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läi Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Gottfried Spemann Herr vr. Druckenmüller gewählt wurden. Im Beirat wurden die Herren Or. Druckenmüller durch Herrn vr. Kohlhammer und Otto Voigtländer durch Herrn vr. Fischer- Jena ersetzt. In den Vercinsausschuß des Börsenvereins ent sendet der Deutsche Verlegcrverein für die Herren Georg Thieme und Geheimen Kommerzienrat Heinrich Stalling die Herren vr. Werner Klinkhardt und Theodor Steinkopss-Dresden. Mit der Wahl des Herrn Carl Linnemann in den Vorstand hat der Deutsche Verlegerverein vor allem dem aus Milgliedcrkieisen laut werdenden Wunsch entsprechen wollen, engere Beziehungen zum Musikverlag herzustellen und dessen Interessen im Vorstand des Verlegervereins eine bessere Vertretung zu sichern. Auf die Hauptfragen, die im Mittelpunkt der Tagesordnung der Börssn- bereinshauptversammlung standen, ist man in der Aussprache des Verlegervcreins nur ganz kurz eingegangen. Die Hauptversammlung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine ging ebenfalls verhältnismäßig rasch zu Ende. Über die Satzungsänderung des Börsenvereins wurde auch hier nicht Weiler gesprochen. Die Frage des Ersatzes der Notstandsordnung brachte zunächst wenigstens die Mitteilung der Gilde, daß in ihrer Hauptversammlung beschlossen sei, vom Verlag den Schutz der Zuschläge innerhalb des vertreibenden Sortiments zu fordern, und daß, falls der Verlag darauf nicht eingehen sollte, das im H 2 des Antrages Nitschmann und Ge nossen liegende Zugeständnis (Freilassung des Verlages von der Verpflichtung, Zuschläge seinerseits ebenfalls zu erheben) zurück gezogen werden sollte. Herr Nitschmann führte des weiteren aus, daß die Arbeitsgemeinschaften ihre Angelegenheiten autonom regeln könnten und daß dieserhalb über sie die Hauptversamm lung gar nichts zu beschließen brauche. In diesen Arbeitsge meinschaften müßten allerdings die Verleger sich selbstverständ lich ebenfalls zur Erhebung der Zuschläge verpflichten. Den An trag des Vorstandes glaubte Herr Nitschmann unbedingt ableh nen zu müssen, da er in Punkt 4 dem Verlag ein Vorrecht auf Unterbietung zu sichern drohe. Auch Verbesserungsborschläge, die der Vorsitzende des Verbandes, Herr Jäh, vorbrachte, machten der Gilde den Vorstandsantrag nicht annehmbar. Herr Jäh ckennzeichnete im übrigen den Standpunkt des Verbandsvorstandcs dahin, daß nach seiner Ansicht eine vereinsmäßige Regelung nicht mehr möglich erscheine. Die rechtlichen Grundlagen für vom Börsenverein zu schützende Zuschläge seien zu unsicher. Im Verlag sowohl wie im Sortiment bestehe die Einheitsfront, die Grundvoraussetzung für eine veretnsmäßigc Regelung sein müßte, nicht mehr. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse nähmen einen Verlauf, daß die Möglichkeit, Zuschläge weiter zu erheben und vor allem allgemein zu erzwingen, sehr fraglich erscheine. Es sei da her nicht wünschenswert, über das Ergebnis der Wirtschaftskon ferenz hinauszugehen. Das danach Mögliche sei im Antrag des Wörsenvereinsvorstandes paragraphiert. Allerdings müßten Übergangsbestimmungen hinzugefügt werden, die verhinderten, daß ein Vakuum entstünde, wenn es der Kantate-Hauptversamm lung nicht gelingen sollte, sofort eine allseitig befriedigende Re gelung herbcizüsühren. Den letzteren Vorschlag nahm die Vec- Ibandsversammlung in Form einer Entschließung einstimmig an. Elle Wahlen hatten im Verband ebenfalls die Wiederbestätigung des alten Vorstandes gebracht' Bei der Annahme der Wahl hatte Iherr Jäh darauf hingewiesen, daß er in der Wiederwahl Zugleich die Anerkennung der Grundsätze erblicke, die in den ^chlußabsätzen seines Jahresberichtes (Bbl. Nr. 112) niedergelegt Iwaren, Grundsätze, die sich dazu bekannten, daß die Geschäfts- Iführung des Verbandsvorstandes nur in einer den Interessen des Sortiments wie des Verlages gleichmäßig gerecht werdenden und »wischen beiden vermittelnden Form erfolgen könne. I Die Hauptversammlung des Börsenvereins selbst erledigte die Satzungsänderung ebenfalls sehr rasch. Nach Den eingehenden Referaten der Herren Heinrich Bohsen-Hamburg mnd vr. Otto Bielefeld-Freiburg und den vorangegangenen Er örterungen war ja auch die Sachlage genügend geklärt. Das Er gebnis war, daß der Entwurf L (Kurialabstimmung) nur 163 von »07 gültigen Stimmen für sich gewann. Da dies nicht die ersor- «erliche Zweidrittel-Mehrheit darstellte, war er durchgefallen. ^ehr erfreulich war es nun, daß im Anschluß daran der Verleger verein selbst dasür eintrat, den Entwurf ö einstimmig anzuneh men, um das zweijährige, mühsame Satzungsänderungswerk nicht gänzlich ergebnislos ausgehcn zu lassen. Schon vorher hatte allerdings Herr vr. Bielefeld in seinen Ausführungen erkennen lassen, daß der Verlag mit dieser Entscheidung die Frage noch nicht als endgültig gelöst betrachten könne. Wie die Reform, die unter dem Namen Kröners gehe, sich über Jahre erstreckt habe, so werde nach der Überzeugung des Verlages auch die gegenwär tig zur Entscheidung stehende Reformfrage längere Zeit sür ihre endgültige Klärung beanspruchen, sich schließlich aber ebenfalls durchsetzen, da eine gedeihliche Fortentwicklung der Börsenver einsarbeit sich nach Ansicht des Verlags nur unter der Voraus setzung eines Umbaues des Börsenvereins im Sinne der mit dem Kurialsystem erstrebten Gedanken werde ermöglichen lassen. Das Abstimmungsergebnis wurde allseitig mit lebhaftem Beifall be grüßt. über die zweite Frage, in welcher Form die Notstandsord nung ersetzt werden könnte, entspann sich eine recht lebhafte Aus sprache. Der Verlag Uetz durch seine Redner erkennen, daß er an seinem Standpunkt, wie er in der Wirtschaftskonfercnz im April festgestellt worden war, durchaus festzuhalten bereit, aber auch außerstande sei, darüber hinauszugehen. Aus eine kurze For mel gebracht, hieß das, er wolle dem Sortiment durchaus die be nötigten wirtschaftlichen Freiheiten lassen, widerstrebe jedoch jeder Mußvorschrist. Die Vertreter der Gilde blieben dabei, daß sie an ihrem eigenen Antrag festhalten müßten. Auch hier suchte Herr Jäh zu vermitteln und schlug vor, daß man sich mit der nüchterneren Fassade des Vorstandsantrages einschließlich seiner Verbesserungsvorschläge begnügen solle, weil der Antrag der Gilde zwar eine prächtigere Fassade vortäusche, dahinter aber nur einen sehr bröckligen Bau verberge. Dem hielt freilich Herr Diederich entgegen, diese letztere sei ihm lieber, da sie wenigstens Sandstein sei, während die andere nur Stuck biete. Das Ergeb nis war schließlich, daß der Antrag der Gilde angenommen wurde. Der Z 2 desselben hatte zunächst durch den Z 4 des Vor standsantrages ersetzt werden sollen. Nachdem jedoch Herr Nitschmann seinen Anhängern die Stellungnahme dazu freige geben hatte, wurde diese Abänderung abgelehnt, womit der ge strichene Z 2 des Antrages Nitschmann und Genossen uneisetzt blieb. Damit war gegen den Widerspruch des Verlages, gegen den Willen des Börsenvereinsvorstandes und gegen den drin genden Rat des Verbandsvorstandes gemäß der Forderung der Gilde zum Beschluß erhoben, daß die Erhebung der von den Sor- timentervertretungcn festzusetzenden Teuerungszuschlägc allge mein zwingend sein sollte und daß auch der Verlag solche Zu schläge bei direkten Lieferungen erheben müßte. Ebenso brachte die Sortimentermehrheit den Antrag Schöningh (Abänderung des s 7 der Verkaufsordnung) zur Annahme, obwohl der Verlag da vor gewarnt hatte, weil er einen solchen Beschluß als satzungs widrig würde bekämpfen müssen, desgleichen den Antrag ° (Än derung des K 5 der Verkaufsordnung), obwohl der Vorstand des Börsenvereins in bestimmtester Form um die Zurückziehung die ses keineswegs dringenden Antrages gebeten hatte. Die Gilde hatte mit diesen Abstimmungsergebnissen zweifelsohne einen Er folg erreicht, auf den sie zielbewußt hingesteuert hatte, damit zu gleich aber eine Lage geschaffen, die man geradezu als unhalt bar hätte bezeichnen können. Der Vorstand des Börsenvereins ließ keinen Zweifel darüber, daß er eine Durchführung dieser Be schlüsse praktisch für unmöglich halte, da vorauszusehen ist, daß sich der Verlag vor diesen wiederholten Majorisierungen auf keinen Fall beugen würde, und daß er es für eine Erleichterung der Lage halten würde, wenn der Verlag im Prozeßwege die Außerkraftsetzung der unausführbaren Beschlüsse erreiche. Die wiederholten Versicherungen der Sortimenterführer, den Verlag in Wirtschaftsfragen niemals majorisieren zu wollen, wie das auch bisher nie geschehen sei, erschienen durch die eben gefaßten Be schlüsse -ul sbsuräum geführt, die Befürchtungen des Verlages, daß das Sortiment seine zahlenmäßige Überlegenheit mißbrau chen könnte,offenkundig als zutreffend erwiesen und damit, wie von mehreren Seiten betont wurde, ein schlagender Beweis für die Notwendigkeit des Kurialsystems erbracht. Die Erregung war naturgemäß ungeheuer, und die Lage wurde dadurch noch bedroh- 703