England selbst und es wurde bald Ehrensache unter den britischen Schriftstellern, ihre Arbeiten in diese Sammlung cinge- reiht zu sehen. Die Liste der in selbiger seit der Begründung des Unternehmens vertretenen Schriftsteller ergibt in der That eine fast lückenlose Reihenfolge aller hervorragenden Namen, welche sich im Bereiche der schönen Wissenschaften während der letzten drcißigJahre in England hervotgethan haben. Wir finden daHarrisonAinsworth, Currer Bell, Lady Blessington, Bulwer, Wilkie Collins, Dickens, Disraeli, Lady Fullcrton, James, Tennyson, Thackeray, bis auf die jüngeren: Mrs. Wood, Rusfini, Miß Kavanagh, Mrs. Gore, Mrs. Gaskcll, Elliot, Miß Edwards, Dixon, Miß Eraik, Braddon, Mrs. Craik, Kingslcy, Shirley Brooks, Whyte Melville, Miß Uonge, Anthony Trollopc, S. Warren und Miß Aguilar herab; außerdem aber auch eine Reihe der ersten Namen solcher Schriftsteller, die in bereits hinter dem gegenwärtigen Menschenalter zurückliegenden Zeitperioden gewirkt und geschaffen haben und deren Werke zum Theil bereits Gemeingut geworden sind, darunter Lord Byron, Fielding, Burns, Coleridge, Milton, Thomas Moore, Percy, Pope, Richardson, Walter Scott, Shakespeare, Sterne, Swift, Wordsworth rc., und endlich auch gefeierte Namen auf anderen als dem schönwissenschaft lichen Gebiete, die Historiker Thomas Carlyle und Macaulay, Lewes, Kinglake mit seinem berühmten Werke über den Krimkrieg, die Ver fasser mehrerer der hervorragendsten englischenErbauungsschriftcn der Gegenwart, so Rcv. R. P. Baynes, Rcv. W. Robertson u. A. Von all diesen Schriftstellern sind es in der Regel die besten Schöpfungen, welche die Collection ausgenommen hat. Auch hervor ragende Leistungen einzelner amerikanischer Schriftsteller, darunter Fenimore Cooper, Miß Cummins, Washington Irving, Marryat, Wetherell und vor allem Arbeiten des sinnig-zarten Longfellow, dieser echten Dichtcrnatur, haben Aufnahme gefunden. Die Ge- sammtzahl aller Schriftsteller, von denen die Dsueknits bläition Arbeiten veröffentlicht hat, beläuft sich auf hundertund einige zwanzig! Es würde zu weit führen und nicht einmal dem Zwecke gegen wärtiger Darstellung entsprechen, wollten wir uns über die Details im Mechanismus des großartigen Unternehmens verbreiten. Nur um einen Begriff von der Riesenhaftigkeit der hierbei obwaltenden Verhältnisse zu geben, sei bemerkt, daß zurHcrstellung der DuuellnitL Läition, welche größtentheils stereotypirt ist, bisher circa 250,000 Stereotypplatten haben gegossen werden müssen! Der tausendste Band des Unternehmens soll das Neue Testa ment in einer von dem berühmtesten der heute lebenden Erforscher der heiligen Schrift, Geh. Hofrath Prof. vr. Tischendorf, nach den drei bedeutendsten Manuscripten des griechischen Originaltextes, dem Ooäsx Sinuitious (von Tischendorf bekanntlich entdeckt und zum ersten Male herausgegeben), Vstiounns (noch nie heraus gegeben) und ^.Isxanärinuo revidirtcn und mit Noten versehenen Ausgabe bilden — auch technisch eine der mühevollsten Arbeiten, welche von der hohen Stufe technischer Vollendung zeugt, auf welcher die Officin der Verlagshandlung steht. Der Herausgeber hätte schwerlich eine ehrwürdigere und passendere Wahl treffen können, um das Gefühl inbrünstigen Dankes gegen Gott, der bis hierher Kraft, Gesundheit und Leben gegeben, zum Ausdruck zu bringen. Wir wünschen der Verlagshandlung von ganzein Herzen Glück zu einem Tage, der nicht allein für sie selbst, sondern auch für den gesammten deutschen Buchhandel ein Ehrentag ist, als ein vollgültig Zeugniß deutschen Fleißes, deutscher Umsicht und deutscher Ehren haftigkeit und Solidität. (Lpzgr. Ztg.) Zur Zeitungsfrage. Hr. A. will der Post den Zeitungsdebit nehmen, aber Hr. B. bezweifelt, daß der Buchhandel im Stande sei, denselben pünktlich zu besorgen. Hr. C. weiß aus eigener Erfahrung, daß der Buchhändler thätiger für die Verbreitung wirkt als die Post rc.; Hr. D. hinwie derum ist so an den alten Gang gewöhnt, daß ihm ein neuer Vor schlag ein Verbrechen dünkt und er nicht begreift, wie man cs wagen kann, an des Staates geheiligten Privilegien zu rütteln! Dadurch erschrickt Hr. A. so, daß er das Beste seines Vorhabens aufgibt, sich nur der wöchentlichen Journale bemächtigen, der Post aber die Zei tungen zu nehmen nicht gedacht haben will. Was heißt das nun? Das heißt: Ich möchte wohl, aber mir fehlt der Muth. Halbe Maßregeln helfen nie; der Mann soll das, was er will, ganz wollen und derErfolg wird nicht fehlen. Auch scheint die Sache wohl schwieriger, als sie wirklich ist; mir wenigstens scheint es leichter, hier ganz umzugestalten, als auf halbem Wege stehen zu bleiben. Welche Nergeleien werden stattfinden, welche Klagelieder ertönen, bevor entschieden ist, ob dieses Journal der Post, jenes dem Buch handel gehöre. Wie einfach hingegen die ganze Umgestaltung, welche heißt: die Post hört auf, Zeitungen zu verkaufen. Hr. B. wird aber jetzt schreien: „Wer soll uns nun die Zeitun gen regelmäßig besorgen? Das einzige Geschäft ist die Post, welche es pünktlich gethan hat, jetzt wird man womöglich alle Nummern einer Woche auf einmal erhalten u. s. w." Aber nur ruhig, lieber Hr. B., derselbe Postbote, der bisher die Zeitung gebracht, wird sie auch ferner bringen, nur nicht zerfallet, zerschlagen, zerknickt, wie bis her, sondern fein säuberlich in ein Kreuzband Angeschlagen, auf welchem gedruckt zu lesen ist: Hrn. B in Schöppenstedt. Hier mit nun glaube ich wird Hr. B- zufrieden sein, wenn er auch viel leicht nicht in Schöppenstedt wohnt. Der dabei einzuschlagende Weg ist in der That sehr einfach: Der Buchhändler nimmtAbonnemcnts für gewisse oder allcZeitungen und setzt sich entweder direct mit den einzelnen Expeditionen in Ver bindung oder wendet sich an Abonnements-Agenturen, die wie Pilze aus der Erde schießen und den Verkehr zwischen Buchhändler und Verleger vermitteln werden. Die Verleger oder Agenten versehen die Zeitungen mit Kreuzbändern und Adressen und übergeben jedes einzelne Journal der Post zur Expedition, sei es nun, daß diese sich nach dem Totalgewicht bezahlt macht oder jedes einzelne Journal wiegt. Nothwendig ist dabei nur, daß der einfache Satz für das Kreuz band auf ca. 1 Pf. pro Loth ermäßigt wird. Die Post wird bei dieser Einrichtung ganz gut fahren, da jedenfalls ein bedeutender Theil ihres Personals frei wird, während jetzt der kaufmännische Zeitungsbctrieb der Post einen bedeutenden Aufwand an Zeit und Menschenkräften erfordert; der Verleger wird nicht nur nichts ver lieren, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach an Abonnenten gewinnen und der Buchhändler, dem übrigens sehr bald von andern Geschäften Concurrenz erwachsen wird, wenn er sich nicht zeitig genug dem neuen Verdienstzweig widmet, kann nur gewinnen. Vor allem wird aber dem ein Ende gemacht, daß die Post dem Staatsbürger Concurrenz 473*