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1851.^ 595 Zur Geographie und Statistik des Buchhandels. Wer unter den Herren Collegen im Buchhandel einmal in Hamburg war, und da weiß, welche Bewandtniß es um die Vorstadt St. Pauli (Hamburger Berg) hat, dem wird es sicherlich überraschend gewesen sein, wenn er gelegentlich von der Existenz einer Volks buchhandlung, eines Instituts mit so schönem Namen, daselbst vernahm. Schreiber dieser Zeilen sah das Geschäft wahrend seiner An wesenheit in Hamburg bereits vor einigen Jahren entstehen; den meisten der Herren Collegen dürfte es indcß erst mit vorigem Jahre, wo es so eigentlich in die Reihe der Verlagshandlungen getreten, bekannt geworden sein und mit Staunen wird mancher Ortskundige wahrgenommen haben, welch außerordentlich entsittlichenden Einfluß die Lage des Geschaftslocals auf die Richtung des Verlags genom men! Je weniger aber die Preßpolizei der Neuzeit sich gerade um derartige Auswüchse der literarischen Production kümmert, um so mehr erfordert cs die Ehre unseres Standes, daß wir da selbst Cen- sur üben, und svont. solchen Vcrlagsinstituten ein Denkmal im Börsenblatt errichten. Und wahrlich, in ärgerer Weise hat nicht leicht ein Institut, wie das genannte, cs gewagt, sich gegen Alles, was Glaube, gute Sitte, Anstand in Schrift und Bild zu versün digen und seinen Namen „Volksbuchhandlung" zu besudeln. Wir wollen nicht Censur üben über all die von ihr gebrachten Artikel modern-christlicher oder ankichristlicherRichtung, als da sind: „Der neue Himmel", Glaubcnsbekenntniß eines Demokraten. Neuer H i m m elsb ric f, oder „Sendschrei ben Jesu Christi, des ersten Demokraten," wissen wir doch nicht, wcß Glaubens Kind der Herr Verleger, ob Jude, Heide oder Christ; nicht Censur üben über solch volksbeglückendes, Aufklärung spendendes, widerliches Zeug, wie „Nimmer keine Uebcrvölkcrung mehr I.u.2.Aufl." „Schmutzbrief gegen Ansteckung rc. rc. rc. für Männer und Frauen" Bücher mit philanthropischem Aushängeschild, in Wirklichkeit aber auf lüsterne Augen junger Leute berechnetes Fabrikat — und nur das Buch hervorhcben, durch dessen Publication genannte Volksbuchhand lung sich für alle Zeiten ein Denk- oder anderes Mal bei uns er richtet hat, das sie fortan im eignen Wappen führen sollte, wir mei nen die auf pag. 1. des Meßkatalogs >850. 2. Hälfte und auf Mg. l. des hinrichs'schen Katalogs 1851. 1. Heft vcrzeichnctcn „Galante Abenteuer des herrlichen preußischen Kricgöhecres 16 S. 8. mit Abbildungen." Ein Buch geschrieben und illustrirt mit nacktester Schamlosig keit und gleich einer liederlichen Dirne von St. Pauli, nur eben so weit verhüllt, um das Auge des Neugierigen hier durch Erschauung krasser Unsittlichkciten zu reizen und ihm ovonl. zur Hinwegnahmc der leichten Hülle zu veranlassen. Und dieses Buch, gegen besten nackte Gemeinheit die bisherigen ähnlichen Erscheinungen des Jn- und Auslands lange nicht aufkommen, wagte die löbl. Volks buchhandlung von St. Pauli ehrenwcrthcn Häusern zur Ansicht einzuscnden, rssp. deren Hilfe in Anspruch zu nehmen, um das auf dem Hamburger Berg gesammelte Gift in alle Adern der Nation zu verbreiten. Pfui und abermals Pfui über solch schmutziges Handwerk, das da spcculirt auf die Liederlichkeit des Volkes und sic zu vermehren, das Ihrige leistet! Wenn die Negierungen solchem Treiben ruhig zuschen, weil nicht revolutionär (moralisch und physisch entmannte Völker machen keine Revolution), so möge solches wenigstens nicht auch von Deutschlands chrenwerthen Buchhändlern gesagt wer den, darum erhebt ein Einzelner seine Stimme, möge sic nicht ver hallen, denn helfen wir erst die Sittlichkeit des deutschen Volkes untergraben, so haben wir gar bald auch uns und unscrm schönen Geschäft ein Grab gegraben. Was dagegen zu thun, auf welche Weise räudige Schafe aus unserer Heerde zu entfernen sind, darüber möge vorzüglich ein verehr- licher Börsenvorstand berathcn; geschehen muß auch in dieser Rich tung etwas, namentlich möchten wir wünschen, daß nicht das Börsen blatt jeder *) Büchcr-Anzeige geöffnet wäre und daß auch die Herren Herausgeber periodischer Kataloge weniger ängstlich genau jeden Schmuhartikcl vcrzcichnetcn. Gleich Einsender dieser Zeilen wird gewiß mancher College im Buchh.-Adreßbuch schon nach dem Besitzer der löbl. Volksbuchhand lung geforscht und mit Erstaunen den Namen einer Dame gelesen haben; nun hat uns aber erst kürzlich ein ehrenhafter junger College einen neuen Besitzer genannter Handlung vorgeführt und empfohlen, und wäre cs daher wünschcnswerth, den Nachweis zu erhalten, ob Herr oder Dame das Verlagsgeschäft der Volksbuchhandlung zu St. Pauli geleitet, ein Nachweis, den uns Herr Lehmkuhl in Altona am Vesten wird geben können und sicherlich gern geben wird- 8pirit»8 ssper. *) Ist auch durchaus nicht der Fall. d. Redaktion. A nzeigeblnt t. (Inserate von Mit-,licdcr„ des Börse,wercins werben die breigespaltcn- Zeile oder Naiim mit n Pf. süchs., alle übrige» Mil Iv Pf. sächs. berechne!.> Geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. (4154.) Folgende Bcrlagsartikel sollen mit Bor rath und Verlagsrecht in dieser Messe ver kauft werden: Hempcl, Präpositionen der französischen Sprache. 2 Thle. gr. 8. 1846. 2 -/i. Jcntsch, der Papst wie er wurde, war und ist. 8. 1850. 10 S-s. Matthes, Mclanchthon, sein Leben und Wirken, gr. 8. 1847. I -^.10 S-s. Schlctter, der rheinische Strafprozeß, gr.8. 1 20 S-s. Gebote werden im Ganzen oder Einzelnen angenommen. Leipzig, 25. Mai 1851. C. G. Helbig. (Durch Vermittelung dcsHrn. Gust. Brauns.) (4155.) Verkauf eines Autigunriatsla.qcrs. Ein reichhaltiges antiquarisches Bücher- und Musikalien lager ist sehr billig, jedoch ungctrennt und gegen baare Zahlung, zu ver kaufen. Auch erhält der Käufer von mehrcrn Artikel die gesammten Vorräthc mit Verlags recht- Der Ankauf desselben bietet eine sichere Grundlage zu einem luckrative» Geschäft, und ist diese Offerte für solche, die einen eigene» Hecrd begründen wollen, sehr beachtenswerth. Näheres wird auf frankirtc Anfragen mit- thcilen Im. Tr. Wöllcr in Leipzig. (4i06.) Zu verkaufen ist: „Belehrung und Anweisung (Mitgabc) für deutsche Auswanderer nach Nord-Ame rika, mit Plan und Ansicht von New-Pork", ind. der Vorräthe, des Verlagsrechts und der dazu gehörigen Platten. Näheres hierüber theit mit Ji». Tr. Wöllcr in Leipzig. (4157.) Verkauf eines Antiquariats-Aiger. Das von dem im Juli vor. Jahres ver storbenen Antiquar H. L öw e n th a l in Braun schweig hinterlaffene antiquarische Büchcrlaaer, sehr reichhaltig in fast allen Zweigen der Lite ratur, soll von den Erben aus der Hand bald möglichst im Ganzen verkauft werden. Das geschriebene Vcrzeichniß des Lagers, so wie dasselbe selbst kann an Ort u. Stelle jederzeit angesehen werden, auch ist crstcres gegen Er stattung der Copialien abschriftlich zu erhalten. Rcflcctircndc wollen sich dicscrhalb und wegen der Verkaufsbedingungen in frankirtc» Briefen an die Wittwe Th. Löwenthal oder an die Hofbuchhandlung von Ed. Leibrockin Braun- schwcig wenden. (4158.) Ein hier anwesender College kauft ganze Verlagshandlungcn und einzelne Ver- lagswcrkc. Versiegelte Adressen unter Chiffre A. 8. nimmt H. C. Cnobloch an. 85*