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15614 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 291. 16. Dezember 1910. Schriftleitern sei also Fahrlässigkeit zur Last zu legen. Bezüglich der in der »Berliner Illustrierten Zeitung«- und der »Morgenpost« veröffentlichten Inserate kam das Gericht jedoch zu einer Verurteilung des R. und erkannte auf 100 Mark Geld strafe. Durch die Veröffentlichungen sei im Publikum der Irrtum erweckt, daß der Saugnapf bereits patentiert sei. Und die Hervorhebung dieses Momentes durch Fettdruck lasse mit Notwendigkeit auf eine Täuschungsabsicht des Angeklagten schließen. R. legte gegen seine Verurteilung Revision beim Reichsgericht ein und rügte, die Veröffentlichung der Annoncen rechtfertige seine Bestrafung nicht. Es könne hier lediglich von einer straf losen Vorbereitungshandlung die Rede sein. Der höchste Ge richtshof verwarf indessen das Rechtsmittel gemäß dem Anträge des Reichsanwalts als unbegründet, da in den Feststellungen des ersten Gerichts kein Rechtsirrtum ersichtlich sei. (Urteil des Reichsgericht vom 13. Dezember 1910. Aktenzeichen: 2 v. 598,10.) * Deutscher Buchgewcrbevereirr. — In den unteren Räumen des Deutschen Buchgewerbehauses in Leipzig sind zwei neue Ausstellungen eröffnet, die das Interesse weitester Kreise ver dienen. Zunächst ist es die sogenannte Weihnachtsausstellung. Eine stattliche Zahl von Büchern und Kunstblättern, die sich zu Geschenkzwecken eignen, ist darin vereinigt. Besonders zahl- reich sind die Jugendschriften und Bilderbücher vertreten. Die zweite Ausstellung enthält etwa 400 Original zeichnungen, Bilder usw., die auf das von der Firma Berger L Wirth, Farbenfabriken in Leipzig, veranstaltete Preisaus schreiben zur Erlangung von Originalen für ein- und mehr farbige Wiedergabe in Buch- und Steindruck eingegangen sind. Von den zahlreichen Arbeiten ist der größte Teil ausgestellt. Er zeigt, daß dieses Preisausschreiben nach Zahl und Wert ein sehr gutes Ergebnis hatte. ' Post. Schiffsliste für billige Briefe nach den Ver einigten Staaten von Amerika (10 H für je 20 s)- — »President Lincoln« . . ab Hamburg 17. Dezember »Breslau« „ Bremen 22. „ »Batavia« „ Hamburg 24. „ »Blücher« „ „ 31. „ »Kaiser Wilhelm der Große« „ Bremen 6. Januar »President Grant« . . . „ Hamburg 7. „ »Moltke« „ „ 11. »Rhein« „ Bremen 14. „ »Prinz Friedrich Wilhelm« „ „ 17. „ »Pennsylvania« . . . . „ Hamburg 19. „ »Brandenburg« . . . . „ Bremen 21. „ »Kaiserin Auguste Viktoria« „ Hamburg 26. „ »Kronprinz Wilhelm« . . „ Bremen 31. „ Alle diese Schiffe außer »President Lincoln«, »Breslau«, »Batavia«, »Moltke«, »Rhein-, »Prinz Friedrich Wilhelm«, »Pennsylvania« und »Brandenburg« sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerk, wie »direkter Weg« oder »über Bremen oder Hamburg«, zu versehen. Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Canada. Post schluß nach Ankunft der Frühzüge. Das Louvre-Museum in Paris. — Am 15. d. M. eröffnete Präsident Fallieres die neuen Räumlichkeiten im kavillon äs k'Iors des Louvre in Paris, in denen die Sammlung Chauchard untergebracht worden ist. Dadurch erfährt das Louvre-Museum nicht nur eine bemerkenswerte Bereicherung, sondern auch eine wesentliche Verschönerung. Bis vor kurzem nahm das Kolonial ministerium den ?Lvi1Ion äs t'lois, den Südwestflügel an der Seine, ein. Durch Übersiedlung des ersteren in eine eigne Be hausung in der Uus Ouäinot ist dieser Flügel frei und nun ganz vom Louvre-Museum eingenommen worden. Die Sammlung des verstorbenen Millionär- Chauchard, des Gründers der »Oranäs Na-Aasius äu I^ouvrs«, bildet nun die Fort setzung der Gemäldegalerie im ersten Stock. Sie schließt sich un mittelbar an den prächtigen Rubens-Saal an, der seinerseits die Verlängerung der berühmten 276 in langen 6ranäs 6a.1sris bildet. Damit hat nun das Museum die ganze ungeheure Front an der Seine-Seite des Palastes inne. Was den Inhalt der Sammlung Chauchard betrifft, so ist dieser ohne Zweifel wertvoll. Er umfaßt, abgesehen von Henner, Benjamin Constant und Ziem, dem einzigen Maler, der zu Leb- zeiten ins Louvre einzieht, fast ausschließlich Werke der franzö sischen Malerschule von 1830; Theodore Rousseau, Corot, Diaz de la Peüa, Duprs, Troyon und Millet sind reichlich, Daubigny, Decamps, Delacroix, Fromentin gut, Jsabey und Meissonier gleichfalls zahlreich vertreten. Infolgedessen bildet die Sammlung ein interessantes Pendant zu der Sammlung Tomy-Thierry in den Annexsälen des zweiten Stocks. Diese beiden Sammlungen ergänzen sich in der glücklichsten Weise, ohne sich zu wiederholen. Sie unterscheiden sich durch den verschiedenen Geschmack der beiden Sammler insofern, als Tomy-Thierry eine Vorliebe für kleine Gemälde hatte, während Chauchard die imposanteren Dimensionen vorzog. Während elfterer besonders für Decamps schwärmte, waren des letzteren Lieblingsmaler Corot, Meissonier und Millet. Besonders was Troyon betrifft, fällt auf, daß Tomy-Thierry dessen kleine, Chauchard dessen größere Bilder suchte. Auf alle Fälle steht fest, daß die großen französischen Landschaftsmaler jetzt in einer Weise im Louvre vertreten sind, die ein ziemlich vollständiges Studium ihres Schaffens gestattet. Corot glänzt in der Collection Chauchard namentlich durch seine prächtigen Abend- und Morgeneffekte. Millet ist nicht minder durch Meisterwerke vertreten, Meissonier durch 25 Bilder, die alle vortrefflich sind. Die »Collection Chauchard« wird ohne Zweifel einen neuen Anziehungspunkt des Louvre-Museums bilden. Personalnachrichten. Jubiläum. — In die Reihe der Jubilars der seit l8I6 be- stehenden Firma R. Lechner (Wilhelm Müller), k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhandlung in Wien, ist nun auch der erste Prokurist der Buchhandlung Herr Rudolf de Ball getreten, der am 1. Dezember 1910 fünfundzwanzig Jahre der Firma an gehörte. Der Jubilar erfreut sich großer Sympathie bei der Kundschaft sowie gleicherweise bei seinem Chef und seinen Kollegen. Herr R. de Ball gilt mit Recht als einer der tüchtigsten Sortimentsgehilfen Wiens. Er besitzt eine außergewöhnlich große Kenntnis sowohl der deutschen als auch der ausländischen Literatur. Der Ehrentag des Herrn de Ball wurde in der Hof buchhandlung R. Lechner (Will). Müller) in feierlicher Weise be gangen. Unter den Gratulanten befand sich auch die Korpo ration der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler, dessen Vorstehung Herrn de Ball ein in sehr schmeichelhaften Ausdrücken gehaltenes Glückwunschschreiben übersandte. Am 3. d. M. hatte Herr Kommerzialrat Müller dem Jubilar zu Ehren in seinem Heim im engsten Familienkreis eine Feier veranstaltet, die einen überaus ehrenden und gemütvollen Charakter trug. Diese Feier, zu der das gesamte Personal der Buchhandlung geladen war, leitete ein sinniges, der Bedeutung des Tages entsprechendes und vom Chef selbst gedichtetes Fest spiel ein, das von seinen fünf reizenden Kindern in herzigster und launigster Weise aufgeführt wurde und wohlverdienten Beifall erntete. Während der Tafel hielt Herr Müller eine zu Herzen gehende. Ansprache an den Jubilar, worin er dessen langjähriger Tätigkeit und Treue in seinem Hause dankbarst gedachte. Zum Schluß überreichte er ihm eine Er innerungsgabe. Im Namen der Kollegenschaft beglückwünschte dann Prokurist Emil Czerny Herrn de Ball herzlichst und über reichte im eine wertvolle goldene Taschenuhr. Der Jubilar dankte in tiefgerührten Worten für alle diese Ehrungen. Hierauf begrüßte und beglückwünschte nochmals Kollege Maudrich im Namen aller Kollegen Herrn de Ball und brachte dann dem Chef und insbesondere der Frau des Hauses, Frau Kommerzialrat Müller, den Dank der Kollegen für den schönen Abend zum Ausdruck. Die Tafelmusik, bestehend aus einem Maudolinen- quartett, besorgte der Leiter des photographischen Ateliers der Firma Lechner Herr Gemperle mit seinen Kindern, was sehr zur Gemütlichkeit des Abends beitrug. ( Osterr. - Ungar. Buchhändler-Corr.)